Rauhenstein, Rechte, die zu der Feste gehören (vor 1480)

Vermerkt sind alle die rechten so gehörend zu der vesten Rauhenegkh ietzt Rauhenstain, als die jerlichen lange zeit geruegt und gemelt worden und noch gemelt werden etc.

Von erst gehören alle jar zwai pantaiding zu halten und zu besitzen mit den vierern die darumb geschworen sein und mit andern erbholden und vogtholden daselbs. und sollen auch in iedem pantaiding drei sprach haben. geschäche in aber icht mer not, die sollens mit aines ambtmans willen haben.

Nun bitten wir unsern genedigen herren der die zeit des hauss und der herrschaft gewaltig ist daz er uns bei unsern alten rechten behalten welle, daz wellen wir umb in mit vleiss verdienen, als wir ime des phlichtig und gebunden sein erbholden und vogtholden.

Das erst pantaiding das soll man halten des sontags nach liechtmessen umb behausts guet. darzue sollen komen erbholden und vogtholden und ieder sol sich erkennen mit ainem phening. und wer des nit thuet dieweil der ambtman an dem rechten sitzt, der ist verfallen dem ambtman zu wandl zwelf phening.

Das ander pantaiding sol man haben des sontags vor sand Jörgen tag. dasselb pantaiding ist der gest die da haben weingärten in der herrschaft und in dem gebiet des hauss zum Rauhenstain oder was si haben, die ausserhalb der pharr gesessen sind. und wellich derselben zu denselben pantaiding nicht këmen und erkannt sich mit ainem phening dieweil der ambtman an dem rechten sitzt, der ist verfallen demselben ambtman oder der herrschaft Rauhenstain zwelf phening.

Nun erkennen wir zu recht das von alter herkomen ist: wer verkauft heuser oder weingerten, wer auffert gibt vier phening und wer abfert gibt auch vier phening, es sein erbholden oder vogtholden.

Wir erkennen auch zu recht und ist von alter also herkomen daz man die vogtholden beschirmet hat vor irn herren da si under sitzent, daz si im kain robat thuen und auch kain stewr geben, dann si sollen im raichen rechten dienst und nit mer etc.

Wir erkennen zu recht das alle vischwaid von dem fuert der da geet auf die Rauschtalwisen gehort zu dem haus Rauhenstain, es sei im la oder fliessenden wasser oder wie die vischwaid genannt ist, unzt in den fuert der da geet in die Allathgassen bei des alten richters mull.

Wir erkennen zu recht das aller wildpan klain und groß auf dem Wuerpuhel sich anfengt da der wildpan zu Merckhenstain gehört, abgeet und gehört zu dem haus gen Rauhenstain bis an die Schwechat, und nach zwerchs uber von der nidern strass die da geet in die Newnstat. der wildpan in dem Kalltenperg da der Arnstainer wildpan abgeet, der gehört aller zu dem haus gen Rauhenstain.

Wir erkennen zu recht daz kain lantrichter auf allen unsern guetern, es seien erbholden oder vogtholden, kain gewalt nit haben noch kain ingriff nicht thun sol weder nach vällen noch wendlen weder klain noch groß, sonder si gehören all zu der herrschaft Rauhenstain.

Wir erkennen auch zu recht: ob ain dieb oder gerichtmessig man auf unser guet oder in unser gebiet und herrschaft käme, den möchte ain lantrichter wol besitzen als lang biß der ambtman oder sein anwald darzue käme. so ist derselbig dieb oder schedlich man verfallen zu dem gericht und haus zu Rauhenstain was er ob der guertl hat. und denselben schedlichen man sol ain ambtman haben unzt auf den dritten tag und sol ine dann antwurten der ambtman bis auf die brugken zu Baden die da geet aus dem markt gegen der Allatgassen, und sol dem richter dreistund ruefen der da sitzt zu Baden in dem markt, und sol im der ambtman ain hanthab leihen damit man ine uberwinden möge.

