Liesing, Banntaiding (1541)

Vermerkt das ponntaiding und aigens gerechtigkait zu Liesing so durch den probst bei sant Dorothea zu Wienn und herrn Cristoffen Radmansdorffer zu Atzersdorf gehalten worden. actum den 22. tag mai anno etc. im 1541. jar.

Erstlichen, das das aigen frei sei iedem man heerzufarn, er sei armb oder reich.

Item, wer das aigen hinlegt, zu wandl sechs schilling und zwelf phenning.

Item, wer nicht verfridet in acht tagen nach dem und das man im kreuz stosst, zu wandl nach ieder luggn zwelf phening und nach iedem kreuz auch zwelf phenning.

Item, wer kreuz auswirft mit fravel ôn scheltwort und nicht wendet, zu wandl zwenundsibenzig phening. wirft er es aber aus mit scheltworten und vrafel, zu wandl sechs schilling zwen phening.

Item, wer auch ain frid hat den er selbs friden soll oder ein stigl und die selben nicht fridet, was schaden durch dieselben friden es sei im oder ainen andern geschechen, das soll er erlegen und bezallen.

Item, es sold auch weder fraw noch man vor sant Jacobs tag fuetern geen. welicher aber des überfarn wurde, als oft man si begreift, dem soll man nemen die sichl und das tuech und darzue zu wandl zwelf phenning.

Item, wer den vierern übel zueredt von wegen der kreuzanstössung oder ander beschawung, es sei zu veld oder dorf, zu wandl zwenundsübenzig phening. wer aber den vierern auf trew und eer zueredt, zu wandl funf phunt dn oder ain hant.

Item, ob ein paumb seinem nachpern auf rain oder gärtn zu nachnt stuend und in ôn der vierer willen, wissen und gehaiß abschlecht, ist es ein fruchtbarer paumb, zu wandl funf phunt dn.

Item, hecht ein paumb dem andern uber den weg, rain oder zaun und schlecht in ab, von iedem ast zu wandl zwelf phening.

Item, wirt ainem ein pelzer ausgezogen bei dem tag und wirt daran begriffen, zu wandl sechs schilling und zwen phening; tuet ers bei der nacht und wiert daran begriffen, so soll man in antwurten als ein schedlichen man.

Item, wer seinen markstain außreut oder auswirft, wer solichs überfert, zu wandl funf phunt phening.

Item, wer ainem ain frid fuder reisst oder pricht, derselb ist zu wandl nach iedem stecken zwölf phenning.

Item, wer ainem ain gruen darn von ainem zaun oder frid der ime zu schaden raicht aushaggt, zu wandl zwelf phening; hagkt er aber ain durrn dorn aus ainen frid zu wandl zwenundsubenzig phening; und was dan schaden geschehen ist von derselben luggen, das soll er außrichten und bezallen.

Item, wen man ainem ross oder ander menig viech auf wißmad oder aggern den leuten zu schaden lässt geen, zu wandl nach iedem huef ain phening und ainem iedlichen sein schaden abzetragen und zu gewern.

Item, wer ross auf der waid helt und die nicht albegen furet, dem soll die waid, wan imbs der richter verpeut, verpotten sein. wolt er aber solichs nicht thuen, zu wandl zwelf phening.

Item, allerlai viech, kains ausgenumen, weliches zu schaden geet und wirt daran begriffen, von iedem haubt viech vier phening.

Item, welicher zu dem panntäding ôn eehafte noth auch ôn erlaubnus des herrn oder richters nicht kumbt, zu wandl zwenundsübenzig phenning.

Item, welcher verschweigt das sein nachper nit bei der besitzung des panntäding verhanden ist, zu wandl zwenundsübenzig phenning.

Item, geschaffte, ungeschaffte oder andere erbgueter die anerstorben sint soll man all in sechs wochen emphachen und in das gruntpuech schreiben lassen, ausgenomen vatter- und muetererbtail, wann das hatt jar und tag frist. wer aber dasselbige nit thuet, seind dieselben erb und guter der herrschaft auf gnad haimbgefallen.

Item, wer mer dann ain haus innhat oder ainer heuser hatt der nit selbs darauf wont sunder inleut darinen hielt, und der gruntherr oder richter mit dem selben verschuef soliche heuser mit sesshäften holden zu stiften auf ain benennte zeit, stift ers in sölicher bestimbter zeit nicht, zu wandl zehen phunt phenning und der herr gruntherr mag sich des guets underwinden, selbs verkaufen oder stiften und daseb gelt dem so das haus zugehörig gewesen niderlegen und anmueten. wolt ers aber aus übermut nicht nemen, so sold es dem gruntherrn verfallen sein und beleiben.

Item, schlecht ainer dem anderm ain vliessende wunden, zu wandl zwenundsübenzig phenning.

Item, [von] ainer lam- oder schambwunden zu wandl sechs schilling und zwen phenning.

Item, von ainem messer zu wandl zwölf phenning.

