Sievering, Taiding des Klosters Gaming (1665)

Panntäding zu Nider- und Ober-Siffrinng

Von erst haben wüer ain gebotten panntaidung daß an zwaier taiding statt, und haist Stüftung, darzue reich und armb kammen sollen, von ieden hauß ain persohn, und sollen ihre recht melden darin wie daß von alter herkommen ist, und sie bei solchen rechten behalten. und welcher haußgenoß zu demselben pantaid ung oder stüftung nicht kombt, außgenohmen in ehehafter noth, der ist verfallen zwaiundsibenzig pfening, und last er sich darumb pfenten so ist er zwier sovill.

Hie sein vermerkt alle die recht und gerechtigkeit so die herrn von Gäming habent auf behausten oder unbehausten güetern oder auf dem pergen zu Nider- und Ober-Siffring auch zu Grinzing oder wo sie solch güeter haben ungeverlich.

Wann das pantaiding gehalten soll werden.


Von ersten, auf behausten und unbehausten güetern haben die herrn von Gäming ain panntäding zu Siffring mit ihrn holden den nachsten mantag nach st. Georgen tag; und darzue sollen meiner herrn holden haben zu dem vorsprechen zween weißer und drei sprach.

Waß die zween weißer dem vorsprechen weißen sollen.


Erstlichen sollen sie ihme weisen der herrschaft recht, anderten des aigen recht, driten darnach auch daß recht und gerechtigkeit des pergs.

Herrschaft recht.

Lantgericht.


Zum ersten hat daß benent gottshauß auf allen seinem grünten, wo es dieselben iezunt hat und fürbaß gewünet in der fürsten von Österreich lanten, lantgericht und wändl in allen sachen und geschichten. darüber haben der herrn von Gäming richter und ambtleüt die sie selber darzue erwehlen und sezen, wann sie den pann von dem lantsfürsten in Öessterreich etc. nehmen, vollen und ganzen gewalt auf allen ihren guet, wo daß gelegen oder wie daß genannt ist, haben sollen alles daß zu richten daß zu richten ist, eß seie umb erbguet purgrecht pergrecht oder wie es genant ist, auch zu üben daß gericht des todts. darumb sollen si haben in ihrem lantgericht schrann, stöck und galgen alß in andern lantgerichtern.

Gejait.


Item hat auch daß gottshauß die freiheit auf allen dessen grünten und herrschaften allenthalben im lantgericht alles gejait, nichts außgenohmen, und niemant anderer. darumben soll niemant jagen in der herrschaft walten und wiltpann noch holz abschlagen dan der es bestehet von der herrschaft.

Des gottshauß leüt nicht aufzuhalten.


Nach inhalt des stüfters und hörzog Rudolphen briefen hat daß gottshauß die gnadt und freiung daß niemant, es sein lantherrn grafen rütter und knecht richter ambtleüt mautner und zollner ungelter burger pauern edl und unedl. niemant außgenohmen, des gottshauß leüt in stötten und auf märkten oder anderstwo umb gelt noch umb kein sachen oder schult weder fachen noch aufhalten noch einem für den andern pfenten noch verbieten soll, man suech dann vor ain recht zu ihm vor ihrn anwalten und ambtleüten, dann niemant ihr leüt in keinem sachen noch weeg in andere gericht ziechen soll.

Vogtei.


Eß soll auch niemant das gottshauß noch ihr leüt vogten dann allein der lantsfürst, dann der stüfter ihm und seinen nachkommen fürsten zu Össterreich etc. die vogtei vorbehalten hat nicht durch zeitlicher und zergenklicher nuzung sondern lauterlich durch gott und nutz des münsters, und die niemant fürbaß zu befehlen nur den der prior und convent besonderlich bittent und wie lang inn daß gefehlt.

Peenfähl wer freflich wider des gottshauß freiheiten handlt.


Wer wider des gottshauß freiheit freventlich handlt, in welcher weiß daß geschech, der ist dem lantsfürsten in die cammer zechen pfunt golts verfallen und dem benannten gottshauß auch sovil und ist beraubt aller wierdigkeit, lechen und gnaden die er von dem fürsten hat, nach brieflicher uhrkunt so dann daß bemelt gottshauß von dem fürsten von Oesterreich darumben hat.

Von der zween weiser frag.


