Laa, Simmering, Bergtaiding in den Weinbergen (vor 1499)

Vermerkt daß pergthäding und gerechtigkeit so die perkgenossen haben in den hievor gesetzten weingartbürgen ob Lach und Simmering und den herrn von Eberstorff, anitzo ihro majestät dem kaißer mit recht und gericht zugehörig seint.

Von erst melden die perkgenossen daß ein ieder so im großen und kleinen Vachenthall auch im perg ob Lach und Simmering weingarten hat, zu dem pergthäding erscheinen und seinen nebennachparn haben solle. welcher aber zu dem pergthäding daß jährlich am sonntag vor st. Jörgen tag und deß sonntag vor st. Michaels tag gehalten werden solle nit erscheint, der ist zue wandl zwölf pfening.

Item, welcher seinen nachparn ain rain hingrabt oder den weeg enger macht, ist zue wandl zweenundsibenzig pfening und den schadten wider zu wenden.

Item, wann der perkmaister sambt seinen geschworenen vierern in den perg gehet, ain bschau hält, und der solche ihr beschlossene handlung und bschau - außer ainer ordenlichen überschau die keinen gewert sein solle - widertreibt und nicht nachkombt, der ist zue wandl fünf pfund pfening.

Auch solle der pergmaister und seine vierer so über den perg gesetzt sein weder durch lieb noch feintschaft nicht handlen sonder nach der lautern billichkeit. wo sie es aber nit thätten, ist ihr ieder zue wandel zweenundsibenzig pfening und den schaden so auß ihrer verfänglichen handlung ervolgt wär zue widerkehren schuldig.

Item, es sollen auch die zehentner keinen sein lessen oder vexung ihm berg schätzen sonder deß anzeigers treuen glauben. welcher aber darwider treiben wurde soll es den herrn von Eberstorff anzaigen, der soll darüber außrichtung thuen.

Item, man meldt auch daß ein ieder am dritten tag nach st. Jörgen tag seinen weingarten friden solle. und wann er fridt, soll er in seinen weingarten und nit aines andern stecken nemben. welcher aber einem andern stecken entwendet, der ist von ieden zwölf pfening zue wandl.

Der perg hat auch daß recht: ob einer etwan aus notturft waß verwürkt daß er auß dem lant weichen müßt, so sollen ihm die herrn von Eberstorff hilf und beistant darinen erzaigen und beweißen.

Es ist auch des perks recht daß man den perkemer am st. Michaelß tag zue Wienn haumen laße; und der perkmaister soll auch einen vierer bei der haum haben.

Item, der einem ain fridt aufpricht in dem perg, als oft einer daß thuet ist er von ieden stecken zweenundsibenzig pfening.

Es hat auch der perg dieße gerechtigkeit daß ain ieder mit fridt und rueh sein solle. welcher perkgenoß aber einen, wer der sei, in einem unwillen oder fräffel an seiner arbeit anthast, der ist der herrschaft den herrn von Eberstorff zue wandl zehen pfund pfening verfallen.

Es sagen auch die recht dießes perks daß man daß perkrecht zue rechter zeit empfahen und einnemben solle. ob es aber nit beschehe, so solle der perkgenoß deshalb sein schuldig perkrecht in ain assach gießen, bei demselben bleiben biß die sonn undergehet. käme niemants darnach und wirdt verlohren, so ist der perkgenoß nichts darumben schuldig.

Item, wer aber das perkrecht haimblich oder frävenlich hinwegführt, der ist der perksherrschaft den herrn von Eberstorff verfallen und ihnen auf st. Marttins tag so viel gueten und lautern wein in ihr behaußung füehren, antworten und bezallen solle.

Item, ob es sich zuetrueg daß dem perkmaister ain noth anstüeß in dem perg, daß er einen oder mehr perkgenoßen umb beistant anrueft und derselb ihme nit behülflich oder beistäntig war, der ist zu wandl fünf pfund pfening.

Item, wer weingarten so in dißen perg ligent hingibt, versetzt oder kauft und daßselb dem herrn oder dem perkmaister in jahrsfrist nit anzaiget, ist deß grunt auf gnadt verfallen.

Es solle auch ein ieder der sich an die gewöhr schreiben läßt den herrn geben zweenundsibenzig pfening, dem schreiber zwölf pfening und dem perkmaister von der joch weingarten dreissig pfening.

Eß ist daß perkgerechtigkeit daß man am st. Lorenzen tag die hüeter setzen solle mit rath der vierer, und der perkmaister soll in bestätten.

Man solle auch ân wissen und bewilligung deß perkmaister und der vierer nit anheben zu leßen. welcher aber list und der perg zuvor durch sie zu leßen nit erlaubt worden, der ist der herrschaft zue wandl fünf pfund pfening verfallen.

Wer ein wendstatt engt, es sei mit gräften oder rebmzauß, daß man die wägen nit umbkeren möcht als von alter herkommen, ist zue wandl fünf pfund pfening verfallen.

Der prunn so in den Vachenthall ligt hat die recht: wen der pergmaister darbei begreift der in mit stro oder anderen unrain macht, alß oft er in betritt ist er zweenundsibenzig pfening zue wandl verfallen.

Beschlüeßlichen und für daß lest: nachdem nit alle umbstänt und zuefällige handlungen hierinnen benent und beschriben werden können, solle demnach ein ieder gesetzter perkmaister alle hievor gestöllte articl ernstlich hanthaben, auch zu entscheitung und erhaltung aller billichkeit seinen möglichen fleiß brauchen und fürwenten, ainem ieden daß waß er befuegt erfolgen laßen, waß oder welche handlung ihme aber zu beschwerlich sein wolten soll er den herrn von Eberstorff oder derselben verwalter iedesmal umb bericht und beistant ersuchen, wie dann solches alles deß perks recht und gerechtigkeit und von alter her iederzeit gebraucht und gehalten worden ist. Hierauf nun innhaltung dieß perkthädings am sonntage vor st. Michaels tag mit erwelung und gemainer stimb aller perksgenossen ain perkmaister, darzue seine vierer gesetzt und durch die herrschaft der herrn von Eberstorff bestätt werden sollen.

Herrschaft
Ebersdorf
Standort
Schwechat | BH: Wien - Umgebung | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Grundbuchamt | InvNr.: Ebersdorfer Ueberländgewährbuch Nr. 6 von 1694 | Seiten: IIa-IIIb |
Herkunft / Fundort
Laa (Ober- und Unterlaa, heute Wien, 10. Bezirk) | Bundesland: Wien |
nähere Angaben
Entstehung: 1490 - 1499
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 691-693, Nr. 114 (Edition).

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