Unter-Döbling, Banntaiding (1512)

Pantaiding der leut und des ambts Nider-Töbling wie das von alter herkomen ist

1. Si melden: was si ruegen, das thun si bei iren aid.

2. Si ruegen auch zu recht das die herrschaft drew pantaiding im jar, nämlich das erst am phinztag nach unser lieben frawen lichtmeß tag, das ander am phinztag nach sand Georgen tag und das dritt am phinztag nach unser lieben frawen schiedung tag durch sich selbs, ir anweld oder hofmaister oder wem si das bevelhen an irer stat, zu was zeiten inen das am pesten fugen will, und sunst niemand ander besitzen und halten mugen. doch sol sölhe pantaiding alweg drei tag vor ee die gehalten berueft werden. darzue die erber gemain iren vorsprechen haben der gemain und aigens gerechtigkeit zu dorf und veld zu ruegen.

3. Mer ruegen si zu recht daz ain ieder, er hab ain aigen oder ain bestandhaus, zu den obbemelten pantaidingen komen soll. welcher aber ôn eehaft not und wissen des ambtmans ausbelib, nicht erschin, ist der herrschaft unbeclagt verfallen 12 dn, wurde er aber beclagt ist er zu wandl 72 dn, ausgenomen er wär dann aus grossen eehaften nöten die beweislich wären ausbeliben, so sol er nichtz minder seinen scheinpoten sambt der gerechtigkait mitschiken.

4. Die erber gemain melden auch insonderhait zu recht das niemand, weder ain richter von Wienn noch ander iemand mit nichte bei tag noch nacht in dem aigen kain gewalt treiben soll. wer mit sölhem begriffen wurde, ist der herrschaft 6 ß 2 dn zu wandl verfallen.

5. Ob sach wär das leut umb erber oder unerber handlungen in das aigen fluchtig wurden, derselben ainer oder mer angezaigt wurden, hat der richter von Closterneunburg noch iemand ander, ausgeslossen die herrschaft oder ir anwäld datz zu Neunburg, ôn urlaub und zuegeben des ambtmans nichts darin zu greifen, auch nichtz minder demselben richter seine gerechtigkait gebn. und sol denselbn zu gerichtz handen nemen; ob er im aber zu krank bedeucht, sol und mag er die gemain zu hilf nemen, die im darin gehorsam tun sollen, damit dieselben zu gerichtz handen genomen werden; innen bis an den dritten tag halten und dem richter zu Closterneunburg zu wissen thun sich in dreien tägen desselben zu underwinden und zu gerichts handen ze nemen als umb mitten tag, wie er mit gürtl umbfangen ist, inen mitsambt der gemain und vierern für das aigen hinauf zu dem creuz antwurten, als es von alter herkomen ist. ob er aber icht haken hiet, spieß armbrost oder ander weer, als harnasch panzer oder eisenhuet, wie die genannt wären, sollen all auf dem aigen beleiben. und ob er gestolln oder geraubt hiet, mit dem sol man in hinaus antburten, dem richter von Neunburg ruefen das er kom und denselben zu gerichtz handen neme, und geb im sein gerechtigkait 72 dn. so aber der richter von Neunburg oder sein anwäld nicht kämen, sol man den zu ainem steken mit ainem zwiernsfaden oder ainem ruchhalm aus ainem strobschaub, ist es von erber sach seine händ für sich binden, wär es aber umb unerber sachen soll man im die hinden auf den rugkn pinden; darnach mag ain ieder nachpaur haim oder an sein arbeit geen und ist ferrer niemand nichtz zu thun noch deßhalb zu antwurten schuldig.

6. Es sol auch kainer, gesessner oder lediger, dem andern [leut] zu schaden laden. wer das thut ist der herrschaft 6 ß 2 dn zu wandl als oft das beschiecht, und ob man si begriff ist ir ieder umb 72 dn und alle weer so man bei in ergreift auch verfallen und hinfür nimer widerzugeben schuldig; auch bei denselben darob zu sein deshalben iemand mit rach, vechd oder feintschaft noch in kainerlai weg zu geprauchen. und ob si schaden thätn, sol der so si dahin geladen hat pussen.

7. Mer ruegen si zu recht daz ain ieder in seinem haus freiung haben sol, das man ir kainen weder mit schelt- noch andern worten aus desselben haus in fräfl oder geverde vordern sulle.

