Nußdorfer, Heiligenstädter und Grinzinger Gebirge, Bergtaiding des Stiftes Klosterneuburg (Ende 16. Jh.)

Vermerkt des fürstlichen sanct Leopoldi stift und gottshauss zu Closterneuburg perkrecht und perkstäding auf Nussdorff, Heilingstatt und Grinzinger gebürg.

1. Herr brobst zu Closterneuburg als obrister pfarrherr in der Heilingstatt hat macht zu Nußdorff, Heilingstatt und Grinzing perkmaister und vierer zu setzen auch perktäding zu halten, und sonsten der orten kain anderer gruntherr nit, wie dann von alters herkommen ist.

2. Item, wann die vierer gehen auf reihen und auf rain zu dorf und zu perg, nach iren treuen außzaigen und lahen stessen, und wer dieselben lahen nacher bricht oder anderst stost, der ist zu wandl nach ieder lahen umb 72 dn.

3. Item, wer ainem sein rain hinhaut, der ist verfallen umb 12 dn. wirdt er aber beclagt und gevelt ainem mit dem rechten umb seinen schaden, so ist er umb 72 dn dem pfarrer.

4. Item, es soll niemant pauen nur der aigen ruck hat. wer das uberfahrn wirdt, der ist zu wandl nach iedem arbaiter 12 dn die er an seiner arbait hat.

5. Item, das ain inman wol seinem wirth mag pauen oder seinem nachpern ain viertl oder ain halb joch weingarten mit seinen aignen hanten und mit seiner haußfrauen.

6. Item, es soll ain ieder man an gleicher arbait geben ain gleichs lohn. wer darüber mehr gäb, der ist umb 12 dn.

7. Item, es soll ain iedor man nicht leut behalten da ain nachper feintschaft darumb hiet. wer das uberfahren wierdt, der ist zu wandl verfallen nach dem schaden die sein nachpaur empfangen hiet.

8. Item, es soll auch niemant stöcken aus dem weingarten tragen weder ainen oder mer. wer das thuet, der ist zu wandl nach iedem stöcken umb 12 dn. bricht er aber die stöcken entzwai, so ist er nach iedem trumb umb 12 dn. tregt er ir aber uber zwelf, so soll man ihn gefenknussen für ainen schädlichen man.

9. Item, es soll auch kainer ainer dem andern sein fridt abhacken vor seinem weingarten. wer das uberfahrn wirdt, der ist zu wandl nach ainem grünen dorn umb 4 dn, nach ainem dürn dorn umb 12 dn.

10. Item, es soll auch niemant ainer dem andern das wasser auf den andern laiten, es sei dann mit alter herkumen. und wer darwider thuet, der ist zu wandl umb 12 dn. beschiecht aber schaden davon, das sol er nach der vierer rath pessern.

11. Item, es soll auch niemant nicht schaden geen in die weingarten. wer daran begriffen wirdt, der ist umb 12 dn.

12. Item, es soll auch niemant nicht grasen geen in den perg. wer das thuet, der ist umb 12 dn.

13. Item, ob ainer viech begriff an seinem schaden, dasselb viech soll er treiben zu dem ambtman und soll verfallen sein zu wandl nach iedem haubt umb 4 dn und soll auch ihm seinen schaden wider abtragen nach der vierer rath.

14. Item, ob ainer dasselbe viech ab seinem schaden nicht mecht treiben, das er es zu todt schlueg oder wurf, der soll darumb niembt nicht phlichtig sein.

15. Item, es soll auch kainer dem andern in den perg nachlaufen mit behafter hant, damit ainem ain arbaiter vertriben [wurt]. wer das uberfahren wirdt, der ist zu wandl umb 5 pfund dn.

16. Item, ob auch das wär das ainer ainem hiet hingetragen oder gelten solt, denselben mag man wol in dem perg phenten. und ob er sich des phant wolt widersetzen, was er ihm thet ohn den todt allain, der ist niemant nichts darumben pflichtig.

17. Item, es soll auch kain arbaiter wuerfpeil spieß armbst oder andere verbottne wehr nicht gen weingart tragen, und soll ein ieder wirth den seinen undersagen das si sich darvor hüeten. wer darüber trueg verbottne wehr in den perg, des soll der wirth unentgolten sein, und demselben der es tregt soll der ambtman alles nemen.

18. Item, das gottshauß zu Closterneuburg oder der herr brobst als obrister pfarrer in der Heilingstatt haben aus altershero habender gewohnhait und freihait fug und macht das perkrecht sowol als den zehent, wie ihnen beliebt, durch most oder gelt ablösungsweis im oder nach dem lesen anzunemen. andern gruntherrn und gruntfrauen aber oder den jenigen so perkrecht einzufordern haben soll ain ieder geben sein perkrecht zu rechter zeit als in dem lesen. wann er list, so soll ers dem ambtman oder perkrechtstragern zeitlich zu wissen thuen das sie kommen und das perkrecht nemmen sollen. kommen aber der ambtman oder die perkrechtstrager nit und das er hiet ausgelesen, so soll er das perkrecht giessen in ein schönes assach das da ainen poden hab und soll sein hüeten unz sich tag und nacht schaidet; dann soll ers setzen unterhalb des fridts und das voitrecht darauf legen und soll dann gehen wo er zu schaffen hat. und ob das assach verloren wirdt, so soll der ambtman oder perkrechtstrager ihm sein assach zalen; er ist auch das jar des perkrechts müssig, und der herrschaft nichts schuldig verrer darumb zu antworten.

19. Item, wann das ist das die vierer heuser oder weingärten schätzen sollen, darumb ist man in pflichtig 72 dn.

20. Item, wer die vierer widertreibt in dem aigen oder auf dem perg, derselb ist verfallen der herrschaft darunter er sitzt 10 pfund dn und den vierern ainem ieden 5 pfund dn.

21. Item, ob die vierer durch freuntschaft oder gunst willen anderst theten wann si zu recht sollen, so sein si herrenpeen hinwider pflichtig die man in pflichtig ist.

22. Item, ain ieglicher man oder fraw, jung oder alt, das da wartunt ist von erbthails wegen, soll all jar järlichen in dem pantäding mit 1 dn darauf ruegen und dieselb ruegung soll eingeschriben werden in das buech zu ainer gedechtnus. ob ain herrschaft oder ain ambtman icht ließ versetzen, verkaufen oder verkümern, wie das wär, so seint im der gruntherr und ambtman pflichtig das si ihm es wider lösen sollen. wär aber das man es nicht rueget und meldet alle jar järlich, ob es versetzt oder verkauft wirdt, so ist weder der gruntherr noch der ambtman nichts phlichtig widerzukeren.

Finis.
Herrschaft
Besitzer: Stift Klosterneuburg
Herkunft / Fundort
Heiligenstadt (heute Wien, 19. Bezirk) | Bundesland: Wien |
nähere Angaben
Entstehung: 1590 - 1600
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 929-932, Nr. 143 (Edition).

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