Klosterneuburg, Fischerrechte (14. Jh.)

Hec sunt iura piscatorum.

Primo. omnes piscatores qui dicuntur vulgariter segenser leiner reusser vveller furcheufel, quilibet ipsorum tenetur servire ecclesie in prima dominica post festum apostolorum Petri et Pauli singulis annis decem denarios novos pro eo iure quod vulgariter dicitur gruntrecht.

Item, alii piscatores qui dicuntur scherrer et alii quilibet qui pedibus vadunt in aqua, de suis piscacionibus eodem die tenentur servire quinque denarios annuatim.

Item, quicumque ipsorum ceperit magnum piscem sive pisces magnos et valentes, non debet vendere aliunde nisi prius exhibuerit ecclesie comparandos.

Item, tempore hyemali quando piscantur in glacie non debent aliquam glaciem operari nisi presente nuncio ecclesie; et quitquit ibi ceperint et inter illos diviserint qui habent sagenas, tenentur unam partem ecclesie integraliter exhibere quam unus percipit magistrorum.

Item, quando et quotienscunque istud instrumentum facere voluerint quod vulgariter ereich dicitur, primo requirent consensum prepositi sive cellerarii de loco in quo facere voluerint; et si expedire videtur et prepositus sive cellerarius medios sumptus dare voluerit, mediam partem piscium quamdiu duraverit idem instrumentum ecclesia retinebit; si vero medios sumptus dare noluerint et ipsi piscatores suis sumptibus fecerint, ecclesia nonnisi unum diem cum nocte quomodocunque voluerit retinebit.

Item, debent habere unum magistrum, qui hec omnia conservet et censum debitum ecclesie congreget et negligentes iusticiam coram preposito vel cellerario accuset. et ille idem tenebitur de suo officio prepositum cum piscibus iuxta suam fortunam sepius honorare.

Item, quicunque premissa neglexerit et reus convictus fuerit, iuxta arbitrium prepositi sive cellerarii secundum qualitatem delicti punietur.


1399

Hie sein vermerkt alle die rechten auf dem wasser zugehörent unser liebn frawen gotshaus zu Closterneunburg als ferr die vischwaid geet des obgenannten gotshaus, und hinwider alle die rechten der vischer die sich in der vischwaid betragen.

1. Am ersten hebt si sich an ob Erdpurgkh vom müllgraben unz in die Pastgrueb ob Höflein zu dem pierpaum, und geet dasselb march entgegen uber unz in die Swartzen stetten und eenhalb Thunaw, von der Swartzen stetten zu den dreizehen paumen niderhalb Stadlaw.

2. Die vischwaid ist alle des obgemelten gotshaus. und alle vischer die sich betragent in derselben vischwaid, die sullen alle jar haben ire pantaiding des suntags nach sand Peters tag. und wann si ir taiding anheben, so sullen si alle ire recht melden und die recht so vor und hernach geschriben sein sagen. und sagen bei iren starken aiden das es also mit alter herkomen sei in dem eetaiding.

3. Si sagen und melden auch das si in irem taiding sullen haben drei sprach und zwen stewrer. und sagen das si ires aids nit widertriben werden sullen. und soll auch an der dritten sprach der vischmaister mit in hinfürgeen, also ob er des rechten pas bedächt, dasselb soll er den andern zu wissen thun und si sullen des alles unentgolten sein.

4. Si melden und sagen auch das all newschütt und grünt sein ains brobsts alsferr die obgenannt vischwaid get.

5. Si sagen auch das ain brobst all zeit ain stäten vischmaister soll haben.

6. Si sagen auch das ain ieder segner, reischer oder leiner jerlich ainem brobst dienen soll 10 dn, und ain scherrer und ain streitperler sullen dienen ietlicher 5 dn all an dem nagsten suntag nach sand Peters tag.

