Hettmansdorf, Bergtaiding (1648)

Pergthaitung zu Höttmanstorff


Der wolgebohrne herr graff und herr Franz Bernhardt von Ursenpekh freiherr etc. hatt jährlich durch sich oder seinen verwalter das pergthaidung zu sezen und zu halten, und solches in aim jahr zweimal, nemblich an st. Georgii tag und am st. Jacobi tag im schnidt. und soll ein ieder pergzünßmann nach Höttmanstorff darzu erscheinen und dabei nit allein meines gnedigen herrn etc. sondern auch seine gerechtigkeit anhören und vernemben. welcher aber ohne irrung ehehafter noth zu disem pergthaidung nit kommet und es versizet, der ist nach der perggenossen erkantnuß pueßfähllig 2 ß und 12 dn.

Item soll auch alhier vermelt werden das mein gnediger herr etc. durch sich selbst oder aber durch seinen verwalter alle lehenschaft der drei hueten im perg daselbst zu Höttmanstorff zu richten hatt, doch unvergriffen etlicher herrn gründ ihrer grundgerechtigkeit, die doch mein gnediger herr etc. oder sein verwalter leihet und darumben die an- und grundherrn geraicht werden.

Mehr hatt mein gnediger herr etc. die hüeter, so ihme geschwohren sein sollen, zu sezen.

Eß soll auch ein ieder den pergrechtmost alsbalt er gelösen vom weingahrten zu meines gnedigen herrn etc. keller gehn Höttmanstorff füehren und mit dem verlaß auß der lait und nit von den tröbern gewehren und abrichten. so aber das nit beschech, so soll solcher pergmost inner drei tagen gehn Pottschach oder Höttmanstorff, wohin es mein gnediger herr etc. benennen wurde, gebracht werden. ob nun einer disem nit nachkommet und den most dariber vergösen last, so soll er denselben am st. Gilgen tag nach der perg- oder mostdiensthämb und maß mit lautern wein bezallen. geschehe aber dises in so bestimbter zeit auch nit, so gehet nach ernenten st. Gilgen tag auf den weingahrten davon solcher pergmost geraicht werden solle zum wandel 6 ß dn.

Item soll meinem gnedigen herrn etc. die zeit des lösen vierzöhen tag vorhero verkindet und angezeigt werden, damit man sich zu selbem verfast und in beraitschaft halte. alßdann hatt mein gnediger herr etc. macht zween tag vorhero zum lösen zu greifen, daran sonst niemand lösen darf. thuet aber iemand darwider, der ist meinem gnedigen herrn etc. straffmeßig verfallen; ist er ein edelmann so ist die straff 32 pfund dn, ist er ein purger oder pauer 5 pfund dn, außgenomben es keme ein grosser gottesgewalt oder ungewitter, merklicher noturft wegen und gefährlich so möchte ainer mit meinem gnedigen herrn etc. anhöben zu lösen, doch mit meines gnedigen herrn etc. oder's verwalter vorwissen und bewilligung.

Mehr wird gemelt: wer von einem weingahrten das pergrecht dient, solle selbes auß der lait oder dem faß und nit auß den tröbern geben, soll auch den most in kein schmekent geschüerr güessen also guet und sießer dem herrn antworten wie auch aus dem weingahrten davon er dient. wurde es aber in dem weingahrten so vil nit, so soll ers anderstwo kaufen da also guet wein wachst alß in seinem aignen weingahrten.

Ein ieder hatt macht in seim aignen weingahrten zu pfänden oder zu klagen. klagt er aber inner 6 wochen nit, so hatt er sein recht verlohren. wover er aber klagt, mues ihme aller schaden guetgemacht werden. und so der beklagte nit will bezallen und an des klagers gepüerlichen willen kommen, so stekt oder schlegt man ihm mit vorwissen der herrschaft oder ihres verwalter für den weingahrten so er auch einen hatt ein steken und verpeut ihm bei 2 ß dn straff: wen er oder iemand ander von seintwegen in den weingahrten gehet und alß oft es beschehe, so villmalen müeß er 2 ß dn fähllig erlegen. hatt er dann deßen ein vertrueß, so mögen alßdann richter und perggeschwohrne drumb nidersizen, den beklagten ungehorsamben ubertretter fürfordern und ihm seine pueß bei sein des clagers raiten summiren und gemeltem clager die billiche guetmachung zuestellen.

