Erdberg und Scheffstrasse (jetzt Wien) (15. Jh.?)

Rechte der Hausgenossen

Das sind der hausgenossen recht auf unserer gnedigen frawen N. der herzogin von Österreich gründe zu Erdpurgk und in der Scheffstraß, die si alle jar in irem panthäding des nächsten suntags nach sant Görgen tag bei irem ait sollen öffen und ruegen. und sollen zu recht ainen weiser haben der irn vorsprech man und stewr was des aigens recht sei. und sollen zu recht drei sprach haben, und in der ersten sprach sollen si sich bedenken wen sie zu ainem weiser nemen wöllen. und all ir recht sollen si bei irem ait sagen wie das aigen mit altem recht herkommen ist, von worten zu worten. als hernach geschriben steet.

Wer hinder der herrschaft zu Erdpurckh und in der Schefstraß und in der Garttnergassen icht hat, wie das genannt ist, er sei in der statt oder vor der statt gesessen, der soll zum minnsten bei der dritten sprach sein und soll dem aigen seins rechten helfen, in ire dann wissentliche eehafte not. tuet er das nit so ist er des wandels verfaln, er sei beclagt oder nicht, also das ain ieglicher Erdpurger der die dritte sprach versaumbt zwenundsibenzig pfening und der Schefstraßer zwölf phening ze wandel soll geben, und im nachthäding sollen die Schefstrasser zwenundsibenzig pfening ze wandel geben und die Erdpurger zwölf pfening.

Sie sollen in der Schefstraß ainen angesessnen ambtman haben der all ir sach ôn den todt allain von der herrschaft wegen ze richten hab. und derselbig ambtman sol stiften und störn, und der sol recht ablait und anlait nemen von heusern und von krautgerten und weingärten, von ieclichem der abfert zwen pfenning, von dem der auffert ain pfening von dem pfunt.

Und alle wändl hinder dem grossen wandl sollen sein sein, und was über zwenundsibenzig pfening wandl ist das gehört der herrschaft zue, da sol derselbig ambtman den drittail inne haben.

Und derselb ambtman soll allen hausgenossen auf dem aigen gewalts und unrechtens vor sein als ferr er mag, und wes er nit vermag das sol er an die herrschaft bringen.

Kauft ain wiert oder ain inman auf dem aigen gesessen was das ist, das er und sein gesint in seinem haus will trinken und essen, der soll weder zoll noch maut noch nichts davon geben in allen rechten als ob er in der statt wäre gesessen.

Kain man auf dem aigen mag sein erb, es sei purkrecht oder perkrecht, weder verkaufen echten weder vernotdurften noch verdiensten. und geschiecht in der dreier ungluck ains und kumbt ungefangen davon, der ambtman sol sein freunt oder ander erbar leut die er dazue schaft seine erb lassen verkaufen und sol sein recht zwenundsibenzig pfening davon nemen und sol im das ubrig schermen an der herrschaft statt als ferr sein gewalt wert. wirt er aber gefangen, er soll sich mit seinem gutt ledigen so er nägst mag und geit dem ambtman nur zwenundsibenzig pfening.

Wirt der haußgenossen ainer oder ain anderer man, von wann der ist, auf dem aigen auf den leib gefangen, umb welche sachen das ist, mit dem sol der stattrichter auf dem aigen nichts haben zu schaffen, der ambtman sol in dem stattrichter ab dem aigen antwürten als er mit gürtl umbfangen ist.

Kumbt ain man der auf dem aigen gesessen ist in die statt gegangen und wundt ain andern man in der statt und kumbt ungefangen wider auf das aigen, er mag wol wider in die statt geen wie oft er will und hüet sich vor sein veinten so er pest mag, und der statrichter sol nichts haben mit ime zu schaffen dann ôn recht verainen, und das recht sol er vor dem ambtman suchen als des aigens recht ist.

