Mödling, Gerechtigkeiten, Privilegien und altes Herkommen (1643)

Hernach seind vermerkt und aufgeschriben die gerechtigkeit, privilegia und alts löblichs herkomen des markts zu Mödling die sie haben mit brieflicher bestettigung von den durchleüchtigen fürsten den herzogen in Österreich.

Von erst sint das unsere recht daß kain herr noch ambtman ausgenomben aines lantsfürsten kain burger auf sein grünten weder ze schezen ze steüren ze vahen noch umb kainerlei sachen ze nötten gwalt hat dan allain umb sein grunddienst. es soll auch ain ieder herr der da gült und gruntdienst in markt hat. sein bewerten ambtman daselbs in markt haben und sein gruntbuch, also das derselb ambtman ain geseßner burger hie sei und dem richter und rath an stat unsers allergnedigisten herrn burgerrecht geschworen habe.

Item, wan ain hauß hie im markt verkauft wird, so ist der verkaufer zu ablait schuldig vier pfenning und der kaufer zu anlait zween pfenning, und soll auch weder der herr noch der ambtman niemant höher nötten.

Es sint daß unsere recht das niemants, er sei edl oder unedl, geistlich oder weltlich, kainen frembden wein, als der in sein aignen stocken und im lant zu Osterreich nicht gewachsen ist oder der von ain gesessen oder von ain inwohner der mit dem markt leidt nicht kauft ist. worden, her in den markt weder führen niderlegen verkaufen noch daselbs in kain weeg verthun soll. wo man aber solch frembt wein im markt findt oder begreift, der mag sich richter und rath underwinden, zu unsers allergnedigisten herrn N. hanten nemben.

Auch soll ein ieder geseßner burger oder inwohner, er sei geistlicher oder weltlicher, der dan sein werbung und handl im markt. hat und daselbs sein wein verkauft und vertut, in all steür und anschläg des markts leiden, vor dem richter hie recht nemen und geben und sich deß in kain weeg widersezen. welch aber darwider thuen, den sullen ihr werbung und handl im markt nidergelegt und verpoten werden ohn alle gnad.

Es sint daß unser recht. daß man kein wolgeseßnen man vahen soll umb wandl noch umb ander erber sach, man thue dan ehe ain vorderung an ihn.

Daß auch ain ieder burger und inwohner des markts, er sei edl oder unedl, der des markts gerechtigkeit geniessen will, schuldig ist dem richter und rath anstat unsers allergnedigsten lherrn ze schweren seiner gnaden und des markts frumb zu betrachten und ihren schaden ze wenten: und wer sich gefehrlich darin verhielt, der soll fürbas weder mit schenken, wein verthun noch in ander weeg kain gemainschaft mit unß haben.

So sint daß unsere recht daß kain ungeseßner man außwendig des markts kain burger im markt mit recht ansprechen mag. er geb dan ehe zu erkennen wer sein richter sei, damit, ob er ihm umb sein zuspruch empröch, daß er sein schaden zu dem kläger ze suechen wiß.

Es sint daß unser recht daß alle handlung die da geschicht hie im markt, es sei mit kaufen oder mit verkaufen oder an welcherlai sachen, daß ist, was kriegs daraus entspringt, daß solches hie ze richten ist und nindert anders wo.

Item, es sint daß unser recht daß ain ieder der sein handl und werbung im markt treibt, er sei ain geseßner ain inmann oder ain lediger knecht, sich wider den richter, rath und die burger an kain andern herrn vogten soll.

So sint daß unser recht daß ain ieder burger in sein aignen hauß selbs sein inleüt und diner umb hoffzins oder ander geltschuld wol pfenten mag.

Es sint daß unser recht daß kain man sein weib noch sein kindern noch daß kint sein vatter noch mueter ihr guet und erb nicht vervechten, vernötten noch verdeüpen mögen.

Item, so sint daß unser recht: wan ain man sein hauß des nachts zuspert, kem iemants des nachts hinein oder hiet sich ehe darin verstossen und wolt sich nicht melden, mag ihn der wirth gefahen, so soll er ihn dem gericht antwurten. ob sich aber diser sezet und wehret, so ihn dan der wirth zu todt schlig, er ist niemant ichts darumb pflichtig und soll ihn antwürten in daß gericht alß ein todten.

Auch sint daß unser recht daß der richter und der rath alle ambt und huet so zum markt gehörn, als weinkoster vaßziher traitmesser weingart- und krauthuet, alles selbs ze sezen haben und niemants anders.

Es sint auch daß unser recht daß all göst in und ausser lants von ihren heüsern hie in markt mit unß in all steür und anschläg mitleiden sullen.

