Gumpendorf, Gerechtigkeiten (1435)

Anno domini etc. tricesimo quinto hat der hochgeborn furst herzog Albrecht herzog ze Osterreich und markgraf ze Mërhern etc. unser gnediger herr bei mein Albrechten Riczl zeiten alle die gerechtigkait so die gemain zu Gumppendorf von alter herpracht haben, denselben Gumppendorffern nach begreifung und innhaltung ains briefs daruber geben bestet, und sind dieselben gerechtigkait so nemlich hernach in artikelweis gemelt und geschriben stent.

Zum ersten mal, daz wïr haben süllen ain pantaiding ainsten in dem jar an sant Jörgen tag und darnach ain nachtaiding über vïrzehen tag, und in dem pantaiding wïr melden süllen alle die recht die hienach geschriben steent; und melden daz alles bei unserm aide. und sülln haben drei sprach und ainen weiser.

Wïr melden auch das ain iegleich man oder fraw die hinder der herschaft habent zu Gumppendorff, sein süllen bei den pantaiding. und wer zu der dritten sprach nicht kümpt oder seinn scheinpoten darzuo nicht sent, der ist wandl beliben, wïrt er beclagt 72 dn, unbeclagt 12 dn.

Wïr melden auch daz ain man seins erbguets vermanslechten noch vernotturften noch verdieben nicht mag nach des lands recht. ob iemant in der dreïr ungelükch ains geviel, da got vor sei, den sol die herschaft sein hab lassen verchaufen oder wem er die emphilicht, und dem herrn sein recht geben 72 dn, und daz übrig sol im die herschaft schirmen auf des herzogen straß als verr sein gewalt wert.

Wïr melden auch daz: wer sein erbguot verkauft ze veld oder zu dorf, daz sol aufgeben und emphangen werden in den rechten tëgen mit amptmans hant, ze veld in jar und in tag, ze dorf in drin virzehen tägen. ob daz baid tail saumbten, so ist der grunt dem herrn verfalln auf gnad. saumbt es aber die herschaft oder die amptleut, so sol sein niemand entgelten.

Wïr melden auch das: ob ain man oder ain fraw oder wer daz wër und këm und gëb ainen kundphening dem amptman in dem aigen und wolt fürbas ain gesessen man klagen auf sein erbguot, den sol der amptman nuer ainst aufnemen und alain an dem tag als man daz pantaiding hat. kümpt er zu dem andern mal, er sol in daz recht anpieten, daz er mit dem rechten behab oder verlies. wolt er anpots nicht achten, es sol sein rügung ab sein und der gesessen allen seinen frumen mit dem erb schaffen.

Wïr melden auch daz, wem man auf sein erbguot klagt daz der wol gwaigern mag in daz pantaiding.

Wïr melden auch daz das niemant sein hab verliesen mag vor dem rechten ân furpot.

Wïr melden auch daz das niemand pös leut in seim haus behalten sol, unendleich leut, diep oder wie si genant sein. und wer daz tët wissentlich und ims der ambtman undersagt, der ist darnach wandls verfalln ie über nacht 72 dn. behelt er si über den dritten tag und nacht wider die gemain, so ist er der herschaft pessrung verfalln auf gnad.

Wïr melden auch daz ain iegleich man mag sein erbguot verseczen oder verchaufen wann im das not geschiecht, daran sol in die herschaft ân erlich sach nicht: irren, ausgenomen daz behaustz guot den juden nicht verseczt werde.

Si melden auch das ir gericht raichen sol allenthalben mitten auf dem gries.

Wïr melden auch daz: ob wïr in dem gericht einn diep viengen mit der handhaft, den sol man dem statrichter anpieten in drin tagen und im den antwurten als es von alter herchömen ist und nuor als er mit der gürtl umbfangen ist, und daz übrig sol der herschaft beleiben, und sol in der richter überobern ân unser scheden. wolt in aber daz gericht nicht nemen, man sol in mit aim halm pinten; lauft er hin, wïr sülln niemant darumb antwurten noch verfalln sein.

Wïr melden auch daz: ob ein diep gezaigt wuord in eins frumen mans haus, mag er in helfen vahen, daz sol er tun. chëm er in aber hinten aus oder vorn, des sol der wïrt und sein inleut unentgolten sein.

Die ander sprach.


Wïr melden auch daz: ob ain erber man flüchtig wuord umb erber sach in ain haus, mag im der wïrt davon gehelfen oder sein ingesind ee in der ambtmann ansichtig wïrt und vordert, da sol er auch niemant nicht umb verfalln sein.

Wïr melden auch daz wïr mit gunst und willen unser herschaft aus unserr waid machen und pawn süllen was wïr wellen ân alle irrung.