Kain wirt oder inman sol nicht verpotten wër tragen. tregt er si darüber, der ambtman sol im die nemen zu dem ersten mall, zu dem andern mall sol er in pëssern, zu dem dritten mall als ain schädlichen man und soll im das aigen verpieten.

Wer des aigen schaden verschweigt und das nicht ruegt, es sei umb haimsuchung umb verpottne wort umb schwert- umb messerzucken, wie das genannt ist, den sol der ambtman mit derselben pues als den selbgescholln pëssern.

Si sagen auch bei irem aid das kain richter oder sein anwalt nicht sol geen auf meiner frawen der herzogin aigen mit gefër oder freflich ôn des ambtman willen, es sei bei tag oder bei nacht.

Wer der ist der auf dem aigen icht hat, wo der gesessen ist, und sich ôn des ambtmans hant ains pfants underwindt, wie das genannt ist, oder ainem man sein viech vecht, umb we das ist, und fürt das ôn des ambtmanns hand und willen ab dem aigen, in sein hauß oder anderstwo wo er hin will, der hat dem aigen freflich entzogen und hat sich des seins rechten ambtman gewalt und gericht ôn recht freflich underwunden, und darumb ist er der herrschaft als oft er das thuet des grossn wandel zehen pfund phening verfaln.

Si sollen auch auf dem aigen vier man haben und sol in die der ambtman geben und bestetten, die all frid und weg und alles überpaw und allen prësten auf dem aigen zu dorf und zu velt beschawen und an den ambtman bringen; und wem si wandl sagen, der sol das dulden. wolt si aber iemant widertreiben irer sag, als oft er das thut ist er der herrschaft zehen pfund pfening verfaln und den vierern auch zehen pfund phening und sol dennoch der vierer huld gewinnen.

Es soll auch ain ieclich man der auf dem aigen icht hat frid pëssern, weg ze velt und ze dorf understechen, überpaw und alles unrecht abnemen in den negsten acht tagen. wer das nicht thuet und sagen in die vier schuldig, der ist zwenundsibenzig phening zu wandl verfalln und der ambtman sol es fürbaser auf seinen schaden understechen und pëssern.

Seid das recht ist: was ain man will geniessen das sol er auch entgelten, davon ist das auch recht: ob die vier durch lieb, durch freuntschaft des aigens geprësten nicht wolten schawen und die warheit nit wolten sagen, als oft si das thuen als oft seind si der herrschaft zehen pfund phening verfallen und den gepresten sollen si selbs pessern.

Wer auf dem aigen öd heuser hat, der sol das zwischen hin und des nachtaiding besetzen mit erbarn leuten die den umbsessen erbar und guet sein. thuet er das nicht, so sol es der ambtman mit gueten fromen leuten besetzen die dem aigen nutz und guet sein, und ist dem ambtman auf gnad zwenundsibenzig phening ze wandl verfallen.

Wann ain vischer ab dem aigen gen eiß mit dickem segenwerch ausfert, als oft er ausfert als oft wird der herrschaft ir segentail.

Vächt ain vischer ab dem aigen ainen hausen, ainen tücken oder ainen pirchling, die sol man der herrschaft zu hof anbieten. will si die herrschaft kaufen umb das gelt des si wert sein, da sol man irs umb lassen. will si aber die herrschaft nicht kaufen, so sollen die vischer anderswo iren frumen mit schaffen, und sollen von dem hausen zu hof geben dreissig phening, es bleib der hausen zu hof oder nicht.

Wann ain vischer mit dünnen segenwerch ausfarn will oder soll und das man die grünt tailt, so sol man all wochen der herrschaft zwölf phening geben. tailt man der grünt aber nit, so ist man der herrschaft auch nichts gepunden zu geben.

Wer in würgüß oder in eisgüß holz aufvëcht, der sol auf gnad das drittail davon nemen, und dem es hingerunnen ist, ob er kumbt in vierzehen tagen, dem sol er tail geben. vëcht er aber schiffung oder ander ding, wie das genannt ist, da sol er nicht mer von nemen dan was des wassers recht ist.

