Ober-Döbling, Banntaiding, neue Punkte (1650)

1. Richter geschworne perkleut und ain außschuß auß der gemain sollen die landstraß, gehe- und pergsteig in gemain, sonderlichen aber auch zwischen der nachparschaft. der reihen recht und fierhäpp vor ihren heusern betreffent in acht nemben, allenthalben im aigen zwischen den weingarten und dem gebierg den augenschein einnemben, die unbillichen eingriff inhalt des 66. artickels in euer pantäding mit ert aufheben, tiefe und grosse grieb außraumben, gräben ihres gefallens außschlagen und machen, dardurch menschen und viech leichtlichen zu grossen schaden und verderben, item mit zeun planken und aufgeworfnen rainen heraußzufahren, neue gehesteig durch das gebierg in iebung pringen und was dor gewalttättigkeiten mehr sein möchten mit ernst abschaffen, kaines wegs nit gestatten sondern nach euern rechten vorältern, alten und den landspreuchigen gewonheiten nach ainem ieglichen, wer der imer sei, sein recht und maß wie weit er für sein weingarten zu greifen, wie hoch er die ert erheben und welchen steig er durch das gebierg soll gehen orndlichen fürzaigen und einsagen lassen, die gehesteig neben der lantstraß vor allen dingen woll in acht nemben und das ein iegliche parthei vor seim weingarten denselbigen alles ernstes und bei peen wol zu erhalten und järlichen zu machen verpflicht und verpunten sein.

2. Item sollen der richter und seine rathsgeschworn auch achtung geben auf den Döblingpach, weilen solcher durch underschiedliche güssen allenthalben grossen schaden gethan, das sie solches was die notturft ist durch die gmain bald widerumb wenden, dem wasser mit schlachten anhengen schwelbaumben zeitlichen wehren, dem fluß mit graben scheren und raumben durchhelfen und wo es füeglich mit peischen stecken und anschütten helfen, die gstatt und fridt, die dorn gestaudach und wilde gewäx vertilgen außreuten ramben und putzen, entgegen mehr örter und plätz zu mähen oder zum waiden, sowohl auch geschlachte und sonst fruchtbare nutzliche paumb züglen und wo es füeglich an dem pach zu besserung des gestads mit schönen gelben oder praunen felbern zu bestecken, damit die gemain alle zeit ein lust und nutz beisamen haben küne.

3. So hat sich bißhero nit allein under euch benachbarten alhie ein grosse und abscheiliche unordnung mit eintragen der iberstuck, darunder auch sehr vill taugliche weinstecken sich finten, auß denen öden und andern gepauten weingärten ganz putten- kraxen- und purtweiß haimbzutragen, sondern ihr gebt in solchem euerm selbsten aignen fürnemben und tättigkeiten zuwider der röm. kais. maj. außgangnen verordnung euern benachbarten, als Währing Grinzing Süfering und den nächsten anrainern, ein grosse abscheuliche ergernus, dardurch mancher gueter ehrlicher mann, armb oder reich, zu grossem schaden und zu des weingarten verderben geraichen mueß, welches dan der tägliche augenschein zu erkennen, ich auch mit augen villfeltigen selbsten gesehen. und damit solche betrügliche schalkheit, ergerlichs wesen und austragung der iberstuck und stecken under euch und allen denen die under dem gottshauß und closter Tulln weingarten haben, es seien hiesig oder außlendische, abgelegt und gemelte unordnung nit mehr beschech, als ist in mehr höchst der röm. kais. maj. und des wollwierdigen closters namen an euch hiemit mein ernstlicher bevelch das ihr euch hinfüro solches ungebierlichen und hievor von röm. kais. maj. verpotten austragens der iberstuck genzlichen enthalten, ebnermassen auß kaim öden weingarten, wie oder wes der sei, ainigen weinstecken oder iberstuck ausser vorwissen oder bewilligung des richters und perggeschworn außziehen vill weniger herauß tragen solt. und welcher aber under euch oder den frembden iber diß gebott wurde betretten, er sei wer er welle, niemants außgenommen, so oft er betretten wierdt, der soll gebiest werden mit dem wandl 2 und 6 ß dn, und da derselbige kein gelt so soll ers mit dem leib piessen. da aber ainer fräfentlicher weiß wieder auf diß oder des richters verpott zum ersten, andern und dritten mal sich wurde betretten lassen, der soll als ain mallafitz gefenklichen eingezogen und der obrigkeit alsobald angezaigt werden.

