Flatz, Dorftaiding (1630)

1.
Ambt Flätz.

Vermerkt die gerechtigkait die da gehört zu der herrschaft Stixenstain und die gemeldt wirdt in der panndäting zu Flätz am erchtag in osterfeirtägen etc.


Hernach ist ordentlich verzaichnet deß hochgebornen graffen und herrn herrn Hannß Balthasern von Hoyoß grafen zum Guettenstain, freiherrn auf Stixenstain, röm. kais. maj. geheimen rath, camerern, s. Jacobs orden de Espada rittern, in Ossterreich unter der Ennß lantmarschalken und generallantobristen etc. jurisdiction und freihait alhie zu Flatz.

Erstlichen sol ein richter erforschen ainen redner der das pannthating ausspricht.

Zum andern soll ein richter die schran besetzen mit wolbekanten männern, die geschwornen zwelf.

Item von erst. der purgfridt hebt sich an von dem creuz zu Marrerstorff und geth an den holzweeg uber den Thomb, zum andern zu dem creuz in die Spitallgassen, von der Spitallgassen auf die Aw, von der Aw auf die Scheiblingwisen, von der Seiblingwisen auf das Gschlägl, von dem Gschlägl auf das aihech, von dem aihech auf den Neuen weeg, von dem Neuen weeg auf den Khriegberg, von dem Khriegberg ligts alles im burgfridt der herrschaft, darnach in den Hierschmannsgraben ist ein maur, von der maur ist ein rüsen, ist ein grosse aicha, darvon in der wasserfueg nach auf das Khernegg, von dem Khernegg auf den Oeden angr, von dem Oeden angr auf den Schauangr, vom Schawanger biß in die Endtgassen, von der Endtgassen biß zu des Oßwalder creuz. - Ist die frag herr richter, ob solches von alter heer gewesen sei?

Item, in dem burgfrüdt ist gefürste freihait. - Herr richter fragt in und ausser der schran, ob solches von alter heer gemelt sei worden?

Item, ob ihr zwen mit einander in zichtigkait wehren und ausserhalb des burkfrüdts zu einander kamen und der ander sich der freihait tröstet oder des burkfridts und möcht seinem widersacher nit entgehen und wolt gehrn zu der freihait kommen, so mühe er das er ain wahrzaichen, es were ain huet ain messer oder ain anders wahrzaichen, das da weislichen wehre, in den burkfrüdt bracht oder mit seinem leib, es wehre mit henten oder aines andern thails, darinnen er sich verlässt, der freihait berürt, und der widersacher leit hart darüber solchen an, ist er schuldig zu bessern oder pueß verfallen das wandl wie nach gemelt wirdt. - Herr richter fragt, ob das von alters gemelt sei worden?

Die penn nach den waffen. von ainem spieß fünf gulden, von ainer haggen fünf gulden, von ainem stecken fünf gulden, von ainem messer zween schilling. item, von ainem armprust wann er spant und schiest fünf gulden, last ern aber wider ab ist er nichts schuldig. würft er mit ainem stain oder zuckt, fünf pfunt, legt er aber den stain wider an sein statt ist er nichts schuldig. item, schlecht er mit der faust, fünf pfunt, hat er aber den taumben in der hant ist er nichts schuldig. Herr richter fragt.

Item, alle wandl unter zween schilling sein des richters, waß aber darüber ist der herrschaft. - Herr richter fragt.

Item, so ainer ain rainstain vertilgt, der ist pueß schuldig fünf gulden und wirt veracht als ein schedlicher man.

Item, so ain rainstain umbfelt, ist die nachbarschaft ainig, mögen sie den widerumb aufsetzen. so das ainer allain thet, ist er verfallen fünf pfunt. - Herr richter fragt, obs vor auch also gewesen sei?

Item, ob ihr zween ainen rainstain setzen und sein ainig mit einander, ist es guet. ist das aber nit, sollen si zu hulf nemben den richter und fürrer.

Item, vier freiweeg von dem dorf zu Flätz: der erst zu dem Schaffenberger, der ander für der Arten geen Reüth, der dritt unter dem Gesing, der viert geen St. Lorentzen. und wer die weeg irret, ist pueß schuldig zwelf pfening und den schaden zu bezahlen.

