Simmering, Banntaiding (16. Jh.)

Pantädingpuechl zu Simoning

Herr richter, seit ir gesessen zu den rechten?

Item, das ist unser gerechtigkait das ain ieder lantrichter an sant Philipn tag das pannthading besitzn soll. geschech des aber nit, so ist kainer wandls phlichtig.

Dieweil aber die pannthading nun uber funfundzwainzig [jar] dhain bestant [gehabt], ist desshalben von den obrigkaiten so daselbs ir holden haben aintrechtiklich betracht worden und bewilligt, das ainer auß den alten vierern so durch die gemain erwellt, auf weliches herrn grunt das sei, ain jar richter sein soll. ist desshalben der gemain begern demselben richter die klainen wandl under zwenundsibenzig phening zu vergunnen von wegen seiner mue, dieweil er sunst nichts davon hat.

Item, das ist unsers aigen gerechtigkait das ain ieder der gesessen ist an sant Philipen tag den jarschilling geben soll. darauf zu wissen das der jarschilling heerkumbt von der prucken zu Schwechat, darzue wier dann zu gebrauchen derselben prucken mit robaten guetwillig [sein] ; sein desshalben mautfrei: fur solich maut gibt unser ieder jarlich den jarschilling, des nit mer dann zwen phening.

Item, ain ieder lantrichter hat zu pieten uber dreierlai sach.

Item, von erst uber den prant. ob ain feur außkemb auf dem aigen, so soll ain ieder zuelaufen und retten. ob er sein nit tät das er mainet es wäre ferr von im und wolt sich des trösten, so wär er wandls phlichtig. - Fragt was das wandl sei? - 72 dn, seint ains lantrichter.

Item, ob aber ainer feintschaft hiete, derselb [soll] zu dem feur und von dem feur sicher sein. wirt er aber angegriffen durch sein feint, derselb ist wandls phlichtig. - Fragt was das wandl sei? - Drei schilling zwen phening, die seint des lantrichters.

Item, ob ainer zimeret auf die gemain oder maueret oder zeinet auf die gemain, fragt was des wandels sei? - Ist eß maur, so ist es 6 ß zwen phening; ist es ain zaun, von iedem stecken 12 dn. - So sollen ime die vierer undersagen. wendt er das an dem dritten tage nicht, so ist er wandls phlichtig. - Fragt wes das wandl sei? - Das ist aines lantrichter.

Item, ain ieder lantrichter hat zu gebieten uber dieberei wie hernach volgt.

Item, ob ainem nachpaurn gestoln wirdt hie auf dem aigen und wo der deup begriffen wirdt, so lest er sein guet mit zwelf phening ain ieder haußgesessner, das ist unsers aigen gerechtigkait; die seint auch aines lantrichters.

Item, ob aber ain diep heerkem auf das aigen und hiet außwendig gestoln und zu ainem wiert kem, und das der wiert uberwärt wurt das der diep dinnen wer und wolt im davon helfen, der ist wandls phlichtig. - Fragt was das wandl sei? - Man soll den wiert nemen an des diep stadt.

Ist auch zu mererm ansehen, damit die dieberei nit gehait oder gefurdert und zuegesehen wurt, in allen pondäding bedracht worden das ain ieglicher wuert ain trew aufsehen auf sein volk haben soll, damit dieselben iedenman ôn schaden und nachtail sein. begab sich aber das ainem ainicherlai nachtail von denselben inleuten mit urken austragen, dieberei und andern besen stucken bewisen wuerde, soll der wiert desselben inmans darumb gepiest werden, damit das ibl nit gestatt und die erberkait gefurdert werde.

Item, ob aber ain diep hie gefangen wuert auf dem aigen, so soll man in dann gehalten hinz an den dritten tag. ob aber der lantrichter nit käm, so geantwortet man im auf die pruck und pint in an mit ainen rugken halbm und rueft dem lantrichter dreimall. kumbt er nicht, so geet der dieb wo und er will.

Item, wäre aber das der richter ainen dieb uberwunt, so geent im ab an seinem zinß zehen phunt phening, das ist unsers aigen gerechtigkait. - Herr richter fragt, wo das ir aller gerechtigkait sei?

Herr richter, das ist die ander sprach.


Item herr richter, das ist unsers aigen gerechtigkait das wir haben ain freis aigen dem armen als dem reichen der do aigne hausung hat.

Item, ich meld auch das an statt der ganzen gmain das wir haben ain freis aigen dem armen als dem reichen mit der waid. were aber das sich ainer des trösten wolt und wolt im sumer meer viech haben den er im winter vermecht und die gmain beschwärn, der ist wandls phlichtig. - Fragt was das wandl sei? - Man soll ime das undersagen. thuet ers an den dritten tag nit fuder so soll man in phenden, von iedem haupt zwelf phening, die seint der vierer und des lantrichters.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait das ain ieder soll sein viech fur den halter treiben. thet er aber das nicht und thet ainem schaden mit dem viech, so mueß er den schaden bezaln und dennocht dem halter seinen lon geben.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait das ain ieder soll seines viechs mainen wann der halter intreibt. ob aber er das nicht thät und thet ainem schaden mit seinem viech, der ist wandls phlichtig von iedem haup zwelf phening, die seint der vierer.