4. Ist auch hiemit ernstlichen verpotten das hinfüro kein nachbaur, wer der sei oder wie er genant werden kan, kain außlendische perschon inhalt euer pantäding uber drei tag nit soll aufhalten oder beherberigen, vill weniger schädliche, herrnloß schwaifende und sonsten berüchtigte perschonen, als da sein petler wahrsager lanzknecht winklschreiber lantlaufer spiller huren und pueben, haimblichen auf- oder underhalten, bei peen oder straff wer das thäte zehen ducaten in gold unnachläßlichen zu bezallen, und was schaden oder gefahr underdessen durch bemelten nachparn der solche leut aufhelt geschehen wurde, das soll derselbige wirth zum hauß mit leib und guet zu bezallen schuldig sein.

Gleicher gestalt soll es hinfüro mit den pierg- und hauerknechten oder inleuten gehalten werden, das, welcher nachbar inleut, es seint ehelich oder ledig, will underhalten und umb der arbeit willen wan man sie haben mueß bei sich haben, die sollen alle dem richter angezaigt und deroselben namben, man und weib sowol pueben, aufgeschriben und verzaichnet werden. und damit sie von der obrigkeit in zeit der noth zu schützen erkent und man dieselbigen auch schützen kan, soll ein inman der uber jar in dem aigen verbleibt 2 ß dn vogtgelt zu raichen und der kriegsanlag der nachbarschaft, was sie richter und geschworn selbsten erkennen, eine mithülfe zu geben schuldig sein.

5. Sollen der richter und perkgeschworn in zeit der arbeit in dem gebierg sich umbschauen, damit die weingartarbeit von den weinzierln und hauern erbar, treulich und wie sichs gebürt verrichtet werde, alle nachläßliche betrüglichkeit und falsche arbeit abschaffen und bestraffen nach dem alten gesetzten weingartrecht, auch kainswegs gedulden daß ain nachbar den andern uber rain und stain, zu pauen oder zu grueben überfortl vill weniger seine weinstecken haimblichen außziech oder verschwerze, sondern in allen disen dingen guete forcht und rechte ordnung halte.

6. So ist dem richter und seinen ratsgeschwornen hiemit auferlegt daß sie oft mit einander und dan immer ain ieder absonderlich in die hoffweingarten, in gmain, wo die liegen, gehen und fleissig zueschauen wie die benachparten und weinzierl bemelte weingarten hauen, pauen und arbeiten, absonderlichen aber und weilen die weingarten heuer häftig durchgruebt und vill pogn gesetzt, daß sie die nachbarn zue dem ersten und andern hawen ernstlich bei peen und straff, der obrigkeit ungnadt und unnachläßlichen leibstraff der fleißigen fürsichtigkeiten und arbeit mit höchstem ernst ermannen daß sie in demselbigen ganz fürsichtig und fleissig, die stock und pogen nit versetzen, die augen nit verscheren, denselbigen fein luftig zue- und außraumben, die bogen aber iber zwai mall diß jahr nit hauen, sowoll daß sie anietzo mit dem schnidt auch fein sorgfeltig seint und die sachen also richten damit holz und wein neben einander künen waxen und wir kunftig, geliebts gott, derselbigen desto besser zu geniessen haben.

7. Ebnermassen sollen auch sovill müglich die fridt allenthalben neben den weingarten hinwegk und abgeraumbt werden. auch sollen sie die vachgrueben und der perggüß die etwa komben mechten woll in acht nemben mit runsen außziehen, verwahren, damit die stock nit ertränkt, außgefiert oder schaden haben. und damit sie aber, sonderlich die welchen die paw so gar durchgruebt und durchsetzt, sich einer ergötzlichkeit zu getrösten haben, so ist denselbigen hiemit außtruckenlich zuegesagt und versprochen ain gehaufter metzen trait der gewondlichen lantmaß und dan 4 ß dn in gelt zu einer pesserung auf diß jahr zu raichen und zu geben, doch daß dieselbigen welche wie gemelt diß jahr sovill fleiß und mühe in ihrem paw werden haben, vor andern durch den richter benent und under ihnen ein underschait gehalten werde.

