Zwölfaxing, Recht des Banntaidings (1569)

Vermerkt aines iedlichen inhabers des sitz Zwölffäxingen recht des pantaidings. soll järlich in dem dorf daselbst gehalten werden wie volgt.

Erstlich mag iedlicher inhaber des sitz Zwölfaxing als obrigkait des dorfs alda selbst oder durch seinen anwalt järlich das pantaidung halten, doch das er solliches acht tag zuvor beruefen lasse.

Es soll auch angeregt panteding järlich wie gepreüchig zum ersten, andern und drittenmall gepant werden.

Ob iemand sollich pantaidung irret oder verhinderet, der soll nach gelegenhait der person und verprechung durch die obrigkait gestrafft werden.

Ob iemand under dem gebiet und obrigkait Zwölfäxing säßhaft zu sollichem pantaidung, wann dasselb ordenlich berüeft und gesessen wierdet, nit erschine, solle er zu wandl verfallen sein zwenundsibenzig pfening und deme so seines aussenbeleibens in unkosten käme sollichen unkosten abzutragen.

Ob iemand seine dienst zu rechtem diensttag nit raichet, der ist zu wandl verfallen zwölf pfening, stiende es aber vierzehen tag an vierundzwainzig pfening, verzüge er darüber ain monat zwenundsibenzig pfening, und ain ganzes jar funf pfunt pfening.

Ob iemand sein guet oder grünt inner dreien jaren nit verdient, so ist dasselb guet oder grünt der obrigkait alsdann haimbgefallen.

Ob iemand ôn der obrigkait erlaubnus ainen paumb oder stamben holz klain oder groß zwischen der wasser des Khaltengang und Schwehait oder in dem gebiet Zwölfäxing abschlüege, solle er von idlichem stamb verfallen sein ain pfunt pfening.

Ob iemand in dem fischwasser des pachs Khaltengang gen Zwolfäxing gehörig von wegen fischen oder krebsen bei dem tag gefunden würde, der ist zu wandel verfalln zehen pfunt pfening, fischt oder krebst er aber bei der nacht zwaiunddreissig pfunt pfening.

Ob iemand gemerk oder stain zwischen zwaien nachparn in dem gebiet Zwölfäxing vertilgt oder verkeret, der ist zu wandl verfallen funf pfund pfening, und wer des entgilt dem soll er seinen schaden abtragen.

Ob ain guet, wisen oder äcker der obrigkait haimbföllig und öd oder sunst ligent gelassen und inner jarßfrist nit gestift oder erpauet wierdet, so mag sich die obrigkait für sich selbst solliches guets, wisen oder acker underwinden.

Ob ainer wäre der under des grundherrn gebiet zu Zwölfäxing seine grund verliesse und davon entrünne, so mag sich der grundherr desselben guets underwinden.

Ob ain wierth inman hette auf des grundherrn zu Zwölfäxingen grünten, der sich an ain andere obrigkait vogtet dann auf des ernanten grundherrn grünten, dem solle der wierth urlaub geben. thuet er das nitt, so ist er zu straff verfallen drei schilling pfening.

Wann ainer zu dem richter kumbt und beklagt des grundherrn underthon ainen umb geltschulden, dem solle außrichtung beschehen, also: so der klager in dem land angesessen, solle dem gelter auferlegt werden inner vierzehen tagen zu bezallen. nach demselben, so er nit bezalt, solle dem klager vom gelter pfand eingeantwort werden, dieselben solle er verwart behalten vierzehen tag. nach denselben sollen sie geschätzt werden, soferr es anderst farende hab ist, und dem klager vermüg seiner anforderung so weit sivh dieselb erströckt eingeantwort werden, und so uberrest vorhanden, als so die pfant merers werth wären, dem gelter hinaus zu geben schuldig sein. so es aber essende pfant wären, so sollen dieselben bei dem klager verwart sein drei tag und soll gleichsfals damit procediert werden wie oben. ob aber der klager ausser lands gesessen wäre, so soll ime gleichsfals iner drei tagen außrichtigung gethon werden.