Hernach so der herrn freiheit und gerechtigkeit gehört wierdt, bitten die zween weiser zu fragen waß der pflichtig seie der zu den panntädung nit kombt. wer der ist der daran uberfahrn wierdt und zu den pantadung nicht kämb, derselb ist zu wandl pflichtig zwelf pfening unbeclagt, wierdt er aber beelagt so ist er zu der andern clag zwaiundsibenzig pfening.

Ob ainer wider die gmain ist.


Wer auf der herrn grünten wider die gmain ist, warumb daß seie, der ist wandlwertig nach ieden man dem richter zwaiundsibenzig pfening.

Ob ainer loßen gehet.


Wer losen an eines andern hauß gehet oder freventlich unzucht treibt zu nachts auf der gassen und begriffen wierdt, ist darumb zu straffen von der herrschaft am leib, daß sich andere darvor hüeten.

Loßen.


Ob ein haußwierth selber herauß lief und ihn faehen wolt auf daß recht, er aber sich nit fachen wolte lassen, waß der inner den aussern thät (ohne den todt allein), der ist darumb niemant nichts verfahlen.

Prunst.


Ob einem sein hauß prinent wierdt und rueft seinem haußgenossen [oder] nachbahrn zu hilf, und wer derselbig were der im nicht zu hilf käm, derselbig ist zu wandl verfallen nach ieden ruefen zwaiundsibenzig pfening, er verpfent sich dann an aites statt daß er solches nicht gehört.

Wer einem unter wehrenden prunst etwaß auß dem hauß tregt und wierdt darüber begrüffen, dem soll man aufhalten für ein schedlichen mann.

Ob ein feüer außkämb und einer der feintschaft hett retten wolt, dem soll sein feint dieselbig zeit nit anfallen oder an ihn sich vergreifen. wehr daß uberfuehr ist der herrschaft fünf gulden verfallen; hett er daß guet nicht, soll man ihme ain hant abschlagen ohne alle gnadt.

Ob einer umb unerbare sachen gefangen wierdt auf der herrn grünt von Gäming, es wer ain dieb oder ächter, wie der üblthetter genant ist oder sei, darüber sol des gottshauß lantrichter richten.

Außfordern.


Keiner soll den andern weder bei tag oder nacht auß seinem hauß mit besen und verbottenen worten fordern. wehr daß uberfahrn wurt, der ist pflichtig zu wandl sechs schilling zwön pfening.

Keiner soll uber den andern leüt herführn mit wehrhafter hant. wer diß überfuehr, ist zu wandl von ieder persohn zwaiundsibenzig pfening verfallen, und alle wehren oder waß von eisenwerch bei jenen zu finden gehört dem richter zu sich zu nemben.

Frembde unangevogte.


Eß soll niemant frembde, es seie man oder weib, über drei tag in seinem hauß ohne erlaubnuß der herrschaft unangevogte aufhalten. wer darwider thett und durch dergleichen leüt ein unglegenheit oder schaden entstunte, soll der welcher sie aufgehalten abtragen und noch darzue soll ihme die herrschaft schwerlich straffen.

Keiner soll sich bei einer andern herrschaft anvogten, er sei dan diser herrschaft ledig und entlassen. wer darwider thett soll an leib und guet gestrafft werden.

Waffen.


Armbrust spieß meßer und andere waffen seind erlaubt wann man sie zu hilf der herrschaft und nachbahrn gebraucht, außgenohmen verbottene wehren alß wurfhacken creüzhacken auch die pleien kuglen, wie die genant seint; aber der herrn diener richter ambtleüt und die geschwornen mügen solche woll tragen. wer die darüber trüeg, dem soll mahn die wehr nehmen und darzue soll er zwaiundsibenzig pfening erlegen.

Wer ein schwerth zuckt in frevel, der ist zu wandl schuldig zwaiundsibenzig pfening.

Von fließenden wunden mit dem schwert zu wandl der herrschaft. fünf gulden.

Von einem messerzuck zwelf pfening.

Wann einer einem mit ein spieß schlegt, der ist zu wandl der herrschaft sechs schilling zween pfening.

Von einer flüessenten spießwunden der herrschaft fünf gulden.

Von ainem freventlichen stain-, pleikugl- oder ander verbottenen wurf der herrschaft fünf gulden.

Von einer schambwunden der herrschaft zu wandl fünf gulden.

Wer ainem rauft oder an daß maul schlegt in fravel, der soll gebeßert werden an leib und ist verfallen fünf gulden.