8. Ist dem richter auch auferlegt daß er zwen ratsgeschworn und ainen auß der gemain die ime gefallen verortne und denselbigen an statt obrigkeit auferlege daß sie järlichen vier mall, das ist zu quatemberzeiten, von hauß zu hauß gehen und nit allein mit allem ernst zu den feuerstätten sondern auch sonsten von aussen herumben zu den heusern, dächern und wie sichs mecht nennen fleißig schauen, dieselbigen nach gestalt der sachen reformirn und was zu pessern und zu pawen dasselbe nach gelegenheit alles ernstes bei peen und der obrigkeit straff iner quattember- oder lengst halben jarsfrist zu pessern und zu pawen anbevellen, und wo so gar von nötten und aine gefährlichkeit zu besorgen, die feuerstätt oder rauchfang gar zu haufen schlagen und einwerfen und nit nachlassen unz solches widerumb erhebt, gewelbt und zu recht verwahrlich gemacht werde. welcher aber under denselbigen ungehorsamb, trutzig oder widerspenig, der soll von dem richter gebüst werden nach gelegenheit seines vermügens an leib und guet und der obrigkcit zum überfluß angezaigt.

9. Wan alhie, das gott gnedig und lang verhüeten wölle, ein prunst oder feuersgfahr solte außkommen, so soll der richter seine nächsten nachbarn zu hülf nemen und allsobald die thruen in dem closterhoff mit den gruntpüechern in den keller und in die außgeworfne grueb einlegen, mit der ert so alda alsobalt zueziehen, ebnermassen die ander thruen und das bett in dasselbige loch in den keller bringen und den hoff bestens so immer müglich in acht nemben und vor schaden zu halten.

10. Item sollen richter und rathsgeschworne ihr guet achten geben auf die öden weingarten und grünt, wo diselbigen gelegen, wie es damit beschaffen, wemb die oder der zuegehörig und ob solche wiederumben zu reuß aufgeben, außgesetzt und gestiftet und ob sich leut funden die auf der Döblinger hait diselbigen grünt zu ackern aufnämben und erkauften; item zwischen andern gebirgen, in der Sandleuthen, Khrottenpachen und dero orthen, weil sich niemants zue weingartharbeit will finden, ob solche zu wismath und paumbgarten aufgeben und verhandelt künten werden; und in suma, was guets gestift und angestellt so woll gemacht kann werden, das sollen sie nit underlassen und in alle weeg der nachbarschaft und des gemainen nutzen allhie zum vorderisten bedenken.

11. Der richter und ain geschworner sollen auf das wenigist im sumer zwai mall in den Nußperger weingarten gehen und alda zueschauen wie es mit demselbigen weingartpawpaw beschaffen, und da sie mangl am paw sähen dem pauherrn solches mit höchstem zu verweisen und die verpesserung anbevellen, und wo solches nit helfen wüerde mich oder die wiertige fraw dessen zeitlich erindern.

12. Der richter und die ratsgeschworn sollen die zwen deputierte gemainredner bei gericht zu underlaufern beistellen und halten, denselbigen des closters recht und freiheit sowoll der gemain ihr alte gerechtigkeit auch zaigen und erindern, ferrer allzeit wan sie in das gebirg und weingarten, sonderlichen auf beschaw schatzungen rain gemerk und stain zu besichtigen gehen dieselbigen mit inen nemben, sie auch fein anweisen und lernen, damit an verstendigen und erkundigten leuten im aigen kein abgang sei.

13. Der richter soll ob aller gueten policei und ordnung nach alter landpreuchlicher mainung fleissig und vernunftiklichen hanthaben, die gemain und nachbarschaft in gueter zucht und anderm, in fridt und ainigkeit erhalten, einem ieglichen sein recht und gerechtigkeit nach gestalt der sachen mittheilen und geben, dem armen als dem reichen recht und gerecht halten, damit der arme mann aufgebracht und gesterkt, der reich bei seinen würden und guetem namen erhalten, die mannszucht und mannschaft gemert, gesterkt und alle sachen in wesentlichem wandel erhalten werden. er soll das guete hanthaben, die übel straffen, niemants wider die gebier ichts leides lassen geschehen, alle grobe üppische unverschambte ding bei der lieben jugent, besonders das spillen und überfliessig vollsaufen, daraus nichts als unrath mort neit und haß entspringen, verpieten und abschaffen, niemants über die rechte zeit bei der nacht in dem aigen umbzupoltern gedulden und über neun uhr in gemeinen wiertsheusern und offnen gastheusern nit sitzen oder trinken lassen; und welcher leitgeb oder wiert solches überfährt oder über das verpott wurte thain, der soll dem richter das wandl 2 und 6 ß dn zu bezallen schuldig sein.

Herrschaft
Besitzer: Dominikanerinnen, Tulln
Herkunft / Fundort
Ober-Döbling (heute Wien, 19. Bezirk) | Bundesland: Wien |
nähere Angaben
Entstehung: 1650 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 903-906, Nr. 139/2 (Edition).

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