Mühlenrechte an der Schwechat (1430)

Rechtsweisung der geschwornen Vierer

Der mulnër und mulhof recht.


Hie sind vermerkcht der mulnër und mulhof recht.

Die mulherren auf der Swehent von aindlef hofen die zu einander gehören habent gewalt das wasser abzelossen wenn in das aller pest këm oder füg, daran sol si niemant hindern; und das abgelassen wasser sol freilich fliessen von ainem sambstag unz an den andern. wer aber das ainem mulherren oder mulnër eehafte nöt irrte das er die weil envollen nicht gegraben mocht oder gearbaiten er solt, dem sol genad widervaren. das sagen die gesworn vir bei irm das es also herkomen ist von irn eltern, von den edeln herren dem got gnad von hern Kadolten von Eberstorf und hern Rudorf von Eberstorf seinen sunn, und von den [die] diezeit an des herzogen stat ze Hinperg gewesen sind, und von hern Reinprechten von Eberstorf dem auch got gnad ist es also herkomen unz auf disen heutigen tag und als das hernach geschriben stet, als du wol es sichst. Ein ieglicher mulnër seins raums und seiner schut mag er ân werden so er pest mag. er soll sein schutt werfen in weingërten, in paungärten, auf gepawn ekchër oder ungepawn die an seinn mulgraben stossent. er hat auch gewalt auszeslahen aller slacht paum edel und unedel und was was seiner ach ze schaden stet oder hanget. wolt iemant das im wern, des sullen im vor sein die von Eberstorf und wer zu Hinperg ist an des herzogen stat. das sagen die vir pei irn aiden.

Die mulherren und die mulnër habent gewalt das wasser ze vahen wo si nagst mügen, wenn si des bedürfen, als oft und si es verliesen, und sullen darzü nemen reisëch, wasen und sant zu der schütt, das sol in niemant wern. zu derselben arbait sol ain mulhof dem andern helfen ân all widerred, von dem Alten hof der der nidrist ist unz an den obristen. wird iemand daran begriffen der der mul daselbs wasser abgrub und nëm gewaltiklich oder freventlich, der wer der vorgenanten herschaft vervallen leibs und gütz auf gnad. das sagent die vier bei irm aid.

Die mulln auf der Sweheitt in den vorgenanten aindlef hofen sol niemant phenden noch phrengen mit wasser, also das man uns nicht nem noch abslach umb wandel noch umb ander schuld. die gesworn vir sullen die phenden mit der herschaft poten, die mugent nemen phërd in den hofen und muleisen aus den mulen. das sagent die vïr bei irn aiden als es geschriben stet.

Welher mulherr oder mullnër verleust das wasser aus seinem mulgraben von lashait oder unbesicht davon die andern schadhaft werden, als oft und er es verleust als dikch ist er vervallen zwenundsibenzig phening der herschaft, sechzig den gesworn. dassagent di vir pei irm aid.

Kain mullner noch sein verweser der sol die vier gesworn und irn aid nicht widertreiben in dem rechten die auf dem wasser von alter herkomen sind. wer das pricht, der ist ze wandl vervallen zehen phunt. das sagent die vier.

All die vorgeschriben mul auf der Swechent sol man vahen am sambstag so sich nacht und tag schaidet, und gevangen halden unz auf den suntag morgen das ain man den andern erkennen mag. wer das nicht haldet, der ist ze wandel vervallen ain pfunt ain phunt wachs und zwelf pfening. das sagent die vier pei irn aiden.

Hebt ain mulnër den polster hoher mit keilen oder mit andern dingen den obern zu widerswal und zu schaden ân des mullnër wissen, der mullnër ist ze wandel vervallen ainer hand oder zehen phunt phening. das sagent die vier pei irn aiden.

Scheusset ain mullnër laden oder preter fur den obern zu widerswal und zu schaden, als dikch und er daran begriffen wirt als oft ist er ze wandel vervallen zwelf phening das sagent die vier pei irn aiden.

Welh mulherr oder mullnër ein wür uberhöht hoher denn rechtes gang des wassers, als oft er das tut als dikch ist er ze wandel vervallen zwenundsibenzig phening. das sagent die vir pei irn aiden.

Welher mullnër emphrombdet dem andern ainen pratpekchen der im nicht verraitet hat nach vergolten, der ist ze wandel vervallen ain phunt und zwelf phening. das sagent die vir gesworn bei [irm] aid.

Standort
Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Wiener Stadt- und Landesarchiv | InvNr.: Inv.Nr. 3, Sign. M/III (Eid- und Handwerkerordnungen-Buch | Seiten: 78a-79a |
Herkunft / Fundort
Schwechat | BH: Wien - Umgebung | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1430 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 686-690, Nr. 113/1 (Edition).

Kategorien: Rechtsquellen | diverses

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