Altmannsdorf und Lainz, Bergtaiding (1670)

Pergthaidung welche die geistlichen herrn s. Augustini ordens zu Wienn jährlichen zu Altmanstorff und Lainz an s. Lorenzen tag oder am nechsten sontag hernach halten und vornehmen sollen.

Wie und waß gestalten aber die pergthaidung pflegt gehalten zu werden ist hernach kürzlichen zu vernehmen, alß:

Erstlichen würdt des pergmaisters so zugleich plankenmaister ist raitung aufgenohmen und der gemain und perggenoßen, so einer oder der ander auß ihnen etwan ein bedenken darwider oder sonsten ein klag vorzubringen hat, angehört und abgehandelt;

der pergmaister und vierer auf ein neues confirmiert, oder wann einer auß ihnen abgieng ein anderer gesezt.

Darnach sezt man die hüeter, deren gemainiglich zu Lainz zween seint und ein hüeterbueb, zu Altmanstorff aber nur ein hüeter.

Die hüeter müßen ein ieder ein haußgeseßenen bürgen haben die für sie einsprechen zum fahl ein schaden durch sie beschähe, und müeßen sowohl die bürgen alß die hüeter dem gruntherrn, pergmaister und denen vierern angeloben.

Nach dißem würdt das planken-, huet- und podinggelt gesezt.

Alßdan würdt darauf die pergthaidung verleßen, welche von wort zu wort also lautet wie in hernach folgenden puncten geschriben stehet.

Die erste sprach.


Es ist zu wissen daß die alten perggerechtigkeiten melden daß man alle jahr soll halten ein offen pergthaidung des nechsten mittichens nach unser frauen tag zu der schidung. darinnen soll man haben drei sprach und soll man sezen vier erbar männer zu vierer, die sollen sein geschworen. und wer der vierer ainem widerspricht oder widertreibt, der soll gefrävelt haben, dem gruntherrn nach iedem vierer fünf pfunt pfenning.

Item, wo die vierer creüz aufstecken, wer eines außzeücht oder hinwürft der soll des wandlß pflichtig sein dem pergmaister von iedem creuz zweiundsibenzig pfening.

Item, sie melden auch: ob einer ein marchstain außgrueb, so soll man ein grueb machen an dieselb statt und soll den daßigen hinein stürzen mit dem haubt, die selb grueb mit ert widerumb zueziehen und ihn so lang darin stehen lassen unzt er selber ledig würdt. und ob ihm darauß iemant huelf und daß man ihn daran begriff, so soll der pergmaister den selben antworten da man einen schödlichen mann hin antworten soll.

Item, wer marchstain sezt ohn der vierer wissen, der soll umb ieden marchstain dem pergmaister verfallen sein zwaiundsibenzig pfening.

Item, wer der wär der ein weingarten ohne den pergmaister und vierer thailet, der ist zu wandl dem pergmaister nach iedem vierer zwaiundsibenzig pfening.

Item, eß soll kein mann daß waßer durch des andern grunt oder rain laiten. wer aber das uberfuehr, der ist alß oft dem gruntherrn zu wandel verfallen fünf pfunt pfening.

Item, wer pogen, zaglstöck oder ander weinstöck dem andern auß seinem weingart außzeücht oder aufhebt, wo daß auf einen erfahren würdt soll ihm der pergmaister nehmen waß er umb und an hat und soll ihn antworten dem richter alß ein schödlichen mann. und wo er dem pergmaister zu stark wär und er die nachbaurn umb hilf anrueft und kommen zu dem ersten, andern und dritten ruef nicht, der ist der herrschaft zu wandel verfallen fünf pfunt pfening.

Item, wer dem andern sein baumb, berindt oder unberindet, fruchtbahr oder unfruchtbar abschlegt, alß oft er daß uberfehrt so soll er gefrävelt haben, zu wandel sechs schilling zwölf pfening.

Item, wehr mit wehrhafter hant, es sei schwert armbst meßer oder spieß, seinen feint wolt suechen in dem perg und wolt den ängstigen, den soll man anfallen alß ein schödlichen mann und ihn uberantworten dem pergmaister, der mag ihn abziehen waß er umb und an hat und soll ihn antworten alß ein schödlichen mann in ein gericht.