Welcher scheust mit ainem armbrust in fravel (außer zu todt), ist der herrschaft verfallen fünf gulden.

Fürwarten.


Wer den andern freventlich fürwartt unbeclagt der herrschaft oder ihrn richter, ist verfallen zu wandl zwaiunddreisig gulden.

Thüer aufstossen.


Wer thüer verspörte laaden fleischbenk brodtpenk oder andere laaden in frevel aufstieß oder hinein schlieg, zu wandl fiinf gulden ohn alle gnadt.

Auf der gassen mit werhafter hant gechen.


Wer des nachts auf der gassen mit geladenen armbrust oder außgezogenen waffen gehet, der ist zu wandl verfalln fünf gulden ohne alle gnadt und soll gestrafft werden am leib.

Scheltworth.


Welcher mann oder weib iemanten verbottene worth zusezt im frevel, der soll von der herrschaft gestrafft werden an leib und guet.

Freiung in den heußern.


Wann ain mann in erbaren sachen zu ainem andern in sein hauß fliechen thett, sollen ihme seine feint nicht verners nachkommen dann drei tritt von des hauß tachtropfen. so er weiter nachkombt biß über die thüerschwell, ist er der herrschaft verfallen fünf gulden ohne alle gnadt.

Mallefitzpersohnen.


Ob einer ain schödlichen mann auf seinem grünten oder schaden begrüff, soll er ihn behalten und seinen richter zuebringen. mag er ihme allein nit gewöltigen, soll er seine nachbarn zu hilf ruefen, und welcher darzu nicht helfen wolt den soll die herrschaft straffen an leib und guet. und denselben schedlichen mann sollen si antworten des von Gäming lantrichter lebendig oder todt alß er mit güertl umbfangen ist, und sollen dem lantrichter nichts darumb verfallen sein.

Keiner soll schedliche leüt in seinem hauß aufhalten. wer daß uberfuehr, ist an leib und guet zu straffen.

Ain prenner, dieb oder mörder soll kein freiung haben. wo man den begreift, ist er verfallen leib und guet.

Ungehorsamb.


Wann richter oder ambtmann seinen herrschaftsholden fürfordert, welcher nicht gehorsamb wer ist der herrschaft verfallen zwaiundsibenzig pfenning.

Gespente wein.


Ob ein vaß wein oder mehr gespennt wurt von dem richter oder ambtmann oder wer daßselbig zu thueen macht hett, wer dieselbigen wein verthätt ân des ambtmanns willen oder wer dasselbige zu thuen hat, ist der herrschaft zu wandl verfallen fünf gulden.

Verbott.


Wer wider ain verbott thuet daß durch den richter oder ambtmann auf weingarten wein oder ander es seien erb- oder fahrende güeter beschichet, ist verfallen sechs schilling zween pfening und ist ain frävel.

Keiner soll den andern auß seinen hauß fordern nach in seine fenster oder thüer stechen. wer daß uberfahrn wurt, ist zu wandl verfallen sechs schilling zween pfening und ist ein fravel.

An- und abfahrn.


Ain ieglicher der ein behaustes guet erkauft soll anfahrn mit sechs pfenning zu dreien vierzehen tagen, und der abferth soll geben zwölf pfenning. und wer nicht zu rechter zeit ab- und anfehrt alß von alter herkommen, der ist dem gruntherrn dem grunt verfallen auf gnadt.

Kauf.


Ob der kaufer oder verkaufer ainer dem andern saumet dardurch der ander zu schaden kämb, soll der saumbig thail den so den schaden gelitten abtragen.

Gruntdienst.


Wer dem herrn sein gruntdienst nicht zu rechten tagen gibt, so toppelt sich derselbe dienst den driten tag.

Richterwandl.


Alle wandl zu zweelf pfenning gehörn dem richter.

Wer die zwelf pfenning nicht gäb und clag uber ihn kämb, ist der herrschaft zwaiundsibenzig pfening verfallen.

Satz.


Wann man ain saz sezen will, es seie auf heüßer oder weingärten, ist man nicht mehr dem richter alß zwelf pfenning einzuschreiben schuldig und außzuthuen zwelf pfenning.

Unfladt für die heußer nicht schütten.


Eß soll niemant einer dem andern unlust, wie eß nahmen haben mag, für sein hauß schitten oder tragen. wer daß überfuehr, ist zu wandl zwelf pfening.