Wïr melden auch das daz wïr unser viech aus und in treiben und halten süllen auf gütern die unpawt und öd ligent ân alle phentung.

Wïr melden auch daz man daz viech treiben sol für den gemainn. herter und nicht anderswo halten den leuten ze schaden. und wer des nicht tët, der sol dennoch dem herter sein gewonlich lon geben, und wer des wider wër den sol der ambtman phenten darumb.

Wïr melden auch daz man den herter nicht vertreiben sol mit worten oder mit werhen darumb daz er ein gemainer diener ist. wër es daruber tët, der ist wandels verfalln nach iedem mann der gemain 72 dn und daz viech selber halten unz daz man ainen andern herter gehaben mag. verschult der herter gegen iemant icht, da sol in der amptmann umb pessern.

Wïr melden auch daz: wer viech an seinn schäden begreift klain oder gros, der sol daz dem ambtmann inantwuorten, der sol daz innhaben als lang daz im sein schaden werd abtragen nach der vïrer rat, und nem davon der ambtman sein recht, von ieder kla vïr phening. müg er es aber nicht gefahen, slecht er es, scheusst er es oder wie er es tödt, so ziech es auf die stigl do es hin in gelaufen ist oder lass es ligen und sei niemant nichtz verfalln.

Wïr melden auch daz dhain man mit sambnung frëmder leut in daz aigen nicht geen sol den leuten zu gevër. wer daz tët, der ist wandels verfalln nach iedem mann als vil er dahin pringt zehen phunt phening. wuorden si gefangen, so sol: ir eisengewant und ir waffen der herschaft verfalln sein.

Wïr melden auch daz: ob ainer ainn wundt in der stat und kümpt ungefangen herwider in daz aigen, der sol es dem amptman kund tuon und daz recht geben zwenundsibenzig phening. und wuord er nach dem in der stat gefangen, so sol in die herschaft davon pringen ân seinn schaden. verswig er es aber dem amptman, was er in der stat leiden müst daz sol er gegen der herschaft auch leiden.

Wïr melden auch daz ain zehentner ainen nicht verrer nötten sol dann sein trew steet. und sol den [zehent] nemen zu rechter zeit darnach und er mit im abchümbt. wolt in der zehentner nicht nemen, so sol man in im ingiessen in ein assëch daz einen podem hat, und secz inwendig der dach trophen. wuord er enwicht oder gezett, so sol er dem zehentner nicht darumb antwuorten.

Wïr melden auch daz es gefridt sol werden ungestifts und gestifts guot in rechten tëgen, ze veld in drin werichtëgen, ze dorf all tag im jar summer und winter. wer des nicht entët, da sol der ambtman selber friden auf eins schaden und sol auch darumb phenten und sein wandl davon nemen 12 dn als oft als vil er arbaiter dapei gehabt hat.

Wïr melden auch daz man die gewöndleich ablait und anlait nemen sol, der abvert sechs pfening, der anfert drei phenning.

Die dritt sprach.


Wïr melden auch daz: ob ainer den andern haimsücht mit gevër frëveleich an sein haus oder in sein haus, der ist darumb wandels phlichtig und verfalln der herschaft zwen und sechs schilling phenning.

Wïr melden auch daz niemant unflëtigs ding für sein tür giessen noch schüten sol. als oft er es darüber tët, so ist er zweliff phening ze wandl verfalln. schütt er es aber seinem nachtpawrn zu gevër für sein tür, so ist er 72 dn ze wandl verfalln.

Wïr melden auch daz niemant truckchenplëcz in seinem haus oder vor seinem haus gestatten sol. als oft er daz tët, so geb daz wandl zwenundsechzig phening, es sei vailer wein da oder nicht.

Wïr melden auch daz niemant schenkchen sol dann der aigen rukch hat, es geschech dann mit der gemain willen.

Wïr melden auch daz ain ieglicher sein fewrstat an einer gewöndlichen stat haben sol. wer des nicht tët und wuord im beschawt und ündersagt von dem ambtman, als oft er des wider wër so geb zwelif phening ze wandel.

Wir melden auch daz: slecht ain man ain slötergrueb, der sol si nicht lenger offen lassen steen nach dem und er si genüczt hat unz an den dritten tag, oder er ist darumb wandl verfalln nach eim ieglichen tag zwelif phening. leicht ers seim nachtpawrn, der hab darnach dasselb recht.

Wïr melden auch daz graser und graserinn in den weingërten verpoten sein, und wer si begreift an seim schaden der soll si phenten und dem amptman antwuorten, der soll daz pfant innhaben daz dem sein schad werd abtragen nach der vïrer rat, und nem der ambtman zwelif phening ze wandl.

