Wien, Unteres Werd, Rechte (1460)

Der Werder recht enhalb Tünaw

So meldent si daz bei irem aid das si sullen alle jare ein pantz t.eiding haben des suntags nach sand Jorgen tag; nach demselben taidung ein nachtaiding uber vierzehen tag sullen si haben. ob si sich indert vergëssen in dem ersten taiding, daz sullen si melden in dem nachtaiding und sullen si des unentgolten sein an iren rechten.

Wer auf dem aigen icht hab, zu dem münsten der sol sein bei der dritten sprach oder er sei wandels beliben, würd er beklagt zwenundsibenzig phening, unbeklagt zweliff phening.

Und das ir kainer des seinen nicht verliesen mag von dreierlai sach wegen: vor notnuss, vor vechten noch vor dieben; so sol man sein hausfrawn oder seine kind verkaufen lassen oder sein nagst freunt. wër aber das ir ainer gefangen würd, so sol er sich ledigen mit seiner hab, und darinne sol im kain irrung nicht geschehen.

Wer auf dem aigen icht hab, der do verkauft oder kauft, der do verkauft der sol aufgeben in den rechten tëgen, der do kauft der sol aufnemen auch in den rechten tëgen. wër aber das ir ainer saumig wër, der sei vervallen 72 dn zu wandl. saument si es aber baid, so sei der grunt vervallen dem herren auf gnad.

Und ob ir ainer den anderen an seinem schaden begriff, es wër fraw oder man, und wolt die vahen und möcht den nicht überobern, was er demselben tuet ân den tod alain, do sei niemant umb beliben. wër es aber pei der nacht daz ainer ainn begriff an seinem schaden, was er demselben tuot, er sterb oder genes, do sei er niemand umb beliben.

Und ob ainer köm in ain ander aigen oder in die stat und slueg darinn ainen ân den tod alain, chumbt er ungevenkchnüsst auf daz aigen, so sol er es dem ambtman ze wissen tuon. kumbt er daselbs hinwider, so sol in der ambtman ledigen und der burgermaister ân seinem schaden, ob er gevangen würde an der stat do er die tat getan hat. wër aber das er es nicht an den ambtman noch an den burgermaister prëcht, würd er daruber gevangen, was er daselbs leiden muost daz sol er gegen dem burgermaister und ambtman leiden.

Ob ir ainer gegen dem andern ain veintschaft hiet und wolt er denn aus der stat oder aus ainem andern aigen leut laden auf desselbigen schaden, der selb sei wandels beliben noch ie dem mann zwen und sechs schilling phening, und was si schaden da tëten daz sol er alles verpuessen dem burgermaister. werdent si aber gevangen, und was si habent von eisengewant und auch von waffen daz sol beleiben auf dem aigen.

Und daz kainer ainer den anderen haimsuchen sol weder in sein haus noch an sein haus mit dhainen verpoten worten noch mit dhainer gewaffenter hand. wer daran uberfaren wirdet, der ist wandels beliben zwen und sechs schilling phening als oft er es tuet.

Und wer ainer dem anderen sein tür oder venster aufstozzet in gevër, der sei auch desselben wandls beliben.

Es sol auch dhainer ainer dem andern verpotten wort sprechen die ainn an seinem lont, an sein er gent, und auch kainer erberen frawen nicht in gevërde; der sei auch vervallen zwenundsibenzig phening ze wandl.

Und sol auch alle verpottne wer verpoten sein die in der stat verpoten sein.

Si sullen auch ainn stäten ambtman haben. der sol haben vier knecht, zwen zu dem urfar und zwen zu dem viech ze halten. und sullen auch alzeit wortund sein dem armen als dem reichen herüber und hinuber von tag an zeit hinz pirkloken zeit.

Man sol auch allerlai arbaiter der si bedörfen und auch die von in kaufent, die sol man hinüber und herüber füren ân allen lon.

Und sagent auch bei irem aid: wann gutt güss sind oder eisgüss, was man in derselben guss vëcht, es sein schnitpaun zullen oder ander holz, wie das genant ist, daz sol er innen haben vier wochen, es sei ains gasts oder ains von der stat. kümbt er nicht in den rechten tëgen, so sind die zwai tail des der es gevangen hat und auch behalten hat und ain tail des burgermaisters. ist aber daz der chümbt des daz guot ist in den rechten tëgen, so sol der der es gevangen hat haben zwen tail und dem des daz holz ist gewesen sol nuor ain tail gevallen. wër aber daz es in gleichem wasser gevangen würde, welicherlai stukch daz wer, schnitpaun plöcher zullen, wie daz alles genant ist, do sol man nicht mer von nemen den ie von dem stukch zwen phening. wër aber daz es ir ainer behielt und das es nicht an dem tag lëg und es nicht meldet, der sei vervallen zwenundsibenzig phening ze wandl.

Und wellent auch: was ainer vervallen sei in der stat umb wunden umb swertzukchen umb messerzuchken, des sol er auch da vervallen sein.

Und sol auch dhainer ain weib die an der unee sei nicht behalten, es sein phaffen weib oder andrew weib. wër darüber begriffen würde, der sei daz wandel vervallen zwenundsibenzig phening.