Pergfüehrer.


Ob einer der pergfüehrer bedürftig zu velt oder dorf, eß seie rain oder rächen, das sie lafter oder creiz stoßen, darumb ist man pflichtig zwainzig pfening.

Beschauen.


Ob sie heüser oder weingärten schäzen sollen, ist man ihnen schuldig zweiundsibenzig pfening.

Feürstött.


Wehr ungewendliche feüerstätten in seinem hauß aufricht, so oft er begriffen ist er verfahlen zwölf pfening.

Ob schaden darvon komen, solchen soll der mit seinem guet erstatten und guet machen von welchem es entsprungen.

Richter soll einmahl im jahr alle feüerstött beschauen lassen und dem haußwürth und haußwürthin ernstlich vermahnen ihre feüerstött also zu bewahren, damit ihren nachbarn kein schaden darauß entstehe.

Kombt auch etwan ein feir auß, soll weib und man zu retten zuelaufen. wer solches nicht thätt, soll die herrschaft schwerlich darumb straffen.

Pergsteüg.


Erstlichen sollen erhalten werden drei fartweeg in die Sonbergrieth hinein.

Item, die pergsteüg und läglersteig, wie sich solche von altershero befinden hinter dem dorf herauf.

Nicht weniger ist ein pergsteig ober des dorf in die Krottenbäch hinaus.

Dan ein fueßsteig unaußgemerkter uber die höche in Häckhenberg.

Ingleichem ein läglersteig durch ein enges gäßel.

Und dan ein pergsteig von dorf Siffring biß auf Grünzing.

Eben ein pergsteig auf Grünzing über daß gebürg und ein läglersteig von einem gäßl dardurch man waßer in daß gebürg tragen kan.

Niderlag.


Die ledige und vogtholden sein schuldig von iedem emer most oder wein kreizer niderlag zu geben bei vermeidung straff.

Pfant.


Daß ein würth von seinem ihnman hat pfant zu geben ainem gelder für sechs schilling; ist aber mehr, so soll er dem richter darzue nehmen und soll auch den wiert geben zwelf pfening.

Ob ein wiert von seinem inmahn hat pfant zu nehmen umb sein geltschult, es seie waß es wöll, darumb ist er nichts pflichtig noch verfallen.

Wein außtragen.


Wer einem seinem wein außtragt und irten in frevel und ohne des wierths willen, ist er ein angeseßener und kumbt des morgens wann die sunn aufgeht und gewinnet des wierts hult oder willen, der ist niemant darumb pflichtig. thuet er aber diß nicht, so ist er zu wandl schuldig sechs schilling zween pfening, und ist auch ein frevel.

Ob solches ein lediger knecht thett der nicht angeseßen, der wiert ihn aber nachlief und pfenten wolt, ob er sich den widersezet, waß er ihm thett (allein den todt außgenahmen) darumb ist er ihm nichts pflichtig.

Fürkauf.


Eß soll niemant zu Siffring im dorf fürkaufen, eß sei broth käß oder schmalz; dann ainem alß den andern daß waß man darbringt den arbeitern und der gmain zu nuz biß des morgens daß die arbeiter außgehen fail gehabt werden soll. wehr daß uberfahren wurt, der ist dem richter zur wandl verfallen zwaiundsibenzig pfening und alles daß er kauft hat ist er auch verfallen auf gnadt.

Welcher nachbar daß fürkaufen säch und daß verschwig durch gunst willen, so ist er dem richter verfallen zwelf pfening.

Gmain orth verlegen.


Eß soll auch keiner da die gmainen fleck oder orth verlegen weder mit reeben noch holz, bei dem brunn oder straßen, an keinem ent des aigens da's der nachbarschaft zu schaden oder irrung käm. wer solches
überthrett, der ist zu wandlen umb zwaiundsibenzig pfenning.

Bewahrung der liecht.


Alle liecht sein verbotten bei nächtlicher weil auf der gaßen und unterm dächern desgleichen in ställen, allein er hab daß liecht bewahrt in der lattern. welcher solches nicht thett, der ist verfallen der herrschaft zu wandl fünf gulden.

Über velt pau.


