Mühlenrechte an der Schwechat, Bestätigung durch Herzog Albrecht V. (1430)

Freihait der mulhern und mullner an der Schwechet.


Wir Albrecht von gots gnaden herzog zu Osterreich zu Steyr zu Kernten und zu Krain, marggrave zu Merhern und grave zu Tirol etc. bekennen fur uns und unser erben und thun kunt offentlich mit dem brief: als unser getrewen N. die mulhern und mulnerwonhaft an den ailf mulnhoven an der Swechet, dorein die Liesing der Perchtoldspach der Medlingerpach und dieTriestingflies| sent, mit ainander stossig gewesen sind von etlicher irer geprechen und noturften wegen und uns dar| umb die hienach geschriben artickel furpracht und vleissiglich gebeten habent in die zu besteten, damit die hinfuro gehalten und solch ir geprechen gewendet werden, wann die von alter her bei denselben muln und mulhofen sind gehalten worden, als sie uns des auch mit alter geschrift haben underweiset; haben wir angesehen solch ir vleissig bet und ge| mainen nutz aller leut in der gegent daselbst umb wonhaften und auch der egenanten mulhern und mulner, und haben in dadurch und von sondern gnaden dieselben artickel als die hernach begriffen sind bestet und besteten auch von furstlicher macht wissentlich in kraft diss briefs was wir zurecht daran besteten sollen oder mugen, und mainen und wollen ernstlich das die obgemelten mulhern und mulner all und ir ietweder besonder die hinfur also halten und dawider nicht thon in kain weg, bei den peen die in dem gegenwurtigen brief dorumb aufgesatzt sind ungeverlich. und sind das die obgemelten artickel:

Von erst, so mogen die mulhern und mullner auf der Schwechet von ailf hoffen die zu ainander gehorn das wasser abschlagen wenn ine das fugsam ist, daran sie nimant hindern soll, damit dann das abgelassen wasser freilich vliess von ainem sambstag unz an den andern; und das in der zeit ir ietweder grab und arbait als im des zu dem mulwerk notturft ist und darzu gehort ôn geverd. geschee auch das ainen oder mengern mulhern oder mulner ehaft not irte dadurch sie in der zeit solch graben und arbait nicht ausgerichten und gethon mochten nach noturften, das wissentlich gemacht wurd ungeverlich, den soll man dennoch gonnen solch arbait und graben zu volpringen als das von alter ist herkomen.

Es mag auch ain iglicher mulher oder mullner seins raums oder schut ânwerden und die auf die grunt die an seinen mulgraben stossen. sie sein gepaut oder ungepawt, werfen wie ime das fugsam ist ôn geverd. darzu so mag ir iglicher allerlai schlacht paum und ander paum, was der seiner ach zu schaden steen oder hangend, nach erkantnuss der vierer, die das besichten sollen wenn man des an sie begert, abschlagen und von dann raumen. und ob das imant wolt wern, so sollen unser anweld zu Hintperg und die von Eberstorff in des von unsern wegen vor sein, damit sie bei solcher ir gerechtikait beschirmet und gehalten werden ungeverlich.

Item, als oft die obgemelten mulhern und mulner das wasser verliesent und des bedurfen, so sollen sie es vahen wie sie des am nachsten und fuglichsten bekomen mogen, und sollen darzu nemen reisach, wasen und sant zu der schutt, daran sie nimant irren soll. und ain mulhoff soll dem andern zu derselben arbait helfen ôn alle widerred, von dem hoff der der niderst ist unz an den obersten. und ob imant begriffen wurde der den egenanten muln oder mulhofen das wasser geferlich frevenlich abgrub und nëm, der solt in unser ungnad und schwere pesserung gefallen sein.

Auch soll nimant die muln der vorgenanten hofen pfenden oder pfrengen mit dem wasser, also das man es umb wandel oder anderlai hendl neme oder abschlag. ob aber der mulhern oder mulner ainer solch pfantnuss verwurkt, wie sich das fugt, so sollen die vier geschwornen mit unsers anwalds zu Hyntperg der von Eberstorff poten in den mulhoff geen und die pfert daraus nemen oder das muleisen aus der mul und sollen damit handeln als pfands recht ist ungeverlich.

Item, als oft ain mulherr oder mulner das wasser von laßhait oder von unbesichtikait wegen aus seinem mulgraben verleust dadurch die andern schadhaft werden, also oft soll er unserm anwald zu Hymperg und den von Eberstorff zwenundsibenzig pfenning und den vier geschwornen die das besichten sechzig pfenning zu peen geben und darzu den geprechen ân verzihen wenden.

Item, ob ain mulher, mulner oder ir verweser die vier geschwornen in dem das sie von des wassers und mulwerks noturft wegen zurecht erkennen frevenlich widerspricht, der soll unserm anwald zu Hymperg und den von Eberstorff zehen pfunt pfening zu pen verfallen sein.

Auch soll man die vorgenanten mul albeg am sambstag und zu andern heiligen tegen zu abent vahen und die gefangen halten unz an den sontag oder heiligen tag nach essens ungeverlich. und wer das uberfur, der soll zu peen geben ain pfunt wachs in unser frawen kirchen zu Swechet und den vier geschwornen zwelf pfenning, das sie dester vleissiglicher dorauf sehen.

Item, wann ain mulher oder mullner den polster mit keiln oder mit andern dingen erhohet der obern mul zu widerschwal, also oft soll er zwelf pfenning zu peen verfallen sein.

Item, als oft ain mullner ain wur uberhohet hoher dann der recht gang des wassers soll sein, als oft soll er unserm anwalt zu Hymperg und den von Eberstorff, die des sollen vor sein, zu pen geben zwenundsibenzig pfenning.

Auch soll kein mulner dem andern seinen unverraiten protbecken empfrembden. welcher es aber daruber thut das wissentlich gemacht wirdt, der soll unserm anwald Hymperg und den von Eberstorff zu peen geben ain pfunt pfenning und den vier geschwornen ir iedem zwelf pfenning.

Item, ob ain mulner dem mulhern nit fugt oder den pecken und andern leuten nicht gefelt, so soll der mulher mit ime austailn und ime seinen lon geben und ainen andern an sein stat nemen, damit die leut dadurch nit gesaumbt sein.

Wer auch das der mulner imant darumb troeet, so sollen ine unser anwald zu Hymperg und die von Eberstorff zu handen nemen und als lang in vänknus halten unz das er versorgnus thut. und desgleichen mugen die mulhern mit iren mulknechten auch gehandeln ôn geverd.

Auch sollen die mulhern weder zu mulnern noch mulknecht aufnemen, sie haben dann vor ain wissen das sie sich mit den mulhern oder mulnern den sie vor haben gedient verraitt haben. sie sollen ine auch zu unrechter zeit ôn redlich sach nit urlaub geben ungeverlich, damit die leut darvon nicht schaden empfahen.

Und des zu urkunt geben wir der gegenwurtigen brief zwen in gleicher laut versigelt mit unserm anhangendem insigel. geben zu Wien an sontag vor sant Bartholmeus tag nach Cristi geburt xiiii jar darnach in dem dreissigisten jar.

Standort
Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichisches Staatsarchiv | InvNr.: Gedenkbücher Band 1 | Seiten: 115a-117a |
Herkunft / Fundort
Schwechat | BH: Wien - Umgebung | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
exaktes Datum: 1430 August 20 | Entstehung: |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 686-691, Nr. 113/2 (Edition).

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