Item, wer dem richter oder ambtman in disem aigen nit gehorsamb wäre oder so sich ainer dem gericht würde widersetzen, des richters knecht oder des richters potschaft anliefe, der ist zu wandl verfallen funf pfund pfening.

Wer sich ainer sachen die ime verpotten underwindet ôn vorwissen des gerichts, der ist zu straff verfallen sechs schilling pfening.

Wöllicher underthon ain pfant hette das bei ime verpotten würde, ôn vorwissen des gerichts hinausgibet, der ist umb wandl sechs schilling pfening verfalln.

Wann der richter dises aigens oder der geschwornen ainer oder zwen von der obrigkait oder gerichts wegen ain frid gepeüt und wöllicher dasselb nit hielte, der ist zu wandl funf pfunt pfening.

Wer die geschwornen dises aigens zu Zwölfäxing widerspräche oder verachten würde, der solle zu wandl verfallen sein sechs schilling pfening.

Wöllicher underthon bürgschaft laist oder thuet auf aines andern herrn grunt, der solle gestrafft werden umb funf schilling pfening.

Wöllicher underthon durch zuegebung der obrigkait wein oder pier schenket und bei demselben ungerechte mas erfunden wierdet, der solle gestrafft werden umb siben pfund pfening.

Und wo ain wierth oder leitgeb der also schenkt die verprechungen so in seinem haus beschehen nit anzaigen würde, der solle denselben verfalnen wandl selbst schuldig sein.

Wöllicher in disem aigen dem andern seinen ehalten verdingen würde ausser seinem jar, der ist umb wandl sechs schilling pfening und solle dem andern sein schaden abtragen.

Wer ain ehalten aufnimbt und wais das der zuvor in anderm dienst versprochen ist, der verfellt wandl sechs schilling pfening.

Wöllicher in disem aigen gefunden wierdet das er unrecht eln wag gewicht metzn oder ander ungerechtigkait hette oder sich derselben geprauchte, der ist zu wandl verfalln fanf pfunt pfening.

Wer fruchtbare paumb abschliege, der ist von iedem stamb verfallen funf pfund pfening.

Wöllicher in disem aigen zeünholz abhacket, als oft er das thuet ist er zu wandl verfallen zwölf pfening.

Wer ain zaun aufpricht, der ist als oft von aim stecken zu wandl zwölf pfening und als oft von ainer gerthen ain pfening verfallen.

Wöllicher insess in disem aigen dem andern auf seiner wisen oder garten zu schaden gehen würde, der ist zu wandl verfallen drei schilling pfening.

Wöllicher dem andern seine kinder zu nachtl oder schaden in das seinig schicket und so es daran erwischt wierdet, das soll mit rueten geschlagen, wäre es aber gross so solle es vom richter gestrafft werden wie ain ander dieb.

Item, wöllicher den andern mit gewöhrter hant under die dachtropfen seines hauss nachlaufen würde, der ist zu wandl verfallen sechs schilling pfening. lauft er gar ins haus, so ist er wandlbar umb funf pfunt pfening.

Wöllicher in disem aigen dem andern zu gfar bei nächtlicher weil mit wörhafter hand, als mit geschoss spiessen oder wöhren, begriffen würde, der hatt wandl verfalln funf pfund pfening. thuet ers aber beim tag, so ist es sechs schilling pfening.

Wölcher den andern aus seinem haus fordert, so oft er das thuet ist er verfalln sechs schilling pfening.

Wellicher dem andern sein fenster oder thuer einlauft oder einschlecht, der ist zu wandl verfalln sechs schilling pfening.

So ainer betretten wierdet der dem andern abgesagter weis fürwartet, der ist wandlhaft umb funf pfunt pfening. schlecht er in aber, so ist er verfalln sechs pfund pfening. schlecht er in zu tott, solle er mit ehister müglichkait durch den richter gefenklich eingezogen und volgends in das landgericht als ain mörder geantwort werden.

Wöllicher ain püxn oder anders geschoß uber ainen spannet oder ain feüer, es wäre mit schwamb zintstrick oder in ander weg, neben der püxn hette, der ist wandlbar umb funf pfund pfening, scheust er so iss zwaiunddreissig pfund pfening.