Wir erkennen auch zu recht: ob iemand käm auf unser guet oder in unser gebiet mit frävel der edl wär, der wär verfallen zu dem haus zu Rauhenstain zwaiunddreissig phunt phening und darzue roß und harnasch dem ambtman. als vil er mit im brächt die sein diener oder helfer wären, so wär er von iedem ân alle gnad zehen phunt phening zu wandl etc.

Wir erkennen auch zu recht: ob ainer auf das guet käm und wollt ainen aus seinem haus fordern, als oft er das thät als oft wär er verfallen zu dem hauß Rauhenstain sechs schilling und zwen phening, und als oft er ainen zu im näme so ist er von iedem zu wandl sechs schilling und zwen phening.

Wir erkennen auch zu recht: ob ainer auf das guet käm in frävel und spannet, der wär zu wandl verfallen umb funf phunt phening. so er aber scheusst, so ist er verfallen zu wandl zwaiunddreissig phunt phening.

Wer ain schwert zuckt, dem sagt man zu wandl zwenundsibenzig phening.

Wer ain messer zuckt in frävel, dem sagt man zu wandl zwenundsibenzig phening.

Von ainem stain aufzeheben sagt man zu wandl ain phunt, und wuerft er so ist er zu wandl umb funf phunt phening.

Von ainem spiessschlag sagt man zu wandl zwenundsibenzig phening.

Von ainem maulslag funf phunt phening. hat er aber den daumb in der hant, so ist er nur ain phunt phening verfallen.

Von ainem raufen zu wandl ain phunt phening.

Wir erkennen auch zu recht: ob ainer an seinem hauß loset, wer das thet ist zu wandl verfallen umb sechs schilling zwen phening; und sticht in der wiert heraus zu tod, so ist derselbig wiert niemands nicht phlichtig darumben.

Wir erkennen auch zu recht: ob ainer käm in aines haus und spräch der wiert oder sein anwald 'wer ist hinn? 'und sich derselb nicht meldet, slueg in der wiert zu tod, so wäre er darumb niemand nichts phlichtig, und sol in darnach nemen bei seinen fuessen und sol in heraus ziehen aus seinem hauß auf die gassen und sol in da ligen lassen. wëre aber das er in sonst überobern möchte, so sol er in zu recht haben als ainen schedlichen man.

Wir erkennen auch zu recht: wer ainem seinen wein austruege und des wierts willen darumb nit hiet, der ist zu wandl verfallen umb zwenundsibenzig phening, auch sol er nichtsdestminder dem wiert seinen wein bezallen. get er aber zu morgens hinwider, so ist er nichts schuldig dann den wein zu bezallen.

Wir erkennen auch zu recht das kainer kain hacken bei dem wein nit lenger sol haben bis er ain phenwert wein trinkt, und ob er sich des wierts darinn widerhelt so sagt man im zu wandl zwenundsibenzig phening.

Wir erkennen auch zu recht das kain wiert kain pluetig phand umb wein nemen sol noch ungesottens garn und ungewuntens traid; und wer das erfuer an ainem wiert, den sol man angreifen als ainen andern schedlichen man.

Es sol auch kain wiert kainem hawer auf ain hawn oder auf ain weinmesser nit mer porgen dann ainen phening; und porget er im mer darauf als ainen phening, das ist im gar verloren, und ob ainer hernach käm des es vor gewesen wär, dem sol er dieselb hawn oder messer nur umb ainen phening wider zu lösen geben; und ob sich der wiert solhes widret, so ist er zu wandl umb zwenundsibenzig phening.

Wir erkennen auch zu recht: welher wiert der wär der ainen hielt dem das guet ee verboten wëre und nicht willen het begriffen, demselben wiert sagt man zu wandl umb funf phunt phening ob es dem wiert wissentlich wäre.

Wir erkennen auch zu recht: wer ainen steg beraubt, der ist zu wandl nach iedem hausgenossen zwenundsibenzig phening.

Wer auch holz hingäb aus der gmain, dem sagt man zu wandl umb sechs schilling zwen phening.

