Neunkirchen, Privilegien und altes Herkommen (1564)

Des markts Neunkhirchen selbstaigne von ainem lantsfuersten auf den andern confirmierte löbliche freihaiten recht gerechtigkaiten statuta und alt herkomen, inmassen si sich derselben bisheer gebraucht auch dabei gehandhabt worden sein, volgen heernach.

Erstlichen sollen alle die jenigen so auf der lantsfuerstlichen vogtei zu Neunkhirchen mit aignem rugg sitzen kaines andern herrn underthon. noch aigen sein in kainen sachen.

Es soll auch kainer zum richter erwölt noch gesetzt werden, er sei dann derselben zeit ain angesessener burger auf der lantsfuerstlichen vogtei.

Und ob ain richter nach ime ainen andern richter erwölen wolte, der soll nach rath der angesesnen burger daselbst zu Neunkhirchen erwölt werden. und woveer ain richter in seinem ambt etwas überträtte, so soll derselb von. dem rath der burger abgesetzt und widerumben ain ander richter erwölt werden.

Was fur anderer herrn holden in dem purkfrid Neunkhirchen sitzen, die mugen richter und burger vor andern unrecht beschirmen und inen des lantsfuersten freihait so si haben mitthailen.

Es soll auch ir kainer bei peen des lantsfuersten von kainem richter one recht belaidigt werden.

Darzue soll ain ieder marktrichter aines ieden frembden holden herrn dem er zinspar, und allen andern anclagern ain volkomen recht und urtl inmassen andern burgern daselbst zu Neunkhirchen volgen und ergeen lassen.

Und so ainer, er sei wes herrn holt er wölle, übertretten wurde, dieselb verprechung soll ain richter zu Neunkhirchen und sonst niemant zu straffen macht haben.

Die auf der vogtei angesessne burger, was und wie vil si auf dem markt zu der Neustat in ire heuser einkaufen, sein von zoll oder maut wegen alle tag nichts zu geben schuldig, allain dem messer ain phenning

Der perg genannt der Gänntz mit wait als mit holz soll frei sein allain denen so auf der vogtei sitzen und die das marchfueter dienen, sonst niemant, dann desselben pergs heerschaft dem lantsfuersten zuegehort.

Es soll kain burger zu Neunkhirchen in des richters stratf sein sonder ine mugen die burger straffen, allain es were umb unerbar sachen.

Es haben auch die pegken und vleischhacker zu Neunkhirchen auf der vogtei gesessen das recht von alter gewonhait das kain frembder prot und vleisch verkaufen darf, allain die in irer bruederschaft sein oder die jenigen welche solches von inen nach heergebrachter gewonhait. von den pegken und vleischhackern auch von der burgerschaft umb ir gelt erkaufen, ausgenomen am montag als gewöndlichen wochenmarkt, da mugen gei - vleischhacker und geipecken ir prot und vleisch versilbern. ob aber iemant darwider thäte, der soll inen und dem richter pösserung geben, dann es ist ain solch recht das die vleischhagker ainem richter zu Neunkhirchen alle jar zu den weinnachten drei pfund phenning, gleichsfals die pegken auch drei pfunt phenning raichen und geben sollen wie von alter heerkomen.

Darzue haben die von Neunkhirchen auf der vogtei angesessen dise freihait das si durch das ganze jar hungerische wein, aber nuer an ainem zapfen schenken oder leutgeben duerfen, doch auf widerruefen und dem lantsfuersten an ungelt, zoll und meuten unvergreifentlich, vermug aines sondern freibriefs von herzog Fridrichen von Österreich dem jungern hochlöblichister gedechtnus, dessen datum Neustat an sanct Erharts tag anno aintausent vierhundert und im sibenunddreissigisten.

Es soll auch kain ungewöndlich gasthaus noch tafern bei den strassen auf dem lant umb den markt Neunkhirchen sein noch aufgericht werden auch von dergleichen gastgeben, wo ie deren wären, kain kaufmanschaft weeder mit kaufen noch verkaufen getriben noch gestattet werden was von alter nicht heerkomen ist, sonder si sollen das an die gewöndliche wochenmärkt geen Neunkhirchen bringen und alda ir gewerb in kaufen und verkaufen volfuern wie dann von alter heerkomen; allain ire paw mögen si wol auf dem lant versilbern.

Alle viechmaut von ainem ieden ross, ochsen oder rint, was umb lohn wein getrait kaufmanschaft oder ander sachen fur oder durch Neunkhirchen gefuert und getragen wierdt, gehört ainem richter daselbst zu Neunkhirchen zue, nemblich von iedem haubt viech ain haller Wienner munz. davon mues ieder richter die pruggen und andere des markts notwendige gebew pössern.

Ain ieder so von ainem burger auf der vogtei sitzent kauft, sei was es wölle, der ist kain maut zu geben schuldig.

Herrschaft
Neunkirchen
Landgericht
Neunkirchen
Standort
Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichisches Staatsarchiv | InvNr.: Finanz- und Hofkammerarchiv, NÖ Urbare 49 | Seiten: 11a-12b |
Herkunft / Fundort
Neunkirchen | BH: Neunkirchen | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1564 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 214-216, Nr. 37/3 (Edition).

Kategorien: Rechtsquellen | Marktrecht

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