Wann ainer ain andern mit aim spiess oder anderer wöhr schlecht, der ist für wandl drei schilling pfening. schlecht er im ain fliessende wunden, so ist er zu wandl zwai pfund pfening und dem andern seinen schaden abzetragen.

Wöllicher ain schwört zucket, der ist aus der schaid zu wandl verfallen zwölf pfening und wider in die schaid zwölf pfening. schlecht er aber so ist er zu wandl vier schilling pfening, fur ain fliessende wunden zwai pfund pfening und dem andern sein schaden abzetragen. schlecht er in aber mit sambt der schaid, ist er zu wandl drei schilling pfening.

Wöllicher ain messer oder stoßdegen zucket, der ist aus der schaid zwölf pfening und wider in die schaid zwölf pfening wandl verfallen.

Wann ainer ainen mit aim stain hacken prügl oder kolben wirft, der ist fürn wandl drei pfund pfening.

Wann ainer ainen mit flacher hand oder zuegethuener faust schlecht, der ist von aim ieden finger wandl verfallen drei schilling pfening.

Wann ainer wort die im von der obrigkait oder richter verpotten seind außgibet, der ist umh iedes verpottens wort verfalln sechs schilling pfening.

Wann die weiber ainander raufen, schlahen oder schelten, die sollen zu wandl die geigen zwen tag antragen oder für ain ieden tag zwen schilling pfening zu geben verfallen sein.

Wöllicher spillen läste ist zu wandl verfalln zwai pfund pfening, und wer da spilt drei pfund pfening.

Item, wer zu friden hatt, der soll es thuen vor sant Georgen tag oder umb ain pfund pfening gestrafft werden.

Wöllicher dem richter aus dem verpott geen wierd, der verfellt wandl drei pfund pfening.

Wann ain feür in disem aigen Zwölfäxingen bei ainem außkäme und schliege zum dach aus, so ist er wandlfellig sechs schilling pfening. prent im der fierst nider, so ist der wandl ain pfund pfening. so er aber kain geschrai machen sondern darvon laufen würde, ist der wandl zwaiundzwainzig pfund pfening. so ain anderer denselben darvon laufen sähe, solliches nit anzaigete, der ist wandlfellig umb fünfzehen pfund pfening. und wer das feür sähe und kämb nit zu hilf so er doch möchte, der ist wandl schuldig funf pfund pfening.

So der richter ainem sein haus, acker oder wisen umb pfand schätzen würde, so solle er ob es ain haus wäre ainen span auß der thüer schneiden, ist es ain acker oder wisen ain wasen oder erdknolln, und solle im dasselb drei vierzehen tage nach ainander weisen ob ers lösen wolte. do ers nit löste, solle es der richter verkaufen. und so es teürer als die schuld ist verkauft würde, so solle dem zaler die übermas gegeben werden; verkauft man es aber leichter, so soll man ime mer pfand einantworten woferr sie da seind.

Wöllicher hold oder underthon zu Zwölfäxing hochzeit halten will, der soll nit mer als zwen tisch volk laden, nür ain tag und nit lenger. wer das nit helt, der ist ôn alle gnad zu wandl verfallen zehen pfunt pfening.

Item, ob ain weib ain kindlmues wolt haben, die soll nitt mehr dann vier frauen und kain man darzue laden. wo sie solliches ubertritt, ist sie verfallen funf pfund pfening.

Wer mist oder ander unsauberkait auf die gassen wierft do es uber drei tag ligt, ist der so es hatt dahin schütten lassen verfalln sechsunddreissig pfening.

Ain hierten solle die ganze gmaind halten zu Zwölfäxing, dem solle man das vieh zuetreiben und ime lohnen biss auf sant Martins tag. wer sein vieh mit der gmain will halten, der solle seine äcker und wisen zu rechter zeit gemain lassen sein. wöllicher das nit thett und doch sein vieh auf die gmain ließ geen, der solle zu wandl verfallen sein von iedem haubt vieh zwenundsibenzig pfening.

So ain underthon zu Zwölfäxing dem andern sein vieh zu schaden treibet, solle man ime das pfenten und von iedem haubt verfallen sein drei schilling pfening.

