Gaaden, Rechte und Banntaiding (1431)

Vermerkcht alle die rechten di zu der herschaft gen Nider-Gadem gehörnt; sind enzichleich von alter herkomen. ist alles freis aigen und von nimant zu lechen.

Von erst hat daz vorgenant aigen die recht daz andrew aigen habent alz weit di ganz waldmarich ist.

Daz ander recht, daz alle die wandel zu der herschaft ze NiderGadem gehorent alz weit daz aigen mit aller seiner zugehorung umbvangen ist.

Daz dritt recht, daz chain panrichter da nicht ze schaffen hat denn umb dreierlei sach daz den tad perürt, daz ist manslacht diephait und nätnüst.

Daz vierd recht: ob ein man gejagt würdt von eins panrichter wegen, köm ingelaufen in ein haus, so scholl im der richter nicht nacheiln; daz haus mocht er wol beseczen alz lang daz er sandt nach dem amptman. der amptman mag in wol nemen zü seinen henten mit aller der zügehorung de er mit im pracht hat; so mag er in behalten wol unzt an dritten tag ob er will. wil er sich des abtün an dem ersten oder an dem andern tag, daz mag er wol getün. so schol er in antwurten alz er mit gürtel umbfangen ist und mit der hanthaft do er wol uberwunden mag werden. ob aber icht mer do wër, daz schol der herschaft peleiben pei dem aigen. ob der amptman mit der ganzen gemain den verwarichten man geantwurdt an de stät alz es von alter herkomen ist, so schol er dem richter drei stund rüffen. chumpt der richter und nimpt den verwarichten man zu seinen henten, [ist guet]. ob aber daz wër daz der richter nicht chom, so schol man in mit einem rughalm zuepinten. wart er des richtër, daz ist guet; chom er aber davon und er des richter nicht wartet, des ist dew herschaft und di ganz gemain unenkolten.

Daz funft recht, daz iederman fridber in seinem haus sei, und ist auch verpotten pei dem wandel daz man niemant engstigen schol in seinem haus, er sei reicher oder armer. wer des ubervarn wurd, der hiet gefrëvelt und hiet verwaricht 6 ß 2 dn.

Daz sechst recht: ob daz wër daz zwen an einander slaghaft wurden, daz ainer den andern zu tad erslüg, chöm der lemptig davon daz er nicht gefangen würd, so schol man dem richter zü wissen tün pei der sünn. der richter schol den tatten leichnam peschawn mit wissen der nachpauren; darnach schol der richter ein hanthaft nemen von dem tatten leichnam, darnach schol er in urlauben zu der erd. ob daz wër daz der tad leichnam icht hab pei im hiet, dew selbig hab di schol wartund sein seinen freunten. ob daz wër daz er der freunt nicht enhiet, so mag di selbig hab durich seiner sel willen gegeben werden zü dem gotzhaus doselbs.

Daz subent recht: ob der nachtpauren ainer uber feld wër oder zu dem wein daz er pei der nacht haim chöm, fund er pei der nacht ainen fromden man in seinem haus, er sprëch, wër stet do?' oder, wer pist dus?', ob er sich nicht melden wolt, so schol er in anvallen für einen schedleichen man. ob er sich des wert, hiet der wirt einen inman und chöm im zu hilf, ob se in ped zü tad ersluegen, so sind sew dem gericht noch der herschaft noch der freuntschaft nichtz phlichtig. durich pesser sicherhait schol der selb nachpawr dem daz widerfür dem ambtman zu wissen tün, so schol im der amptman den totten urlauben, daz er in nëm pei seinen fuessen und schol in ziechen aus seinem haus auf de nägst wagenlaist de var seinem haus get. fressen in di hunt oder di swein, darumb ist er niemantz nicht phlichtig.

Daz ächt recht, daz das selbig darf zu Nidern-Gadem ein freis aigen ist iedem mann darzu ze füeren wein, fleisch und prätt oder welherlai di leut wedurfen doselbs.

Daz neunt rëcht, daz ist verpotten pei dem wandel daß man niemant nicht zügelussmen tär des nachtz an seinen venstërn, in gefer. ob daz wër daz sein ein nachpawr inn wurd daz man im zülussmët, so sol er im urlaub geben und schol in haizzen gen hindan. ist daz er in erchent, so schol ers dem ambtman zü wissen tün, so ist der do gelussmet hat und hat verbaricht zwen und 6 ß phenning. geschech aber daz daz er hinwider gieng nach dem urlaub geben und wolt mer zülussmen, und würd sein der wirt inn, stech er heraus und stech in zü tad, er wër der herschaft noch dem gericht noch den freunten noch niemant nicht nichtz phlichtig.

