Lichtenwert, Banntaiding (1520)

Pantädingbuech auf Liechtenwirt.


Vermerkt das pantäding zu Liechtenwert so wir Dietrich bischoff zu der Newstat, fürstlicher durchleuchtigkait rat aus ainem alten pantadingbuech von articl zu articl inhalt desselben verneut haben. beschehen am sechsten tag des monats maji funfzehenhundert und in dem zwainzigstenjarn.

Von erst der herrschaft rechten.


Item, wer oder wolcher iu meins herrn freiung ainem nachrennd oder lauft für den marchstain daran sich meins herrn freiung anhebt, ubd den hinwider mainet zu nötten, hat derselb ain phand von im gelegt oder geworfen das zwelf phening wert ist und das beweisen mag, so sol er der freiung geniessen umb al erbar sach. welcher aber daruber verrer begriffen wirdet und das uberfuer, derselb sol meinem herrn einen schilt gemallens gold verfallen sein zu geben.

Item, wer herkumbt und freiung umb erber sach nemen wil, der sol zu meinem herrn oder seinem anwalt komen und die gewinnen mit zwelf phening. derselb sol ain jar und ain tag freiung haben. wêr aber mein herr oder sein anwalt nit anheim, so mag derselb von dem richter freiung nemen. wêr aber der richter auch nicht anhaim, so mag im ain anderer richter, gesessner oder gemainer freiung geben unz auf meins herrn oder seines anwalts kunft. derselb sol dann ân alle waffen auf der strassen, geen kirchen und in di leutheuser geen und nichts anders tragen dann ain abgebrochens kuerzes messer das er zu tisch bedarf. tregt er daruber ander waffen, die sol man im geen hof nemen und di freiung zerbrochen haben.

Ob ainer ab der freiung wolt geen und etlich tag auß sein, das sol er mit urlaub meines herrn anwalts oder seines richter thun, so mag er wol darab und sein wer mit im nemen. kumbt er dann herwider, so hat er freiung als vor.

Welcher der wär der tronusch hie ab der freiung thet, derselb hat di freiung zerbrochen und ist in meins herrn pesserung.

Ob ain dieb hie begriffen wuert, so sol das guet meins herrn sein, und an dem dritten tag hinauf zu dem marchstain antworten und das dem richter in der Newstat auf denselben tag vor zu wissen thain. käm aber der richter noch sein anwalt nicht, so sol man in mit ainem rughalm zu dem marchstain pinten. kumbt er dann davon, so ist man dem richter oder andern iemants darumb nichts schuldig.

Ob ainer ainen hie an ainem hauß oder auf der gassen zu tod schlecht oder hard wundt, kumbt er in der erbern hof ainen die hernach genannd sind, so hat er drei tag freiung darinn. und das sint die hof: item des Osen hof, Fridreichs Grimenen hof, der Mert in hof, des Khulmer hof und der pharhof.

Wer oder wolcher ainen zu tod slecht oder sticht, es sei ain gesessner oder nit, so ist er meinem herrn verfallen 32 tal. dn auf gnadt.

Wer ainem sein venster oder thuer aufslecht mit frevel, der ist verfallen 6 ß 2 dn.

Ob ainer ainem lusnet an seinem venster und wirt das der wirt gewar und beschreit in ainst, zwier oder dreimal, melt sich derselb nit, wierft oder sticht er denselben herauß, er ist darumb demselben oder ander iemants nichts phlichtig, und ist mein herrn zu wandl 10 tal. dn.

Wer ainem in seinen hof oder sein hauß steigt ân eehaft not, melt sich nicht, sticht oder slecht der wirt den selben zu tod, so sol er den leichnam herauß auf di straß ziehen und drei phening auf in legen und darumb niemants ichts phlichtig sein.

Wer meinem herrn seins dienst verlaugnet, der ist des grunts verfallen.

Wer meinem herrn sein dienst nit geit zu ieder dienstzeit in vierzehen tagen, der ist meinem herrn verfallen 72 dn.

Wer ainem in sein hauß oder hof mit werhafter hant nachlauft und hineinslecht oder sticht, der ist verfallen meim herrn leib und guet.

Wer verstollens guet einnimbt, es sein leutgeben oder ander leut, das wissentlich ist, der ist verfallen leib und guet als der dieb.

Ob ain inmann und ain wiert mit einander stossig wuerden umb verstolen guet und sich darumb ân gericht und in gehaim mit einander verrichteten, dieselben paid sein auch verfallen leib und guet.

Das ist die ander sprach.


Wer ainem sein dienstvolk aus seinem dienst dieweils in seinem gedingten dienst ist haimblich tädingt, der selb ist verfallen 6 ß 2 dn.

Welcher gesessner ainem leutgeben sein wein bei tag oder nacht mit frevel und ân urlaub unverrait des wirts austregt, der ist verfallen dem wirt 12 dn. kumbt er aber des morgents hinwider, so ist er im nichts phlichtig. ist er aber nit ain gesessner, so ist er verfallen 72 dn.