7. Si sagen auch: wen ain vischer fächt tük oder hausen, die soll man ainem brobst oder seinem anwald anfailen. ob er die kaufen welle, so soll man im die trewlichen ze kaufen geben. wolt er ir aber nicht kaufen, so soll der vischer geben für ains ietlichen visch grat 60 dn und soll darnach den visch ze kaufen geben wem er will. und was auch ander gueter visch sein uber 60 dn, die soll man auch ainem brobst anfailen. wer aber des nicht thät, der ist verfallen alles des zeugs damit er die visch gefangen hat, auch aller der phening darumb er den visch hat verkauft.

8. Und wer ains brobsts vischmaister ist, der soll haben von des brobsts gnaden ain erchfurt und ain segngrunt in der eegenannten vischwaid niderthalb oder oberhalb des kloster; aber in dem jar da er die wall innen hat mag er kain wall innhaben umb ain erchfurt oder segngrunt.

9. Und welicher vischer darnach ain erchfurt besten wil, der sol mit ainer erbern eerung für ain brobst komen. und wann die erch berait sein, so soll ain brobst alle wochen von ainem ietlichen haben ain phinztag nacht oder ain andere nacht, wie er im die erwelt.

10. Und ob eiswerich wurd, von allen eisen davon hat ain brobst ain züllntail, es komen der zülln darfür vill oder wenig.

11. Und welicher will arbaiten auf der vischwaid, der soll begreifen ains brobsts willen mit ainer erbern eerung visch und mit ainem phunt phening, ob er dem brobst gefelt.

12. Und ob sich vischer zekriegen auf dem wasser soverr die vischwaid get, doch ôn pluetrunsen, und schluegen und rauften an einander, dieselben wändl sein ains brobsts.

13. Item, welicher in der ietzgemelten vischwaid ain vischer wer der dem gotshaus und ainem brobst hie zu Klosterneunburg die bemelten recht wolt enphrembden und die hinder ain andern herren bringen, der ist ainem brobst verfallen leib und guets auf genad.

14. Item, wann ain gast mit Traunvischen herkumbt, der soll die niemands anfailen dan am ersten ain vischmaister; der soll dann von stund an das bringen an des brobst kuchenmaister, damit er der am ersten kauf was er bedarf ôn gever; die andern sol ain vischer geben wem er will.

15. Item, si sagen auch: ob ain namhafts gros eis wär darzue die vischer ain ze klains zeug hieten, so sullen si umb hilf zuempieten am ersten den vischern zu Nusdorff, darnach den vischern zu Mukraw; und sullen auch an ainer ietlichen zülln farn zwen maister und ain voliger.

16. Es soll auch niemants kain namhafts eis angreifen, nur man las es ee ainen vischmaister wissen; der soll das ainem kuchenmaister sagen und dann den vorgenannten vischern. welicher aber seiner potschaft nicht achten wolt und die andern dem stram wurichten ab dem eis und auch ubrig diener, so sulln si dem der also der potschaft hat veracht kain tail geben. warcht er aber darüber lang oder kurz, so hiet er umbsonst gewaricht, so er hinach darzue kumbt.

17. Item, alle die maister die in der eegenannten vischwaid sind, soll kainer dem andern zeug leihen der nit zeug hat.

18. Auch soll kain Wienner segner kain namhafts eis ob Nusdorf wurchen. so er aber käm fuer ain eis das stokig wär, das ander segner nit gewurchen möchten, oder das es zu laid wolt werden es wär von wint oder von warmen weter, das sullen si wurichen mit wew si mügen. und was er fisch da fächt, die soll er gen Nusdorf an das land fürn ôn alles geverde und soll darzue nemen die maister zu Nusdorf, das es kome an den vischmaister. ob er aber des nit thäte, so ist er verfallen der züllen und des gschirr und aller phening darumb die visch gekauft sein worden, und darzue verlorn sein maisterschaft, und zu welichem maister er kumbt, der soll im kain tail geben als lang unz er ains brobsts willen begreift.