Und wer ainen an seinem schaden begreift und mag denselben nicht uberwinden, rueft er seinen nachpawrn an und kumbt in nicht ze hilf, der ist wandels beliben nach dem ruef zwenundsibenzig phening. nimbt er aber sich mit dem rechten davon daz er des ruefs nicht gehort hab, so sei ledig.

Und ob ain man umb erlich tatt flüchtig würde und käm an daz urfar und hiess sich uberfuren, und ist daz er chumbt von der stetten ainer schalten lankch, wër dann daz die veint kömen, so sol der verig für sich faren hinuber an das land. wër aber daz die veint rueften er solt herwider faren, so sol er si hinnoch füren und sol darumb niemands nichts beliben sein.

Und ob ainer umb erlich tat in ire heuser lüff und kom hinden wider aus und hulf im halt darzu, so sei er niemand darumb beliben. wër aber das ainer umb unerlich tatt auch lüff in ir ains haus, es wër bei tag oder pei nacht, und ob der beschriren würde und käm darüber hin, und daz man dem wirt darumb zusprëch er hiet im hin geholfen, nimpt er sich davon mit seinen trewen so ist der wirt niemand nichts beliben.

Und wellent auch: wann si ainen vahent mit der rechten hantschaft, so sol in der ambtman antwurten an daz land zu dem Rotenturn als er mit gurtl umbvangen ist dem statrichter.

Und wellent auch: alles des des si bedürfen in ire heuser, es sei von essen oder von trinkchen, davon sullen si dhain maut noch zol geben, und habent auch daz von der stat recht.

Und wer ambtman sei, der sol haben ain stëten stier.

Und wer hinüber in die stat oder heruber fert, der geb von ainn gevasten wagen zwen phening und von ainn ungevasten nuor ain phening.

Und wellent auch: ob ir dhainn icht viechs verwarlast würde von des ambtmans knechten, daz ir ainer bewern mag mit ainer gewissen, das sol im der ambtman ablegen. waz aber geschëch ân gevër, da sei niemand umb beliben.

Und wellent auch: ob ir ainer wein schankch, er wër gesessen oder ungesessen, derselb sol iren kinden, iren knechten oder was si dienundst volkchs haben, dem sol er 16, nicht mer porgen nuor als vil er ob der gürtl hat. porgt er darüber mer, daz sol dem leitgeben verlorn sein und sol darzu dem ambtman daz wandl geben. und sol auch ir kainer nicht leutgeben, er sei dann hausgnossen und sei mit irem und burgermaister willen.

Und sol auch dhainer ander hortstett haben denn do der wirt ze essen macht, oder er sei wandels beliben als oft er es tut zwelif phening.

Und sol auch dhainer fur sein tür nicht unflätige ding giessen daz den leuten widerzëmig sei. tuet er es darüber, als oft er das uberfert so sei zwelif phening beliben ze wandel.

Und wellent: wer ambtmann sei daz der allzeit haben sol ain pleten und ain zullen, wenn warumb, daz er wortund sol sein wër ir bedürft. und wann guot güss sind so sol er varn von haus ze haus, und wer darüber varn welle den sol er uberfuren.

Und wellent auch daz kainer dhain zullen halten sol umb lon. wer sei darüber hielt, so sol si dem burgermaister vervallen sein und darzu zwenundsibenzig phening. aber was si selbs zullen bedorfen, die sullen si kaufen und sol si niemand daran irren. wër aber daz si iemand daran irren wolt, so sol in der burgermaister und der rat des rechtens geholfen sein und daz si pei iren rechten beleiben.

Und sol ir dhainer nicht viech behalten umb lon. wër es darüber tëtt, es sei dann das es khor zu der stat, der sol es behalten, aber von anderm viech sei er wandels beliben zwelif phening.

Und wer daz den hausgenossen der ambtman nicht geviel, so mügen si in wol verkeren mit willen des burgermaisters.

Und sullen auch alzeit vier haben. die sullen versprechen dem herren bei iren trewen daz si dem armen als dem reichen. beschawen waz in not sei. wër aber daz man ainen widertrib, der sei wandels beliben den vieren iedem mann fünf phunt phening und dem burgermaister zehen phunt phening. wër aber daz man der vier ainem beschawet, was der hausgnossen ainer vervallen wër daz sei diser ainer auch vervallen.

Es ist von alter herkomen daz man dhain gens, saw noch gaiss in dem Werd nicht ziechen noch halten sol, wann es ain ergerung und ain grossen schaden tuet und macht allenthalben an der waid. und wer die darüber hat, dem sol der burgermaister die nemen.

Herrschaft
Besitzer: Wiener Domkapitel
Standort
Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Wiener Stadt- und Landesarchiv | InvNr.: Inv.Nr. 3, Sign. M/III (Eid- und Handwerkerordnungen-Buch | Seiten: 163a-165a |
Herkunft / Fundort
Unteres Werd (heute Wien, 2. Bezirk) | Bundesland: Wien |
nähere Angaben
Entstehung: 1460 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 783-787, Nr. 126 (Edition).

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