Item, ob ainer zugkt ein schwert und nichts schaden thuet, zu wandl vierundzwainzig phenning.

Item, wann der richter auf sein muess etwan ainen zu fachen oder andere notdurften und das dem aigen betreffent ist, welichem sölliches wissentlich und dem richter nicht zu hilf kemb, zu wandl sechs schilling und zwen phening verfallen.

Item, welicher sich aines richters der ainen von gerichts wegen in glüb oder straff zu nemen willens vreflichen entsetzt, als oft zu wandl zehen phunt phening.

Item, wer mit ainem gespannten armbmst in ain leutgeb- oder ander hauß lauft, zu wandl funf phunt phening oder ain hant.

Item, wer frembt leut heer lädt dem aigen zu schaden, nach iedem man zu wandl sechs schilling und zwen phening, und was dieselben harnasch anhaben ist auch der herrschaft verfallen etc.

Item, welicher in ain haus mit messern, haggen und stain wirft und kainen schadn pringt, zu wandl ain phunt und zwen phenning.

Item, wer in ain haus scheust ôn schaden, zu wandl funf phunt phening. tuet er aber schaden, ist er denselben zu puessen schuldig.

Item, wann ainer ainem auf der gassen mit waffen fürwart, zu wandl zwenundsübenzig phening. wart er aber mit armbmusten oder spiessen, von iedem zu wandl sechs schilling und zwen phening.

Item, wer ain zu todt schlecht und kumbt auf freiungn, der ist dem herrn zu wandl sechs schilling und zwen phening auf gnad und der richter soll sich der habb und gueter underwinden unzt der herrschaft genuegig beschiecht umb das wandl.

Item, ob ainer gieng bei dem tag auf der gassen mit ainem gespanntn armbmust, zu wandl sechs schilling und zwen phening; und thuet er schaden, ist er schuldig zu puessen.

Item, get aber ainer bei der nacht auf der gassen mit ainem gespannten armbmust, zu wandl funf phunt phening.

Item, es soll ieder man, es sei armb oder reich, freiung haben in seinem haus.

Item, wer ainem mit plosser wer im sein haus lauft ân schaden, zu wandl funf phunt phenning oder ein hant. schlecht aber ein wirt den der in sein haus geloffen, ist er im darumb niemands phlichtig.

Item, wer ainem anredt, es sei fraw oder man, haimlich oder offenlich, das es gieng auf sein trew und eer und mag das nicht erweisen, zu wandl funf phunt phenning oder die zung werd im zu dem nagg ausgezogen, und leg ime seinem schaden ab.

Item, welicher sesshafter gevordert wirt. und erwelt in zu einem vierer, widerret er das und ist widersëssig, zu wandl zwenundsübenzig phening; nichtsdestweniger mueß er des thuen.

Item, lüßnet ainer dem andern an seinem venster und wurd von den dinnigen der ausser in grosser geverliggait verwund oder schadhaft, ist im niemantz darumbn phlichtig oder zu antwurten schuldig. wirt aber der lüßner begriffen, soll man im dahin antwurten als ainen schedlichen man und mag sich mit dem aid nit darvon nemen.

Item, es sold niemand ainer dem andern seine arbeitern aus seinem aigenthumb oder arbait mit merung des lonns taidingen. sovers geschicht, ist der taidinger zu wandl zwenundsübenzig phening und von iedem arbeiter phening zwölf.

Item, wer den gemainen lon mert, es sei wenig oder vill, der ist zu wandl zwenundsübenzig phenning.

Item, es soll auch niemand dem andern sein dienstvolg in kainerlai weis noch weg aus seinem diensten taidingen noch dingen. wer aber des überfuer, zu wandl sechs schilling und zwen phenning.

Item, wer ain mit ainer kandl würft und im auf das haubt ein peul aufschlecht, von iedem zu wandl ain phunt phening; sover er die kandl zerworfen, dieselbig dem wirt zu bezallen schuldig. und wann man nicht wais wie der wurf gerët, von ainem wurf funf phunt phenning.

Item, wann ainer ainen frevenlich mit der vaust schlecht oder rauft, als oft zu wandl zwelf phening.

Item, man soll vierer geben zu veld und dorf. die sollen geluben bei irn treuen iedem rechtlichen und treulichen [zu] besichten dem armen und reichen ungeverlich.

Item, ob ain hoffherr oder hoffraw sich zerkriegten mit dem wirt oder der wirtin und hieten feur in irn besundern gemach und wolten in das nicht lassen wern, derselbign zu wandl zwenundsübenzig phening.

Item, ob ein fewr auskämb in dem aigen und der den die prunst angieng ruefet seinen nachpern zu hilf und derselbig nicht käm und verlëg das, zu wandl sechs schilling und zwen phenning.

Item, wer stilt bei dem fewr das drei phening wert ist, dem soll man antwurten als ain schedlichen man.

Item, bei dem fewr soll iederman freiung haben vor seinen veinten. wer aber das überfert, der ist verfalln leib und guet.