Item, die vier weeg ist ieder schuldig zu zeünen bei allen seinen erben. ob aber ainer das nit thet und ainer schaden nembe, solchen schaden ist er seinem nachpaurn zu bezahlen schuldig.

Item, so ainer ain zaun macht und die klatzen herauß keret, und ob ain fraw oder man ainen schaden neme, es wehre an ainem klait, ist er wandl schuldig zwelf pfening. - Ist die frag obs ehe auch gewesen sei?

Item, so ainer ain zaun machet, ist er schuldig zu schlagen auf seinem grunt die stecken. schlegt ers aber nit darauf, ist er schuldig zwelf pfening, und das ist auf alle gmain.

Also hat des dorf zu Flatz pandating aiu ent, und hebt sich widerumb das bergen.

Item, so ainer ain paumb hat und wirt außgraben, ist pueß schuldig fünf gulden und wirt vor ain schedlichen man geacht.

Item, auch ain dorn der guet und pelzt ist, ist pueß schuldig zween schilling. so er in aber außgrobt, ist er geacht ein schedlich man.

Die plecker zu legen etc. item, an den kellern ist Dionisy schuldig ain bloch zu treiben und Ulrich ist das schuldig zu legen, ain ieder vor sein kasten. Leidenfrost ist schuldig ein ploch zu führen zum Stephan an das orth und Stephan ist schuldig das einzugraben, und solches alles ist von den heüsern. item, Leidenfrost und Doniß sein schuldig vor den heusern die gerechtigkait zu bessern. item, Donisy Khöckh ist schuldig zu machen ain pruggen uber den Dreyhüffel. der pfarrer zu Flätz ist schuldig zu legen ain plock uber den Maßackher.

Item, uber alle wisen acker gärten soll ain graben sein und zu st. Georgen tag geraumbt, und haissen die panngrueben, und zwo eln weit und dief. und der das nit thuet ist pueß schuldig zwelf pfening, und ob ainer schaden empfieng ist er schuldig den zu vergniegen.

2.


Wan man das panndating hölt ist die frag anfenklichen: herr richter fragt, ob es an dem heitigen tag sei das man daß verleß die burkfrüdt und freihaiten?

Herr richter fragt, ob die schran besetzt sei mit den geschwornen zwelf, und das man mag mit denselben verlesen dem herrn sein freihait dem armen als dem reichen, dem dorf zu Flätz die gerechtigkait zu erhalten. - Herr richter fragt, obs vor auch gemelt sei worden?

Herr richter fragt, ob ein ieder sein nachbaurn bei ihm hab der rechtlich in der schran soll sitzen. ob er aber nit da wehre, so wehre er die pueß verfallen zwelf pfening, außgenomen ihn irrete gottes gewalt oder herrn gschaft oder gefahrliches wasser.

Vermerkt den burkfriden wie er mit stain, rain umbfangen sei. und hebt sich an bei dem Oßwalder creuz, und gehet durch Marestorff, da ligen zwai heuser im burkfriden, und gehet durch uber den Thomb nach dem freiweeg durch geen Ragglaß, auf den anger zum creuz, vom creuz auf die Spitlgassen, von der Spitlgassen auf die Aw, von der Aw auf die Scheiblingwisen, von der Scheiblingwisen aufs Gsoll, vom Gsoll auf das aicha, biß auf den Neuen weeg, vom Neuen weeg biß auf den Khüeberg, der ligt aller in des herrn burkfrüdt, vom Khüeberg in Hierschmansgraben, da ligt ain maur, von der maur auf die Khrumpwisen, da stet ain grosse aicha, von der aicha nach der wassersaag biß auf das Khienegg, vom Khüenegg auf den Oetten anger, vom Oetten anger auf den Schawangr, in der andern gassen ab wider zu dem Oßwalder creuz. - Herr richter fragt, ob es vor auch gemelt sei worden?

