Urfar zu Nußdorf, Rechte Ulrich Eizingers von Eizing (1450)

Hie sind vermerkcht allew die recht die der edel herr her Ulreich Eytzinger von Eytzing hat in dem urfar zu Nusdorf, als verr dann die hernach gemelten gemerkcht geen hinengegen und auch nawberts. anno domini etc. in dem funfzigisten jare.

Item, von erst ist vermerkcht das die vierunzwainzig genassen bei iren starkchen aufgerakchten aiden gesagt haben alle die recht die dann hat der edel herr her Ulreich Eytzinger von Eytzing mit seiner schiffung in dem urfar, und auch die scheffleut die da haissen die gnassen, und auch die maister die da aigne scheff haben, das dieselben recht in dem gegenwuertigen puech hernach geschriben sein.

Item, man sol drew pantaiding haben in dem jar von desselben urfars wegen, das erst am montag vor sand Michels tag, das ander am montag vor der vasnacht, das drit an montag vor sand Jorgen tag.

Item, dasselb unser urfar hat das recht das si sullen haben ainliff scheff und zwenundzwainzig genassen.

Item, dasselb unser urfar hat das recht: die gemerkcht hinengegen in die Staingrueb und daengegen über in den Dreaspach zu Entzestorf under dem Puesenperg zenagst sand Kathrein kirchen daselbs zu Entzestorf, und die gemerkcht nawberts in die Alls und daengegen über in die Purweinstetten.

Item, zwischen den ietzgemelten gemerkchten sol die schiffung niemant irren noch engegen in kainer weis mit annemen und auch mit ansetzen, es sei bei weingërten oder bei akchern, als verr und ainer auf den grënsen stet und mit ainem hanthamer hinaus gewerfen mag.

Item, ain iedew züllen die getragen mag zwen lear wëgen mit vier rossen, die hat seinen flëm als ain scheff.

Item, wer ain schef oder ain zullen an dem urfar hat dem es an dem grunt leag, der sol dieselb schiffung derwerfen in vierzehen tagen und sol es ainsten bewearen mit zwain leren wëgen uber die Tuenaw mit vier rossen.

Item, wer nicht schiffung in dem urfar hat, der sol nicht annëmen.

Item, ain ieder der schiffung hat, der sol und mag an sand Merten abent ainen stekchen slahen, das ain genas sech, dabei er sein schiffung heft, damit das sein scheff vor dem eis sicher sei. und im sol auch kain ander sein schiffung zu nachent füeren. vert er im aber daruber zu nachent das das ausser scheff zepricht das innër, so gibt er im nichts. bricht aber das inner schef das ausser schef, so muees er im das gelten und bezallen, ob das weisleich werden mag das aines dem andern ze nachent gevaren sei.

Item, ain ieder der sein schiffung hat, der sol und mag annëmen von sand Merten tag unzt auf sand Jorgen tag wes in verlust; ob im holt das scheff zepreast. darnach, auf wew er dan gefuren mag, des hat er alles recht und mag im desniemant gewëren.

Item, ain ieder der sein schiffung in dem urfar hat, der mag desselben guets mit nichte nicht verbürchen weder mit diephait noch mit rechten noch mit kainen andern sachen. chümbt er nueer selber davon, so muees man in sein gut verkaufen lassen und damit seinen frum schaffen.

Item, ob leut in das urfar keamen, was leut das weren, und keamen an ain schef, und ob man denselben leuten ainem oder menigem nachraiseat und rueeften die schefleut an si solten stil haben, ist aber der schefman auf dem wasser das man das plöchel oder das schef nicht beraichen mag, so vert er fur sich und ist niemant darumb phlichtig. kümbt dan aber iemant hinnach und fragt den schefman wo und der oder meniger hin sei komen, so stet der schefman in dem schef und spricht, do oder do ist er hinaus gegangen'; darumb ist er auch niemants nichts phlichtig.

Item, ob ainer in das urfar keam und geltschult auf im hiet, dem mag man noch seinem guet in dem urfar noch auf dem wasser nicht verpieten, wen er hat freiung.

Item, ob nue ainer in das urfar cheam und hiet zu Nustorf kauft es wear wein oder ander guet, und hat das nicht bezalt, kümbt ener hernach von dem er kauft hat und vordert sein gelt an den gast und wolt im dan das gelt nicht ausrichten und bezallen, geit er aber dem ambtman seine recht, so mag er in wol verpieten, und dasselbig verpot wert unzt an den dritten tag, darnach mag der gast varen wo er hin wil.