Eß soll auch niemant über velt pauen, er hab dann aigen ruck oder ein bestanthauß. der daß auch hat, so soll er dannach über velt nicht pauen, er leit dann mit der gmain in solcher gehorsamb waß der gmain nottürftig ist nach seinem vermügen. und ob er daß widerredt, so soll er kein gmainschaft haben weder mit wenig noch mit vil.

Item, es sollen auch nicht zwenn weinzierl in ain hauß sein die da auf ainem pfening pauen, es seie über velt oder aber bestant. und welcher daß überfahrn wierdt, den soll man püeßen nach ieden tagwerk umb zwelf pfenning, nach sein selbsts haubt umb zwaiundsibenzig pfening.

Item, es soll auch kein lediger über felt bauen noch iemant, er hab dann aigen ruck. wer aber dasselbig thett, so ist derselb darumb zu büessen nach ieden arbeiter umb zwelf pfenning und nach sein selbs haubt umb zwaiundsibenzig pfenning.

Eß soll auch die erbahre nachbarschaft in der wochen dreimahl gehen auf die mietstatt, am freitag am manntag und am müttwoch. und welcher daß nicht thett und wolt auf die mietstatt nicht gehen nach des aigens gerechtigkeit und wöllen betrachten ihren aignen nuzen, so ist derselbig der auf die mietstatt nicht gehen will umb zwelf pfenning zu wandl umbeclagt, ließ er sich aber beclagen so wers zwaiundsibenzig pfening der herrschaft zu wandl. und waß die erbare gmain und die vierer betrachten zu ihren nuz sie sollen ainen gmainen lohn haben in dem aigen, und wer dasselbig nicht thuet und will mehr geben dann der gmain lohn ist, so ist er auch nach ieden arbeiter zwelf pfenning zu wandl.

Wan angesessene zum wein gehen.


Ein ieder angesessener ob er hinz dem wein gieng, so soll er sein hacken oder sein schnitmeßer unterm giertl haben alß balt er ein pfennwerth wein nimbt, daß er daß außgetrunken hat oder trinkt. ob er lenger sitzen wolt, so soll er daß dem leütgeben hinabgeben. ob er aber daß nicht thett, so soll ihm derselbig leütgeb daß selbig pfant nehmen und solls ab den weg legen unz daß er wider außgehet. wolt er aber solche hacken oder schnidtmeßer unter ainem mantl tragen oder under sich legen und wolt die nicht hinab geben und dieselben also verborgen haben bei ihn, so ist er der herrschaft sechs schilling 2 dn zu wandl ob er damit nit schaden thuet. [thett er damit schaden,] so kamb er an aines willen alß negst er mag.

Waß ein leitgeeb borgen soll.


Eß soll ein leütgeb nicht mehr dann zwai pfening borgen auf ein hauen hacken schnaitmeßer krempl damit man stecken schlegt, steckenziechmeßer putten molter waßerlägl auf iedes nicht mehr alß ain pfening. ob etwaß auß dennen stucken versezt wird, es wär uber felt oder in aigen, und wolt ainer ains leßen, der ander aber nicht wolt umb benanten preiß zu leßen geben fürgebent es ihme mehr gestünt, so soll derselbig gehen zum richter und außrichtung begehrn; alß balt soll der richter dem andern bei zwaiundsibenzig pfening straff auferlegen daß er solches nach des aigens recht und nit höcher zu leßen geb.

Eß soll auch keiner ein wagenschwär wein hereinfüehrn, es wär dann ein solcher mangl an wein daß daß dorf den driten tag ohne wein währ, oder aber gleichwohlen wein verhanten aber nit zu verleütgeben wern, so mag ainer mit der herrschaft und gmain willen ain vaß wein herein führen und es also verthuen alß obs sein pauguet were. wolt er aber ohne der herrschaft und gmain wissen und willen solches fürnehmen, ist er der herrschaft zu wandl verfallen fünf gulden.

Eß soll auch keiner im lesen uber felt most kaufen ihm zu fromben und der nachbarschaft zu schaden. wer daß thett, ist der herrschaft verfallen fünf gulden.

Ob aber ein gast hie niderlegt wein oder most, hinz wemb daß währ, so soll es derselbig wierth dem vierern und dem richter ansagen wie vill des weins oder des mosts seie, und soll derselbig gast den wein oder most weiter füehrn vor st. Merthins tag ân der gmain schaden. funt man si aber nach st. Merthins tag auf dem ganter, so ist er von ieden poden ain pfunt pfening zu wandl und sol dem most oder wein weiter füehren.

