Stickelberg, Banntaiding (1617)

Panthädungsbuch über die herrschaft Stickhlberg, welches im jahr zweimahl alß am mittwoch nach st. Geörgen tag und am mittwoch nach st. Merten tag gehalten und besessen solle werden.

Erstlichen hat die herrschaft Stickhelberg ain freies bluetgericht zu Hollenthan, au der Zehet-Stickhel, mit allen gerechtigkeiten, pann und acht [alß] zu Wien oder Neustatt.

Item, die herrschaft Stickhelberg sambt ihren grunt und poden stost an die herrschaft Kirchschlag und Lannsee, auch an die grünt so zum pfarrhof gehn Pramberg uud derselben nachbarschaft gehören.

Item, dieselbigen rain oder markzill wie sie genant sein, mit stock stain wasser oder mit paumb, die soll man haben in wohlbewahrter huet und in grosser gedachtnus, damit man ihrer nit vergess und nit einem herrn gegeben und dem andern genommen werde, auch daß kein widerwertigkeit unter der nachbarschaft entspringe.

Item, als weit die grünt so zu der herrschaft Stickhelberg gehören gehen oder geraichen, hat [sie] ein soleche freihait wie obgemelt, nichts davon ausgenommen.

Item hat die herrschaft Stickhelberg ein soleche freihait: wann einer ob wahrer that begriffen würdt der die rainzill vertilgen wolt zwischen dem herrn, dem soll man ein grueben machen und an die statt da daß rainzill gestanden ist in darein stossen biß an die gürtl und mit erdrich vermachen so fest wie das rainzill gehört zu machen und ihme darzu geben ein pecher mit wasser; mag er sich nachmals ausgraben, so soll er frei sein.

Item, wan ainer ein rainzill zwischen sein und seines nachbarn verändern wolte, der ist verfallen sechs schilling zween pfenning.

Item, wann ainer ein pannzaun machet und derselb zaun nit auf seinem rain ist sondern auf ainer gmain oder sonst auf seines nachbarn grunt, alß oft er ein stecken schlecht alß oft ist er verfallen zweiundsibenzig pfenning.

Item, wann ainer ain thetter zaun macht und were schon auf seinen rain und kert die [kloczen] auf die gmain, alß oft ein kloczeu alß oft 72 dn.

Item, alß oft ainer ein kag oder ein stecken auf einer gmain oder seines nachbarn rain schlueg, alß oft ist er verfallen 72 dn.

Item, der ain mëtter erhacket oder einen stecken auf eines andern rainzill, alß oft ist er verfallen 72 dn.

Item, dergleichen auf ainem faltar vor dem feint.

Item, wann ainer ain faltar muetwilliger weiß offen ließ und dardurch ein schaden geschicht, sol der so das faltar offen gelaßen hat dem der schaden beschehen ist abtragen.

Item hat auch die herrschaft Stickhelberg ain soleche freiheit: ob ein schedhaftiger mann oder sonst ainer der seiner ehren beraubt würdt und kombt ein, denselben soll man antworten wann er auf den grund kämb und darauf begriffen wurde in das schloss Stickhelberg, alda soll er in verwahrung sein, alßdann soll ein obrigkeit mit ihme handlen.

Item, wann ein geschrai auskämb, daß ein richter oder die nachbarschaft einen solechen verschulden mann annemmen wolten, und wäre ainer verhanden der soleches gesehen oder höret auch umb hülf anrufen und thät demselben keinen beistant und also der schädlich mann dardurch entrün oder davon kämb, so soll man den der keinen beistant thuen hat wöllen nemmen und [an] des verschuldigten statt antworten.

Item, ob ainer schaden thät oder thuen wolt einem gueten mann und er wurde es gewahr und kämb dem übelthäter nach, begriff ihn auf dem hofzaun daß er das mueßet fallen lassen was er genommen hat, so es hinein in hof fiel, so ist es deß dem es genommen ist worden, felt es aber über den hofzaun hinaus, so ist es der obrigkeit verfallen.

Item, wann ainer bei der nacht auf den vischwasser begriffen würdt, der ist die augen verfallen. thuet ers beim tag, ist er in deß herrn straff. doch ausgenommen, wann einer ein schwangere haußfrau hat und dieselbe umb visch gelustet zu eßen, soll sie mit ihren mann auf die Plömau gehen und zwo oder drei ihren lust zu büeßen fahen, doch mit bescheidenheit das er solches eincm seiner nachbarn vor anzaig oder mitnemb alß hierinnen geschriben stehet.

