Heiratsbewilligung


Heiratsbewilligung

Althochdeutsch/Mittelhochdeutsch: hîrât Quelle: Grimm, Jacob und Wilhelm, Deutsches Wörterbuch. Band 10, Leipzig, 1971. Spalten 891 - 896. Mittelhochdeutsch: wille Germanisch: *weljan, *weljō Quelle: Köbler, Gerhard, Deutsches Etymologisches Wörterbuch. Online, 1995. Eingesehen am 10.08.2009.


Am 8. Mai 1808 reichte Mathias Deixl auf der Wallerstampfmühle beim bischöflichen Consistorium in Linz die folgende Bittschrift um Heiratsbewilligung ein: „Hochlöbliches, hochwürdig bischöfliches Consistorium! Der Besitzer der zum Stift St. Florian unterthänigen Plachermühle Franz Pühringer ist mit Hinterlassung beträchtlicher Schulden gestorben, und es hat sich bey der gerichtlich aufgenommenen Inventur gezeigt, dass für die Witwe und fünf unversorgte Kinder kein Vermögen erübrige. Als ein guter Freund des verstorbenen Franz Pühringer, und als Schwager desselben, weil nämlich meine verstorbene Gattin Elisabetha eine zweybändige Schwester des verstorbenen Franz Pühringer ist, habe ich mich der gedachten bedrängten Wittib und ihrer Kinder angenommen, und wäre entschlossen, die Plachermühle samt den darauf haftenden beträchtlichen Schulden, wie auch die lebenslängliche Versorgung der Witwe und die Erziehung ihrer Kinder zu übernehmen, und meine dermalig besitzende Wallerstampfmühle zu verkaufen, wenn mir die Ehelichung der älteren Franz Pühringerischen Tochter, welche nach Zeugnis des Taufscheins 25 Jahre alt ist, gestattet würde. Wiewohl von Seite der Grundherrenschaft, nämlich des Stifts St. Florian gegen diesen meinen Antrag gar kein Bedenken getragen, sondern vielmehr wie das Zeugnis in Beilage bestätigt, dessen Ausführung zum Wohl der Wittib und vorhandener unversorgter Kinder auf alle Art unterstützt werden würde; so steht doch demselben der Anstand entgegen, dass ich mit der Theresia Pühringerin, deren verstorbener Vater ein zweybändiger Bruder meiner am 13 ten Hornung v. J. kinderlos verstorbenen Ehewirtin Elisabetha gewesen ist, durch Schwägerschaft anverwandt bin, und sie also ohne Dispensation dieses hochwürdigen Konsistoriums nicht ehelichen darf. Um diese zu erhalten, verwende ich mich an dieses hochlöbl. Hochwürdige Konsistorium mit der unterthänigsten Bitte, hochdasselbe geruhe mir die hochgnädige Dispensation zur Ehelichung der Theresia Pühringer zu ertheilen. Die Gründe, diese unterthänigste Bitte zu unterstützen, liegen größtenteils in der obenangeführten Thatgeschichte, deren Richtigkeit, wenn hieran ein Bedenken getragen werden sollte, gewiß auch der Herr Pfarrer von St. Florian, wenn von ihm hierüber vorläufige Äußerung angefordert werden sollte, bestätigen würde. Meine Absicht geht Primo (Erstens) vorzüglich dahin, der durch die vorhandenen großen Schulden bedrängten Wittib, und denen noch unversorgten Kindern zu helfen, und die ältere Tochter durch ihre Ehelichung bey dem Besitze der väterlichen Mühle zu erhalten, wozu ich, wenn ich es nicht aus dieser Absicht thäte, um so weniger eine Ursache hätte, als ich selbst die Wallerstampfmühle als freyes Eigentum besitze, und mit keinen Kindern versehen bin, folglich ohne mich der Schuldner der Plachenmühle anzunehmen, ruhig leben könnte. Secundo (Zweitens) bin ich lt. Zeugnis des Taufscheins ein Mann von mehr als 50 Jahren, der die vorgedachte Heurath nicht aus einer unüberlegten, vorübergehenden Leidenschaft, sondern aus wohl überlegter Zuneigung, und in der Überzeugung wünsche, dass er mit der zwar vermögenslosen, aber gut erzogenen und häuslichen Theresia Pühringerin in einer zufriedenen Ehe leben, und sich dabey stets der guten Handlung freuen könnte, die bedrängte Wittib aus ihrer großen Verlegenheit gerettet, und die noch übrigen unversorgten Kinder in den Stand gesetzt zu haben, dass sie ebenfalls ihr Unterkommen finden könnten. St. Florian, den 3ten May 1808. (Ord.Archiv CA/1,Sch 151)


Verhörsprotokolle des Stifts Reichersberg, aus dem Band Hofmark Reichersberg 1777-1792.

<a href="http://anton-bruckner.heim.at/forstner_planermuehle.htm" target="_blank">http://anton-bruckner.heim.at</a>, eingesehen am 10. August 2009.


Fußl, Peter, Transkriptionen aus Originalquellen.
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