Ob zween ausserhalb des burkfriden zu einander kamen mit zorn, der ander wolt gehrn mit friden sein und der ander nit, ob er so nahent kamb das er herein würf ain warzaichen das wislich wehre, so hat derselbig dem herrn die freihait gebrochen mit den waffen dei ihr hernach hörn werdt. - Herr richter fragt.

Ob ainer geflohen kame zu dem richter, so [ist] er alle vierzehen tag umb zween pfening, und ob sein widersacher kame, so soll er si all peed bei einander behalten auf vertrag und außweisen. - Herr richter fragt.

Item, ob ain ubelthatter in der freihait wirt betretten, so soll ein ieder richter erfordern die fürrer und seine nachbarn oder andere so er die nit haben mag, so die sein in der herrschaft, und das mit ihn schaffen und erfordern bei ainer bueß und straff das man denselbigen handfest, und solches [soll] der richter der herrschaft anzaigen. und ob der ubelthatter mit ainem solchen guet begriffen würdt, da hat die herrschaft mit ainem solchen die wahl damit. und denselbigen ubelthätter soll man nemben und soll den antworten auf den Hawwegg und dem richter zu Neükhirchen dreimahl ruefen. kombt er aber nit, so soll man in nider pinden auf den weeg mit dreien rugghalben, er lig lang oder kurz. - Herr richter fragt, ob es vor also gemelt worden oder nit?

Item, ob sich weiter begab das ainer so fraidig wehre und wolt etwa ainen hinauß nemben der mit aignem ruck hineinsass, oder wehre ainer der die freihait bestanten hette, oder ob ainer wehre der seine güeter durchtruege, durchführt oder durchtreibt, so etwan ainer wehre der den schedlichen wolt hinaußnemben, er wehre wehr er wolt, der solches thuet, er wehr edl oder unedl, er wehr ein richter oder mautner, so er solchen frävel und gwalt tribe, wehr er ein geraißiger, als oft er mit menigem man ritt als oft wehr er umb zwaiunddreissig pfunt, so er wehr zu fuessen, als oft mit manigem man als oft ist er umb zehen pfunt. hat ers am guet nit, so soll man ihm abschlagen die rechte hant und soll imbs vor in den garn fassen und damit laufen lassen und das er hinfüro gedenk und ein andrer ein ebenpilt ob ihm nemb wie er der herrschaft die freihait zerbrechen soll. - Herr richter fragt.

Item, ob ainer so tratz wehre und wolt herrn und richter nit achten sondern wolt ihm selbsten ein geniegen oder gwalt thuen, er wëhr wehr er wolt, ist er wandl und bueß schuldig von ainem spieß fünf gulden, von ainer hacken fiinf gulden, von ainem steken fünf gulden, von ainem messer zween schilling, von ainer hauen oder krampen fünf gulden. von ainem armbrust wan er schiest und spant fünf gulden, last er in aber wider ab ist er nichts schuldig. würft ainer mit ainem stain oder zuckt, fünf gulden, legt er in aber wider an sein statt ist er nichts schuldig. item, schlegt ainer mit ainer faust. fünf gulden, hat er aber den daumben in der hant und mags weisen, ist er nichts schuldig. wan ainer ainem ain leibschaden thuet, denselben zu vergniegen. - Herr richter fragt.

Item, wan ainer so fraidig wehre der ainem ain rainstain vertilget, wie es sich dan begabe, wo solches auf ihn erfunten wurde, der das mit willen thet, der war pueß schuldig fünf gulden und darzue ain schedlicher man.

Ob es sich aber zuetrueg das ainer ain rainstain umbackeret das ungefahrlich geschach, und die zween nachbarn so si ains sein mogen si in widerumb setzen, da ist er niemants nichts schuldig darumb. ob er in aber allain wolt setzen, das hat er nit macht. wehr solches thet, der ist wandl und bueß schuldig fünf gulden, dan er nit macht hat allain rainstain zu setzen, er setz in recht oder unrecht.

Ob es sich aber zuetrueg das si sich nit mit einander kunden vergleichen, so sollen si geen zu dem richter und in bitten das er in die vierer verleühe, daß si in zwaien ain rainstain setzen.

