Pottschach, Dorftaiding zur Herrschaft Potschach (1648)

Paan- und pergthaitung zur herrschaft Pottschach gehörig

Demnach eß ein uralte gerechtigkeit und von der römischen kaiserlichen auch zu Hungarn und Böhaimb königlichen majestetten unsers allergnedigsten landsfürsten und herrn herrn Ferdinando etc. confirmirt- und bestattigter üblicher gebrauch ist, meines gnedigen herrn graffen deß hochund wohlgebohrenen graffen und herrn Franz Bernharten von Ursenpekh freiherrn auf Pottschach Wartten- und Liechtenstain, der zu Hungarn und Behaimb königlichen majestetten obrister kellhermeister, würklicher camerer wie auch der hochfürstlichen durchlaucht Leopolti Wilhelmben erzherzogen zu Österreich cammerers und erblantstäbelmeisters in Steier etc. an dero aigenthumblichen herrschaft Pottschach habenten purkfrid und freiheiten wiltpan reißgejägter fischewaiden und pergrecht, wo nemlichen selbe anfangen, wie weit sie sich erstreken und was gestalt solche observirt und gehalten werden sollen, jährlich am sontage nach dem tage sanct Georgii einer ehrsamben gemain alhier und allen so dabei zu thuen, ja iedermeniklichen deme es anzuhören gelustet lauter und klaar zu verlösen: alß bin ich vom hochgedachten meinem gnedigen herrn graffen herrn Franz Bernharten von Ursenpökh etc. hierzu bevelcht und abgeordnet, beruehrten purkfrid und freiheiten wiltpaan reißgejägten fischwaiden und pergrecht allen und iedem zur guetem nachricht und nothwendiger fürsehunge frei offen und ordentlich zu vermelten, darauf auch ein ieder, damit sich niemant mit ainer unwissenschaft entschuldigen möge, still und fleißige achtunge geben wolle und solle.

Forderist aber und vor allen solle anfangs die schrannen mit dennen richtern, dorfs- und pergsgeschwohrnen auch ältesten nachbauren ordentlich gestift und besezt werden. da aber ausser gottes gewalt und hieiger gnedigen herrschaft erlaubnus und willen iemand der doch zur schrannen, paan- und pergthaidunge gehöret, hierzue nit erschiene oder keinen scheinpotten schikete, diser, so er auf die dritte meltunge und frag nit antwortet, ist zum wandel verfallen 72 dn.

Item, welcher seinen nachbauren nit in der schrannen hatt, selben verschweiget und nit alsobalten anzeuget, der ist gleicher gestalt wandelfähllig als erstgemelt 72 dn.

Mehr, ein ieder so nit in die schrannen gehört und ohne der gnedigen herrschaft alhier abgeordneten verwalters seiner begrüessung und erlaubnus einreden und irrung machen wollte, der ist verfallen 72 dn.

Nun fang ich an meines gnedigen herrn graffen herrn Franz Bernharten graffen von Ursenpekh etc. und dessen herrschaft Pottschach freihaiten, wiltpaan und reißgejägter wie vor angedeutt ordentlich zu vermelten.

Erstlich höbt sich mehrvermelte freiheit wiltpahn reißgejägt federund alles andern wiltprätt gerechtigkeit an am marchstain oberhalb der pruken bei dem Neudegg- oder Vestenhoff, von demselben marchstein an gehet es auf den Hangergraben zum viechhoff, vom viechhoff uber das Gfider nach dem wassersaig ab, im Mautthberge bis zu dem Plintenhotf in furth, vom Plintenhof im furth nach der Öedt auf die rechte alte lantstrassen am Windischen berg und bis auf die helft der alten lantstraß, dänn nach der lantstraß in den Pülberspach, von Pülberspach in den Mortgraben, vom Mortgraben auf den Tantschacher anger, vom Tantschacher anger nach dem Hayderweg, durch den Kholberg, in Hangergraben herab und vom Hangergraben widerumb auf erstgemelten marchstein oberhalb der pruken bei dem Neudegg- oder Vestenhoff. und hatt alda ohne meines gnedigen herrn sonderbare erlaubnus niemands macht zu jagen richten fangen noch zu schuessen oder in ander weg etwas dergleichen zu handeln allein die herrschaft alhier selbst. ob aber iemands ohne meines gnedigen herrn etc. willen und zuelassung in bemelter freiheit wiltpan reißgejagt und fischwaid mit ainicherlei nachstellung des allerlei vorhandenen wiltpräts und fisch (nichts davon ausgenomben) betretten wird, derselbe ist meinem gnedigen herrn etc. nach gnad und ungnadt straffmäßig verfallen.