Item, wer seinen weingarten mit pergrecht und voitrecht oder ander dienst der herrschaft in drei jahren nit verdient oder außricht, denselben weingarten sagt man zu reißguet und ist der gruntherrschaft auf gnad verfallen.

Item, wer die gewöhnlichen fridt, gräben und zäun außreütet und zu fast niderlässt ihme selber zu fromben, seinen nachbaurn und der gemain zu schaden daß die geschwornen vierer also erkennen, der ist dem gruntherrn zu wandl fünf pfunt pfening und soll nichts münder den schaden in vierzehen tagen wenden. thuet er daß nicht, hat er zu dem andern mahl gefrävelt und zwifache straff verwürket.

Item, eß soll auch niemant stain oder reben auf die rain legen. und wann einer seinen weingarten in der fasten zuegehauet hat, so soll er den rain schön abraumen; und wer das nicht thuet, der ist zu wandel zwölf pfening.

Item, es soll ein ieder weinzierl seinen arbeitern verbieten daß sie in ein andern weingarten nicht sitzen, tretten noch ander ihr notturft darein legen oder er ist nach iedem arbeiter zu wandl zwölf pfening. hat er ihnens aber verbotten, so ist er umb nichts schuldig.

Item, alß oft ein weinzierl durch seines nachbaurn weingarten gehet, soll er nach iedem arbeiter so mit ihm gehet zu wandel verfallen sein zwölf pfening. gehet aber der weinzierl den rechten weeg und der arbeiter gieng der nähent nach durch einen andern weingarten, so ist der arbeiter zu wandel zwölf pfening.

Item, eß soll auch ein ieder weinzierl ihm selber und seinen arbeitern verbieten daß sie nit in ander leüt weingarten schaiden und nichts unsaubers hinwerfen, legen oder thuen.

Item, wer der wär der dem andern sein ert und seinen mist aufhueb, der ist der herrschaft zu wandel fünf pfunt pfening und soll dem andern sein schaden abtragen nach des pergmaisters und der vierer rath.

Item, da einer ein graben oder ein grueb macht in seinen weingarten und in selbe bogen einlegt oder fült sie auß mit reben und ein anderer ihm die reben oder bogen darauß nihmt, der ist dem pergmaister zu wandl sechs schilling zwölf pfening. wurden die bogen oder reben beschitt mit ert oder mit stainen, den soll man dem pergmaister antworten, der soll ihm nemben waß er umb und an hat und soll ihn antworten in ein gericht alß einen schödlichen mann.

Item, wer abhackt einen dorn der dürr ist ihm selber zu frommen und seinen nachbaurn zu schaden, der ist zu wandel zwaiundsibenzig pfening.

Die ander sprach.


Item, welchen der pergmaister erfordert zu der pergthaidung, der soll dahin kommen, und ob er selber nicht kommen mag, der soll seinen scheinbotten dar senten oder er ist zu wandel zwaiundsibenzig pfening.

Item sollen die geschwornen vierer nach der pergthaidung auf dem perg gehen umbsonst und allain von des pergs gerechtigkeit wegen und sollen beschauen weeg wendlstätt gräben und lucken oder wer in dem perg unrechtlich gearbeitet hat. und wo sie also mangl finden, den sollen die vierer creüz stossen, der soll daß wenden in dreien tagen; und ob er daß nicht wendt so soll es der pergmaister wenten, und wo er eines arbeiter bedarf soll er zwen nehmen, daß soll bezahlen der es nicht gewendet hat und soll noch darzue zu wandel sein nach iedem arbeiter zwölf pfenning.

Item, all lucken an zeunen, stigl und gräben soll man verfriden in dreien tagen nach der vierer beschauung. wendet es der pergmaister, nihmt er darumb seinen lohn und wandel alß erst vor gesprochen ist.

Item, eß soll nach sanct Lorenzen tag niemant in den weingarten und auf den rainen graßen gehen. wer daß siecht, der soll ihm nemben tuech und sichel und soll es antworten dem pergmaister.