Item, wann ainer in panwalt ohne erlaubnus des forsters umb holz fuhr und ihn der forster begriff, so soll er ihm nemmen was er an der dexl. hat, soleches soll er der obrigkeit zustellen und das ander dem es zugehört lassen.

Item, wann ainer in walt gieng ohne erlaubnus des forsters und derselb klein oder groß holz niderschlueg und ihn der forster begriff, ist er in der straff und dem forster die hacken verfallen.

Item, die gipfel waß der herr nit nottürftig ist gehört dem forster zue, davon sollen sie dem forster die weg raumen und machen.

Item hat die herrschaft Stickhelberg ein soleche freihait und gerechtigkeit: wann einer die panwält mit willen anzünden wolte und derselbig würdt darüber begriffen, so soll man ihn dreimahl mit stro umbwickeln und für das feür legen.

Item, ob es bei ainem nachbar brinnent wurt und doch das feür ehe es über das dach auskämb gedempft wurde und nit weiter schaden thät, der ist der herrschaft verfallen ein pfunt pfenning. ob es aber weiter schaden thät und weißlich wäre, der ist verfallen leib und guet.

Item, wann ain feür, es wäre in dörfern oder sonst an den höfen, auskämb und ob ainer verhanden wäre der soleches feür wächlen säch oder davon höret und luef nit zu hilf, der ist verfallen sechs schilling pfenning.

Item, wann es prunn und daß man ainem daß sein hülf austragen und etwo einer etwas entfrembtet oder stuhl und derselbe an wahrer that begriffen oder offenhar wurt, soll er geschäczt werden für einen schädlichen mann und mit einem solechen wie sichs gebüert zu handlen.

Item, wann zween au einander kommen und das der ain die flucht gibt in sein hauß oder seines nachbarn behaußung, aber der ander ihn nit laßen wolt und lief ihm nach, und ob sich der der die flucht gegeben hat in dem hauß wider umbkeret und er erstäch den der ihm nachgelofen wäre, so solt er ihn nemmen und sollt ihn auf die erst wagenleist [ziehen] und solt ihm auf das herzgruebel legen drei pfening, hat ers gegen der welt gebüeßt, stehts ihm gegen gott zu verantworten.

Item, ob ainer über ain zucket mit einem trembl, stecken oder wehr und daßelb unterstanden wurt, so rait man ihms für ain mort, ist er verfallen zweiunddreißig pfunt pfening schlecht er aber, darnach und er schaden thuet hat ers zu verantworten.

Item, ob zween an einander kommen und hetten püxen oder armbrust oder was schießens wäre und wolten schießen und doch dasselb unterstanden würdt, rait man ihms auch für ein mort und ist auch verfallen zweiunddreißig pfunt pfenning. scheüst er, darnach er schaden thuet stehet ihm zu verantworten.

Item, ob ainer ein kandl zuckt, dergleichen ain tügel oder etwaß anders und wolt ain werfen oder schlagen, würft er so ist er fünf gulden verfallen.

Item, ob einer an den kirchtagen freiung bricht, der ist verfallen die rechte hant oder zweiunddreißig gulden der obrigkeit zu erlegen schuldig.

Item, wann ainer ain stain aufzugkt oder nimbt und würft oder schlecht damit, der ist der herrschaft fünf gulden verfallen. würft er aber nit und legt den stain wider an das ort wo ern genommen hat das weißlich ist, so ist er ein pfunt pfenning zu erlegen schuldig.

Item, wann ainer schlecht mit der faust, ist er verfallen fünf gulden. so er aber den daum in die faust nimbt und soleches zu beweisen ist, so ist er ein pfunt pfening verfallen.

Item, wann ainer einen räfft, alß oft ein finger im haar alß oft ist er 72 dn verfallen.

Item, wann ainer ein bloße wehr zuckt, ist es aber ein schwert das zwo schneit hat, so ist er verfallen 72 dn, wanns aber nur ein schneit hat, ist er kr. verfallen auß der schait und 3 kr. auch in die schait. thuet er weiter schaden damit, stehet er in der obrigkeit straff.

Item, wann einer ein spieß zugkt, ist er verfallen zweiundsibenzig pfenning.

Item, die herrschaft Stickhelberg hat die freiheit an den kirchtagen frei zu leitgeben.

Es sollen auch die leitgeben und fleischhacker rechte maß und gewicht geben, und [so] er in einem und andern betreten wurde, soll ihnen alles genommen werden und in des herrn straff sein.

Item, in dem soll ein richter sein fleißig aufsehen und nachfragen haben auf leitgeb und fleischhacker. wo es aber ein ander erfuhr, das der richter nit da wär, so sols doch derselb dem richter zustellen.