Item, wen ein gast von Payren kümbt und herab vert und aufrint zwischen den gemerkten als vor geschriben stet, es sei auf stökch oder auf gries, und das im not zu schiften ist, so sol er zu dem ambtman kömen gen Nusdorf in das urfar oder wo er in in anderen enden vindet und sol dem ein schef oder ein zullen mieten; wes er dan bedarf, das sol im der ambtman leichen umb sein gelt. ob er aber desselben nicht teat, er fuer gen Wienn oder gen Newnburg, und breacht ain fromdes schef ân des ambtmans wissen zu Nusdorf, als pald er sich schifteat und was er daran leget, es wear klain oder gros, wan der ambtman darzu keam oder ain ander schefman, der hat im die schiffung zu nëmen mitsambt dem guet das darauf ist.

Item, zwischen den zwain gemerkchten das man aus dem urfar sol schiften mit den scheffen die in das urfar gehorent, von ainer scheffart sol man nemen der herschaft sechzehen phenning.

Item, was gezelter stekchen sind gen weingarten die man nawbertz und hinene gegen oder über die Tuenaw fuert, von iegleichem tausent zu lon ain phenning; es wearen dan die stekchen ains herren der an das lant nicht geit, so sind die schefleut davon nichts phlichtig den den scheffen iren tail.

Item, was man vas zu Nustorf anwaligt von den pintern oder die gest herabfuren und die man hin naw, engegen oder uber die Tuenaw fueret, von iglichem vas ain phenning, es sein fueder oder dreiling, si wearen dan ains herren der an das lant nicht geit, so sind die schefleut davon nichts phlichtig denn den scheffen iren tail.

Item, stegrecht von dem anzihen von ainem fueder vier phenning und von ainem dreiling drei phenning; zeucht er aber auf ganzen podem, so ist man dem ambtman phlichtig zwelif phenning und zwen phenning fur ain priefl das man geit.

Item, wen ainer oder meniger herkümbt mit stekchen, furt er drei schilling tausent oder mer, so gibt er ain tausent stegrecht; furt er aber hinder drein schilling tausent, so sol man in begnaden.

Item, wen ainer oder meniger herkümbt mit obs des man helbert und phenwert geit, so ist er phlichtig von ieder zullen zwen phenning zu stegrecht. geab er aber ainem schefman ain helbert oder phenwërt, so ist er niemants nichts phlichtig, wen allain er geb ainem anderen helbert oder phenwërt der nicht ain schefman wear, so ist er des stegrechts phlichtig, es sei obs scheab rueben kraut hefen nüs oder welherlai das sei das herzu auf dem wasser kümbt.

Item, wen ain wuetgüss oder ain gros wasser auskümbt, das von oben herab ain schiffung gros oder klain run oder holzwerch, so hat kain vischer recht das guet aufzuvahen, es wear dann kain schefmann nicht da. wear aber das das ain schefman fuer mit ainer schiffung die nicht in das urfar gehoret und ain vischer auch mit seiner schiffung dafüer, seachen das ander schefleut, die mügen und sullen mit der schiffung die in das urfar gehorent darvaren und das auffahen, und als pald es der vischer und der schefman siecht so sullen si fuder varen.

Item, die vischer süllen in dem urfar nichts zu schaffen haben, es sei hinnaw oder engegen oder uber die Tuenaw, wen ausgenomen mit gunst des ambtmans.

Item, ob ain vischer anneam von ainem gast, was das wear, das sol er an den ambtman oder an die scheffleut bringen. was dan derselb vischer uber zwelif phenning nimbt, das sol er an den ambtman oder an die scheffleut bringen. teat er aber desselben nicht, so sol man im die zullen auf das lant ziechen, das sol der ambtman tuen, und die schefleut sullen im helfen als lang unzt das er des ambtman willen begreift und der scheffleut. ob er des wider wear, so sol man der zullen ir recht tuen als von alter ist herkomen, und sol der ambtman ain hakchen nemen und sol den ersten slag darin tuen, darnach sullen sei die scheffleut gar zuhakchen.

Item, es sol ain vischer nicht mer haben wen ain waidzullen auf dem wasser und nicht mer.