Hoffzinß.


Die da hoffzünß geben sollen nicht mehr bestehen von ihren wierten oder von andern nachbahrn in dem dorf dann auf sich und sein haußfrau. wurt er daß überfahrn daß er ander leüt zu ihme genahmen, so ist er nach ieden tagwerch umb zwelf pfening, und der wiert da er an der herbrig ist umb sechs schilling zwen pfening gestrafft.

Fleischhacker im aigen.


Die fleischhacker in dem aigen alhie sollen ihr fleisch dahie fail haben zu rechter zeit alß es breüchig zu eßen. sambstag abents sollen sie die fleischbenk offen haben; wer daß nicht thätt soll die ponk des sontag morgens gesperter halten bei zwelf pfening straff. er soll daß aigen ohne fleisch nicht lassen bei straff zwölf pfening.

Ein ieden soll er fleisch nachdem ers zu bezahlen [hat] geben, armb und reich, so wohl dem der wenig alß dem der vill begehrt; wo nicht, ist er zu straffen umb zwölf pfening.

Viech sollens schlagen daß ohne mangl, daß nicht pfinig oder schelmig. begriff man ihn daß er solches thett, soll mans in ein graben werfen, darzue soll er mit zwaiundsibenzig pfening genöttiget werden.

Ob aber ein fleischhacker ain schwein kauft oder wer daß thett, daß gar schön an der zungen wer, were aber inwendig nicht schönn, so soll er daß selbig fleisch mit einen gewissen schauen und die zung zu einem warzeichen hangen lassen und soll daß fleisch verhacken, und soll auf dem haubt ein sträinens kränzelein haben zu einem warzeichen bei straff zwaiundsibenzig pfening der herrschaft.

Eß soll ein ieder fleischhacker zwaierlei fleisch haben im widrigen ist er umb zwelf pfening straffmeßig.

Unfladt und bluet soll er der gmain ân schaden an ein orth schütten daß niemant darüber gehen oder gestank einnehmen darf. thett er darwider, ist die straff zwelf pfening dem richter.

Spillen.


Keiner soll in seinem hauß umbs gelt karten oder spillen lassen. karter und mithalter zwaiundsibenzig pfening zu straffen, der wierth welcher es mit seinem willen geschechen lassen sechs schilling zwen pfening.

Nachtspillen, eß sei bei wein oder anderstwo, ist verbotten. ieder, der wiert und spiller seint gestrafft ieder zwaiundsibenzig pfening, [der] wierflleiher und der [liecht] leiher zwaiundsibenzig pfening. gieng schaden darauß, sols der wierth nach rath des richter und füehrer biessen.

Gassen sauber halten.


Die gassen sauber halten, keiner vor seinem hauß müsthaufen stain holz oder waß irrung in weeg bracht legen, daß ein wagen den andern nicht weichen kunt.

Ferner seint keine stecken zu schlagen erlaubt alß [weit] eines dachtropfen fallen. zum fahl auch ain schadt entstunt auß ain solchen steckenschlag oder verklaubung der straß, sols der ausstechen der ursach ist; und ders nicht gewendt hat nach außzaigung der füehrer und richters soll darzue gezwungen werden mit zwaiundsibenzig pfening und nach erkantnuß des richters und vierer den schaden abtragen.

Eß soll auch ein ieder wierth seinen leüten untersagen daß sie vor dem heüßern mit schreien, schelten und andern getimbl den nachbahrn nicht zuwider sein.

Frembde durchgehende oder reütende leüt mit fridt durchziechen lassen. thuet einer darwider und wierdt beclagt, ist er ledig zwaiundsibenzig pfenning, haußgesessener ain gulden der herrschaft verfallen.

Daß der richter und die vierer nach iedem panthäding negsten tag auf dem perg gehen sollen.