[7a.] Und ob ainer in ain haus flüchtig wurde, zu wem das wär, sol er darin ob im sein feind nachkämen freiung haben. wo im aber sein feind nachkämen, begriffen denselben in dem haus, sprächen zu dem wirt 'halt mir den damit ich ains rechtens von im bekom', der wirt wolt des nit halten, auch im kainen poten der zum richter gieng nit leihen, und wolt im auch selber nit [halten] daß er die weil nach dem richter gieng, alsdann mag im sein veind so spruch zu im hat nachkomen und zu sein händen nemen daz er in zu gerichtshanden bring, doch das er in weder slach noch stech. wolt er sich sein aber setzen oder der wirt ime des verhelfen, und was alsdann derselb dem flüchtigen, dem wirt oder seinem widersacher thut, ist er darumb niemand weder der herrschaft noch dem richter ichts zu wandl phlichtig. so im aber der wirt davon hulf mit ainem sölhn gwalt, ist derselb wirt der herrschaft 6 ß 2 dn verfallen, und was jener zu dem flüchtigen sprüch gehabt sol und mag er bei dem wirt wie sich gepürt bekomen. ob er aber den wirt nicht anrueft, trib in seinem haus mit slagen oder in ander weg gwalt gegen dem wirt oder flüchtigen, alsdann ist er der herrschaft 5 pfund dn zu wandl verfallen. wo im aber der wirt davon hulf, west umb ir zwitracht nit, es wär umb erber oder unerber sach, so ist der wirt niemands weiter darumb zu antburten phlichtig. wo im aber der wirt der sach wissentlich davon hulf, ist er vorgeschribner peen verfallen.

8. Es soll auch kainer dem andern in sein haus mit gever laufen. so oft das beschiecht, ist er nach iedem drischübl der herrschaft 5 pfund dn verfallen. so aber ainer in das haus fluch und wolt sich derselben freiung trösten, schuß slueg oder wurf heraus, es wär mit worten oder werchen daz er seinen veind hinaus erzürnet, und alles wandls des der so heraussen, ist auch der im haus so von der freiung wegen hinein geflohen phlichtig und hat die freiung damit zerbrochen. wo aber ainer dem andern nachluff under die dachtrophen, der ist zu wandl der herrschaft 6 ß 2 dn.

9. Si ruegen zu recht das kainer dem andern in sein haus bei tag noch nacht in gever weder schiessen noch werfen soll mit kainerlai weer, wie die genannt werden möcht. so oft das beschähe, ist er zu wandl der herrschaft 5 pfund dn; was aber auf der gassen geschiecht oder zu aim wein, so ist er umb ain phunt phening. - Richter, fragt ob es der gmain red und recht sei?

10. Es sol auch niemand dann wer mit aigem rugk oder ain bestandhaus hat hie schenken. wer aber darüber begriffen wirdet ist der herrschaft 5 pfunddn zu wandl verfallen, doch daz ain ieder derselben so schenken, in allen sachen die herrschaft auch den gemainen nutz und notturften dem aigen anligund betreffend, mit anslegen zu wegen stegen prunnen landsteurn oder andern dergleichen sachen mitleiden trag nach seinem vermögen. wo sich aber ainer oder mer sölhs widerstreben und setzen wolten, sol man mit pawen noch andern notturften mit inen nicht gemainschaft haben.

11. Wer zu ainem wein ain weer rukt, so oft das beschiecht ist er zu wandl 12 dn. wer aber ain swert oder ain messer mit zwaien sneiden, ist zu wandl 24 dn. was aber kurzer haimlicher weer, als tolich stecherl phriemb sündl und dergleichen sein, als oft umb 72 dn zu wandl.

12. So ainer den andern zu ainem wein oder andern orten rauft, so ist er der herrschaft nach iedem finger zu wandl 1 pfund dn.

13. Welher mit ainer kandl oder andern assach wirft, ist zu wandl 72 dn. wo aber der wirt an demselben assach schaden genomen das weislich wär, soll im der so geworfen hat den schaden nach erkantnuß oder seinem guten willen abtragen. so aber ainer in der zwitracht schaidens und nicht fechtens willen von leder gerugkt, daz er bei seinem trewen sagte, so ist er des wandls vertragen.

14. So sich zwiträchtn oder krieg beim wein erhueben, darunder ainer oder mer mit unbezalter urten von frids wegen ausgiengen, sol alsdann derselb seinen scheinpoten zum leitgebn senden, ime die angezaigt ursach anzaign lassen ime des in argen nit zu vermerken, und sol in bezalln. wo er aber das nit thet, mag in darnach der wirt beim gericht verklagen mit ime zu verfügen sein schuldn zu entrichten. wo er das dannoch nit thät, ist er zu wandl 72 dn. so er aber sölhs am gut nit vermöcht, sol und mag in der richter darumb in der gefenknuß puessen.

