Gloggnitz, Bergtaiding des Klosters Formbach (16. Jh.)

Vermerkt das perktaiding zu Gloggnitz das man alweeg halten soll als von alter herkommen am mittwoch in osterfeürtag.

Item, und wer in den pergen hat und zu dem gemelten taiding nicht kombt, dem ist man das ganze jar nichts schuldig zu wenten noch zu reden, und ob er icht schaden nimbt dem sol man daran nichts wenten.

Es ist zu fragen wen man dem gottshaus dienen soll? - Zu offen lesn so soll der perg [maister] hie wartunt sein mit seinem assach.

Item, ain ieder der dem gottshaus schuldig ist ze dienn most, der soll kömmen am dritten tag auf den perg mit seinem dienst nach dem lösen.

Es ist auch ze fragen von wegen der perkmaß, wie die steen soll? - Si soll sten in eisenen raifen, und der emer sol haben sechs viertel gibmaß. der halb emer drei viertail gibmaß, das viertail drei achttail auch gibmaß und das achtail sechs angster.

Es ist ze fragen, ob der emer verprunn oder zerbrochen wurd, wie fürbas das ain gestalt haben soll? - Item, der herr soll ainen machen lassen und setzen in eißnen raif und sol in hinaus senden gen Neinkirchen und darzue sechs oder vier perkgenossen verordnen, und sollen bitten den richter und rathe daselbs daß man in den anteich zu sechs viertailn.

Item, ob ain man nach dem lösen nit dient, bei wëë es darnach steen soll? - Er hat seinen tag auf sanct Mertens tag. kombt er vormittag mit wolgeschmachen trüeben most, so soll sich der herr zallen lassen und ist nichts darumb pflichtig. und ob er nicht kem an sanct Merten tag, so hat er dannoch seinen tag unz auf sanct Görgen tag vormittag, und bringt lautern wolgeschmachen klaren wein, so soll sich der herr geweren lassen und ist niemant ichts pflichtig. wer darnach nach sanct Geörgen tag versitzt, der ist zu wandl verfallen zwenundsibenzig pfenning.

Item, kumbt er von stund an zu hulden, das ist sein nutz. thuet er des nicht, so legt sich all vierzehen tag daß wandl dar, das ist zwenundsibenzig pfenning, es mag der herr gebeiten und gedulden so lang und der weingart getragen mag.

So aber der herr das nit lenger erwarten und leiden wil, so soll er darumb nider sitzen drei vierzehen tag und sol alweg klagen sein ausligen das er do hab auf dem weingart von dienst wegen. so er das gethan hat, so mag er fragen die an dem geding sitzen ob er rechtlich müg den weingart einziehen, so wierd im erkannt das er das rechtlich wol gethuen mag, und sei fürbaß den freunden noch iemant nichts darumb pflichtig.

Es ist ze fragen wie ain man zehent geben sol oder halten? - Item, ain ieder zehenter sol seinen zehent treulich geben und ungeverlich; er soll in auch alß treulich halten als ander sein guet.

Item, ain ieder dem der zehent bevolhen ist einzunemen, der sol eben aufschauen und besichtigen, wo ain perg gelösen sei, sol er den zehent anschlahen, damit ain frummer man wiß mit wö sich zu ledigen.

Item, so der zehentner der den einnimbt ainen zehent angeschlagen hatt, wie es fürbas ain gestalt haben solle. er soll den einnemben also guet und rain. wär aber das der zehentner nicht kem und der zehent stuent bei acht tagen, so sol im der man ain pottschaft zuebringen das er sich seines zehents underwint, er bedierf seines assachs.

Item, ob sich verlenget das er nicht këm, so soll er den zehent dennoch behalten als bei den acht tagen, und das bringt dan vierzehen tag; alßdan ist er dem zehentner nichts schuldig.

Item, ob iemant seinen zehent nicht lautern rainen und wolgeschmachen gebe das sich am kosten erfund, und nicht gerecht wär, so hat der zehentner den gewalt das er anzepfen mag ain vaß und darauß nemen mag seinen zehent.