Wir erkennen auch zu recht: ob ainer ainem andern ainen stosfelber abhawet, der wär zu wandl umb zwenundsibenzig phening und ainem die schäden abzutragen. und von ainer ettergärten auf ainen zaun sagt man zu wandl zwelf phening, und von ainem stecken abzuhacken auch zwelf phening, und von ainer weidachgerten auch zwelf phening.

Die nachgeschriben rechten gehören zu sand Geörgen tag zu melden.

Von erst so sol ain ambtman zu sand Geörgen tag in der wochen gen mit den vierern in den berg und söllen zu in nemen wen si wellen; die sollen raumben haissen die gräbem die von recht söllen geraumbt sein, und besichten die zein und die frid die recht sollen gefridt sein; und wellich dann nit gefridt hetten, die söllen so oft ain lugken als oft ain kreiz slagen, und denselben den die kreiz geslagen werden den sagt man zu wandl von iedem kreiz zwelf phening. und von den gräben, wer die nicht gerämbt hiet der wär zu wandl gesprochen umb zwenundsibenzig phening.

Es mugen auch die vierer mitsambt den die si mit in nemen in den berg gen oder auf allen unsern grunten die da gehörend zu der vesten Rauhenstain und sollen weg und steg auszaigen und marchen, damit ain ieder geraumb hab zu reiten und zu faren zu weingarten und zu veld, zu dorf und in allen gassen. und wo ainer den andern uberraint het, so sollen die vierer darauf gen und in die rain und march slagen mit kreizen, und rainstain söllen auch nach den kreizen gesetzt werden; so sagt man dem die kreiz geslagen werden zu wandl nach iedem kreiz zwenundsibenzig phening. und wer die vierer dann widertrib, dem sagt man zu wandl umb zehen phunt und nach iedem vierer funf phunt auf aller herren gueter als weit unser gebiet und burkfrid geet.

Wäre aber das die vierer durch gonst oder durch freuntschaft willen unrecht wollten marchen oder unrecht gemarcht hetten, so wären die vierer derselben peen und punt verfallen die oben geschriben steen.

Wir erkennen zu recht: wer ainem ainen rainstain aus ainem frid bricht, der ist zu wandl verfallen umb funf phunt phening.

Auch wer der wäre der mit seinen hawern unrecht weg gienge, der wäre von ieder person zu wandl verfallen zwelf phening.

Wäre aber das ir ainer oder mer im nicht nach wollten geen, derselbig sol es fur sich selbs puessen und ist zu wandl verfallen umb zwenundsibenzig phening.

Wir erkennen zu recht und ist auch von alter kerkomen: wer viech het, der sol das alles furslahen von der Allatgassen bis zu dem alten hauß fur ainen hierten, und ist dem hierter seinen lon darumben phlichtig und dem herrn seinen waidphening zu geben. und ob ainer mit seinem boten vor dem hierter hielt oder wo er es also ausslecht, so sagt man ime zu wandl von iedem haubt zwelf phening.

Wir erkennen auch zu recht: wer zu sand Geörgen tag nit gefridt hat, der ist zu wandl als oft ime ain kreiz geslagen wiert von iedem kreiz zwelf phening, als es dann vor auch geschriben steet.

Und ob das viech durch solhen offen frid gieng, der ist schuldig den die dardurch schaden nemen denselben schaden abzutragen, und ob si das viech begriffen ainem ambtman zu überantwuerten.

Es sollen auch alle wendlstet zu sand Geörgen tag gerämbt worden sein; und wer das nicht thät, der wär zu wandl zwenundsibenzig phening.

Wir erkennen auch zu recht: wer der wär der ainem sein reben hintrueg die nit sein wären oder überstick die lenger wären dann daumbellen lang, den sagt man zu wandl von ieder purden zwelf phening.

Auch von ainem karren sagt man zu wandl zwenundsibenzig phening, und von ainem wagen sagt man zu wandl sechs schilling zwen phening.

Wir erkennen zu recht: wer ainer dem andern sein stecken entzwai bricht, dem sagt man zu wandl von iedem zwelf phening.