15. Dergleichen, wo ain lediger knecht auch mit unbezallter urten ausgieng, der wirt vordret die an in, wolt ims nit geben, dardurch der wirt zu zorn bewegt wurde, oder daz sich der knecht sein setzen wolt, und ob in der wirt darumb an das maul slueg oder bei dem har zupht inner oder ausser haus, so sol man den knecht zu gerichtshanden nemen und in mit 72 dn pussen oder aber, wo er die nit hat, am leib darum pussen, und ist der wirt der herrschaft noch iemand, ausgenomen den tod, nichts schuldig.

16. Si ruegen zu recht: wer ainem ain fliessende wunden slecht, ist zu wandl 72 dn,

17. von ainer schamwunden under dem angesicht, ainer lembwunden oder vor dem preiß der herrschaft 5 pfund dn verfallen.

18. Auch so ainer dem andern finger abslueg, so ist er nach iedem stumph an henden oder füessen der herrschaft 5 pfund dn zu wandl verfallen, 19. dergleichen auch so ainer dem andern ain hand abslecht auch 5: pfund dn verfallen.

19. Ainem ieden ledigen knecht sein all weer, als haken spieß messer armbrost tollich kugln und knüttln und ander weer, zu tragen verpoten. welher aber darüber begriffen wurde, ist der weer und darzue 72 dn zu wandl verfallen. wo sich aber iemand dawider setzet, sollen die gmain dem richter darin beistand thun damit man in zu gerichtshanden bringen müg, und ob derselb täter in seiner tat schad nem ist im niemands darumb zu antburten phlichtig.

21. Es soll auch kainer auf den andern weder angesessen noch ledig in gever kain weer nit leihen. wer aber das thet und was schadens daraus gieng, ist derselb widerzukern schuldig und der herrschaft 72 dn verfallen.

22. Kainer sol dem andern in sein thür, venster slagn noch stechen noch aus dem haus fordern. so oft das beschäch ist er zu wandl 6 ß 2 dn.

23. Die erber gemain ruegen auch zu recht das kainer dem andern bei tag noch nacht in gever an seiner thür noch venster nicht lusmen sol. wo man der ainen begriff, ist zu wandl 6 ß 2 dn und sol in nichtz minder antburten als ainen schedlichen man dahin er gehört. wo aber der wirt oder sein involk des innen wurden, stuchen oder sluegen heraus, was schaden im, ôn allain den tod, beschäch, ist man im noch iemands nichts davon zu thun.

24. Welher ainer dem andern in geverde bei tag oder nacht fürwartet, ist der herrschaft 6 ß 2 dn verfallen und an orten dahin ein schedlicher man gehört zu antwurten. - Richter, fragt ob es ir aller red und recht sei?

25. Mer ruegen si zu recht: ob die erber gemain in irer andern sprach icht mangl hietn, so mögn si sich nach ieder sprach bedenken und iren mangl darin mündlich anzaigen, darumb si der herrschaft noch ander iemand davon zu thun sein.

[25a.] Si nemen auch in irer andern sprach bevor das niemand ôn zuredsetzen sein gerechtigkait verliern sol. wem das not geschäch mag zu dem richter geen, im sein notturft oder geltschulden anzaign; alsdann soll der richter nach demselben senden, ime darumb verhörn. und was er im anhellig ist, darumb hat im der richter gnügen zu thun; was er aber unanhellig, sol der richter darumb phant von im nemen. die sollen vierzehen tag bei gerichts handen ligen; wann dieselben verschinen, sol der richter demselben mit wissen der vierer die pfand gwaltig machen. und was hinder 6 ß 2 dn, ist niemands nichts davon zu tun. wo abgang an den phantn wärn, darumb sol [er] umb die ubertewrung sein gelter sein. so man dann die phant schätzn solt, was uber 6 pfund 10 dn, ist man dem richter und den vierern ir gerechtigkait davon zu geben schuldig sovil als von aim behausten gut zu schätzen gebürt; und haben nach derselben schatzung ire anpot vierzehen tag als behaust gut. was aber essunde phant sein, als küe gaiß swein oder dergleichen, haben ir tag unz an den dritten tag. ob man si aber schätzn solt, davon ist man dem richter und vierern ir gerechtigkait zu geben schuldig; und haben die phant ir anpot bis an den drittn tag.

26. So man aber auf essunde phant oder wein in ainem keller verpot tät, davon ist ain gast dem richter 12 dn schuldig. wo si aber in zwain oder dreien kellern lägen, der gelter wolt si all in verpot nemen, alsdann ist er dem richter von iedem vaß 12 dn zu geben schuldig. und weren dieselben verpot nit lenger dann vierzehen tag; so dieselbn tag verschinen, darauf sol der richter kain verpot mer nemen. wo aber dem gelter ain span aus dem vaß gegeben wurde, alsdann sol derselb vierzehen tag bei gerichts handen ligen; darumb sol der gelter dem richter und den vierern ir gerechtigkait geben, davon si den wein an beraits gelts stat schätzn sullen wie dann der gemain kauf dieselb zeit geet. so dann der wein mer oder tewrer dann der schulden ist wär, sol der gelter gegen enthebung der wein zustundan demselbn die ubermaß dagegen hinaus geben. wo aber der gelter die wein nach der schatzung ligen ließ, soll der ander seiner uberteurung nit lenger dann vierzehn tag peitn. ob aber am wein abgang wär, darumb sol er sein gelter sein.