Wöllicher underthon dem andern sein vieh schlecht oder schediget, der ist für wandl drei schilling pfening und dem andern den schaden abzetragen.

So ain dieb oder malefitzige person in disem aigen betretten wierdet, den solle der richter gefenklich einziehen und seiner obrigkait die verprechung fürpringen. wären dieselben schlecht, solle die obrigkait solliche nach gelegenhait straffen. wären sie aber hochwichtig, solle nach erkundigter sachen solliche malefitzige person am dritten tag wie sie mit gürtl umbfangen ist auf dem geschid der grünt gen Zwölfäxingen gehörig in das landgericht Schwehaitt geantwort werden.

Es sollen sich die underthonen nit waigern, so ain dieb gefangen wierdet dem richter zu außhaltung des diebs in der gefenknus von ainem hof vier pfening, von ainer hoffstatt zwen pfening ze raichen, weil es nit allain dem so gestolen ist worden sondern auch den andern zu guetem kumbt. wo sie das nit thetten, sollen sie zu gebüerlicher straff erkent werden.

Ob ain straichender dieb oder andere person im aigen zu Zwölfaxing gespüert wüerte dem der richter nachtrachtet, begert anderer mithilf daselbst, wo sie ime auf solliches nit gehorsamen und der üblthätter darüber entgienge, soll ieder dem gerueft oder aufgepotten wierdet zu wandl verfallen sein zwai pfunt pfening. doch solle aim ieden so sich also zu handhabung der gerechtigkait gebrauchen lässet solliches an seinen ehren unschödlich sein.

Wer verstolens guet ôn des richters wissen einnimbt, der ist wandlbar umb funf pfund pfening und ist dasselb gestollen guet auch der obrigkait verfalln.

So ainer ain andern an seiner thur oder fenster find losent, solle derselb angezaigt. und wandlfellig sein umb funf pfund pfening. wöllicher in aber sieht und das verschweiget, ist verfallen ain pfund pfening.

So sich ain tottschlag in disem aigen zu Zwölfäxingen zuetriege, ist der richter schuldig den täter anzenemben und seiner obrigkait zu uberantworten, die wierdet in ferrer an sein gehörend orth ze weisen wissen.

So ain underthon in disem aigen begriffen würde der voll wäre, der mues funf schilling pfening geben.

Wo von ainem gottslesterung gehört wierdet, der ist iedesmal verfallen zwölf schilling pfening.

So ainer uberhuererei, anderer schant und unzucht betretten wierdet, der soll nach ungnad umb zwölf pfund pfening und umb ain eehbruch umb vierundzwainzig pfund pfening, auch dieselben personen baid ain zeit tang im stock gehalten, mit wasser und brot gestrafft werden.

Es soll ain ieder hold in disem aigen des jars seiner obrigkait robathen wie dann in der gmain im land Österreich gepreüchig ist. wer aber uber das ansagen nit erscheinet, ist straffmäsig umb funf schilling pfening.

Und so ain obrigkait im jar der robath zum thails oder gar nit prauchete, solle ain ieder für sein robath sich mit der obrigkait nach gelegenhait wie er statt haben kan vergleichen.

Zum letisten solle der richter über sollichem allen fest und vleissig handhaben als ain treuer geschworner richter, dem armen die gerechtigkait so wol verhelfen als dem reichen und dem reichen als dem armen, wie billich und recht ist. würde er aber uber diser pantaidung oder straffen nit handhaben, solle er gestrafft werden von iedlichem unfleiß oder ubertrettung umb zehen pfund pfening. und do er selber ain verpott, es wäre wölliches wöll, ubergeet, solle er den andern gleich gestrafft werden.

Standort
Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichisches Staatsarchiv | InvNr.: Finanz- und Hofkammerarchiv, NÖ Herrschaftsakten, Fasc. Z 3, Conv. 4 |
Herkunft / Fundort
Zwölfaxing | BH: Wien - Umgebung | Bundesland: Wien |
nähere Angaben
Entstehung: 1569 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 429-434, Nr. 79 (Edition).

Kategorien: Rechtsquellen | Taiding - Dorf | Taiding - Herrschaft

<< zurück