Item, wer schiffung hie ze behalten geit, es sein gros oder chlain, der sol sich niemants underwinden wen die schefleut an dem urfar. wer des ubervaren wurt, so sol den der ambtman oder die schefleut sich derselben schiffung underwinden.

Item, es sol auch niemant kain schiffung haben zu Nustorf oder Kallenperg, si sein gros oder klain, er well si dan zevellen.

Item, es sol auch niemant darauf varen wen die gartnerknecht.

Item, ain puecheinew. zullen sol ennaw geen gen Wienn hie von dem dorf, die zehen müg getragen und sol auch engegen geen in die aw, und sol ennaw fueren den gartnearen ir obs, und sol auch umb vesperzeit hin in varen in die aw; und was dan obs gelesen ist, das sol er dann vassen und das fueren den leuten gen Wienn; und sol von der zullen alle jar dienen dem ambtman funfzehn phenning.

Item, wer gearten hat in der aw, es sei zu Nustorf oder zu Challenperg, der mag wol ain zullen haben damit er sein mader aus- und infuret. aber wen er das gras abgemeat, so sol er darzu nemen ain züllen aus dem urfar; und die weil dieselb züllen nicht lear ist, die weil least man in nicht annëmen unzt als lang das die zullen und das schef wider in das urfar kümbt. wer anders dawidertuet, es sei mit holz oder mit heaw, so mag im der ambtman die züllen wol darumb nemen.

Item, wen ler wëgen in das urfar köment, es wearen drei oder vier, welhes schefman dan die vart ist, der da sein schef hinab gehengt hat in den slag und die wëgen wolt annemen die da komen sein, cheam aber ain pessers, so sol er dannoch die vorderen wëgen die an dem ersten komen sind annemen. wil er aber si von im lassen, so sol er im das scheff und geschir steen lassen und sol daraus gen und sol ainen anderen annemen lassen.

Item, wan drei gevasst wëgen mit wein in das urfar köment, die sol ainer annemen des die vart ist, es sein fueder oder ander gevasst wëgen.

Item, wan acht wëgen mit einander köment, so habent si das recht das islicher vier annimbt. welher schefman aus dem urfar her in die gassen oder in das dorf [geet] und haisset si zainzigen nach einander abherfaren, der ist zu wandel vervallen dem ambtman zwelif phenning.

Item, man sol gemain varen in dem snit, wen die leut in das snit varent, und zu unser frawn tag der parenvart auch gemain varen, und zu prediger kirichweich auch gemain varen.

Item, wan man gemain varen sol, so sol man sagen den genassen des nachts als man des morgens gemain varen wil, das si bringen schef und geschir und schefleut an das urfar da man annemen will; er mag also bringen schef und geschir und schefleut, man las in varen gemain oder nicht, des sein die schefleut ungenoett mit in gemain ze varen, es sei dan mit irem guetlichem willen.

Item, wen das ist das man gemain vert und das in der gemain gefurt ist worden und das schef hinrunn und zu scheitern wurd, so sol man als lang gemain varen unzt das das schef wider an den heftstekchen kümbt. wer das getan das es zu scheiteren wurd, mag man es gemachen, so sullen es im die maister helfen machen; mocht man aber es nicht gemachen, so sol man im es gelten nach vier man rat die zu der schiffung künnen, und dieselben vier man sol man nemen von den zwain urfaren, das sie das sagen bei iren trewn.

Item, wer schiffung in dem urfar hinfailt, es sein zullen oder schef, der sol das am ersten den ambtman anfailen. sagt im es der ambtman ab das er das nicht kaufen wil, so mag er es geben wem er wil. und sol auch der der die schiffung kauft den gnassen geben umb ain virtal wein und nach ieder gnasschaft. der da abvert der sol geben dem ambtmann 30 phenning, und sol im auch der ambtman aufgeben mit allen den rechten so er es gehabt hat.

Item, ob ain gast ain zullen oder ain schef herbreacht und wolt die verkaufen, kümbt ain maister von erst darzu und wolt die kaufen und wil es in dem urfar fueren, so kauft es der maister von den tailfuerearen und kain tailvarear der mag im es nicht geweren noch engen.

Item, wan das ist das die acht schef gemain mit einander varent und wellent mit dem neunten nicht varen und wellen den ausslahen, so hat er das recht das er sol kaufen ain lein und sol die nëmen auf sein achsel und ain rueder und ain schalten undsol zu in hinantreten, das ist also von alter herkömen. hiet er aber der lein, rueder und schalten nicht, so fuer man gemain mit im oder nicht.