Fischwaid. die fischwaid aber welche hieher zur herrschaft Pottschach gehörig ist, fangt sich an am Mühlbach auf der Haffnern- oder Mittern - mühl unter den wasserrödhern aldort und wehret biß der mühlpach wider in die Schwarzau fält. item, der Edelpach und die Labmen gehören ebnermassen zur herrschaft Pottschach.

Nun vermelt ich meineß gnedigen herrn graffen etc. sein gefürste freiheit alhier etc., welche sich anfangt bei dem marchstein ausserhalb des creuzes am Neunkhircher weeg und gehet von selben stein an unter des dorf nach dem gangsteige in Weinnpach zum Geörgen am Holzwege, vom Geörgen am Holzwege nach dem gehsteige bis zum marchstein oberhalb der pruken bei dem Neudegg- oder Vestenhotf, und von disem marchstein wider herab nach dem weingahrtwege biß zu erstgemelten marchstein ausserhalb des creuzs am vorberüehrtem Neunkhürcher weg.

Ietzt sag ich: wo es sich begab und zutrueg das eine person, sei gleich wer sie wolle, niemands außgenomben, von iemant gejagt wurde und bemelte freiheit, so ers sobalt nit ereilen möchte, nur mit etwas so zwai pfenning werth wer bewurfe, so hatt er dise fürstliche freiheit bestanden. wurden sich aber die nacheiler an diser freiheit nit keren sondern solche dermassen freventlich ubertretten, so ist derselbe hieiger herrschaft verfallen 32 pfund phennige; und so ers an guet nit auszustehen, kan ihme der herr alhier füeß und hände abhaken, in einen karren klauben und also damit laufen lassen.

Ob aber ein malefizpersohn mit waßfürlei güeter in der freiheit begriffen wird, dieselben güeter seint dem herrn zu Pottschach verfallen.

Der herr alhier ist schuldig die malefizpersohn bis an den dritten tag in verwahrung zu behalten und entzwischen solches dem landrichter zu Neunkhürchen zu verkinden. kombt nun der lantrichter, so soll er dem herrn alhier ein erbaren potten herein schiken und sich anmelten lassen, auf welches der herr zu Pottschach die malefizpersohn zu gemelten marchstein ausser des creuzes uberantworten last. wo aber der lantrichter zu der zeit die ihme verkindet wird nit erschiene und der herr den schandlichen menschen zum abergemelten marchstein geantwortt hette, so soll der herr alhier, sein anwalt oder richter daselbsten dem lantrichter dreimal ruefen lassen. so alßdann der landrichter nit vorhanden ist, soll man die malefizperson mit dreien rok- oder strohalmben an dem marchstein binden. lauft er davon und das nachmals dem herrn alhier oder den seinigen durch solche persohn wenig oder vil schaden entstunde, solchen allen ist der lantrichter hieiger herrschaft abzutragen und guet zu machen obligirt und verpunden. und alß oft der lantrichter oder die seinigen freventlich für den marchstein herein keme, also oft ist er dem herrn alhier zu Pottschach verfallen 32 pfund dn oder die rechte hant.

Item, wann ein malefizperson im gebürg dem lantgericht vom Neunkürchen geantwortt wird, darf von dem lantgericht von Neunkürchen solche malefizperson ohne erlaubnus der obrigkeit zu Pottschach durch die herrschaft Pottschach oder dero freiheiten nit durchgefüeret werden. da sie aber mit frevel solche malefizperson und ohne erlaubnus wie obvermelt durchfüehren wolten, hatt die malefizperson dem lantgericht wek zu nemben mehrgemelte herrschaft Pottschach macht und gewalt wie auch das lantgericht umb 32 pfund oder aber umb die rechte hant zu straffen.