27. Es sol auch ain ieder gast ainen zu rechter zeit wie von alter herkomen, am dritten tag vor ee er in beclagt laden lassen und dem richter 12 dn geben.

28. Ain ieder angesessener so ainer den andern laden läst ist dem richter 2 dn schuldig. und soll in am abend bei scheinender sun davor ladn lassn; ist es aber in ain nachtaiding, so sol er in am dritten tag vor laden lassen. - 29. Wär aber ainer ausser lands, den sol man mit geschribner ladung auf drei vierzehn tag ladn.

[29a.] Und sol auch der richter nit mer dann drew verpot annemen auf heusern, weingärten und andern erbstuken. das haist ain fürpot zu aim rechten. darumb sol inen der richter ainen rechttag bestimben und dem klager auch antburter denselbn tag verkünden; darauf sol er in recht ergeen lassen. kumbt dann der anklager auf denselben tag nit, so sein die verpot ab und ganz kraftlos. so aber in mittlerzeit ain ander auf dieselbn phant mit verpot käm die der verheft het, davon sol der richter sein gerechtigkait nemen soferr er dem gnugn zu thun hat. und ain ieglich verpot wert nit lenger dann vierzehn tag.

30. Wenn ain lediger den andern zu fahen begert, ist er dem richter zu geben schuldig 12 dn. so dann ain tail gegen dem andern icht einred heten, wolt den ôn ursach und unverschult fänglich annemen lassen von rach wegn, so mag der richter sein gerechtigkait von in nemen, si baid bei gerichtshanden behalten so lang bis si die sach zu ende außfundig machen. wär es aber umb grosse inzicht, sol man den nach aigens gerechtigkait halten unz an den dritten tag, des im auch der richter sagen mag inen nit lenger zu behalten. ob aber derselbe dem rechtn nicht nachkäm, sol der richter die vierer und gemain zu im nemen, recht erkennen lassen ob der gefangen pillich der gefängnuß gemussigt und ausgelassen werde oder nit. so er ledig und mussig erkannt wurde, sol der richter das wandl nemen; daz er auch gelob im, der ganzen gemain, dem aigen noch ander iemand deßhalb kain rach vehd noch veintschaft nit zueziehn noch darwider handeln.

31. Wo ainer aus ainem andern aigen oder von wan er wär ainen ledigen knecht fahen lassen wolt [und wolt] ains rechtn von im bekomen, sol er dem richter sein gerechtigkait darumb geben, den im der richter unz an den dritten tag zum rechtn nach aigens gerechtigkait wie von alter herkomen ist halten sol; doch daz si dem rechten, sein ledig oder gesessen, vergwissen. wo sich des ainer setzte, sol si der richter darzue halten damit si zu ainigkait und fried komen, und zu wandl von iedem nemen 72 dn.

32. Si ruegen zu recht das brueder swester vetter muemen die im land sein iren erbtail innerjarsfrist ersuchen und ire sippzall beweisen sulln, auch des bei dem gruntpuch oder ambtman in nutz und gwer komen. wer des nit thät, so sein dieselben grunt der herrschaft auf gnad verfallen. welher erb aber ausser lands ist, hat sein täg zweiunddreissig jar und tag als von alter herkomen ist.

33. Es sol niemand uber veld pawen, er hab dann aigen rugk oder ain bestandhaus. derselb sol mit der gemain leiden. wo aber ainer das nit tät, so sol er mit der gmain deßhalb kain gemainschaft haben.

34. Es sullen in ainem haus nit zwen weinzurl sein die auf ainen phening pawen, es sei uber veld oder bestand. wer das uberfert, ist nach iedem tagwerch umb 12 dn und nach iedem arbaiter umb 12 dn und nach im selbs umb 72 dn.

35. Die nachpaurn sollen alle wochen dreimalln, nämlich am phinztag und montag geen auf die mietstat und der gemain nutz betrachten und den lon setzen; und wie der lon gesetzt wirdt, den sol ieder und nicht mer geben seinen arbaitern. wer aber uber den gesetzten lon gibt, der ist zu wandl nach iedem arbaiter umb 12 dn. ob auch ainer auf die mietstat nit gieng und wolt seinen aigen nutz betrachten, der ist zu wandl umb 12 dn, läst er sich aber beclagen so ist er umb 72 dn.