Item, wer im leßen auf einen tag auf eine gemaine wendlstatt kombt, der mag desselben tags wohl darauf bleiben und sein fromben darauf schaffen. ob derselb aber ein aigne wendlstatt hiet, den mag man wohl von der gemain wendlstatt abtreiben.

Item, wer dem andern stecken oder schäbbant oder ander nutzbarkeit entregt, den soll man dem pergmaister antworten, der soll ihm nehmen waß er umb und an hat und ihn alß ein schödlichen mann antworten in ein gericht.

Item, wer dem andern seinen rain abnimbt und hinlegt und zu nachet kombt daß es der pergmaister und die vierer erkönnen mögen, der soll dem andern seinen schaden abtragen und ihm widerkern waß er dem pergmaister und den vierern gegeben hat.

Item, wer dem andern weinstöck durch oder unter seinen rain zeücht oder laitet, den soll man antworten dem richter alß einen schödlichen mann.

Item, niemant soll uberstück auß den weingarten haimb tragen die uber ein daumb-eln lang seint. alß oft er aber das thuet ist er zu wandl zwölf pfening.

Item, wer dem andern weinsteck entfrembtet, den soll man alß ein ubelthätter gefänglich annemben und iederman gwalt haben an ihn hant anzulegen.

Item soll ein ieder vor seinen weingarten vor dem leßen den weeg abraumben. wer daß nit thuet, der ist dem pergmaister schuldig zu geben zwaiundsibenzig pfening. wo aber der pergmaister daß thuet und wo er eines arbeiter bedarf soll er zween nehmen, daß soll der ungehorsamb bezahlen und soll zu wandel sein nach iedem arheiter zwölf pfening.

Die dritte sprach.


In diser sprach melden die perggerechtigkeiten daß man hüeter setzen soll und darnach denselben hüetern vermelden und erzehlen wie sie sich halten sollen. und daß sollen thuen die pergmaister mit der perggenossen und der vierer willen.

Item sollen die hüeter nach der pergthaidung tretten in die huet und wann ihnen der pergmaister daß gebietet, und sollen sie es vergloben mit ihren treüen alß daß von alter herkommen ist. und soll ein ieder hüeter. in seiner huet allain und niemant mit ihm kein handl haben, weder gesellen noch weiber noch frei weiber bei sich haben. er soll selber mit ihme in die huet tragen waß ihm noth ist, soll hüeten tag und nacht, soll auß der huet nicht kommen. findet der pergmaister ihn nicht in der huet so er ihm rueft, ist er umb zwölf pfening zu wandl.

Es soll auch ein hüeter wenn er ein begreift an ein schaden antworten dem pergmaister, der soll ihm nehmen waß er umb und an hat und darnach den pittich antworten in ein gericht.

Es soll kein hüeter bogen richten den flugbögen oder allain zum voglfahen. hat er aber köderbogen, unter 12 ist er von iedem zu wandl zwölf pfening, hat er ihr uber 12 so soll man ihn antworten alß einen schödlichen mann.

Wann in einer huet drei theil geleßen seint, so mag der hüeter die huet des vierten thails absagen und sich darvon frei machen.

Item, man soll von einem viertl weingarten dem hüeter für tag- und nachthuet geben vier pfening.

Item sollen die hüeter mit fleiß hüeten wegen der leßkarner und sollen niemant laßen leßkarnen. uberfuhr man sie des das sie ließen leßkarnen und brachten die leßkarner zu dem pergmaister nicht, so soll man den hüeter beßern alß den leßkarner und ihn spanen an den pranger.

Item, ob ein hüeter also hüetet das er dem pergmaister und perggenossen nicht gefiel, so mag man ihm von stunt an urlaub geben von der huet und keinen lohn darzue geben.

Item, ob einem schad geschäch in seinem weingarten und der hüeter verschwig daß oder villeicht ubersähe den schaden, das ihn der ehe gewahr nähme oder sähe des der weingart wer, soll der hüeter den schaden bezahlen. siehet aber der hüeter den schaden ehe dan des der weingart ist und thuet ihms zu wissen, er ist ihm nichts darumb pflichtig.