Daz zechent recht, daz verpotten ist pei dem wandel daz man niemant nicht seinew vensterpret noch tür noch sliem hininstozzen noch aufprechen schol. ob daz wër daz sein ainer ubervaren würd, alz oft er daz tëtt alz oft hat er verwaricht zwen und schechz schilling.

Daz aindleft recht, daz verpotten ist pei dem wandel daz man niemant nicht aus seinem haus noch nimant andern vadern schol in gefër. wer aber der wër der des ubervaren würd, alz oft er daz tüt so hat er verbaricht 6 ß 2 dn.

Daz zwelift recht, daz man chain gesessen man in sein hauß in gefer nicht laufen schol. wer aber des ubervaren würd, der hiet verbaricht 2 und 6 ß dn.

Daz dreizehent recht, daz verpotten ist pei dem wandel daz man niemant nicht in sein haus werfen schol in gefer weder mit stain noch mit hakchen. ob daz wër daz ainer mit aim stain würf in ein haus, so hat er verbaricht nach iedem stain 1 tal. dn, von einer hakchen 2 tal. 6 ß dn ob daz wär daz er in ein hauß schüss mit einem armst in gefër, so hiet er verbaricht 10 tal. dn. ob daz wër daz er ainem nachstëch mit einem spies oder mit swërt oder mit einem messer in gefër, der hat verbaricht nach dem spies 2 und 6 ß dn, nach dem swert 72 dn, nach dem messer 12 dn.

Daz vierzehent recht, daz ainer den andern schol ausfriden, es sei zu veld oder zu dorf, wo recht nötfrid sein und alz es von alter herkomen sein; daz schullen sew tün var sand Jorgen tag. ob daz wër daz man chlaghaft uber ainen würd, so hat er verbaricht 72 dn und sol den nachpawren dennoch pei zeiten ausfriden.

Daz funfzehent recht, daz man in chain frid nicht zuprechen schol, er sei grün oder dürr. wer aber daz wër der dez uberfaren würd daz er seinem nachpawren einen frid zuprëch in gefer im zü früm und seinem nachpawren zu schaden, von einem durren frid hat er verbaricht 72 dn und nach ieder pürd 12 dn alz oft er ainew fuder trët; hat er ainen stekchen darin, so ist er vellig 12 dn; hat er aber ainen stechken entzwai oder endrew züprochen, so ist er phlichtig nach iedem drum 12 dn hat er aber ainen grün frid ausgereudt oder abgehakcht, so ist er vellig nach iedem stam 12 dn.

Daz sechzehent recht, daz man in ieren gërten chainen paum nicht schol abhakchen noch ausreuten, er sei ein perhafter oder ein veliber, in gefer. nach einem perhaften paum ist er vellig der herschaft zu wandel 5 tal. dn und scholl dem selben mann der selbigen lai einen paum hinwider ziechen unzt daz er alz grözz wïrdt alz der gewessen ist den er abgehakcht oder ausgereut hät, und was er des paums di jar hat schaden genomen daz schol er im jërleich abtragen. hiet er im einen veliber abgehakcht in gefer, so ist er der herschaft phlichtig zu wandel 2 und 6 ß dn ob er imen dann gestumelt hiet in gefer, so wër er der herschaft vervallen zu wandel nach iedem ast 12 dn.

Daz subentzehent recht: ist von alter herkomen daz se ire viech wol mügen gehalten unzt hinaus gen Medling zü der purkch. se mügen auch gehalten mit rechten hinaus unz auf den plassen Hunerrperg, unzt auf di
öden weingarten und hinuber gen Phaffstetten auch auf di öden weingarten.

Daz achtzehent recht, daz se habent vir dew uber daz aigen gesëczt sind, dew do habent zu stainen und zu rainen zü veld und zü dorf iedem mann mit ieren trewn, dem armen alz dem reichen. und ist auch verpotten pei dem wandel daz man di selben vïr nicht widertreiben schol. und man schol in auch ire marich nicht auswerfen de sew seczent oder slachent. wer der wër der der vierer ainen widertrib, der hiet sew all vier widertriben, so hiet er gefrevelt nach iegleichen 2 und 6 ß dn wer des ubervaren würdt der in irew marich auswürf, alz oft er einen marichstain auswürf oder ein chreuz alz oft hat er verbaricht 2 und 6 ß dn.