36. Es sol kainer dem andern sein leut aus seinem haus taidingen noch bringen. wer das thut, ist zu wandl der herrschaft umb 72 dn. und ob der den er austaidingt seinem wirt schuldig bleibt und geet von dann, dieselb schuld sol der austaidinger dem andern wirt bezallen, und man sol in darzue pussen mit 72 dn.

37. Ob ain gesessner zu dem wein geet, der sol sein haken oder seitenmesser under seiner gurtl haben, und so er ain phenbert weins austrunken hat so sol er die haken oder snitmesser zu behalten geben. tät er des nicht oder trueg und behielt die verporgen, so ist er zu wandl um 6 ß 2 dn.

38. Es sol ain leitgeb auf ain hawn nit mer porgen dann 2 dn, auf ain haken snitmesser stekenziemesser muelter wasserlägl noch putten nicht mer dann 1 dn. und wer das uberfert, ist zu wandl 72 dn.

39. Si ruegen zu recht daz hie ist ain freis aigen, darein man allerlei phenbert, wie die genannt sein, füren und tragen mag, damit der arm und reich ir notturft kaufen mügen. und denselben leutn so mit sölhn phenberten dahin komen sol niemand weder mit wortn noch werchen verspotten noch ängstigen. wer das thut, ist zu wandl umb 72 dn.

40. Welcher aber solhe phenbert von gewinns wegen fürkauft, sol und mag der richter dieselbn fürkauften phenbert zu seinen handen und darzue der herrschaft von im nemen 72 dn.

41. Ain ieder ladner sol in seinem laden fail haben allerlai notturft und davon verkaufen helbert und phenbert in pillichem kauf, damit die gemain nit beswert werd. wer dawider thut, ist als oft zu wandl umb 12 dn.

42. Der vleischhaker im aigen sol sein vleisch zu rechter zeit fail haben wie sich dann gepürt. so er dann zu marktzeit gen Wien wil faren, sol er nicht das ergist sondern von dem vordern tail dahaim lassen. er sol auch all sambstag nächt vleisch fail haben; wo das nit beschäch, alsdann sol man im am suntag die vleischpank zuesliessen und ist darzue zu wandl 12 dn. er sol auch an den phinztägen und zu andern vleischtägen das aigen mit vleisch versehen; wo er das nit thät, sol man in puessen mit 12 dn. daz er auch rain und sauber vleisch hab, damit die gemain nit mangl hab; wann si des nit thun, ist er umb 72 dn. welher vleischhaker aber phinnigs vleisch hat, der sol zu ainem zaichen die zungen hangen lassen und ain ströbens kränzl auf seinem haubt haben; wer das nit thät, ist der herrschaft 72 dn zu wandl verfallen. also ist es von alter herkomen. - Richter, fragt die gemain ob es ir red und recht sei?

43. Wer kauft oder verkauft, die sullen derselben grunt an- und abfaren bei dem gruntpuch [in] drei vierzehen tagen als das von alter ist herkomen. und was kauf umb behauste güter gemacht werden, die sullen geschehn mit des richter wissen; so ferr aber das nit beschähe, alsdann sein dieselben gueter der herrschaft verfallen auf gnad. wo aber die herrschaft oder der richter mit der gewer seumig wären, ist er der herrschaft daselb gut nit verfallen.

44. Wer ab- oder anfärt von behausten güetern, die faren an und ab mit halbem dienst, und der abfärt gibt die zwai tail und der anfärt den dritten tail.

45. Es ist auch verpoten daz niemand vor seinem haus thür bei den prunnen wegen noch den gemain strassen weder tod hund katzen aschen mist noch kain ander unsauber ding nicht tragen noch schütten soll, auch das ain ieder seinem dienstvolk undersagen. wer aber damit begriffen wirdet, ist zu wandl umb 12 dn.

46. All trukenplätz was den phening berürt, sonderlich auch die nachtspil seint verpoten bei dem wein und andern enden, daz der kain wirt gestatten sol. wer das uberfärt, der spiler oder mithaber ist ir ieder so oft das beschiecht zu wandl umb 72 dn und der wirt so sölhs gestatt hat umb 6 ß 2 dn.

47. Von der fewrstet wegen sullen der richter und die vier järlich und als oft des not beschicht und nemblich des nagsten tag nach dem pantaiding auf die fewrstet geen, dieselben besichten und beschawen und wo si ungewendlich fewrstet finden abschaffen, die sullen dann inner vierzehen tagen darnach gewent werden. und nach denselben vierzehen tagen der richter und die vier abermals auf die fewrstet geen. wärn sölhe nit gewendet so sullen si die niederbrechen, und wer das nit gewendet hat ist zu wandl umb 6 ß 2 dn und was schadens daraus geet schuldig zu pussen.