Item, wann ein diep auf ainen grunt käm und von gerichtswegen da begriffen wurd, hat er hinder ain phunt phening gestolln, sold man in nicht geen Wienn antwurten. wär aber sach das er über ain phunt phening hab gestollen, so soll man in antwurten nur mit als vil das er damit überwunden sei, das [ander] sol bleibn auf den grunt.

Item, wer kauft von dienstvolg verstollens guet uber sechs phening, zu wandl zwenundsübenzig phening. ist es aber das es pringt sechs schilling und zwen phening, soll man den kaufer und verkaufer antwurten als schedlich leut.

Item, weliche fraw jung oder alt verpottne wort geit gegen man oder frauen, die geb zu wandl zwenundsübenzig phening oder trag den pachstain.

Item, wer unflatt an die gassen oder für die tür nider schütt das ungewöndlich ist, als oft zu wandl zwenundsübenzig phening, und wer solichs verschweigt auch zu wandl zwelf phening.

Item, wer aines kaufs abgeet, zu wandl ain phunt und zwen phenning und den kauf stätt zu halten.

Item, kainer soll weingarten über veld besteen, er sei dann gesessen und hab selbs aigen rugg. wer aber des uberfarn wurd, der ist zu wandl als oft ers thuet vällig zwenundsübenzig phening und von iedem arbeiter zwelf phening.

Item, wer wein kauft und in das aigen furt, auch ainen fremden mit im ließ haben, der sölichs überfert, der ist von im selbs vällig fünf phunt phening und der frembt den wein.

Item, das das spill sold verpotten sein bei der nacht. wer aber des überfert, der ist zu wandl fünf phunt phening und von ieden spill zwenundsübenzig phening.

Item, wer steggen eintregt die lenger sind als ein daumelln, der ist zu wandl von iedem ort zwelf phening, in welicher herrschaft das beschiecht.

Item, die beggen sollen pachen als zu Wien und anderstwo gewonhait ist. wer des überfert, ist zu wandl verfallen des brotts.

Item, wer pollens für sembles pecht, ist zu wandl vällig desselbigen protts.

Item, die mülner sollen die nachpaurn fürdern und sollen von ain metzen nicht mer dann ain phening nemmen. welicher aber des überfert, der ist zu wandl sechs schilling zwelf dn.

Item, es sold weder fraw noch man in den pach vischen, er sei dann sesshaft und trag gleiche purd mit der gmain. dergleichen sold auch kain personn weder frauen noch mannen sesshaft und unsesshaft an feirtägen, nemlichen als an unser frauen-, zwelfpotten- und suntägen im pach nit vischen. welicher aber solichs überfert, dem soll man nemen das vischper, nichtsdestweniger zu wandl als ofts geschicht zwelf phening. und niemand soll den pach abslagen; wer aber des überfert, ist zu wandl sechs schilling und zwen phening. es soll auch kain fraw da vischen gen allain es gee ir man mit ir; wer aber sölichs uberfarn wirt, der ist zu wandl zwenundsübenzig phening.

Item, wer die vertig beschaw und schäden nicht gewent hat, der püess das mit dem wandl.

Item, all feurstett sollen geordent sein in vierzehen tägen. wer des nicht thuet, der ist als oft zu wandl vällig zwenundsübenzig phening.

Item, welicher über veld herzue get oder schickt und auf der mietstat oder in heusern arbaiter gewint, der ist zu wandl verfalln sechs schilling und zwen phening.

Item, wer den gruntdienst zu sant Michels tag oder vierzehen tag darnach nicht ausgericht hat, der ist zu wandl verfallen zwelf phening.

Item, es ist durch die herrschaft, richter und ganz gemain des aigens ainhelliclich betracht und geordent worden das nach altem heerkumen und gewonnhaiten all angesessen leut auch ledig knecht die halbpaw hie haben und des aigens geniessen wellen, zu eewigen zeiten järlich sant Zyrvus tag ganz feirn sollen, derwegen sich die ganz gemain verwilligt. wer aber solichs hinfüro überfarn wurde, der soll sant Zyrvus capelln verfallen sein ain phunt wachs zu wandl; und solt der herr richter sambt den vierern aufsehen haben. es sollen auch die müllner an den vier milln feiern; welicher aber nottige wagenfart hette, der sold mit disem veiren nicht verpunden sein. aber die benannt feier solle wie oben gemelt von allen hie seßhaften leuten, was herrn grunt si sein, gehalten werden.

Cristoff von Ratmanstarff m. p.


(Reste eines aufgedrückten Siegels.)

Herrschaft
Atzgersdorf, St. Dorothea-Wien
Standort
Klosterneuburg | BH: Wien - Umgebung | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Stiftsarchiv Klosterneuburg | alte InvNr.: Handschrift von 1541 | Seiten: 1a-14b |
Herkunft / Fundort
Liesing (heute Wien, 23. Bezirk) | Bundesland: Wien |
nähere Angaben
exaktes Datum: 1541 Mai 22 | Entstehung: 1541 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 624-630, Nr. 105/1 (Edition).

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