Item, ob ainer dem zehentner den zehent nicht gleich ansäget und funt der zehentner anderstwo so vill, dasselb ist dem zehentner verfallen und der zehentner soll im davon den zehent geben was sich davon gebürdet und das ander der zehentner behalten.

Ob dem herrn iemant icht altens schuldig belibe seiner dienst oder vordrung, dem mag er verbieten bei der poting, wan er ist des tags sein rechter holt.

Es hat auch der helbling so vil recht als der pfenning oder der emer most.

Item, wer der wär der ainen rainstain verkeret haimblich oder offenlich seinem nachtbaurn ze schaden und im zu frummen, geschiecht es bei der nacht so ist es dieplich, geschiecht es bei dem tag so ist man iedem herren schuldig fünf pfunt pfenning.

Item, ob sich begäb das zwaier herrn grunt aneinander stiessen und der rain also verkert wurde, geschiecht es bei der nacht so lassen die herrn den [hachen], geschiecht es bei dem tag so ist man iedem herrn verfallen fünf pfunt pfenning.

Item, so ain man arbaiter hiet in seinem weingarten und ainem ainen stock seines nachtbaurn gruebt wuerde, wie sich das fürbaß halten solt. wem daß widerfört, der soll seinen nachtbaurn darumb besenden und sol in das wissen lassen. lässt er im das freuntlich und gietlich wider haimbgeen, so ist er niemant nichts schuldig. lässt er das in klag kömen, so ist er dem herrn das wandl verfallen von iedem stock sechzig pfenning und im dennoch seinen schaden abzelegen.

Item, ob ainer seinen nachtpern ainen stock [nämb] under oder ob der erden, nimbt er im den under der erden so ist es dieblich, vindet er in ob der erden so soll et in besenden als oben geschriben steet.

Item, ob ainer arbaiter hiet und seines nachtbaurn stock zu dem seinen punt, wierd er des überfarn und sein nachtbaur in des besendt, so soll er in im güetlich widerumb haimb lassen gehen oder kommen und auslassen. geschiecht des nit, so ist er dem herrn daß wandl, das wandl ist sechzig pfenning als oft er das thuet, und dennoch seinem nachbarn abzutragen.

Und ob ainer kem in ainen weingart und wolt darüber oder dadurch ausgeen, er deücht sich krank sein und nem ainen stecken zu hilf, so er kumbt zu ort des weingarten soll er alßdan den stecken desselben weingart widerumb niderlegen und ist darumben niemant nichts pflichtig. trueg er den aber mit im und kem aber wider darein und nem aber ainen, er nem zum dritten mal ainen damit er drei hiet, wuerd er des überfarn, so hat er genommen ain purt und ist anzefallen für ainen schedlichen man.

Und ob ainer seinen weingart stainet und wuerfe seinen nachtbaurn die ze schaden und im zu frumen, der ist des wandls verfallen nach iedem stain 60 dn.

Wer der ist der ainen pelzten paum außgrebt bei tag oder nacht, geschiecht es bei der nacht so ist er ein dieb, geschiecht es bei dem tag so ist er verfallen fünf pfunt pfenning. berüert es aber zwaier herrn grunt, so ist er ainem verfallen als dem andern.

Ob ainer dem andern ainen nuspaum außgrub ôn seinen willen, der ist das wandl schuldig sechzig pfenning nach gnadt.

Wie man hüeter setzen sol. si sollen gesetzt werden vor dem herrn durch den perkmaister, durch die vier und durch die perkgenossen.

Und wöllichen man setzt, die sollen dem herrn, dem perkmaister und perkgnossen versprechen bei ieren treuen treulichen zu hieten bei tag und nacht ohn alleß geverde, dem armen als den reichen.

Ob ain hüeter ainen begriff, es wer bei tag oder nacht, und ließ mit im ainen abbruch machen und thet dem dasing nichts ze wissen an seinen schaden in des weingart er in begriffen hiet, so soll man den hüeter höher hachen wenn den der den schaden gethan hatt.