Item, das pergrecht ist ein ieder dem pergherrn zu füehren verpflicht und schuldig alß weit er eines tags bei sonnenschein fahren mag ungeföhrlich.

Item, welcher pergholt sich mit aignen ruken auf ein weingahrtperg zeucht, der mues dienen alß ein ander hold.

Mehr sollen meines gnedigen herrn etc. unterthannen und perggenossen das pergthaidung besizen. kan man aber derselben so vill nit haben, so mag er unterthannen andern herrn wann selbe perggenossen sein nidersezen und keine aussere leut.

Item, es mag ein ieder vor seinem pergherrn oder pergmaister mit recht klagen, doch ehe das urthel an den dritten ergehet für meinen gnedigen herrn etc. oder seinen verwalter gehn Pottschach erscheinen.

Item, ein ieder pergherr oder pergmaister solle den erben das anerstorbene erb leihen. und ob der erb solches dreimal erfordert, der pergherr oder pergmaister aber seinem begeren nit willfahren wolte, so geschehe darumb ferner was recht sei.

Item, alle vermächt, geschäft oder versöz die auf pergrecht geschehen, die sollen mit des pergherrn, seines verwalter oder pergmaisters consens, erlaubnus und handen confirmirt und bestätt sein, sonst hatt es kein kraft und ist ganz ungültig.

Item, wann ein perghold mit todt abgehet und keinen erben verläst, so ist solches pergrecht mit recht dem herrn ledig worden und heimbgefallen.

Item, wer seines pergrechts jahr und ain tag lang unangesprochen in nuz und gewöhr gesessen ist und bezeugt was recht ist, der ist hinfüro gemeiniklich dabei sicher und geruehet.

Nachdem auch in disem weingarthgebürg von dennen zu Wüerflach und andern nachpauren jährlich, sonderlich aber zur herbstzeit durch ihr vieh grosser schaden beschieht, derohalben sollen hinfüran die hüeter und ein ieder perghold oder wer solches viech in weingahrten findet daßelbe. dem pergrichter haimbtreiben. welchem alßdann das viech zugehört, der soll vom iedem haupt zu eim pfantgelt geben 12 dn und darzue den schaden, nachdem er besichtiget, sonderbar zu bezallen schuldig sein. da aber iemands viech, sonderlich schwein, es seie vor oder nach herbst- und fexungzeit, im den weingärthen begreifen thuet das es schaden gethan, und nit ereilen eintreiben und pfänden möchte, soll demnach hiemit meniklichen erlaubet und zuegelassen sein solches viech und schwein seines gefallens zu beschädigen wie er kan und mag; darnach sich ein ieder, sonderlich die Wüerflacher, werden wissen vor schaden zu hüeten.

Eß soll aber auch ein ieder perghold seine gehäger und paanzäun wol befriden und fleißig zuemachen, damit das viech dardurch nit seinen eingang haben noch schaden thuen kan. wer aber hinfüro solches nit thette und das viech dariber am selbem ohrt da es offen schaden gethann [begriffen wird], der ist zur straff verfallen 10 ß und beinebens allen geschehenen schaden zu bezallen schuldig.

Welcher seinen nachpauren zu nahet zäunt, der ist von ieden steken verfallen 12 dn.

Die gassen und wandelstät sollen alle vorm lösen geraumbt sein. so aber solches nit beschehe und ainem dardurch schaden entstunde, ist der welcher raumben sollen den schaden guet zum machen verpunden.

Welcher an sambstägen oder am zwölfpottenabent uber gewöhnliche zeit arbeitent im weingahrten begriffen wird, den hatt ein pergmaister zu pfänden.

Der ain rainstain mit muthwillen außgrabet, der wird für ein schädlichen mann geacht und zum wandel verfallen 5 pfund dn.

Item solle hinfüro kein perghold andern ainem pergrechtzünß an seiner stadt zu richten bevelhen oder aufgeben, sondern ein ieder soll denselben selbst aus seinem aignen weingahrtengepeu raichen und bezallen und sich auf keinen andern verlassen, dardurch dann bißhero der pergobrigkeit ihr jährlicher dienst und zünß nit geraicht und aufgezogen worden; und dises bei volgenter straff daß, welcher sein zünß nit selbst richtig machet und zum urbari kommen thuet, nicht außgeschriben werden soll.