48. Zu welhem ain fewr auskumbt, alspald das uber das dach prinnt so ist er zu wandl umb 1 pfund 12 dn. es sol auch derselb davon nit laufen sonder schreien und ruefen umb hilf als pest er mag. und wen er umb hilf anrueft und nicht retten hilft, der ist zu wandl umb 72 dn. und ob er darnach von dem fewr fluch, zu wem das geschäh, dabei sol er freiung und sicherhait haben unz an den dritten tag. und wer krieg bei dem fewr anhebt oder alte veintschaft rechen wolt, der sol darumb an leib und gut gestrafft werden als ob er selbs angezint het, wann dabei ain ieder freiung haben soll. und wer bei dem fewr stillt, der sol darumb gestrafft werden ôn alle gnad.

49. Es sullen die gewöndlichen straß und gassen im dorf von ainem ort zu dem andern geraumbt sein. auch sol kainer vor seinem haus haufen machen noch schütten von mist holz stain reben noch anderm, dadurch die straß geengt wurde. es soll auch kainer ausserhalb seiner dachtrophen stain setzen noch stecken slagen. wer das uberfärt, ist als oft zu wandl umb 72 dn.

50. Die straß durch das aigen sol ainem ieden frei sein, darin in niemand mit worten noch werchen ängstigen auch nit anschreien noch spotten sol. wer das thut, er sei ledig oder gesessen, der ist so oft zu wandl umb 6 ß 2 dn. hat er des an dem gut nit, so sol er an seinem leib darumb gestraft werden.

51. In der dritten sprach vermeldet die erber gemain daz ain ieder mit seinen arbaitern sol geen die rechten weg und steig wie von alter herkomen ist. es sol auch kainer ungewöndlich weg noch steig machen im zu frumen und andern zu schaden. wer das uberfärt, ist nach iedem arbaiter zu wandl umb 4 dn und nach im selbs umb 12 dn.

52. Es sol ain ieder seinen nachpern ausfriden zu rechter weil und zeit, nämlich acht tag vor sand Georgn tag und acht tag darnarch, treulich und ungeverlich. wer des nit thut, ist zu wandl umb 72 dn und sol darzue abtragen und widerkeren allen schaden der daraus geet. wolt aber ainer seinen nachpaurn darüber nicht ausfrieden, so sol und mag der richter von iedem arbaiter nemen 12 dn und nach iedem creuz auch 12 dn.

53. Es sol kainer seinem nachpaurn seinen frid abbrechen noch haken. wer das thut, ist also oft er ainen grüen dorn abhakt zu wandl umb 12 dn und den schaden so dardurch geschicht schuldig zu pussen.

54. Wer viech hat, der sol das ôn der gemain schaden haben, sol auch das zu rechter zeit einthun und für den hierter treiben. welhs vieh zu schaden geet, daran sol sich niemands rechen sonder dasselb viech zu dem richter bringen und den schaden durch den richter und die vier beschawen lassen. und wie der schad gefunden wirdt, sol der des das vieh ist dem andern abtragen und widerlegen und darzue zu wandl geben nach ieder klaa 4 dn.

55. Der richter und die vierer sullen des nagsten tags nach dem pantaiding auszaigen der herrschaft grunt zu veld und zu dorf als von alter herkomen ist. und wohin si slahen ire creuz oder lofter, das sol bei kreften beleiben. wer aber ains oder mer umbwurf, abhaket oder auszug, der ist nach iedem creuz oder lofter zu wandl umb 72 dn; hat er des an dem gut nit, so sol man in an seinem leib darumb straffen. was auch richter und die vier in sölhen irem beschawen und auszaigen absagen und zu wenden schaffen, das sol darnach inner den nagsten vierzehen tagen gewendt werden. wer des nicht thut ist zu wandl 1 pfund 12 dn, und ob schaden daraus kumbt darzue schuldig zu pussen.

56. Es sol kainer new gräben machen davon der gemain und andern schaden ergeen mag. wer das thut, ist zu wandl umb 6 ß 2 dn und sol pussen den schaden so daraus geet.

57. Kainer sol dem andern seinen rain nemen es sei in ägkern weingärtn oder wisen. wer daran begriffen wirdt, ist zu wandl umb 12 dn; wurden aber die vier darauf geweist, so ist er umb 72 dn; und den schaden so daraus geet schuldig abzutragen.

58. Es sol niemand seinem nachpern stain, dorn noch ander zaussach werfen in sein gärten weingärten ägker noch wisen. wer das thut, ist zu wandl umb 12 dn.