Und ob ain hueter vindt ainen schaden in ains frumen manns weingart und wëst nicht wer das gethan hett, so soll er das demselben zu wissen thuen. wär aber das der hüeter demselben nicht ze wissen thette, so hat der frumb man das an den hüeter zu erfordern.

Es ist ze fragen wie man ainen hüeter zu essen tragen soll? - So si zu dem hüeter geet so mag si ainen korb oder ain züstl aufrichticlich tragen wie si will, und wan si wider haimb geht so soll si den poden aufkern und das weit under sich.

Man sol geben zu den geschlössern weinper aus den pergen. wie man die geben soll: von erst gen Clam und gen Warttenstain.

Wie man die weinpör prëchen soll. ain perkmaister sol haben ain viertail züstl. so die poten kömmen von den heüsern, so soll ain ieder hüeter ervordern die züstl von ainem perkmaister, darein soll der hüeter prechen und sol anheben an ainem ort des pergs und soll treulichen und ungeverlichen prechen, in ainem ganzen weingart 8 weinpër, in ainem halben weingart 4 weinpör, in ainem viertl zwai, in ainem achtail ains, also lang und er die züstl fült, soll er die dem potten heraus geben uber den rain die züstl mit den weinpörn.

Kumbt aber der ander pott von dem andern gschloß und ervordert sein züstl weinpör, so soll er ân geverde anheben an dem weingart do er es lassen hatt.

Item, wie man die weinpör geben soll zu den geschlössern. es ist von alter herkommen: ob unfridt wär im lant oder fürzug und das geschech im lösen, so soll man von den geschlössern ainen ieden piderman laiten und besichern von den weingärten hindan als auf ein meil weegs, damit ain piderman mit seinem güetlen mit frid haimkommen müg.

Wer nit vermacht hiet sein panzeun und sein fürhaubt zu rechter weil und zeit, der ist wandl pflichtig von ainem fürhaubt zwelf pfenning, von ainem panzaun vierundzwainzig pfenning.

Wer ainen rechten weeg verwuerf mit reben, der ist zu wandl schuldig sechs schilling und zwen pfening.

Und ob ainer schaden neme an seinen varn an maisch, der ist dem herrn das wandl schuldig, das wandl ist zwenundsibenzig pfenning, und ainem seinen schaden abzelegen.

Und wo paum stent bei den weingarten oder in den weingärten, das soll man bringen an die vierer, dem soll man das wenden dem armen als dem reichen, wem dann sollich paum ze schaden kömmen.

Es sein auch in den taiding verbotten all ungerecht weeg und steg, halten und grasen alles verbotten deßgleich. wen man darumb begreift, den soll man pfenten und die pfant zu des perkmaisters handen bringen.

Man sol auch vier setzen im taiding. dieselben sollen do ainem perkherrn unvergriffen ainem ieden treulichen beschauen wer ir bedarf. darumb sol man in genueg thuen mit ainer suppen oder trunk.

Es ist betracht: wo man rinderviech in ainem weingarten findt das schaden thet, derselbig des das viech ist der soll zu wandl geben von ainem haubt 12 dn, und der schaden sol dem des der weingarten ist abgelegt. werden.

Mer ist anno etc. [15] 73 in der pantaiding beschlossen worden durch ain ganze versamblung mit vorwissen der gruntobrigkait, das ain perkmaister sambt fünf geschwornen den ganzen Aichperg zu aller arbait sollen durchgehn, und wan einer unrecht baut solt man ime creiz aufschlagen und die straff geben von dem gulden 6 kr. dem pergmaister aber sambt sein geschwornen solt järlichen ain ieder so in dem perg hat, wan er den dienst gibt, von ainem ganzen weingarten 16 dn, von aim halben 8 dn, von aim viertel 4 dn und von aim achtl 2 dn erlegen und ist darinn kainer außzunemmen, er bau sein weingarten selbert oder dureh ander.

Standort
Gloggnitz | BH: Neunkirchen | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Schlossarchiv | Seiten: 6b-11a |
nähere Angaben
Entstehung: 1500 - 1600
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 303-306, Nr. 56/2 (Edition).

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