Item, gehet ein hüeter zu dem wein, soll er nit mehr trinken dann ein pfenwerth wein; und ob er lenger sitzen wolt, so soll ihm der leitgeb zu dem sizen nit mehr wein geben oder er ist zu wandl zwölf pfening. wolt aber der hüeter in mehr schenkheüßer gehen, alß oft er daß thuet des tags so ist er iedesmahl umb zwöllf pfening zu wandl.

Item sollen die hüeter auch hüeten aufs obst, es seie geschlacht odsr wilt, alß pfersich, weinbeer und andere frücht wann die zeitig seint. und wan sie ins dorf gehen, sollen sie keines mit ihnen tragen an die herberg; und da die inwohner wo sie es hintragen solches verschweigen, seint sie mit den hüetern in gleicher schult.

Item mögen die hüeter zu ihren hütten in der gemain auß allen weingarten steken nemben und darzue gebrauchen.

Item, wer in einem weinberg uber drei weinbeer nimbt, würdt er begriffen, soll man ihn antworten alß ein schödlichen mann. nimbt er aber eins oder zwei, gehet es umb die ohren.

Item, ob ein frau graß oder laub von weingarten trueg, soll sie der hüeter beschauen ob sie nit weinbeer darinen tregt. will sie sich nit beschauen laßen, so soll er sie antworten dem pergmaister.

Item, eß soll niemant mit seinem wagen allain in den berg fahren in das leßen ohne urlaub des pergmaister, aber drei mögen wohl fahren in den perg. die sollen daß pergrecht geben. und ob der pergmaister nit da oder gegenwertig wäre, sollen sie ruefen drei schrei bei der hütten oder gemainen huetseul. und so niemant da wer der das pergrecht nehme, soll der perggenoß das pergrecht giessen in ein assich daß ein boden hat und es sezen unter den fridt. stehet es uber nacht und würdt das assich mit sambt dem pergrecht verlohren, soll es der gruntherr selber entgelten und bezahlen und der perggenoß oder weingartman deßelben jahrs des pergrecht frei sein. das voitgelt aber soll er stecken in das äßich.

Item, wer der were der daß pergrecht mit frävel oder ohne willen des pergmaisters auß dem perg hinweg führt, begreift ihn der pergmaister oder hüeter in dem perg, so soll er ihms auß der lait lassen; kombt er aber darmit auß dem perg, so soll er zwier gefrävelt haben und soll sein im zwispill und soll dem gruntherrn sein zu wandl fünf pfunt pfening.

Item, ob es sich begäb daß einer dem andern seinen weingarten lißet ohne recht. und ohne ubergab, der soll zwier gefrävelt haben und soll des lesens sambt zehen pfunt pfening dem gruntherrn verfallen sein und dem pergmaister fünf pfunt pfening und iedem vierer ain pfunt pfening.

Item, wer einem sein leßaßich, es seie poding trettschaff putten molter und untersetz, nihmt ohne sein willen, es seie zu weingarten oder zu hauß, ist es zu weingarten, ist er dem pergmaister sechs schilling zween pfening und dem andern sein schaden abzutragen schuldig.

Item, welcher leßer oder leserin puttentrager oder mostler, jung oder alt, weinbeer verbergen, es seie in leßaßich in putten in fürtüechern unter dem gwant in grüeben unter dem weinlaub in den friden oder wo sie die hinlegen und verbergen das sie die hinnach wolten nehmen und haimbtragen, wer die seint und also begriffen werden, die soll man dem richter antworten alß andere dieb oder diebin. bitten sie aber den anwalt oder leßmaister, der mag ihnen wohl eins oder zwei geben.

Herrschaft
Besitzer: Beschuhte Augustiner, Wien
Standort
Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Archiv Wilczek (?) | InvNr.: Pergthaidungbüechel des closters s. Augustini ordens bei Wienn |
Herkunft / Fundort
Lainz (heute Wien, 13. Bezirk) | Bundesland: Wien |
nähere Angaben
Entstehung: 1670 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 668-674, Nr. 109/2 (Edition).

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