Kumbt ainer in ain leuthauß mit ainer hacken, trinkt er ein phenwert wein, so sol im der wiert di hacken nemen. ist er darwider, so ist er verfallen 12 dn.

Wann sich ain unzucht in ainem leuthauß erhebt, das sol der wiert an meines herrn anwalt bringen. thuet er das nit, so ist er verfallen 72 dn.

Wer ain messer zuckt, der ist zu wandl auß der schait 12 dn und in di schait 12 dn.

Wer ainem slecht ain scheinwunden, der ist zu wandl meinem herrn 6 ß 2 dn. ist es aber ain lem, so ist er verfallen 5 tal. dn.

Wer ain geladens armbrost auf ainen tregt, er schieß oder nicht, der ist zu wandl 5 tal. dn, von ainem stainwuerf oder mit was waffen das geschiecht auch als vil zu wandl.

Wer der gemain diener slecht, es sei herter oder hueter, der ist von iedem hauß 72 dn. wêrn aber di ungerecht, so sol man uber si clagen.

Ob sich unzucht in ainem leuthauß erhueben dapei der richter, fierer oder ander frumb leut wêrn und dieselben umb ir unzucht straffen und ir nicht schonen wolten, sind die nicht gesessen, so mag si der richter annemen und des morgenß geen hof antworten.

Ob ains gesessnen sun oder knecht hie in ain leuthauß kem und wolt spillen, so solt in der wirt nit verrer spillen lassen dann was ob der guertl ist und nicht verrer gestatten abzuziehen. wolcher wirt daruber ferrer phenten oder spillen ließ, der ist verfallen 72 dn.

Als oft ain leutgeb di rechten maß auß dem hauß nit geit, als oft er das thuet, der ist verfallen 12 dn.

Wer bei der nacht spillen last alspalt man das liecht aufzint, außgenomen meines herrn wein, der ist verfallen ain phunt.

Ob ain richter di nachtparn anrueft umb hilf, es wär bei tag oder nacht, dem gericht zuezesteen, umb was sach di wär, wer daruber und im des nit gehorsam wêr, der ist verfallen 6 ß 2 dn.

Ob ainer wêr der sich besorget von seinen veinten und den richt er anrueft durch frid und gemachs willen, durch unzucht die sich in aim leuthauß bei dem richter erhebt hieten, wer oder wolcher di wärn die des richter nicht schonen und den under seinen handen wolten slahen, der ist verfallen 32 tal. dn auf gnad.

Ob ain gesessner hie mit dem richter stossig wuerde von dienst wegen und derselbig sprach er het ime den ausgericht, mag er das hunzt dem richter beweisen, das genieß er. wêr aber das nicht, so sol des richters red craft haben.

Wann der richter ainen phendt der sein gelter ân laugen ist, der ist dem richter verfallen zu phandrecht zwelf phening.

Wenn di vierer von meines herrn geschaft wegen ain anslag thuen nach iren trewen als si dann geschworn haben, wer das widerredt und dieselben widertreiben wolt, der ist iedem vierer verfallen 72 dn.

Ob die vierer zu rain oder ander beschaw geschafft wuerden noch pete, wer die dann widertrib, der ist iedem vierer verfallen 72 dn.

Die vierer sollen zu ieder quottember von hauß zu hauß geen und die feursteet beschawen. went er des nicht inner acht tagen, so sol man ime den ofen niderslahen und darzue verfallen sein 72 dn. ob aber die fierer des zu ieder zeit nicht thaten, so ist ieder fierer verfallen 72 dn.

Ain ieglicher sol freiung haben in der padstuben. wer daruber icht thät, der ist verfallen meinem herrn leib und guet.

Ain ieglicher gesessner man den man facht, der sol geben 2 dn in den stock und 2 dn herauß.

Wer ainem verpotne wort geit, es sei fraw oder man, der ist zu wandl 72 [dn].

Ob ainer oder aine guet entnemb von ainem andern und irs namen verlaugnet, derselb ist verfallen meinem herrn leib und guet.

Wolcher, es sein leutgeben oder ander leit, ungewundenß trait. einnimbt und darauf leucht oder wein geit, derselb ist verfallen auch leib und guet.

Wer den rechten statmetzen hie nit geit, als oft er das uberfaren wurdet, der ist umb 72 dn.

Wer ainem seinen marchstain ausgrebt mit frevel, demselben sol man das haubt abslahen und das haubt an di stat setzen.

Das ist die drit sprach.


So sol der richter aufsteen und dann das stebl meines herrn anwalt. geben und dann mit der gemain zu derselben sprach geen, ob nichts vergessen wär worden das dann dasselb gemelt wuerde.

Ob ain gesesner hie decktgerten oder pandgarten ain beschaidenhait bedorft, die sol er mit aines awhueters urlaub nemen und im di auszaigen lassen. wer si daruber oder auf der gemain nemb, der ist verfallen 6 ß 2 dn.