Item, es sol ain maister kainen schefman an ain schef schaffen, er geval den dem ambtman und den vier genassen die man darumb fragen sol; gevelt er in, so sol man im den tail geben.

Item, welher schefman nült uber 12 dn ungenotter ding, der sol den scheffen geben iren tail.

Item, welich schefleut nüllen genoetter ding und was si gewinnen, darumb sein si niemants phlichtig von.

Item, wan ain schefman annimbt gevasst wëgen, welherlai das wear, und vert dahin in stillem wettër und kümbt ain weter an in auf dem wasser das gots gewalt ist, und das doch schefleut an dem scheff sind maister und genassen, das inn gots gewalt das schef nimbt das si nicht sein gewaltig mügen sein, si rinnen ennaw werts oder es werf si in ain stetten, ob schëden davon keamen, wie die genant wearen, des ist die herschaft und der ambtman und die schefleut niemants nichts phlichtig umb.

Item, fursten die gesessen sind aus dem lande, von wan die köment, die sind nicht zu notten das si an das lant geben wen was si von aigem willen gern geben; davon sind die schefleut dem ambtman nichts phlichtig ze geben wen den scheffen den dritten tail.

Item, auch was sünst von gesten köment, es sein herren ritter oder knecht, wen si in das schef ziehent, so mag ain ambtman wol zu in hin in geen und mag an den herren vorderen, besunder von den phërten als vil er dan hat, als dann dieselb zeit recht ist, es sei bei grossen oder klainen wasseren.

Item, in wuetgüssen, in eisgüssen und in grossen sturmwinten sol man nicht mer geben an das lant wen den dritten phenning und von den zwain tailen den scheffen den dritten phenning.

Vermerkcht wie die weisät von iglichem schef der herrschaft [gevallen] : 36 dn zu drein tëgen in dem jar, zu vasnacht, zu sand Jorgen tag und zu sand Michels tag, zu iedem tag 12 dn.

Item, wer die drei weishät nicht entricht der herschaft zu den vorgenanten drein tëgen als dann recht ist, desselben schiffung ist verfallen auf gnad.

Item, welher schefman der ist der ainem vertailt mit posen und verpoten worten von der kristenhait, er hais in ainen huernsun oder ainen diep, der ist zu wandel dem ambtman verfallen zwelif phenning.

Item, welher schefman aus dem urfar get und selbs urlab nimbt ân des ambtmans wissen, begreift in der ambtman, den sol er darzu halten das er dem ambtmann in seiner herschaft gestatt genueg ze tuen, was er zu im ze sprechen hat.

Item, zucht ain schefman gen dem anderen ain messer, so ist er vervallen dem ambtman 12 dn; und slecht er in und macht den pluetruns, so ist er dem ambtman vervallen 72 dn. wirt er aber vor im flüchtig und lauft an ain schef, lauft er im nach an das schef und slecht in an dem schef mer, so ist er dem ambtmann vervallen 6 ß 2 dn; lauft er aber aus demselben schef in ain anders schef, so ist er nach iedem schef ze wandl 6 ß 2 dn dem ambtman.

Item, ob ain schefman ain stain aufhüeb und wolt ainen werfen, als pald er in uber das knie bringt, werf oder werf nicht, so ist er verfallen dem ambtman 12 dn.

Item, ob ain gnas, zwen oder drei dabei stuenden, die weil si abnëmen, derwürfen oder werfen wolten, welher genass wear der es verswig, der ist vervallen dem ambtman nach iedem genassen zwelif phenning.

Item, ob dan derselb geschol zu ainem gnassen spreach, du bist ain verretear, du hast mich verraten gegen dem ambtmann das ich umb das wandel kömen bin', derselb ist verfallen dem ambtmann nach iedem genassen 12 dn.

Item, welher schefman aus dem urfar get ân des ambtmans willen, kümbt er über einen oder zwen tag hinwider und wil varen, so mag im der ambtmann mit recht das urfar verpieten.

Standort
Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichisches Staatsarchiv | InvNr.: Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Rep. I |
Herkunft / Fundort
Nußdorf (heute Wien, 19. Bezirk) | Bundesland: Wien |
nähere Angaben
Entstehung: 1450 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 924-929, Nr. 142 (Edition).

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