Item, ain leitgeb, er sei wer er wöll, soll einem dienstpoten nit mer porgen dann zwölf pfening ohne vorwißen seines herrn oder frauen. so er aber mehr borgt daun 12 dn ohne vorwißen seines herrn und derselb nit bezahlt wurde, ist ihm der herr nicht schuldig darfür zu geben.

Item, ain ieder frembder leitgeb soll kein über neün uhr siczen lassen und zechen, es wär dann daß sich begäb daß ein nachbarschaft [wär] die nit allein den wein sondern ein nachbar dem andern zu gefallen siczt, mag ein ieder leitgeb demselben über die bestimbte zeit geben. wann aber ein frembder verspätt und da bleiben mueßte, solt ihn der leitgeb nach sein stant gewürden.

Item, ain ieder leitgeb soll ein rechte geschworne maß von dem richter nemmen wie von alter herkommen ist.

Item, es soll auch ein ieder frembder leitgeb bei sonnschein aufthuen und bei sonnschein wider zuthuen.

Item, wann ainer ein ungewuntes getrait oder anders von ainem dienstpoten oder von ainer argwohnigen persohn annimbt und zaigt solches dem richter nit an und daß man solches von ihme gewar würdt, ist solcher in des herrn straff.

Item, wann ainer etwas findt, es sei viech oder anders, und solches gefunden guet nit der obrigkeit oder seinem nechsten nachbarn anzaigt und derselbe der es verlohren hat demselben nachfragt und weißlich würdt daß der hat, ist es so vil als hette ers ihm heimblicher weiß genommen und gestohlen, ist solcher in des herrn straff erkennt.

Item, wann ainer schreinpfant verseczt, soll solches 3 oder 4 tag verstehen. so es aber der in diser zeit nit löst oder lösen wolt und der seines gelts widerumben bedürftig wäre, so mag ers weiter verseczen, verhandlen wie ihme verlust und belangt.

Item, wer eisenpfant verseczt, soll jahr und tag stehen. so man es aber in der zeit nit löst, mag er damit thuen und handlen wie oben gemelt.

Item, wann ainer ein getrait gehn mühl bringt daß die säck an der statt voll sein, so solls der müller widerumb so voll fassen wie ers empfangen hat und von iedem meczen ain mäßl davon und nit mehrers nemmen. do es aber nit recht gefast wäre und der dem es zugehört beschwärt zu sein vermaint, ist solches meel der herrschaft verfallen und solls der müllner dem pauern sein meel genugsamb bezahlen.

Item, wann ainer ein gehauften mezen waiz in die mühl bringt, so soll der müllner ain gehauften halben mezen grieß und ein halben mezen meel geben sambt allerlei kleiben, und solle alles so hoch sein alß der waiz gewesen ist. do ers aber nit also geben wurde wie vor gemelt ist, soll er in des herrn straff sein.

Item, ain ieder mülner solle alweeg am sambstag und besonders zu heiligen zeiten des abents wann der tag hinab gehet die mühl zuschlagen und feierabent lassen. und wann es so gar gnöttig ist und sich etwan durch kelten zutragen möchte das man nit alweg mahlen oder fahren könte, dardurch etwa ein noth leiden müeste, und dem also vorzukommen soll und mag ein ieder müllner die mühl nach mittag gehen lassen.

Item, wann ainer ein viech pfendet, so soll ers dem das viech zugehört von stunt an wißen lassen. so ihm der dem daß viech ist nicht nachkombt, so ist er um den frevel zu straffen und das pfant dem richter zustellen. stehet es aber an biß auf den dritten tag, so es eßende pfant sein, so solts der richter der obrigkeit zustellen.

Item, wer wühren macht in waßern, daß gegen dem wasser ist, dardurch oft schaden beschicht, ist in des herrn straff.

Item, wo man [ainen] findt so weit die grünt seint der da würft auf die gemain strassen holz stain dorn oder anders unflätig ding, soll umb sechs schilling 2 dn gestrafft werden.

Item, es sei in dörfern, höfen, wo weg und steeg gehen, da prunn sein, dieselben [soll man] raumen und saubern, auch darzu halten daß soliche rein und sauber verbleiben, und den unflat darvon waschen und nit etwas unfletiges dabei niderwerfen oder ligen lassen.

Item, wann ainer führ, es wäre in ainem dorf, da viech unterlief, so es unter das vorder halb wagen kämb und dasselbe viech todt liegen müeßet, solls derselb fuhrmann bezahlen. kumbt es aber unter das hinder, ist er ihm nichts schuldig dafür.

