Wiesmath, Gerechtigkeiten und Freiheiten (2. H. 16. Jhdt.)

Wisßmadth

Vermerkt des wolgebornen herrn herrn Christoff von Puechaim freiherrn zu Raabs und Khrumpach, herr zu Khirchschlag und Morschitz etc., erbtrucksäss in Össterreich etc., rom. kais. maj. etc. und fürstl. durchl. etc. Ernnsten erzherzogen zu Össterreich etc. cammerer herrlikaiten, gerechtikaiten und freihaiten zu der herrschaft Khirchschlag und Wisßmadt gehörig nach alten gebrauch und herkommen laut wie volgt, und wiert solches panthäding zwier im jar gehalten und verlesen.


Erstlich der herrschaft fell.

Wann ainer von Ungern kombt und begert freiheit, dem wierdts durch den richter ein ganzes jar verliehen umb 2 dn so es umb erbar sach ist.

Wann ainer kombt von Össterreich und begert freiheit, soll ime durch den richter geben werden 14 tag freiheit umb 2 dn, nach den 14 tagen aber 14 tag alß oft ime nott ist, und alweg als oft er freiheit aufnimbt mit 2 dn so es umb erbar sach ist.

Wann zween einander schlachen und so der ain die flucht giebt und kombt under ain tachtropfen und der ander eilet ime nach, will nit von ime lassen, so ist er der herrschaft verfallen 32 tal. dn oder die recht hant.

Wann ainer ainen drembl zuckt oder aufhebt, schlecht ain em nach und wierdt understanden das er nit trifft, so ist er umb ain halbs mort 16 tal. dn der herrschaft. trifft er aber, darnach er schlecht darnach puess er auch.

Wann ainer ain armpruest aufzeucht und legt ainen pfeil darauf und will ainem schiessen und wierdt doch understanden, der ist umb ain halbs mort 16 tal. dn der herrschaft scheusst er aber, darnach er trifft darnach pueß er.

Wann sich ainer puckt und hebt ainen stain auf in mainung ainen zu werfen und bringt in nit uber das knie sondern legt in wiederumb an die statt do er in aufgehebt hatt, so ist er nichts verfallen. bringt er in aber uber das knie und will werfen und wierdt doch understanden, so ist er der herrschaft dennochtumb ain halbes mort 16 tal. dn. wierft er aber, darnach der wurf geredt oder trifft darnach puess er.

Wann ainer in ain panholz fert der herrschaft Khirchschlag zuegehorig ahn wissen und willen des richters oder forsters und wierdt darueber begriffen, so wiert ihme genommen die deichsl, ochsen oder ain ross und solches der obrikeit gehn hof zu brauchen.

Wan ain schödlicher man an warer tadt begriffen wiert, so greift ain richter nach im und was er bei im hat und begreift, fuert er in und bringt in geen Khirchschlag miten auf die prucken, daselbst greift der richter zu Khirchschlag nach dem gefangen und ist schuldig dem richter von Wißmath zuezestellen 1 tal. dn.

Wan iemant ain feur in panholz und asank einwirft und prinnen wiert, wiert er daruber begriffen, so wiert er dreimal mit stro umbwicklt und soll den asank furgelegt werden das das feur uber in lauft. kompt er mit leben davon, ist er frei, oder wie im geschicht ist sein pueß.

Wan ain feur in markt oder in ainem dorf außkumpt auß verwarlaßung und so es beschrien und gedempft wiert das nit weiter kumbt, so ist er dem richter 1 tal. dn; kompts aber weiter und beschicht schaden, so ist er der herrschaft verfallen leib und guet.

Wo aber ain ainschichter Hof mit feur aufgeet und prinnen wiert oder verprint, soll der richter der Herschaft solches anzaigen, und alßdan ist er in der Herschaft straf.

Wan iemant auf der Herschaft pan- oder fischwasser begriffen wiert, ist das bei der nacht, so ist er umb di augen, ist es beim tag, so ist er dem richter verfallen 72 dn. darumb soll ain ieder richter darauf schauen.

Wan iemant fert, reit oder geet und etwaß verzeet und kumpt ihemant nach und findt das, und so ers seinem nächsten nachpern nit ansagt und wiert darnach gefragt und verhelt solches, so ist er fur ain schedlichen man geacht so es bei im wiert begriffen, und stet alßdan in der Herrschaft straf.

Wan ain fleischacker an ainem ungerechten gewicht begrifen wiert, so ist das fleisch der herschaft verfallen und darzue in seiner straf.

Wan ain leitgeb an unrechter oder falscher maß begrifen wiert, so ist daßselbig vaß wein der herschaft verfallen, darzue in der straf.

Wan iemant am wochenmarkt so am suntag gehalten wiert semel oder ander prot aufm freien markt bringt und darin als unrecht begrifen wiert, ist das prot der herschaft verfallen, darzue in der herschaft straf.

Vermerkt des richters feel.

Wan ainer mit ainer kandl wirft, ist dem richter verfallen 5 tal. dn. wirft ainer mit ainem tegl, dem richter 5 tal. dn.

Wan ainer ainem andern ins har felt, 5 tal. dn.

