Wien, Scheffstraße, Instruktionen für den Amtmann (1524)

Auf gnuegsam erfarung und erkundigung so wir der furstlichen durchleuchtikait rate und conmissari der reformation in Osterreich under der Enns des ambts halben in der Schefstrass zu Wienn gehabt, haben wir darauf ain ordnung wie und was gestalt ain ieder ambtman berurt ambt biss auf furstlicher durchleuchtikait willen und wolgevallen handln sol auf das kurzist verfasst, innmassen hernach volgt.

Anfanklich sol ain ieder ambtman in der Schefstrass zu der zeit als man das pantaiding besitzt, durch die geswornen dem alten prauch nach erwëllt und durch ainen vitzthumb, soferr derselb furgenomen und erwellt ambtman der furstlichen durchleuchtikait auch dem ambt teuglich, auf ain jar confirmiert und bestëtt werden.

Zum andern sol das pantäding alle jar am nagsten sunntag nach sand Georgen tag, oder an ainem gelegen tag bald darnach soferr ursachen furfuelen, durch ainen ieden vitzthumb oder wen er an seiner stat darzu verordent besessen und notturfticlich gehandlt werden, auch daselbs der alt ambtman in beisein aines vitzthumbs den geswornen und aller nachperschaft aller seiner handlung aufrichtige raitung thun. wer auch etwas zu klagen oder ander beswert furzubringen hët, der sol es auf denselben tag innhalt der pantäding thuen.

Ain ieder ambtman sol auch zuvor von ainem vitzthumb beschait haben wann das pantäding besessen wird, alsdann mëniklichen dem alten prauch nach denselben tag zeitlich verkunden.

Zum dritten ist durch die reformation ain new urbärl und dienstpuchl aufgericht. nach demselben puechl sol nun hinfuro ain ieder ambtman die dienst mit vleis einpringen und innhalt ains particularregister ainem ieden vitzthumb jarlichen uberantwurten und raitung thuen.

Zum vierten sol der ambtman alle alt außstänt der dienst auch väll und wändl, inmassen die dann in der reformation befunden, mit vleis einpringen, denselben nachfragen, wo ime sölhs zu swär und sich ettlich des zu bezallen sëtzen alsdann dieselben ainem vitzthumb anzaigen, der wais ferrer von furstlicher durchleuchtikait wegen mit einziehung der grunt und in ander weg mit inen handln damit si zu bezallung gepracht werden.

Zum funften sollen alle grunt so das wasser nit derzeit hinfuro wëkreisst durch ainen ambtman mit vleis aufgeschriben, auch andern grunten so das wasser widerumben angeschutt auf das treulichist nachgefragt, in ain register geschriben, ain zimblicher dienst darauf geslagen und verlassen werden, dann das wasser nimbt und gibt. was auch fur öd hofstët oder ander uberlentgrunt in das ambt gehörig diser zeit ungestift ödt ligen, sol der ambtman seinem höchsten vleis nach widerumben zu stift pringen und verlassen, damit furstlicher durchleuchtikait die manschaft gemert und die dienst in ir alt wesen gepracht werden.

Zum sëchsten sol ain ieder ambtman der furstlichen durchleuchtikait auß dem ambt durch seinen unfleiss und ubersehen nichts entziehen lassen noch selbs nicht thuen, sonder was ime zu swär alzeit an ainen vitzthumb pringen und gelangen lassen.

Zum sibenden sol der ambtman ainen vitzthumb von allen gefällen des ambts seiner verwesung, als wändl so vil sich der uber zwenundsibenzig phenning laufen, auch das gwërgelt anlait und ablait und allem andern järlich aufrichtig raitung thuen und deßhalben sein raitbrief von im emphachen.

Zum achten sol der ambtman sambt dem perkmaister allen grunten so aus ettlichen guetern verlorn, auch davon kain dienst gegeben wierdt, mit vleis nachfragen, dieselben mit hilf aines vitzthumb widerumb zu den guetern zu bringen und die dienst sambt den alten ausständen davon erfordern und in sein raitung stellen, wer sich aber derselben zu geben widrët alsdann die grunt zu furstlieher durchleuchtikait handen einzuziehen.

Zum neunten haben die ambtleut bißher in allen grossen välln und wandln den dritten tail gehabt. sölhen dritten tail sol inen nochmals von wegen irer mue und merers vleis so si im ambt haben und geprauchen sollen, zusambt den zwaiundsibenzig phenning auch allen verpott- und vordergelt biß auf furstlicher durchleuchtikait wolgefallen zuesteen und verfolgt werden, doch das si auf sölh straff und wändl mit vleiss sehen und ôn wissen ains vitzthumb dieselben nit vertaidingen auch mit den partheien ainivherlai haimlich abpruch thuen oder practiken machen, bei furstlicher durchleucht.ikait straff und ungnadt.

Zum zehenden sollen all ambtleut gegenwuertig und kunftig niemands beswärn noch unrechts thuen sonder ainem ieden die pillikait verfolgen lassen, hierinnen weder freuntschaft veintschaft miet noch gab sonder alain die gerechtikait ansehen und seine aidsphlicht wol bedenken, auch diser gegebnen ordnung biß auf furstlicher durchleuchtikait verändrung bei swärer straff nachkumen und geleben.

Actum Wienn den sibenundzwainzigisten tag des monats apprillis anno etc. im vierundzwainzigisten.

Hanns von Scherffnberg etc. m. p.

G. Chiembsser vitzt. etc. m. p.

Sigmundt Jägenrewter m. p.

(Drei aufgedrückte Siegel)



Vermerkt wie es ain ambtman mit furpot, ladung und gwer halten soll.

Ladt er ain vor der stat auf dem ambt, ist es umb spruch, geb ainer zwelf phenning, id est 12 dn. ist es aber umb geltschuld, so gibt man acht phenning, id est 8 dn.

Ladt er aber ain aus der stat umb spruch, so gibt der vierundzwainzig phenning, id est 24 dn. ist es aber umb geltschuld, so geb der zwelf phenning, id est 12 dn.

Wer gwer emphächt, ist es erbgut, was das ist, der abfërt geb dem ambtman zwenundsibenzig phenning, id est 72 dn, der auffert auch zwenundsibenzig phenning, id est 72 dn. ist es aber kaufts gut, so geb der der abfërt dem ambtman vom pfunt ain phenning, der auffêrt auch sovil.

Das fuerfodergelt sol ainem ambtman beleiben, aber das gwërgelt sol er ainem vitzthumb verraiten.

Standort
Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichisches Staatsarchiv | InvNr.: Finanz- und Hofkammerarchiv, NÖ Urbarien Nr. 69 |
Herkunft / Fundort
Scheffstraße (heute Wien, 3. Bezirk) | Bundesland: Wien |
nähere Angaben
exaktes Datum: 1524 April 27 | Entstehung: 1524 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 776-778, Nr. 123/2 (Edition).

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