Es sol auch ain ieder der stecken fuert oder in dem lesen fuer oder was er in dem berg zu schaffen het mit wägen, sein viech das er in dem wagen hat nit ausslahen daz es zu schaden gee; und welher das uberfuer und schaden geschäche, so wëre er von iedem haubt zu wandl zwelf phening und ainem schuldig seinen schaden abzutragen.

Wir erkennen auch zu recht: wann ain berkmaister oder sein anwald in dem berg verpeut ainen und wer sein bot nit stet hielt, dem sagt man zu wandl sechs schilling zwen phening und nach ainem wagen ain phunt phening.

Wir erkennen zu recht: wann man hueter setzt, so sollen si ausgeen morgens wann der tag aufget. si sollen auch ire weiber noch ire kinder noch andere versambnuss in den hueten nit haben wann die geschwornen hueter alain.

Auch wann die berkmaister zu der huetseilen geen und ainem hueter dreistund ruefet und sich der hueter nit meldet, so sol er ime aus der huetseilen drei negl hacken, so ist der hueter zu wandl dem berkmaister nach iedem nagl zwelf phening.

Auch ist zu merken: ob ainem von viech schaden geschäch in dem perg, das soll der hueter behueten und sol dieselbigen phant uber nacht nit haben; er sol si dem ambtman uberantwurten oder er wär zu wandl zwelf phening, und sol ainem dann den schaden zu wissen thun dem der geschehen ist. Und ob ainer bei der nacht weinper stulle, das sol der hueter besichten und sol es dann an den bringen des der weingarten ist, so ist der hueter demselben nicht darumb phlichtig. es sol auch ain hueter eingeen wann sich tag und nacht schaidet, und zwai weinper tragen und nit mer; hat er ainen knecht, der sol ains tragen und nicht mer.

Es sollen auch alle die hueter was ir sein von dem Partz unz an Sosser gebiet des nachts sich zusamenfuegen zu dem huetrad auf dem obern Partz. so sol man si beschawen in der wochen wie oft man will der ambtman und die vierer die zu dem berg geschworen sint.

Wir erkennen zu recht: ob ainer ainen marchstain auswuerf, das man denselben an dieselb stat sol eingraben unzt an die guertl.

Wir erkennen auch zu recht: wer ainen fruchtpären paum abhackt oder ainen ausgruebe, dem sagt man zu wandl umb funf phunt und sol ainem ainen andern paumb hinwider setzen und sol im seinen schaden abtragen als lang bis er ainen andern paumb hinwider erzeucht.

Wir erkennen auch zu recht: ob ainer dem andern sein ertrich näme, es wär im gräben oder in weingärten, so sagt man im zu wandl von ieder muelter zwelf phening und von im selber zwenundsibenzig phening und als vil person wären als oft 72 dn, und ainem seinen schaden abzutragen.

Wir erkennen auch zu recht: wer seinen dienst nit gibt zu rechtem dienstag, der ist zu wandl zwelf phening, über nacht zwispaltigen dienst. und so sol im der ambtman zu wissen thun drei vierzehen tag und sol fragen umb seines herren versessen dienst auf dem grunt, so ist er nach iedem rechttag zwispaltigen dienst; so sol er dann darnach albeg vierzehen tag beiten und warten solang derselben fäll und dinsts als [vil ist als] vormals das erb wert ist, so sol er es dann seinem herren einziehen und behalten.

Wir erkennen auch zu recht: wer sich aines kaufs abthuet, der ist zu wandl verfallen zwelf phening und ain phunt und mueß den kauf dannocht halten.

Wir erkennen auch zu recht: ob ainer den andern slueg oder raufet oder verbotne wort zuesetzet in den weingärten, der ist zu wandl verfallen sechs schilling zwen phening.

Herrschaft
Rauhenstein
Landgericht
Rauhenstein-Traiskirchen
Standort
Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichisches Staatsarchiv | InvNr.: Finanz- und Hofkammerarchiv, NÖ Urbare 66 | Seiten: 108a-120a |
Herkunft / Fundort
Rauhenstein | BH: Baden | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1470 - 1480
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 485-490, Nr. 87 (Edition).

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