Der herr alhier hatt seine pauweine allerdings frei im schloß oder dorf außzuschenken von st. Georgen tage biß st. Michaelis tag und mags einlegen wer ihme darzu gefällig ist, und soll dise zeit niemant anders, es sei gleich unterthan vogtholt oder wer woll, schenken noch leutgeben. wurde aber iemant uber solches befunden, keinen ausgenomben, so mag ihm der herr alhier den weinzapfen abschlagen und den wein zur straff darzue hinweknemben.

Alhier zu Pottschach seint und werden iedes jahr drei freie kierchtäg gehalten, alß am st. Dionisy tag, am st. Cathrinnæ tag und zu der kürchweih. daran ist meniklich von einer veßperzeit auf die ander ungeltund stantgeltfrei.

Weiter wird gemelt das alle wändel und straffen so alhier zu Pottschach inn- und ausser der häuser füerfallen auch dem herrn alhier zuegehören; der hatt macht selbe zu straffen und einzunemben.

Item, waßfürlei wahr oder güeter mit falscher waag, gewicht oder maß alhier zu Pottschach ausgeben und gemessen wird, selbe wahr und güeter seint dem herrn alhier verfallen und hatt macht die unrechte waag, maß oder elln wekzunemben und den so die falschheit oder betrug geüebet oder zu ueben begeret, es seie wes herrn holt er woll, zu straffen.

Eß wird auch vermelt: ob iemant alhier zu Pottschach ain spies pixen armprust oder einen stein truege und damit iemand stech schuß oder wurf, der ist dem herrn hier verfallen 5 pfund dn; und so er aber fählte, rechnet man ihms für einen todschlag.

So ainer in einem frevel ein stein werfen wolt und wurf nit, den stein aber nit an die rechte stadt leget alda er ihn aufgehoben hatt, der ist verfallen 5 pfund dn.

Wann ainer an ainem fenster losent stunde und man heiß ihn wek gehen, er aber thuets nit, wann ihn alsdann einer aus dem haus erschueß oder erschluege, leget ihm nur drei dn aufs herz und zuehet ihn auß den tachdrapfen, so hatt er ihn schon gepüest.

So ainer in ein hauß mit drei wöhren auf einen schluege, wer nur ain wandel.

Zuket einer mit einem messer oder schwert, alß oft aus der schaiden 72 dn und in die schaid 12 dn. schlegt er aber einen wund, ist er dem herrn alhier 5 pfund dn verfallen und dem schadhaften seinen schaden zu bezallen schuldig.

Begibt es sich das einer einen mit der faust schlegt und den daumb nit in der hand verporgen hette, ist er verfallen 5 pfund dn.

Eß seint drei freiwege mit dem viech zu treiben wie man dann wol waiß. begreift man dann ainen mit mehr alß zween oxen auf dem Neunkürcher weg, ist er zum wandel verfallen 12 dn.

Daß federspühl alß weit die freiheit wehret ist der herrschaft pännig und darf das niemand fahen ohne erlaubnus der herrschaft. darumb soll ein iedweder seinen kindern und haltern ernstlich verpinten das sie nit abwerfen noch verderben, widrigen fahls hatt die herrschaft darumben zu straffen, und sprich ich: so man einen solchen ergreift und ankomt, so mag ihn die herrschaft straffen am guet wie sie will. hatt ers aber am guet nit, so soll man den nemen der das federspühl verderbt hatt und soll ihn zu dem stok füehren und die augen außstechen.

Item, aichhorn rep- und haselhüener seint pännig. wer die fahen oder schüessen will, der soll das gejagt von der herrschaft bestehen, und welcher daß bestehet, einen andern begreift der ihm aufs gejagt gieng, soll er ihn nemben und zu der herrschaft füehren, so hatt er selbes jahr frei zu jagen und der ander mues den zünß bezallen.