Eß soll auch der richter und die füehrer nach ieden panthäding des nechsten tags nach dem panthaiding auf dem perg gehen und sollen außzaigen alß von alter herkommen ist nach solcher gewohnheit, und sollen darauf außstecken und außzaigen der herrschaft ihren grunt und auch ihr pergrecht, es sei zu velt oder zu dorf, alß dann von alter herkommen ist. und wo die vierer hinschlachen ihr creuz oder lafter, daß soll bei creften bestechen daß die niemant soll umbwerfen, abhacken noch außziechen. und wer darüber begrüffen wurt, so ist derselbig alß oft er solches thuet nach iedem lafter umb zwaiundsibenzig pfenning; und ob er daß an dem guet nicht hüet, so soll man ihm an dem leib püeßen damit [er] hinführo ein solches underwegen ließ. und waß dann die vierer absagen nach solchen außzaigen daß sie dann thann haben, daß soll der taig wenden nach außzaigen der vierer und auch des richter in vierzechen tagen. ob er aber daß nicht thätt, so hat man ihn zu nötthigen mit seiner herrschaft. ob aber icht ein schadt darauß gieng, denselben schaden soll er widerkern nach rath der vierer und auch des richter.

Es soll auch keiner grueben machen an unbillichen stetten vor seinem weingarten, es sei oben vor dem weingarten oder unten vor dem weingarten, da ein schaden darauß gehen solt, wie der schaden genannt wer, es were mit fahren oder reüten. wan einer des schaden nemb, so soll man den taigen nötthen mit dem wandl mit zwaien und sechs schilling mit seiner herrschaft daß er den schaden went nach rath der füehrer und auch des richters.

Eß soll auch ainer dem andern nicht nehmen sein rain auf ain acker oder vor ain weingarten, wie daß genant ist, ihm zu nuz und seinen nachbahrn zu schaden. alß oft er daß thuet so ist er zwölf pfening zu wandl. were aber der schadt so groß daß man die vierer darauf mueß weisen, so soll man dem vierern ihr gerechtigkeit darumben geben; und nach ihrer anzaigung soll man dem taigen nöthen mit zwaiundsibenzig pfenning zu wandl und soll er ihn seinen schaden abtragen nach rath der vierer und auch des richter.

Von röben und ziglstecken.


Eß soll auch einer dem andern sein klaareben nit abschneiden noch ziglstöck außziechen noch aufheben. alß oft einer daß thuet so ist er nach iedem umb zwölf pfening, alß lang hinz er zwelf aufhebt, so verwandlt er sie all 12 mit 80 pfening, und soll dem höpl dahin antworten alß ein diep. sazstök oder zain in grueben oder ander volkommenen stock und wer der ainem aufhebt, so ist er nach ihr iedem umb zwaiundsibenzig pfening, hinz alß lang daß er ihr drei aufhebt, so verwandlt er si all drei mit zwaiundsibenzig pfenning, und soll dem höpl dahin antworten an die statt alß einen diep.

Eß soll niemant markstain sezen außgraben umbwerfen noch örthern nach zuwerfen die dem herrn von Gäming ihrn grunt außzaigen, eß sei zu velt und auch zu dorf. wehr doran begrüffen wierdt, so ist derselbig der herrschaft zu wandl fünf pfunt pfening; ob er derselbigen 5 pfund pfening nicht hüet, so soll man die grueb offnen da der marchstein gestanten ist und soll ihm mit dem haubt hineinsezen auf halbe giertl und mit dem ertreich anziechen anstath des benanten marchstein.

Die beschau der wein.


Eß sollen auch die vierer und der richter ein beschau haben nach st. Merthens tag wo sie wißen daß die gest ihr wein ligunt haben. und so der wiert solches den vierern und dem richter nit hat angesagt vor st. Merthens tag, so ist er zu wandl zwaiundsibenzig pfening.

Daß kein wierth von den ledigen wein kauft nach st. Merthens tag.


Eß soll auch kein wierth von dennen ledigen gesellen wein kaufen nach st. Mertens tag, aber vor st. Merthens tag mügen si daß wohl thuen mit des richters willen. und sollen auch die ledigen am ersten ihren wierth oder haußgeseßen ihren wein anfailen; darnach nach st. Merthens tag mügen die ledigen gesellen ihrn wein den frembden leüten verkaufen wie si verlust. so aber ain wiert solchen kaufen thett nach st. Merthens tag, der ist der herrschaft zu wandl fünf pfunt pfenning und der ledig gesell ist der herrschaft die wein verfahlen auf gnadt.

Herrschaft
Besitzer: Kloster Gaming
Standort
Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichisches Staatsarchiv | InvNr.: Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Cod. Suppl. 357 | Seiten: 1a-21b |
Herkunft / Fundort
Sievering (heute Wien, 19. Bezirk) | Bundesland: Wien |
nähere Angaben
Entstehung: 1665 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 860-874, Nr. 137/1 (Edition).

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