Ob ain hueter ainem trait bei tag nemb, ist derselbig schad hinder zwaiundsibenzig phening, als oft er das thuet so ist er verfallen 72 dn und demselben sein schaden widerzukern. ist es aber bei der nacht, so ist er umb den halß.

Wer mit seinem viech oder rossen bei der nacht ausreit und in trait oder wismat haltet ee das es geschnitn oder gemät ist, derselb ist verfallen von iedem haubt 12 dn und demselben seinen schaden widerzukern.

Welcher der wer der ainem auf dem velt ain garben nimbt, als oft er das thuet bei tag mit frevel und ân willen, derselb ist verfallen 72 dn. thuet er es aber bei der nacht und bringt der schad under zwaiundsibenzig phening, so sol man im den rechten daumb abslahen. ist aber der schad hinuber, so ist er umb den halß.

Wann notturft ist weeg und steeg zu machen das ain gemainer nutz ist, darzue sollen di erbern ir wägen und viech leihen und helfen zu pessern. wer darwider wer, den sol mein herr nötten.

Wer auf der gemain mät ân urlaub, ist meinem herrn verfallen in di kuchen 12 dn und der gemain 6 ß 2 dn.

Wer von ainer pruck, steeg oder wuer holz mit frevel nimbt, es sei man oder weib, als oft das beschiecht, so ist er meinem herrn verfallen 5 tal. dn.

Wer ainem seinen frid abpricht, es sei vor phlanzgarten oder andern garten, als oft er das uberfaren wiert, der ist verfallen meinem herrn 72 dn und demselben seinen schaden abzutragen.

Wer dem andern in seinen krautgartn ân urlaub und willen geet und nimbt darauß heubter oder pleter, als oft er das thuet so ist er verfallen 72 dn.

Wer ainem in seinem trait anebant nach sand Georgen tag, der ist zu wandl 12 dn und demselben seinen schaden widerzukeren.

Wer ainem sein rain hinert das man beweisen mag, es sei ain newer oder alter rain, der ist zu wandl 6 ß 2 dn und demselben seinen schaden abzutragen.

Ob ainer ainem sein viech einthät in sein hauß oder phendet das ime zu schaden gangen wer, und derselb ließ im das viech auß, ist er ain gemainer man so ist er verfallen 6 pfund [dn], ist er aber ain edling so ist er im ains gwalts phlichtig.

Als oft der herter seine saw in dem trait läst geen und darinn begriffen wuerden, als oft ist er umb 72 dn.

Ob ainer ain viechel hiet vierdig oder zwivierdig und geet das zu schaden, als oft das geschiecht, der ist umb 12 dn.

Wer sein nägsten nachtpaurn oder scheinpoten nicht hat bei dem pantading, der ist verfallen 72 dn.

Nach sand Georgen tag sol man kain viech mit willen auf di saat treiben. wer das daruber thät, der ist von iedem haubt 2 dn.

Die gemain hie sol waid haben als fer meins herrn piet geet, und di recht halt, darinn sol man si nindert irren.

Man sol kain frembts viech auf die waid hertreiben ân erlaub ains purkgrafen oder richter. wer das dawider thät oder einnemb, der ist von iedem haubt 12 dn.

Man sol in kainem newen maiß nit halten dann nach sunabentn. wer das thät daruber, den sol man phenden. aber in alten maissen mag man wol halten, wo es ist.

Der mulner sol albeg der gemain wartunt sein mit zwaien muln und sein wasser laiten und fuern ôn der leut schaden, und im sein mul beschawen vierstund im jar das die rechtlich gefuert sei und der gemain nutz sei.

Maister Ulrich sol di pruk bei dem hamer machen, so sol maister Stephan die inner pruken darnach pessern und machen.

Die erbern soln kain pruck hinden aus iren höfen haben wann ain krieg ist, sonder er sol auf ainen laden hinden ausgeen.

Wer hinder im sein stigl nit vermacht nach sand Jeorgen tag, wer daruber herauß geet, es sei man oder weib, als oft man das siecht, der ist verfallen 12 dn.

Der Hagenawer sol die aw in dem krieg verslahen al morgen, darumb hat er ain ambtlehen.

Man sol auf meines herrn wisen in der newen aw, darnach des pharrers darneben, der Fuchsin und des Hagenawer wisen graumat haun und auf kainer andern mer.

Ain ieglicher gesesner hie, was wär er furt davon, ist er in ainer meil weegs von hin kain maut davon phlichtig zu geben dann sonder di gewondlich roßmaut.

Von der Leitha wegen mag ain ieder gesesner an freitag oder andern vischtagen sein mal wol pessern; aber thumphl abslahen oder vaher machen oder visch verkaufen das solt nicht sein; und den vischern irn zeug lassen ligen. wer des nit thät, der ist in meines herrn pesserung.

Herrschaft
Besitzer: Puchheimer
Herkunft / Fundort
Lichtenwörth | BH: Wiener Neustadt | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
exaktes Datum: 1520 Mai 6 | Entstehung: 1520 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 96-102, Nr. 21 (Edition).

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