Wïr melden auch daz: ob ain frömbder man ainen nachtpawrn laidigen wolt, dem süllen die mann zu hilf kömen, es sei ze veld oder ze dorf, ob si daz sehent oder daz er si anrüfft. wer des nicht tët, der ist wandl verfalln ie nach dem ruoff 72 dn; er sprech dann pei seinn trewn das er sein nicht gehört hab, so sei ledig.

Wïr melden auch das kainer dem andern sein frid abhaken sol noch prechen im selber zu frumm und seinn nachtpawrn zu schaden; der ist auch wandl verfallen nach eim gruenn dorn 12 dn, nach einem dürren 72 dn. fridt er aber si paid, so ist er niem nichtz darumb verfalln.

Wïr melden auch daz niemant guot stekchen aus den weingerten haim sol tragen oder er ist wandl verfalln nach eim stekchen 12 dn. tregt er mer dann zwelif stekchen, man sol in dem gericht antwuorten als einn schedlichen man. es sol auch niemant guot stekchen abprechen und drümerweis haimtragen, der ist auch wandels verfalln ie nach dem drum 12 dn. fund man mer bei im dann 26, man antwuort in auch als ainn schedlichen man.

Wïr melden auch daz: wer ain swert zukcht in gevër, der geb daz wandl 12 dn aus der schaid und 12 phening darin, und von aim messerzukchen 12 dn.

Wir melden auch daz dhainer verpotenew weer nicht tragen sol in dem aigen, hakchen wuorfpeil spies armbst, wie daz genant ist, in gevër, oder er ist wandl verfalln 12 dn als oft er es tët. und ob ains hofherr verpotnew weer trüg, dem sol es der wïrt undersagen. wolt er des nicht achten noch tuon nach des ambtmans gehaissen, so wër der wïrt wandl verfallen 12 dn als oft man es an seinem hofherren sech, oder geb im urlaub.

Wïr melden auch daz ein ieglicher sein arbaiter die rechten weg und steg aus und in weisen sol den leuten ân schaden. wer des nicht tët, der ist wandl verfalln von aim ieden arbaiter 12 dn und dem andern seinn schaden abtragen naeh der virer rat.

Wïr melden auch daz: was wandl gefallent daz hinder 72 dn ist, die sind des amptmans, und von 72 dn sind auch 12 dn des ambtmans, daz übrige der herschaft.

Si melden auch: wer in der Wienn vischt, das der niemant schadn sol tun bei tag oder bei nacht mit frid ausprechn oder an der wür. wer das tet bei dem tag, der ist wandels verfaln 12 pfenning und ob er bei der nacht die wurzen aus der wur reutet, so sol in die herschaft nach gnaden pessern, oder wer die
wur abslueg in gever der sol auch nach gnaden pessert werden.

Si melden auch das die herschaft in dem aigen niemant stewrn sol, es sei dann das man unserm gnedigen herrn herzog Albrechten vorgenant ain erung geb, do sol die gemain aller herrn holden mitleiden. wer des nicht tuen wolt, der sol kain recht mit der gemain nicht haben.

Wïr melden auch: wann man die gemain fürt pessert, daz man den arbaitern: irn lon geben sol wann daz angeslagen wïrt. wolt er des nicht tuon, so sol in der amptman phenten.

Wïr melden auch daz ainer den andern gesessen in dem aigen oder ungesessen auf seins gelter guot wol kömen mag mit verpot zu dem rechten. ob er im zu unrecht verputt, so sol er im sein guot ledig machen und abtragen
ân seinn schaden; daz verpot dem gesessen 2 dn, dem gast 12 dn.

Item, ain fürbot dem gesessen zwen phening, aim gast zwelif phening.

Item, wen man mit pästaln begreift, daz wandl 12 dn; ist es aber die merung, so sol man in antwurten dem gericht für ainn schedlichen man.

Item, ob der ambtman und die virer giengen auf ein beschawn, dem ambtman zwelif phening, den virern iedem vïr phenning.

Item, welher spilen lët in seinem haus, der sol der herschaft verfalln sein fünf phunt phening ze wandl. ist aber [daz] ain gesessner oder meniger dapei wërn, der sol verfalln sein auch ze wandl 72 dn der herschaft
ân alle gnad.

Item, wer zaubernuoß in seim haus trib oder treiben ließ, der ist vëllig der herschaft fünf phunt phening, und sol man die die daz treiben darzuo pessern als recht ist ân alle gnad.

Herrschaft
Besitzer: Wiener Domkapitel
Herkunft / Fundort
Gumpendorf (heute Wien, 6. Bezirk) | Bundesland: Wien |
nähere Angaben
Entstehung: 1435 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 761, Nr. 120 (Edition).

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