Es sullen auch der richter und der rath all jahr sezen und ordnen zween burger über die becken und zween über die fleischhacker. und ob dieselben beschauer icht mangl oder gebrechen sehen an dem fleisch- oder brodkauf, den sollen si schaffen ze wenten; und ob die becken oder fleischhacker sich deß sezten oder ichts fravenlichs darwider reden, so sullen si darumb gepüsst und gestrafft werden nach raths rath und erkantnus. desgleichen soll auch beschehen von der fischer, pfragner und der andern hantwerk wegen.

Es sullen auch die müllner geben einem ieden für zween mezen trait drei strich meel, und aim ieden burger in sein hauß aus und in messen. und ob sich ain müllner des sezet, der ist umb daß wandl 72 dn.

Item, es sint daß unsere recht daß all zicht verpott frevel und gearneter lohn an die panschrann hie gehörnt, und gegen allen die in dem gericht als weit daß ist gesessen oder wanhaft sein vor dem marktrichter ze richten sint und vor niemants andern.

Auch wen man hie vecht umb geltschulden, der ist dem gericht verfallen 72 dn auf gnad.

So sint das unser recht: wan ainer den andern beklagt mit recht, es sei im pantheiding oder sust im jahr, zu welcher zeit daß beschicht, welcher daß recht verleüst der ist dem gericht verfallen 72 dn auf gnad. ob sich aber baid thail mit einander verrichten nach der ersten klag, daß sullen si thun mit des richter willen, aber si sint dannoch des wandls verfallen als vor gemelt ist.

Auch wan ainer dem andern ein pfert, ain rint oder was von vich ist, klains oder groß, verfecht, so ist er dem gericht schuldig 72 dn ob er ihm mit recht nachkomben will.

Wan aber gwant verfangen wirdt, so ist daß wandl nicht mehr dan vom püßen 12 dn wirdt aber ainer darmit gefangen der es verstolen hat, so ist daß wandl 72 dn, wan es ihm an den halß geht.

Item, wan ein man hie verbotten wirdt, an welchem tag daß ist in der wochen, der ist umb daß wandl 72 dn.

So sint daß unser recht daß der nachrichter kain recht ze nemben hat von allen den die da herführent auf den markt welcherlei daß ist.

Item, so sint daß unser recht: was urtheil hie gedingt werden, vor welchem ambtman daß ist, die soll [man] hie angeben und der herr soll die erlößung hie hörn oder sein anwalt darzue schaffen der si hie verhör und nindert anderswo.

So sint daß unser recht: wan ain mann zuckt an dem pfingstag so markt ist vor nonzeit, es sei messer oder schwert, wellent daß beschicht in dem gmerk des markts als weit daß ist, der ist des großen wandls verfallen zehen pfunt pfenning.

Es soll auch niemants der in markt nicht gesessen ist kain verbottne wöhr tragen bei tag noch bei nacht.

So sint daß unser recht daß die fütrer nicht mehr gewinnen sullen dan an ain metzen habern 1 dn wie si den kaufen, und die salzer oder fragner an ainer kuffen salz nicht mehr dan ein helbling. wer daß nicht halt, der ist umb das wandl 72 dn.

Auch sint daß unser recht: wan ein mauthner mit ainem in krieg kumbt umb ein mauth, derselb krieg soll komen an die schrann für den richter und die burger, und waß darumb zu recht gesprochen wirdt dabei soll es beleiben.

So sint daß unser recht daß der mautner ainst im jahr die metzen soll lassen vächten, und mag die aufheben auf aller herrn grünt, an allen mühlen als weit daß gericht ist.

Und wo ander maß hinz ain funden werden die vom mauter nicht angeschütt sein worden, den soll man darumb bessern nach raths rath. und man soll auch den burgern mezen leihen alß oft des noth ist, und si sullen pfant darumb setzen. und ob der metzen über nacht außbeleibt hinz ain burger und gesessenen man ân gefehr, der ist dem gericht darumb nichts beliben.

Item, es sint daß unser recht daß niemants fürkaufen soll welcherlei man bringt auf den markt unz sich die burger mit ihrem kauf habent fürgesehen, und daß auch an dem wochenmarkt niemant fürkauf weder vor noch under marktzeit unz die burger ihren kauf gethan haben und das fendl des wochenmarkts abgenomben wirdet. wer daran begriffen wirdt, derr ist verfallen alles das so er fürkauft hat.

Es sullen auch die geschworen messer den trait abmessen an dem markttag und niemants anders, oder er ist umb das wandl 72 dn.