Deßgleichen, wo vögelpühel in der herrschaft sein, wer darauf jägern und fangen will der mües sie, von der herrschaft bestehen.

Item, kem einem nachbauren sein viech aus der halt und gieng seinem nachbauren zu schaden, mag er den halter bekomen so soll er ihm ein pfant nemben, es sei was da woll. kan er aber den halter nit bekommen, so soll er das viech an sein gewöhr treiben und selbes weder schlagen noch werfen. und welchem das viech entgangen ist, der soll ihm nachfragen. findt er sein vieh bei dem nachbaurn deme es schaden gethan hatt, so soll er ihm ein pfand geben oder umb den schaden an seinen willen kommen und alsdann sein viech wider fort treiben. wann aber der dessen das viech ist so stolz und trozig were und wolte nit an des schaden erlittenen willen kommen und das viech nit heraußnemben, so soll er das vieh in ein stall thuen, ihme essen und drinken fürsezen, oben an dem fürst einen schäb pinden, ain schaff voll stain klauben, wasser dran güessen und es deme so das vieh gehörig für der thüer nitersezen. so er dann seinem viech nit nachstunde und also verdurbe, mues ers verlohren haben, den schaden gleichwol bezallen und darzu 2 pfund und 60 ß dn wandel geben. so aber durch das eingegangene viech kein schaden beschehen, so ist er auch keinen schaden zu bezallen schuldig und soll ihme sein vieh ohne schaden außgetriben werden; wandel aber mues er gleichwol geben, benentlichen 72 dn.

Item solle hiemit ganzlich und ernstlich verpotten sein das hinfüro keiner, wer der auch seie, ainichen zaunsteken ausziehe noch die zeune zerrisse, solches zaunholz zum verbrennen oder ander noturft haimbtrage. da aber ainer oder mehr hierüber betretten werden (wie dann iederzeit darauf zu schauen leut verordnet sein), die sollen allen schaden so durchs eingehente vieh enstund wie auch das holz und zeuen bezallen und zum wandel geben 2 pfund und 60 ß dn.

Item, die innwohner und herberger welche meistens dergleichen zeun - und stökeholz entfrembden und in ihre herbergen tragen, seint in gleicher straff. und da ein wührt uber seinen innwohnern und der innwohner uber seinen würth solchen diebstal verschweiget, seint sie alle beede umb 2 pfund und 60 ß dn straffmessig und darzu der herrschaft vier ganzer tag zu robbathen schuldig. und im fahl ainer oder mehr uber solches alles nit ablassen sondern mit außziehunge und haimbtragung des zaun- und stökenholz also muehtwillig fortfahren wolte, der soll unnachläßig durch die obrigkeit alhier nit allein an guet sondern auch an leib mit sondern ungnaden gestrafft werden.

Item sollen alle gaissen so wol bei dennen unterthannen selbst alß bei den vogtholten, innwohner und hörberger gänzlich abgeschafft, auch den jägern wo sie solche in der herrschaft freiheiten antreffen niederzuschiessen anbevelcht und erlaubt sein.

Und dann soll ein ieder der herrschaft finkenthenn, sie seien gleich zum fang zuegericht oder nit, beruhbigt und zufriden lassen, selbe weder am platz noch hüttel keineswegs verkleinern, vill weniger, wie allbereit
öft beschehen, die eiserne pändel und schlösser an den thüeren abbrechen und stehlen. so dann einer darüber betretten wird, der selb ist der herrschaft zu ihrer wolgefälligen straff verfallen.

Item sollen die Holzweger mit ihrem viech weiter nit halten alß bis zu der obern Richtstadt. wer nun darwider handelt und weiters eintreibt, den hatt die herrschaft der gepüer nach zu straffen.

Herrschaft
Pottschach
Standort
Klagenfurt | BH: Klagenfurt | Bundesland: Kärnten | Eigentümer: Archiv des Historischen Vereins zu Klagenfurt | InvNr.: 60 | Seiten: 1-18 |
Herkunft / Fundort
Pottschach | BH: Neunkirchen | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1648 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 268-272, Nr. 50/1 (Edition).

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