Item, das ist unsers aigen gerechtigkait: das die vierer sammeten ab dem halter seinen lon und das man ine den lon nicht geben wolt, so habent si den gwalt das si phant nemen sollen wo si das fundent in dem hauß.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait das ain ieder vleischacker soll haben auf der waid was er von ainem sambstag auf den andern verfleischacken mag.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait: ob ainer gejagt wuert in ain hauß, ist es ain pawr oder hawer und schlueg in in dem hauß so ist er wandls phlichtig funf phunt phening, ist es aber ain edlman so ist er umb zwaiunddreisig phunt phening. - Fragt wes das wandl sei? - Das ist des herrn auf des grunt er da lauft.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait das die vierer urlaub nemben sollen und der richter ander drei an sant Philips tag zu im wider fordern solle, die nemen ainen zu inen. und weliches das widerredt der ist umb zwelf phening, die seint aines lantrichter.

Herr richter, das ist die drit sprach.


Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait das ain ieder sein nachpaurn soll haben zu der dritten sprach. wer aber das er irrung hiet von herrngschaft oder gotsgwalt oder scheffrettige wasser, so ist er nit wandls phlichtig; aber die andern die nicht da seint die seint wandls phlichtig ieder zwelf phening, die seint aines lantrichter.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait: wann die vierer geent und samment ab dem halter seinen lon, were aber das ainer seins viechs verlaugnet so wär er wandls phlichtig, so sollen die vier das viech nemben und dem halter den lon geben.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait: ain ieder der ain vierer widertreibt des er recht hat, der ist auch wandls phlichtig. - Fragt was das wandl sei? - Funf phunt phening, die seint aines lantrichter.

Item, wäre aber das sich der vierer des trösten wolt das er ain vierer wär und wollt ainem andern in der gmain widertreiben das er recht hat, der ist umb zehen phunt phening dem lantrichter.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait das kain lediger gesell kain arbait aus dem dorf nit gewinnen soll noch selber auf pawen gewinnen soll noch kainem kain lon nicht setzen soll dann außgenomben die vierer. wäre aber das man ainen überweret hinfur, der ist wandls phlichtig. -- Fragt was das wandl sei? - Zwenundsibenzig phening, die seint des lantrichter.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait das ain ieder der da feintschaft hiet und wolt heerbringen auf das aigen soldner, got geb si wärn sein freunt oder sein brueder, so ist er wandls phlichtig. - Fragt was das wandl sei? - Als oft ainer ist von iedem zwenundsibenzig phening, die seint auch aines lantrichter.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait: ob ainer sess in seinem hauß und ainer aussen an das hauß käm und lisnet im zu an dem fenster und er fragt wer da wer und wolt sich nicht melden und stech hinaus und stech in zu todt, so legt er im drei phening auf die wunden, so hat er in gepiesst gegen der welt.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait das kainer so nicht aigne behausung hat nit wein heerfueren noch die schenken soll. wäre aber das ainer das thet, so ist er wandls phlichtig. - Fragt was das wandl sei? - Man soll in den wein nemen, das sollen die vierer thuen und der lantrichter.

Es soll auch kainer, er sei ledig oder haußgesessen, nach sant Merten tag kainen wein heer in das aigen fuern, es wäre dann das kain wein in dem aigen verhanden oder das die nachtpaurn umb ainen zimlichen phening kainen schenken wolten, so mecht man dann woll wein heerfuern und der gmain umb ain zimlichen phening zu schenken gestat werden, damit vermiden belib aines pösen ruefs so auf das aigen kumen möcht durch die so mit solichn schenken in armuet kumen und davon entrunnen, dardurch der furstlichen durchleuchtigkait chamerguet des ungelts entzogen, auch daneben die leut angesetzt worden und ander ubl darauß entsprungen. wo aber derhalben ainer mit weinschenken verziehen und nachmals, dieweil kain wein oder wenig wein verhanden, und er das aigen staigern und uber den wert schenken wolt, so sollen ime die vierer solichs nit gestatten sonder ime denselben wein zimblich setzen, damit die gmain nit gedrungen und beschwärt werde.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait das ain ieder der do bei der nacht schaden thuet in den wisen wiliklichen mit rossen oder mit anderm viech, der ist wandls phlichtig. - Fragt was das wandl sei? - Vom iedem haup zwelf phening, die seint der vierer und des lantrichter.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait: ain ieder der da bei der nacht stilt ainem aus ainem garten es sei obs oder ander ding, der begriffen wirdt, der ist wandls phlichtig. - Fragt was das wandl sei? - Man soll in nemen an aines diep statt.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait: ob ainer heerkäm auf das aigen der da prächt bluetigs gewant oder ungesotens garn oder ungepundens trait und wolt das verkaufen, der ist wandls phlichtig. Fragt was das wandl sei? - Man soll in nemen an aines diep stadt.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait das die vierer geen und beschauen die feurstett vor dem nachthading und unrecht weeg. und wann si das beschaut haben, das man das an dem dritten tag nit wendt, so ist derselb wandls phlichtig. - Fragt was das wandl sei? - Von ainem weeg zwelf phening und von ainer feurstat zwenundsibenzig phening, die seint des lantrichter.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait das die hueter zu weingarten sollen all nächt mit einander geen zu ainem under den vierern den man in setzen wirdt, und dapei soll sein der richter.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait das kainer auf der gmain nicht menn soll dann was er mit der sichl begreifen mag. wurt er aber daruber begriffen, so ist er wandls phlichtig. - Fragt was das wandl sei? - Als oft man in begreift ist er umb zweliff phening, die seint aines lantrichter.