So sint daß unser recht: zu wem daß feür auskem, da gott vor sei, der soll frei sein, fridt und glait haben vor allermeniglich, richter und burgern unz an den dritten tag, und soll ruffen umb hilf die prunst ze wenten.

Item, es sint daß unser recht daß kain geschworner weinkoster ihm selbs nicht soll wein kaufen zu den zeiten so die gest hie im markt sint. wer deß überfahren würdt, der ist derselben wein aller sovil er der kauft hat verfallen ohn alle gnad.

Auch sint daß unser recht: wemb die burger oder weinzürl fürleihent und dan fürder laufent, wo man die dan ankumbt als weit daß gericht ist, die soll man darumb vahen, an daß gericht bringen und püßen als recht ist, des lants mark ansezen und daß gericht verpotten werden.

Es sint daß unser recht daß kainer, er sei ein gesessner oder ein inmann, nicht mehr pauen soll dan aim mann; und ain inman soll niemant der über felt gesessen ist pawen dan sunder nur ain hie gesessen, aber ein gesessner mag bauen ain gast oder ainen hie gesessen, und doch nur ain man. wer des überfahren wirdt, der ist dem gericht ze püßen fürgefallen nach raths rath.

Es sullen niemant sein viech gen weingarten gehen lassen durch das ganz jahr sunder ein ieder soll es dem herter fürtreiben. wo man es aber am schaden findt, da soll man es inthun und den leüten ihren schaden nach erkantnus der geschwornen vierer abtragen und dem gericht daß wandl geben 72 dn auf gnad.

Es soll auch niemant graßen ze weingarten als balt der wein geraitlt hat. wen man darüber begreift, den sold man venknüßen und an daß gericht bringen, ist darumb daß wandl 72 dn wirdt aber dieselb persohn hinfür mehr begriffen, so soll man si vahen für schedtlich sach und püßen als recht ist.

Auch sullen all hüeter inner drin tagen alß si gesezt werden die huetseülen aufrichten und teglich hüeten wo des noth ist, und sullen niemants weinber lassen, er bring dan warzaichen von dem des der weingarten ist. si sullen auch kein weib bei ihn in der hütten haben. si sullen auch dem richter und dem rath schwern. und ob man den hüeter oder sein knecht nicht teglich in der huet findt, so ist daß wandl 12 dn.

Es soll niemants mist oder andern unflat auf die gassen, pletz und zu dem wasser schüeden. als oft daß zu ain überfahrn wirdt ist daß wandl 72 dn.

So sint daß unser recht daß der richter daß panteding panen soll von unsers allergnedigisten herrn des N. und von gerichtswegen, daß ainer mit. dem andern ân recht in übel noch in ungüeten nichts ze schaffen hab bei dem großen wandl.

So sint daß unser recht daß wier drei sprach nemben oder mehr, darzue soll der richter sein willen geben.

Es sint daß unser recht: wer nicht bei der panteding an der dritten sprach ist, der ist dem richter verfallen 72 dn und soll auch kein gemain mit uns haben.

Auch soll ein ieder melden ob er seins nachbern nicht bei dem panteding hab. wer es verschweigt ist dem richter verfalln 72 dn, und der nicht da ist auch so vil.

So sint daß unser recht daß die geschwornen vierer zue Mödling all jahr so panteding hie sein gehen sullen auf wasser weeg steeg greben wendlstett und ander notturft und beschawen was unrecht gemarkt ist und ze wenten sei. und wo si finden daß ainer verrer greft oder gebaut hiet dan von alter herkomben wer, darumb sullen die virer kreüz aufstossen; und wer dan nach solcher aufsteckung nicht wendt inner virzehen tagen, er sei ain gesessener ain inwohner des markts oder ain gast, der ist dem marktrichter hie verfallen 72 dn.

Auch sullen die vierer gehen auf feürstett, rauchfeng, und wo si ain mangl daran erkennen, den sullen si dan schaffen ze wenten inner virzehen tagen. wer deß nicht thet, ist zu wandel verfallen 72 dn ob ainer aber dannoch nicht wendet, so mag man solch feürstett und rauchfeng niderschlahen.

Si sullen auch gehen auf all pletz, in die gassen und auf st. Merten weeg und schaffen allen mist und unfletigkeit darab ze bringen. wer deß darnach inner virzehen tagen nach ihrem zusagen und gescheft nicht thet, ist zu wandl verfallen 72 dn und mag auch die vierer in ihrem aufstecken und erkantnus niemants widertreiben.

Herrschaft
Mödling
Landgericht
Mödling
Standort
Mödling | BH: Mödling | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Stadtarchiv |
Herkunft / Fundort
Mödling | BH: Mödling | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1643 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 576-581, Nr. 99 (Edition).

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