59. Es sol auch ainer dem andern nicht schaiten in seinem weingarten noch uberstük uber ain daumellen lang eintragen.

60. Sie ruegen zu recht daz kain nachper auf den andern wasser laiten sol zu dorf noch veld, auch kain fachgrueb noch ander grueb machen davon seinem nachpern schaden geschehen mag. wer das thut, ist zu wandl 72 dn und den schaden so daraus ergeet abzutragen schuldig.

61. Mer sagen si daz kainer new rain noch march machen, auch die grünt für sich selbs nit tailen noch marchstein steken oder lofter setzen noch slagen sol ôn willen und wissen des richter und der vier. wer sölhs darüber thut, dieselben rain und tailung haben nicht kraft und ist ain sölher darzue zu wandl umb 6 ß 2 dn.

62. Was aber der richter und die vier tailen, auszaigen und rainen, das soll ganz craft haben. und man ist nach iedem rain zu geben pflichtig 24 dn, von ainem marchstain 4 dn. und wer der lofter oder creuz ains oder mer auszeucht, abhakt oder umbwirft, der ist nach iedem zu wandl 72 dn.

63. Wer aber ainen marchstain ausgrebt und begriffen wirdet, der ist zu wandl umb 5 pfund dn; hat er es aber an dem gut nit, so sol man in an die stat da der marchstain gestanden ist mit dem haubt bis gegen der gurtl herauf eingraben und steen lassen so lang bis er sich selbs ledigt.

64. Es sol kainer dem andern sein stök entziehen noch laiten durch den rain. wer daran begriffen wirdet, den sol man antburten als ain dieb.

65. Ain ieder sol zu perg zu rechter zeit in jar und tag auf- und abfarren als dann lands und perkrechts recht ist, an nutz und gwer komen. wo er des nit thut, seind die grunt der herrschaft auf gnad verfallen. und der auffärt von dem jeuch 48 dn, und der abfärt die zwai tail zu geben schuldig, ob es aber väterlich oder muterlich gut wär 2 dn nach iedem stuk, aber von ferrer geweisten frontschaften 72 dn, aber von geschafften gutern auch 72 dn.

66. Alle geschäft so auf dem aigen bescheen sullen in jarsfrist beweist werden. und wer der geniessen wil, soll der grunt die im geschafft seind auch in jar und tag an nutz und gwer komen. welhs aber in der zeit nit geweist wurde, sol kain kraft haben. und was geschäft geweist werden, sullen geschehn bei des herrn gruntpuch und sullen kraft haben als ob es vor dem rat zu Wienn geweist worden wär.

67. Welhe in dem land sein, sullen ir erblich gerechtigkait inner jar und tag weisen. welher das nit thut, alsdann sein dieselben grunt der herrschaft auf gnad verfallen.

68. Wer aber ausser lands ist, dem sol man sein erblich gerechtigkait jar und tag behalten. wo aber sölher erb in gemelter zeit auch nit käm, so mügen desselben nagsten erben mit genugsamer kuntschaft und weisung wol darnach steen und an nutz und gwer komen wie von alter herkomen ist.

69. Das auch ain ieder der herrschaft iren dienst zu rechter zeit als zu sand Michels tag raichen sol. und wer das nit thät, ist so oft er darumb angelangt wirdet zu wandl 12 dn.

70. Es sol ain ieder der herrschaft sein perkrecht im lesen zu rechter zeit geben. und wann er lesen wil, sol er das dem ambtman verkunden das perkrecht zu nemen. so aber der ambtman nit käm, so sol er sein perkrecht in ain assach das ainen poden hat giessen, das in den weingarten darinn das perkrecht gewachsen ist drei griet vom ort hinein setzen und das voitgelt darzue legen, ime das zu wissen thun damit ers an den orten neme. wo aber das assach verloren wurde, mag er an den ambtman zu bezallen erfordern und ist desselben jars ferrer kain perkrecht zu geben schuldig.

71. Si ruegen zu recht: so der ambtman mit seinen perg [recht] tragern für ainen weingarten kumbt davor ain wagen stuend darein man schephet, sol der ambtman dieweil den wagen nit aufhalten. wo sich aber ainer des perkrechts zu geben setzet, so mag der ambtman den zuber under die laid setzen und das gepurlich perkrecht darein lassen. wo [er] es aber mit gwalt oder fräfl weg füret sol [er] das der herrschaft anzaigen, alsdann mag die herrschaft auf die grunt und das perkrecht klagen. wo sich aber drew perkrecht versässen, so ist derselb grunt der herrschaft verfallen auf gnad. - Richter fragt etc.

