Ragglitz, Bergtaiding (16. Jh.)

Erstlichen fragt der richter ob zeit sei die freihaiten zu melden? - Antworten ihme seine beisitzer: ja es ist zeit.

Gefürste freiung. der wolgeporn herr herr Erasm von Puechaim freiherr zu Rabbs und Khrumbach, erbtruggsaß in Österreich etc. hat ainen freien perg der Ragklinger perg genannt, uud ainen freien pergthädingstag alle wändl und händl einzenehmen. solche freihait hebt sich an bei der Spittlgassen hinz an Khaiser, nach dem Khaiser hindurch hinz an Hedlach, nach dem Hedlach ab hinz an Hundtsberg, nach dem Hundtsperg umb biß widerumb an die Spittlgassen; so weit geht das purkfridt zu der herschaft Krumbach gehörig, hatt darinn gefürste freiung. Frag ob vor auch also gemeldt worden?

Wo iemant gejagt wurde und ime iemants nachkäme und der gejagt ain phant das zwelf phenning wert wär auf das burkfridt wuerf, war der so ihme nachkam auf das purkfridt ain edlman, umb zwaiunddreissig phunt phenning, ain richter oder mullner umb zehen phund phenning, ain gemainer mann umb fünf phunt phenning ze straffen. - Frag ob vor auch allso gemeldt worden, und ob ain ieder sein nachtparn do hab?

Wo iemant außblieb und auf dem perkthädingstag nit erschien der oder die in Ragkhlinger perg weingarten haben, soll ieder umb zwaiundsibenzig phenning gestrafft werden. - Frag ob vor auch allso gemeldt worden?

Wo ainer ain rainstain muetwilliger weiß verruckt, ubersetzt, dergleichen ain oder mehr weinstöck, der ist fur ain malefitz und fur ain schedlichen mann zu achten. welcher ain rainstain ungevär findt der umbfellt und hebt in allain auf ohn vorwissen der vierer oder seiner nachtparn, der ist zue pueß fünf phunt phenning verfallen. wo er aber solches wie obgemeldt anzaigt, so mugen si mit ainander setzen und seint zue pueß oder straff nichts schuldig; doch seind allwegen si schuldig solche und gleichmässige händl denn vierern anzuzaigen; wo si die sachen nit vergleichen kunden, sampt dem perkrichter rainen. man ist auch von iedem rainstain den vierern allen zwölf phenning schuldig und dem richter 24 dn. - Frag ob vor auch allso gemeldt worden?

Welcher ain fruchbarn baumb fräflicher weiß oder haimblich außgrebt, ist fur ain malefitzische person zu achten. ist aber ainer der nit pelzt ist, zue pueß sechs schilling zwen phenning, ist auch verpotten. welcher oder welche obbß stellen im garten oder weingarten, dergleichen weinbeer, seind auch malefitzisch zu achten. - Fr. o. v. a. a. g. w.?

Wann ain frembder durch den perg oder weingarten gieng und ruefet dem hueter dreimall und nämb in iede hant ain weintrauben und in den munt auch aine, wo gleich der hueter oder iemant ander uberkamb, ist er zue straff nit schuldig. ob er aber daruber thätt, ist fur ain schedlichen mann zu schelten. - Fr. o. v. a. a. g. w.?

Wann ain weinzierl oder hawr zu fruestuck, zu mittag und zu der nacht alß oft ain weinstecken mit ihm haimbtrüge, ist fur ain purd stecken zu achten und er oder wer solches thuet fur ain malefitzische person zu straffen. - Fr. o. v. a. a. g. w.?

Nach dem perkthäding sollen alle unrecht weeg und steig verpotten sein zue und von denn weingärten. wer betretten wurt oder deß ersten malls begriffen, ist zue straff zwaiundsibenzig phenning. wo aber iemant ofter betretten wurde, ist als oft zue pueß sechs schilling zwen phenning. - Fr. o. v. a. a. g. w.?

Wann ain paumb stunde in ainem rain und sich umb daß obbß zue baiden seiten nit vergleichen künten, so soll ain stangen auf dem rain in dem paumb geradt aufgehebt werden auf der seiten der strittigen personen. wo si sich nit vergleichen künten umb dem uberfaal, so sollen die est nach der stangen abgehackt werden. - Fr. o. v. a. a. g. w.?