Item, wann ainer raist und ihn ain böser hunt anlauft und wolt ihn beißen und daß sich der des hunts wehren mueß und schlecht den ungefährlich umb den vordern theil, so ist er nichts darfür schuldig. und wann er ihn aber hinden trifft, so soll er den hunt bezahlen mit waizen und soll den hunt mit waiz so hoch er ist verschütten daß man ihn nicht sicht.

Item, wann man daß panthäding verrueft und etwo ein burger nit darzu kombt, so ist er verfallen 6 kr. und ain gemainer man 3 kr.

Item, wann man das panthäding helt, so soll man dasselbe beruefen. ob etwo ein frembder wär der etwas über meines herrn holden hett zu clagen oder zu beschwären, demselben soll man von erst ausrichtung thuen. nochmahls mag ein ieder wer zu clagen hat furstehen und dasselb vor dem richter und burgern anzaigen, würdt man alle billichkeit handlen.

Item, ein ieder der faile gueter hat und will solche verkaufen, [die mag er verkaufen,] doch daß der kaufer erbar und fromb ist. und soll alweg an st. Geörgen tag dasselbe guet aufsagen und zustiften und widerumb aufgenommen werden.

Item, alweg der burgerrecht will haben soll 3 kr. geben alle jahr für und für. wann er aber nimmer purkholt bleiben will, soll er mit 6 kr. widerumb zustiften.

Item, an st. Geörgen tag soll man alweg die unrechte weg und steeg vermachen und verzeunen, doch daß die rechte weg ehe zuvor gemacht werden damit man ziehen und paßieren mag.

Item, an st. Geörgen tag soll man die richter und burger ablösen und andere widerumben sezen wie von alters herkommen ist, doch nach des herrn gefallen.

Item, ob ainer seinen nachbarn zu verclagen hett, so soll er dem richter vor drei tagen zu wissen than oder anzaigen. wo er aber solches nit thuen wurde, stehet er im wandl. wer aber über solches anzaigen zu schaffen oder zu than hat, der soll einen richter zuvor anzaigen, er sei frembd oder kunt; alßdann soll der richter die burger erfordern und sollen darinnen handlen. wo sie aber die handlung nit vergleichen kunten, solls der richter der obrigkeit anzaigen.

Item, wann ainer ainem schuldig ist und will dem an der schuld ains theils geben und der andere dasselbe nit haben will sondern er wills gar mit einander haben, so mag er ihn umb das so er ihm hat wöllen geben, in jahresfrist nimmer verclagen.

Item, wann ainer einen burger zu nahet zuredt mit lugen oder sonst mit schmachworten und dasselbe auf den burger nit darbringen kan, soll er umb den frevel gestrafft werden alß umb 6 ß 2 dn.

Item, wann zween strittig sein umb ein rain daß richter und burger beschauen müessen, so soll der unrecht ist von einer ieden beschaupersohn geben 72 dn.

Item, wann ein haußherr mit seinem weib kint knecht oder diern zu schaffen het und ainer hievor an der thür oder an dem fenster loset und der haußherr das gewar nämb und herauß stechet und den zu todt stäch, so soll er ihn an die wagenlaist ziehen und drei pfenning an das herzgruebel legen und soll ihn damit büest haben.

Item, ain ieder der schof hat in dörfern, soll ein iedliches schof sein march haben. welches aber nit hat und darauß ein zwitracht entsprunge, ist verfallen 3 kr.

Es solle auch ungefährlich der richter sambt zweien oder dreien nachbarn umb st. Geörgen tag in die heußer gehen und die öfen beschauen, und der richter soll allweg drei schläg auf die öfen thuen. bestehet er, so ist er guet, felt er aber ein, so soll derselbe einen andern ofen zu verhüetung mehrers schaden aufbauen.

Item, alle wandl stehen dem herrn auf gnad.

Item, wo sich begäb oder noth thuen wurte daß ainer umb recht anruefte es were ein frembder oder kunt, so soll man ihm das recht nach ordnung auf drei wahrhafter männer gnugsambe aussag oder kuntschaft erfolgen und widerfahren lassen wie von alter herkommen.

Herrschaft
Stickelberg
Standort
Steyersberg | BH: Neunkirchen | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Familienarchiv Wurmbrand | InvNr.: Urbarien Nr. 2 | Seiten: 29-36 |
Herkunft / Fundort
Stickelberg (Hollenthon) | BH: Wiener Neustadt | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1617 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 74-79, Nr. 15 (Edition).

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