Wan ainer ainem mit seiner hant an das maul schlecht und hat den daum in der faust. und solches bewißen wirt, ist dem richter 1 tal. dn. schlecht er aber mit voller hant und solches bewißen wirt, ist dem richter tal. dn.

Wan ainer ain messer mit zwaien schneiden zuckt, er schlag oder nit, so ist er dem richter 72 dn. tritft er aber, so pueß er darnach der schaden geschicht.

Wan ainer ain spieß zuckt, ist dem richter 72 dn. thuet er aber schaden, darnach mueß er pueßen.

Zuckt ainer ain dusäcken oder messer mit ainer schneit, ist dem richter verfallen auß der schait kreizer und in die schait kreizer. thuet er aber schaden, darnach pueß er der herschaft.

Wan zwen kriegen umb ain rain und sie sich nit vergleichen künen und begern ain beschau daruber, so ist dem richter und iedem burger sovil mit zu geen iedem verfallen 32 dn.

Wan ainer ain stain vertilget und solches erfunden und bewisen wiert, das ist ain fräfl und dem richter verfallen 6 ß 2 dn.

Wan iemant auf seinem ertrich stain aufklaubt und wirfts auf seines nächsten nachtpern oder auf di gemain, ist ain frävel und dem richter als oft verfallen 6 ß 2 dn.

Wan iemant ain zaun steckt oder zeint und steckt in, es sei vil oder wenig, auf seines nachtpern oder der gemain grunt, ist ain fravel und dem richter verfallen 6 ß 2 dn.

Wan ihemant ain gastung hat in seinem haus und kompt etwan ainer oder aine fur das hauß und lißnet am venster was man darin redt, wiert solches der wirt gewar und sticht durch das venster und ersticht die person so vor dem venster gelißnet hat, so soll er herauß fur das haus geen und den todten menschen vom venster hindan auf die ander wagenlaiß ziechen und im 3 dn auf das herzgrublin legen, alßdan hat er in gegen der welt gepiest.

Wan ain gastgeb gest hat, sol er uber di neint stunt nit sitzen lassen sonder die gest haimgehn ermanen. wo aber ainer widerwertig sein wolt und nit ausgehen, so soll der wiert zum richter geen solches anzaigen, alßdan soll der richter wol wissen mit ime zu handln.

Wan ihemant aiuen vor den panthaiting zu verklagen hat, so soll der klager den heclagten drei tag vor den pauthaiting darzue verkinden. wiert der beclagt mit im ainß ee das pauthäting kompt, ist guet; wo nit sonder er wart der clag, so ist der do ungerecht wirt dem richter verfallen 72 dn.

So ihemant ainem fur sein hauß kompt, fordert iu fräflich heraus aus dem haus, ist ein fravel und dem richter verfallen 6 ß 2 dn.

Wan aiuer ain (viech) an seim schaden begreift und treibt dasselhig viech haimh in sein hof, der ander kompt des das vich ist und wiert mit dem ainß, ist guet; wo nit, so soll der so das viech eintriben hat das vich nit in seinem hof üher di sonnenschein halten und pfenden sonder solches dem richter ansagen, so nimpts der richter zu ime. alßdan ist man dem richter von iedem vich klain oder groß schuldig kr.

Wan das panthaiding gehalten wiert, so wiert ainem ieden darzue verkindt. und vor dem panthaiding legt ieder ain dn niter. kompt er aber nit zu rechter zeit, so ist er schuldig fur dißen pfening 13 dn niderzulegen.

Wan aber ainer ab will ziechen und er zuvor zuestift mit ainem der dan der herschaft und der gemain gefelt, soll er frei abziechen.

Wan ainer ab dem grunt auß der herschaft wil ahziechen, so ist er der herschaft, dem richter schuldig ganzen dienstgelt. pleibt er aber auf der herschaft grunt, so ist er halben dinst schuldig.

Dises ambts Wisßmadt gemerkt oder hottart wie das eingefangen volgt hernach:

Erstlichen fächt es sich (an) an der Pelln im hauß haimetten in Hofstetten, geet durch den Rembgrundt ab in mulpach; von mulpach ab iu die Taillwisen; von der Tailwisen ab in den Weingartgraben in des Walfpeyß wisen in Wüerzwaldt; von Wurtzwaldt auf in Marckhstockh; vom Marckhstockh iu Hardtgraben; von Hartgraben auß neben der Pfenningleitten auf Plumbaw in das Lang Edtlach; vom Langen Edtlach neben der Creützwisen durch die Herrendörtfer schleucht auf in den Goldtgraben; durch den Goldtgrahen ab zu dem Michl Mulner iu der Schlaitten; vom Michel Mulner mer durch die Schlaitten ab in Reifpach; vom Reifpach auf in Deugsteighof; von Deugsteighof hin in das Stainhauß; von Stainhauß hin auf den Lackhenhof; von Lackhenhof hin auf den Statweg; von Statweg hinauf iu die Hageraw; von der Hageraw ab in die Oberaw zum Veitl; vom Veitl auf wiederumb an das Velln im hauß heimaten in Hofstetten wie oben im anfang begriffen.

Herrschaft
Kirchschlag
Herkunft / Fundort
Wiesmath | BH: Wiener Neustadt | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1550 - 1600
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 10-13, Nr. 2 (Edition).

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