Es sollten alle weingarten nach dem perkthäding verfridt und vermacht sein. wo aber durch ainicherlai viech ain schadt beschäch, so ist. der deß das viech ist nit zu wandl schuldig, sonder der sein weingarten nit verfridt oder vermacht hatt ist zu straffen umb zwaiundsibenzig phenning, darzue den schaden so das viech gethon abzutragen schuldig. - Welcher begreift ain viech das zue schaden geet, soll das zue dem perkmaister treiben und ist von ainer klo zwölf phenning dem perkmaister zue wandl verfallen. - Es ist auch das grasen in und bei denn weingarten verpotten. ob aber iemant betretten wurde, ist die straff vom korb zwölfphenning. - Fr. o. v. a. a. g. w.?

Es sollen auch die Hohenkhircher oder wer den mostzehent nimbt den zehent in dreien tagen nehmen, den emer mit dem emer, den halben emer mit dem halben emer, ain viertl mit dem viertl, ain achtl mit dem achtl. wo er aber in den dreien tagen nit darnach käm und bezeugt daß er das assach bedarf, so mag er den zehent auf ainen gruenen anger tragen oder zu ainer torseilen denselben außgiessen, doch bezeugen. - Fr. o. v. a. a. [g. w.] ?

Ain ieder pergnoß soll dem herrn von Puechaimb zue rechter weil und zeit das perkrecht raichen und in sein keller gehn Saubersdorff antworten, und der keller sollt von s. Michaels tag biß auf s. Martins tag offen stehn das perkrecht einzenehmen. wo aber niemant do wäre, so soll er ainem richter ruefen das er dasselb einnemb. wo der richter nit do wäre, soll er das bezeugen, und brächt doch guete haab, soll er in ain assach giessen, vor dem keller stehn lassen und bezeugen, ist nichts zu wandl schuldig. - Fr. o. v. a. a. g. w.?

Ob iemant den perkrichter oder seine vierer im vräfl verachtet, wie sich das begäb, ist das vräfflwandl schuldig sechs schilling zwen phenning. - Fr. o. v. a. a. g. w.?

Nachvolgent feirabent sollen wie hernach beschriben gefeirt werden von unser lieben frawen irer verkundung tag in der fasten biß widerumb auf unser lieben frawen tag irer gepurt im herbst, und seind dise fest: unser frawen tag, antlaß pfinztag, osterabent, pfingsten, gotts auffart, gotts leichnam, all unserlieben frawen abent, zwölfpotten abent und sonst alle sambstag abeut alsbalt man zu mittag laut sollen die arbaiter von der weingartnarbait geen und wie gepreuchig der hailigen zeit verschonen und feiren. wer daruber begriffen wurt, soll als oft zwölf phenning zu wandl geben oder man nehm im die haun.

Wier wöllen daß jarlichen bei meniclich unsern pergnossen der hailigen dreier nagl tag zu gedachtnuß deß herrn Ihesu gefeiert und kain weingartarbait daran beschehen soll bei straf der haun oder zwölf phenning. - Fr. o. v. a. a. g. w.

Wo zwen ain thailten weingarten haben und der ain sein thail hingeben wollte, soll er erstlichen seinen anrainenden nachpaurn anfailen.

Wer ain weingarten kauft, soll den in sechs wochen aufnemen. wo er aber vräfenlicher weiß solches nit thätt, ist dem gruntherrn zwaiundsibenzig phenning zu wandl verfallen. - Fr. o. v. a. a. g. w.?

Dem pergmaister gehörn alle wändl zue die vierundzwainzig phenning oder darunter tragen. waß daruber, ist deß herrn.

Daentgegen gibt der herr von Puechaim ainem ieden pergmaister alle jar im lesen ein emer most, damit er ihme das perkthäding vermeldt und dem richter von Saubersdortf auch vierern ain trunk gibt, darzue ain hausen.

Es ist auch vermeldt daß Wolfgang Plüemell zue Räckhläß alle jar ainem ieden pergmaister von ainem weingarten dient 4 dn. Andre Flehl von Ragkläß hatt ainen weingarten, dient järlichen dem perkmaister 2 dn. - Fr. o. v. a. a. g. w.?

Hernach volgen die clagen. wer zu clagen hatt, der clag.

Herrschaft
Krumbach, Besitzer: Puchheimer
Standort
Krumbach | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Schlossarchiv | Seiten: 2a-4b |
Herkunft / Fundort
Raglitz | BH: Neunkirchen | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1500 - 1600
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 196-199, Nr. 34 (Edition).

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