Ob es sich begabe das die vierer ainen rainstain setzeten, es wehre ain alter oder neuer, [so sollen si in setzen] treulich und ungefehrlich dem reichen als dem armen. und wan si nun geraint und gestant hetten nach ihrem verstant und ainer so tratz wehre der den nachredet, verachtet oder verschmäet si, der wehr wandl und bueß schuldig von ainem ieden fünf gulden und dem richter zehen gulden. - Herr richter fragt, ob es vor auch gemelt sei worden?

Item, von dem dorf gehen vier weeg: der erste geth auf den Eberhoff, der ander für den Arter auf Raicht, der dritt unten durch das Althan auf den Gösing, der viert auf St. Lorentzen. und die vier freiweeg sollen frei sein ainem ieden. ob aber ainer die weeg irret, wie das wehre, wo die weeg nit frei wehren, der were bueß verfallen zwelf pfening und ob ainer ain schaden empfieng denselben abzutragen. - Herr richter fragt.

Und bei den vier freiwegen soll ain ieder vor seinem erb verzainen. ob er aber solches nit thet und ainer ain schaden durch seinen nachbarn namb, der solle den schaden biessen, nit der des das viech ist sondern der nit zuegemacht hat. - H. r. fr.

Item, so ainer ain zaun macht und die klatzen heraus kert, und ob ain man oder ain fraw ain schaden empfieng, eß wehr an ainem klait, wie eß ist, [ist] bueß schuldig zwelf pfening. H. r. fr.

Item, so ainer ain zaun machet der umbfüel und wolt den bessern, so ist er schuldig den stecken zu schlagen auf seinem grunt. schlegt ers aber nit darauf, so ist er bueß schuldig zwelf pfening, und das ist auf alle gmain. - H. r. fr.

Die plegger zu legen. an den kellern ist Donisy schuldig ain ploch zu treiben und Pongratz Reittrer ists schuldig zu legen. item, Leidenfrost ist schuldig ain ploch zu führn zu dem Stephan an das orth und Stephan ists schuldig einzugraben. die plöcker gelegt, das ainer mit ainem gespürten rath darüber führt. item, Leidenfrost und Doniß sein schuldig von den heüsern die gerechtigkait zu wässern. item, Doniß Ertl ist schuldig zu machen die pruck uber die drei Zipffl. item, der pfarrer ist schuldig zu legen ain plock uber den Maßackher.

Uber alle wisen, acker und gärten soll ain graben sein und geraumbt zu st. Georgen tag, haissen die panngraben, zwo eln weit und dief. der das nit thuet ist pueß schuldig zwelf pfening, und ob ainer ain schaden empfieng denselben abzutragen. - H. r. fr.

Item, ob ainer ain paumb hett und wurt ihm außgraben, wo solches auf ainen wirdt befunten, ist pueß schuldig fünf gulden und wirt geacht ein schedlicher man.

Item, auch weer ainen außgrabt ain außgeschnitten dorn der guet und pelzt ist, wo solches auf ainen wirt erfunten, ist pueß schuldig zween schilling und darzue vor ain schedlichen man geacht. - H. r. fr.

Item, ob ainer loßnet an der want und es der wirt innen wirt, ist sein frag zu dem ersten, andern und zu dem dritten mahl, wo er darüber betretten ist. und ob er in umbs leben bracht, ist er nit mehr schuldig dan drei pfening und die wehr auf ihn zu legen. - H. r. fr.

Item, ob ainer nachstellet dem wiltpan, als rodtwilt federspiel repphiener vaßhiener, ist verbotten. wehr das thuet ist bueß schuldig.

Item, alle holden mit grunt oder vogtei so die zuegehorn der herrschaft Stixenstain, hat freihait an maut die notturft in das haus und nit mehr. H. r. fr.

Item, alle wandl unter zween schilling sein des richters, was aber darüber ist der herrschaft. - H. r. fr.

Herrschaft
Stixenstein
Standort
Horn | BH: Horn | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Familienarchiv Hoyos | InvNr.: Panndatungsbuch der herrschaft Stixenstain | Seiten: 42a-71a |
Herkunft / Fundort
St. Lorenzen am Steinfelde | BH: Neunkirchen | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1630 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 218-223, Nr. 39/1 (Edition).

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