Es sollen die vischer in den awen oder in den werden wo si es finden holz nemen zu reuschen und gereuderholz und nicht mer und sein darumb niemand nichts verfallen. nemen si aber holz zu andern sachen, da sol man si umb pfenden.

Wem holz oder schiffung oder ander ding wer hingerunnen und hiet das ainer ab dem aigen gefangen und kem der in vierzehen tagen nicht dem es ist hingerunnen, so sol man das dem ambtman zu kunt thuen und sol in rats fragen wie er damit sol farn; und wie er in damit haist faren, also sol er thuen; und sol dem ambtman das drittail davon geben. der es aber vertët oder verschwig ausserhalb des ambtman, der ist dem ambtman zu seinem dritten tail zwenundsibenzig phening ze wandl verfallen. und wer es haimblich oder offentlich mit frëfel hinfürt oder vertët, der ist der herrschaft ain pfund und zwölf phening zu wandl verfallen und sol das widerstellen das er hat hingefurt oder verthon.

Kumbt ain flüchtiger man, umb we das ist, und pitt das man in umb sein lon uberfuer, und eilt im iemant nach und der verg [kumbt] ainer schalten lank von dem gestatt, er sol in umb lon uberfueren. und kumbt der verg herwider uber oder aber ain ander verg, si sollen den nachjager umb seinen lon fueren an dieselben stat und sein niemants nichts darumb ze wandl verfallen.

Auch hat ain ieclicher inman recht das ain wirt hat, umb gelt und umb erlich ding an dem vierten taiding zu antwurten als des aigens recht ist, der hofzins geit. thuet aber ain inman so grosse sach das in der ambtman ains rechten nit mag getrawen, der ambtman sol in haissen fahen auf ain recht. nimbt in aber sein wirt oder ain ander erbar man aus, dem sol er sein auf ain recht zu stellen vertrawen als recht ist.

Und in allen sachen die hie nicht genannt sind, es sei an kaufen oder verkaufen ze markt und ze gassen, vor der statt und in der statt, auf wasser und auf lant, inner oder ausser landes, sollen alle haußgenossen auf der herzogin aigen zu Erdpurckh und in der Scheffstraß ganz statrecht haben an zoll und an maut in allen den rechten als ob si mit der statt dienten und in der statt gesessen wëren. und damit entpinden si sich ires aides das si nicht mer kaufen. wer aber das si fürbasser icht mer gedenken, das sollen si im nachtaiding ruegen und melden und mag inen an iren rechten nicht geschaden.

Ist auch iemand der unrichtigs gesind in seinem hauß hat, das so gar vill ungefueg pfleg das es den umbsessen und dem aigen nicht eerlich were, es sein pfeffin schlaffweiber oder ander inleut davon die umbsessen schaden nemen, den sol ain ieclich wirt in den acht tagen urlaub geben. thuet er das nicht, so sol in der ambtman urlaub geben und es auf dem aigen nit lassen, und der wirt ist auf genad zwenundsibenzig phening ze wandl verfallen.

Es mugent auch die hausgesessen auf dem aigen in der Schetfstraß und zu Erdpurckh den gesten, von wann sie sind, ir wein umb lon behalten und in sol daran niemant kain irrung thuen in kainer weiß ôn gever.

Beschech auch das die obgenannten hausgesessen auf dem aigen an kainem aufsatz oder neuerung die die burger zu Wienn halten oder macheten indert daran verfielen, da sollen si niemand umb verfallen sein dann ainem ieden herzogen und herzogin von Österreich oder welche ie zu allen zeiten des eltisten herzogen gemachel ist, und sollen auch dazue alle ander ire recht und guet gewonhait halten und geniessen als sie von alter herbracht und gehabt haben, ône alle irrung und hindernuß ôngeverlich.

Herkunft / Fundort
Erdberg (heute Wien, 3. Bezirk) | Bundesland: Wien |
nähere Angaben
Entstehung: 1400 - 1500
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 772-776, Nr. 123/1 (Edition).

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