72. Si melden auch daz ain ieder in dem perg freiung halten sol, also daz kainer dem andern in fräfl mit ainicherlai waffen darin nachgeen sol. wo ainer den andern clagweis suchen wil, sol er das dem richter vor ansagen; wann pan und gericht ist der erwirdigen geistlichen herren N. brobst und convent zu Closterneunburg als weit die ried weren zu dorf und veld. welher aber mit sölhem geverde im perg begriffen wurde, ist der herrschaft zu wandl 6 ß 2 dn; und ob er ainem schaden thät, da mag er sich mit desselben willen vertragen.

73. Ob ainer ainem pawet hie, wem das wär, und mangl in dem gepew funde, so mag er dieselb arbait nach ieder arbaitzeit beschawen lassen als oft si dann verbracht wirdet. tät er desselben nit, so mag er sein abpaw beschawen lassen was im das ganz jar ist ausgelegen, als zu rechter zeit vierzehen tag vor sand Georgen tag und vierzehen tag darnach, da man erkennen mag was abpaw darin sei. welher aber beschaw darumb haben will, der geb den vierern 24 dn und von ainer schatzung 60 dn.

74. Es soll auch kainer dem andern sein paum uber ains willen nicht stümln noch abhaken. wo aber aim ain paum zu nahend stuende zu dorf oder veld, des er sich beswärt ze sein vermainet, mag er den richter und vierer darauf zu beschaw erpiten, davon sol man in ir gerechtigkait geben, und was si in beschaw befinden dabei sollens bed tail beleiben, und dem es aberkannt ist sol dieselbn paum zu stund der beschaw in beiwesen richter und vierer abhaken. tät man des nicht und wolt sich selbs an dem paum rechen und haket ainen oder mer äst ab, so ist er nach iedem umb 6 ß 2 dn. wo er aber den paum gar abhaket, so ist er umb 5 pfund dn der herrschaft zu wandl; hat er aber des gelts nit, so sol man im aine hand auf demselben stok abhaken.

75. Wo ainer dem andern zu dorf, im perg ausgrebt sein paum, der ist nach iedem zu wandl umb 72 dn, so lang bis er drei ausgrebt, so verwandelt er si alle drei umb 72 dn, und sol den leib antburten dahin ain dieb gehört.

76. Es soll kainer dem andern reben absneiden, die zaglstök ausziehen noch aufheben. wer das thut, ist nach iedem umb 12 dn, als lang bis er ir zwelf aufhebt, so verwandelt er si all zwelf mit 72 dn, und sol den leib antburten dahin ain dieb gehört. wer satzstök oder zain in gruben oder ander volkomen stök aufhebt, der ist nach iedem umb 72 dn, und sol den leib antwurten dahin ain dieb gehört.

77. Wer ainen marchstain ausgrebt und begriffen wirdet, ist der herrschaft zu wandl umb 5 pfund dn; hat er es an dem gut nit, so sol man in an die stat da der stain gestanden hat mit dem haubt bis gegen der gurtl herauf eingegraben und steen lassen bis so lang daz er sich selbs erledigt.

78. Zu wem man die vierer und den richter von beschaw, schatzung oder andern vordert darumb man in ir gerechtigkait gibt, das sullen si thun. aber wer ainen schaden wenden mus, der ist die gerechtigkait zu geben schuldig. ist es aber ir beder willen, so sol ir ieder halb gelt geben.

79. Es ist auch insonderhait verpoten daz kainer frembd wein uber die Thuenaw, uber den Weidlinger pach nicht in das aigen füren sol. wo aber damit ainer oder mer begriffen wurden, die seind der herrschaft und gemain verfallen.

80. Kainem gast sol mit nichten gestatt werden sein wein auf das aigen niderzulegen und daselbs zu verthun, sonder er sol dieselben für das aigen hinabfürn, da mag ers darnach verkaufen wem er wil.

81. So der richter und die vier zu beschaw, schatzung und andern notturften erpoten werden, darinn sollen si sich nit saumen und dem armen als dem reichen die pillichkait widerfaren lassen, darinn weder müet gab gunst veintschaft neid has noch nichts anders darinn ansehen dann si von recht sullen.

82. Es ist auch sonderlich gepoten daz niemand den richter noch die vierer in iren gepoten widertreiben, verachtn noch verspotten sol. wer dawider thut ist der herrschaft zu wandl umb 10 pfund, dem richter 5 pfund und iedem vierer auch 5 pfund dn und die verunglimphung abzutragen phlichtig.

Herrschaft
Besitzer: Stift Klosterneuburg
Standort
? | alte InvNr.: Klosterneuburger Urbar von 1512 |
Herkunft / Fundort
Unter-Döbling (heute Wien, 19. Bezirk) | Bundesland: Wien |
nähere Angaben
Entstehung: 1512 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 884-895, Nr. 138 (Edition).

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