19. Auch alle die maister die maisterschaft haben und maister sind, derselben kind mügen woll gestreitperlen und gescherren und sind des ir vater unentgolten, und sullen kain dienst geben di weil si in irs vater prot sein, unzt si zu iren jaren komen und verhewrat werden, alsdann sein si tailmessig mit des brobsts willen und bedurfen niemands aus den vischern ze bitten.

20. Es soll kain vischer sein senkl setzen wo ain segner gereken mag. es soll auch kain leiner sein lein nit legen uber ain sogngrunt oder uber ain steunden wurf. es soll auch kain struter gereider slahen nur allain an Wildaw. es soll auch kain steboter für kain auswerf gereider nicht setzen. auch soll kain segner kainem garnreischer nit tail geben nur allain er beger sein zu hilf. hat er ain zülln, so geb im ain halben segntail.

21. Welicher vischer auf der vischwaid sitzt, was er holz bedarf zu ärhen darumb soll er begreifen ains vorster willen. was er aber bedarf zu gereidern, zu runsen und zu reuschen, des soll er im nemen sein beschaiden notturft.

22. Und was lediger knecht auf der vischwaid sein die sich darauf betragen, derselben soll kainer zeug ausfüern. und wann er kumbt zu ainem vischkeufel, der geit im kainen tail.

23. Welicher maister kinder hat, die soll er auf kain grunt aussenden, es sei dann der vater selber da. thun si aber das so geit man in kain tail, dann sovill ob der vater krank wär oder in eehaft not irret.

24. Es soll auch kain gruntgarner in kain wasser setzen das ain segner gereken mag.

25. Alle vischer die in der vischwaid sitzen, die sullen an kainer heiligen zeit ausfarn, als an unser lieben frawen abent, an der sambstagnacht, an zwelfpoten abent und etlichen andern heiligen nächten. sie sullen auch am sonntag abent unzt an den montag morgen pis die sun aufget nit ausfarn. welcher aber das uberfur, der ist verfallen der zülln und des geschirs und darzue unser frawen des gotshaus Closterneunburg ain phunt wachs.

26. All angler und all taupler sein verpoten, nur allain ain rechter erbvischer der mag woll angeln.

27. Und all grueb die in der ietz bemelten vischwaid ligen und sein in velden und in awen, der soll im ain brobst fürnemen wo und wie vill er will, und dann die andern mügen sein vischer gevischen ôn gever.

28. Und was dieselben vischer in der vischwaid von gewalts wegen, von was herrschaft das ist, anget, das soll ain brobst in ausrichten.

[28 a.] Und also alle die rechten die dem gotshaus und den vischern geschriben sein von ende zu enden, haben fürgeben die vischer zu Wienn von Closterneunburg von Korneunburg von Nusdorf von Höflein und
[die] vischer von Enntzesdorff underm Püsenberg mit wissen und willen brobst Petern der Lenhofer hat gehaissen, in solicher mainung das man die rechten also gedenk und alle jar in irem pantaiding lesen und offenwarn soll, als si dan darumben mit iren starken aiden gesagt haben; doch vorbehalten dem brobst und gotshaus an der obgenannten vischwaid sein obrigkait und alle gerechtigkait nachmalln der in und irem gotshaus darumben ain genüegen thut und iren willen begreift, auch die oftgenannt ir vischwaid selbs pawen, nützen und niessen sulln und mügen als in, iren nachkomen und gotshaus das am aller nutzisten und fueglichsten ist und wirdet ôn meniclichs widersprechen.

29. Es soll kain reischer holz schneiden vor sand Michels tag. aber darnach mag ain ieder solich reischenholz schneiden ungeverlich was er bedarf. welicher aber das uberfur und vor sand Michels tag also holz schnit, der soll in des brobst straff und pueß gefallen sein.

Herrschaft
Besitzer: Stift Klosterneuburg
Herkunft / Fundort
Klosterneuburg | BH: Wien - Umgebung | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1300 - 1399
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 968-973, Nr. 147/2 (Edition).

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