Daz neunzechent recht, daz der mullner des wassers nicht nemen schol den er sein pedarf zu recht. und er schol auch einen gerechten meczen haben, und schol nicht mer von dem meczen nemen den ain mëssel der zwai und dreissik an ainen meczen gent.

Daz zwainzigst recht daz sew habent: ist von alter herchomen daz chain gesessner mann seinem weib nach seinen chindern ir hab weder verfechten noch verdiepiczen mag. chümpt er davon, so hat er dennoch ze schaffen genüg daz er mit dem gericht und mit den freunten abchümpt. wïrt er aber pegriffen, so hat er zu pessern genüg mit dem hals.

Daz ainsundzwainzigstz recht: und ist von alter herkömen daz man chain selgeschëft noch leibgeding seczen sol weder hinz christen noch hinz juden. seczt er daruber selgescheft, so sol der sacz chain chraft nicht haben. auf leibgeding schol man jërleich ruegen; ob er des nicht tëtt, ob dazleibgeding gesëczt würdt oder verchauft und hiet ruegung nicht getan inner jarsfrist, so hiet der selb der es gehabt scholt haben sein leibgeding daran verlarn mit alle seinem rechten und ist der herschaft vervallen ân dez ambtmans scheden.

Daz zwaiundzwainzigst recht: ist von alter herkomen: ob daz wër, da got var sei, daz ein prünst auschöm in dem aigen, so schol in solchen notten ein ieder nachpaur zu hilf und zü statten chomen; ob er halt wër sein offenbarer veint, noch schol er im zü hilf und zü statten chomen. wer der wër und do nicht zu statten chäm und er es doch wol getün mocht, der selbig der wär phlichtig der herschaft zu wandel 2 dn 6 ß dn.

Daz drewundzwainzigst recht: ist von alter herchömen daz se chainen uber feld nicht laden schüllen in zörn in daz aigen. wër aber daz das ainer seine freunt oder sein gesellen in gefër seinem nachpawrn zu schaden ladet in daz aigen, würd sein di herschaft oder der ambtman gewär, so schullen si di nachpawrn zusam pringen. mögen se sew gefahen, so sind sew vellig der herschaft rozz und hernasch oder wazz sew woltans habent dar pracht; dann der gesezzen ist und se dar geladen hat seinem nachpaurn zu schaden, der ist der herschaft für iedem man und für sich selben 2 dn 6 ß dn.

Daz vierundzwainzikst recht: ob daz wär daz ain erib zu veld oder zu dorf von einander getailt wär oder hinfür getailt wurt, wann daz wär daz der ain seinen tail verchaufen wolt, so sol er es dem andern seinem mittailen anpieten. wër daz ers nicht chaufen wolt, so mag der hingeben und geben wem er will. tëtt er des nicht und einem andern verkauft [ee] und er seinem mittailn anfailt, so wër der selbig grunt der herschaft zu Nider-Gadem verfallen oder von wem und es zu lechen ist.

Daz funfundzwainzikst recht, daz chain leikgeb niemant nicht auf pluetigew phant noch auf ungebüntes traid noch auf rabs gärn nicht pargen noch leichen schol. er schol auch chainer gesessen frawn nicht mer pargen dan auf 12 dn, es sei dann ir wïrt en antwurt. wër daz des der leikgeb ubervaren würd, so hiet er verbaricht 72 dn und er hiet daz gelt verlaren.

Daz sechsundzwainzikst recht, daz man niemant nicht dacz chainem mullner noch dacz dem sneider noch hinz chainem weber: ir hab nicht verpieten mag.

Daz subenundzwainzikst recht daz daz aigen hät, daz chain leikgeb chain dienunden chnekt in seinem haus nicht mer vertuen lassen schol den was er ob der gurtel hat.

Herrschaft
Gaaden
Standort
Heiligenkreuz | BH: Baden | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Stiftsarchiv Heiligenkreuz | InvNr.: Urbar über die Zinsen und Renten des Stiftes Heiligenkreuz diesseits der Donau | Seiten: 249a-250d |
Herkunft / Fundort
Gaaden | BH: Mödling | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1431 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 555-559, Nr. 96/1 (Edition).

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