Herr richter fragt, wo das ir aller gerechtigkait sei?

Vermerkt das nachthäding zu Simoning wie hernach volligt.

Item, von erst ist das unsers aigen gerechtigkait das die vierer sollen hinumbgeen und beschauen die feurstett und die unrechten weeg. hat man si nit gewendt, so ist ainer wandls phlichtig von ainem unrechten weeg zwelf phening und von ainer feurstatt zwenundsibenzig phening. - Fragt wes das wandl sei? - Der vierer und aines lantrichter.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait das unsere phlanzlant im frid sollen sein. ob aber ainer begriffen wurt der da abprech ain zaun, der ist wandls phlichtig von iedem ötter zwelf phening und von iedem zaun auch zwelf phening, die seint aines lantrichter.

Item, wo ainer begriffen wuerd der ainem sein prunhengst aus den lanten trueg, der ist auch wandls phlichtig umb zwelf phening, die seint auch aines lantrichter.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait das ain ieder sein prunn machen soll in den lantn und auch in den krautgärten das si ain spann uber die ert geen. wäre aber das er des nicht thet, so ist er wandls phlichtig. - Fragt was das wandl sei? - Ob ainem ain viech darein fiel, so solle er ime das bezallen.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait das ain ieder seine leut nit schiken soll das si schneiden in den landen, außgenumben si seint seine lant. ob aber ains begriffen wurt auf ainem andern lant, das ist wandls phlichtig umb zwelf phening, die seint auch aines lantrichter.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait das niemant soll schneiden zwischen dem trait auf den rainen noch zu weingarten auf den rainen weil es in den gilbn ist. wurde aber ains begriffen, das ist wandls phlichtig umb zwelf phening, die seint aines lantrichter.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait das niemant kainen phentn soll in den wisen wann er ain graß abmeet, allain er fridt das vor aus.

Item, auch in den krautgerten soll niemant nicht phenten hinz als lang das man das kraut setzt. wäre aber das ainer mainet er wolt des graß mer geniessen dann des krauts, so fritt er den garten auß.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait das kain weinzierl der da paw und hie gesessen ist kain uberstick soll eintragen der lenger ist dann ein daumböln. wirt er aber daruber begriffen, so ist er wandls phlichtig von iedem steken zwelf phening.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait das niemant nicht zeißlprun machen oder graben soll. ware aber das ainer begriffen wurt und das ainem ain viech darein viel und darinnen verdurb, der ist wandls phlichtig. - Fragt was das wandl sei? - Er soll im das viech bezalln und dennocht dem richter geben zwelf phening.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait das niemant kain grueb machen soll auf der gassen oder haufen. ware aber das ainer ain grueb machet, so soll ers widerumben einziechen. thät er aber das nicht, so ist er wandls phlichtig. - Fragt was das wandl sei? - Geschech ainem ain schadt, es wär an viech oder an leuten, so soll er den bezaln und dennocht ist er umb zwelf phening. die seint auch aines lantrichter.

Item, das ist auch unsers aigen gerechtigkait das niemant kain stier austreiben soll wann er mit ainer kue in ain hauß geet. thäte aber ainer das und das der stier verlorn wurt, der ist wandls phlichtig. - Fragt was das wandl sei? - Er soll den stier bezalln.

Herrschaft
Besitzer: kaiserl. Vicedomamt
Standort
Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichisches Staatsarchiv | InvNr.: Finanz- und Hofkammerarchiv, Fasc. Panthaidinge und Ruegbüchel, Nr. 17.753, Nr. 27 |
Herkunft / Fundort
Simmering (heute Wien, 11. Bezirk) | Bundesland: Wien |
nähere Angaben
Entstehung: 1500 - 1600
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 693-699, Nr. 115/1 (Edition).

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