Deßgleichen will auch die pergobrigkeit weiter nit zuegeben noch gestatten das man die weingahrten hinfüro also soll zertheilen, eß beschehe gleich durch erbfahl oder durch kauf, sondern es soll ein ieder was unter einen tagwerk pau ist dem andern seinen theil abzulösen geben, damit ferner zank und irrung des diensts halber verhüetet werden. eß soll auch der pergrichter dariber keinen verleihen, bestehen oder aufgeben was unter aim tagwerk pau ist.

Item, in dem ambt zu Höttmanstorff und an andern herrschaften daselbst herumb, entfrembtet ainer ein weinstok, paumb oder pelzer der fruchtbar und geschlacht ist und gräbts in einen perg, walt oder garthen, der ist für ein dieb anzuklagen und zu suechen, auch dem lantrichter alß 45, ein solche persohn zu antworten. deßgleichen ist es umb drei weinstök, der solche heimblich ausgräbt und vertraget. ob aber ainer ein paumb der fruchtbar ist, wo er stehet, schneidt oder abschlegt ohne wissen und willen dessen dem er zuegehört, der ist demselbem fähllig 5 pfund dn. hatt ers an dem guet nit, so schlegt man ihm einen finger oder die hant ab, doch nach gnaden.

Item, es solle kein pergholt, wer der sei und in meines gnedigen herrn etc. freiheit zu Höttmanstorff alß weit selbe wehret weingahrten haben, ohne vorwissen und willen der pergobrigkeit keinen weingahrten verkaufen noch versezen bei verliehrung desselben.

Item, welche meines gnedigen herrn etc. unterthannen und weingahrtarbeiter sein, die nemben ihr gepürenten lohn und gelt drumb ein, derawegen sie auch fleißig und treulich arbeiten, meinem gnedigen herrn, seinem verwalter ambtmann oder lößmaister verraiten und alle gefährliche arbeit und schaden anzeigen sollen. wer aber dises nit thuet, der soll am leib und guet gestrafft werden. auch die so neben meines gnedigen herrn etc. weingahrten arbeiten und etwan ein gefährliche falsche arbeit von den andern sehen und solches meinem gnedigen herrn etc., seinem verwalter ambtmann oder lößmaister nit alsobalten anzeigen wurden, die sollen durch meinen gnedigen herrn etc. gleichesfahls alß der so die falsche und untreue arbeit thuet gestrafft werden.

Item, eß soll auch ein ieder meines gnedigen herrn richter oder ambtmann das weingahrtlohn oder paugeltjährlich zu recht empfahen und selbes den andern leuten treulich raichen und geben, auch mit guetem fleiß darauf sehen und merken auf das ein ieder sein arbeit zu rechter weil und zeit und mit allem embsigen vermögen vollbringe. ob aber der richter oder ambtmann daran saumbig wurde, soll er mit zwifacher straff gestrafft werden.

Item, in den weingahrten die Vordern peunten genant gehören zwei theil zehent gehn Pottschach, der dritte theil gehn St. Laurenzen.

In den Obern peunten gefallen ebnermassen zwei theil zehents gehn Pottschach und der dritte gehn St.Laurenzen.

Item, was da wird in dem weingahrten der Zöchmaister genant, was sag ich alda ob der gstetten wachst, gehören zwai theil zehent gehn Pottschach und der dritte gehn St. Laurenzen.

Item, was in dem weingahrten der Halbweiner genant wirdt ob der gestötten wachset, gehören zwai thail zehent gehn Pottschach und das dritthel gehn St. Laurenzen.

Herrschaft
Pottschach
Standort
Klagenfurt | BH: Klagenfurt | Bundesland: Kärnten | Eigentümer: Archiv des Historischen Vereins zu Klagenfurt | InvNr.: 70 | Seiten: 59-72 |
Herkunft / Fundort
Hettmannsdorf | BH: Neunkirchen | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1648 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 182-188, Nr. 32/2/2B (Edition).

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