Leiding, Banntaiding (1546)

Hie ist zu vermerken das pantheding der ersamen gemain und dorfmenig zu Leyding so man järlich helt zu sant Philipß tag. 1546.

Erstlich, alle die in der gemain sind kainen außgenumen, die sollen all bei dem pantheding sein, außgenumen drei ursachen: die erst ursach ist gotß gewald, die ander ist herren sorg, die dritt ist weite kirchfart; doch nichts destweniger so solt ainer einen scheinpotn dabei haben das er wiß waß das pantheding innhelt. ob aber ainer das pantheding verachtet und nit darein kem, so wer er umb das wandl, von ainer ieden feurstat zwelf phenning zu wandl.

Item, dem edl und vestn herrn am Puttnperg erkennt man sein freihait wie nachvolgt: als weit Leydinger gemain des herrn hoffhölzer zuegehörung, als weit alles wildpan sein ist. und [so] ainer desselben geniessen wolt, so sol ers zu rechter weil und zeit von dem herrn aufpesteen. wo aber ainer begriffen wurd und pestuends nit von im, so wer er umb das wandl nach erkanntnuß seines herrn.

Item, die gemain zu Leyding gibt järlich dem herrn am Puttnperg zu sant Jorgen tag ân zehen ain halb pfunt pfenning fuer ain kalb.

Item, man ist auch schuldig dem herrn am Puttnperg alle jar mit zwaien ärn zu ecken ain halben tag zu der habersatt. so das: ecken verricht ist, so sol man essen und drinken geben nach altem herkumen.

Item, mer sol der herr am Puttnperg richter und fierer setzen und absetzen zu gewonlicher zeit.

Item, uber acht tag nach dem pantheding sollen die fierer umbhin gen und sollen den frid peschaun. und ob der frid nit guet wër und ein lucken wär do ein järige saw durchschliefen möcht oder ein ochß daruber springen mocht, so erkennt man das wandl darauf umb 12 dn. und wenn ainer solches verachtet und richtets nit in 14 tagen, der sol geben fuer iede feurstat 12 dn und sol kainem geschenkt werden.

Item, das erst wandl gehört den fierern zue.

Die halt der Leydinger. item, die erst halt wert piß an der Schiltinger khäger, von Schiltinger khäger piß an der Puttner khäger, von Puttn er khäger an der Weinperger khäger, von Weinperger khäger an der Hofinger khäger, von Hofinger khäger an Praitnpuecher khäger, von Praitenpuecher khäger an Ärtzperger khager. und in iedem umbfank der halt, wo man unser halter umbzug und unser nit achten wolt, so sol uns der herr am Puttnperg ein scherm halten.

Item, wo ettwo ainer ein paum außgrueb, wer es in der gemain, so wär das wandl von ieder feurstatt 12 dn, wer es aber auf ainem behausten guet, es wer in ainem gartn oder auf ainem acker, so wer das wandl funf pfunt pfenning.

Item, so ainer ain stain aufhebt und wil werfen, wirft er, so ist er umb funf pfunt dn, tregt er in aber hinwider an die statt do er in genumen hat, so ist er umb nichtig.

Wierft ainer mit ainer hacken oder schlecht damit, so ist er das wandl schuldig funf pfunt dn.

Item, wenn das wasser die weg präch, wo dasselbig wer, und wenn die fierer ansageten der ganzen gemain, und welcher nit kem zum ersten mal, so wer er umb das wandl 12 dn. und wenn ainer das wandlpott verachtet, so ist er verfallen fuer ain iede feurstat 12 dn zu geben.

Item, es ist die gerechtigkait: wenn wir herter haben und wenn ainer in dem dorf wär und wolt stolz sein, wolt sein viech davon treiben, so sol er dem herter nichts destweniger sein essen uud seinen lan geben wie ein ander. wenn aber ainer des nit achten wolt, so sollen im die fierer ainen stecken fur die thür schlahen und sol im die gemain verpoten sein. zug er aber den stecken auß ân wissen und willen der fierer, so wär er das frävelwandl verfallen von ieder feurstat 12 dn.

Item, wenn ainer ein rain hinackert, so wer er umbs wandl 60 dn. wenn aber ainer ettwo ainen rainstain außwurf, so wer das wandl funf pfunt dn.

Item, wenn etwo zwen wären, verachteteu die fierer und wolten selbs rain machen und setzen, so wär das wandl 60 dn.

Item, wenn ainer holz hacket und ließ verderben und leg uber jar, so wer das wandl von ieder feurstat 12 dn, darzue war das holz der ganzen gemain verfallen, wer des bedarf mag es haim füeren.

Item, wenn ein herter das viech haimhin treibt, so sol ein ieder sorg haben auf sein viech das ers haim treib in sein hauß under mittag. wurt aber ainer das nit thuen, so ist er das wandl verfallen 12 dn. wenn aber ainer desselben nit achten wolt, so wër er zum ander mal frävelwandl schuldig von ieder feurstat 12 dn.

Item, mer ist die gerechtigkait zu Leyding: der Wolfgang Ratt hat ainen gartn und hat nit gewalt holz zu maissen in der gemain, und er sol den gartn verzeinen. kem im aber ein viech hinein in den gartn, das sol er herauß treiben ân alleu schaden und mangl.

Item, ob ettwo ainem nachparn ein viech einprëch, so sol man dasselbig pfentn wie recht ist.

Item, wenn ainer ainem an einem fenster loset, es wär bei tag oder nacht, und der wurde sein innen der in dem hauß ist, möcht er in entleiben herauß durch das fenster, so sol er in ziehen auf die gassen und sol im legen drei pfenning auf sein herz, so hat er in gepuesset gegen der welt. so aber solches ein kind oder unwitziger mensch thät, so sol man dasselbig mit ainer gueten ruetn hinweg streichen.

Item, wenn zwen nachparn einen paum haben zwischen irer heiser und wenn die frucht zeitig ist, so sol ainer dem ander sagen zum abprechen oder lesen.

Item, es sollen auch alle panzein zu sant Jorgen tag gemacht sein. wo aber einer saumig wär und hiet die nit gemacht zu sant Jorgn tag, so ist er des wandl verfallen 12 dn.

Item, wenn ainer ain zaun macht, so sol er die klotzen hinein keren, das sich kain viech daran stoß oder lemb.

Item, niemant sol die fierer schenden weder man noch frawen, denn sie haben ir obrigkait wenn sie was verschulden.

Item, kain nachpar sol nichts anzaigen gen hoff ân vorwissen und willen der fierer.

Item, wer forster ist, der hat alle jar zehen ß dn und alle wochen ain fueder holz, er fuer es gen markt oder haim. darumb mueß er das maissen gen hoff an den Puttnperg. und wenn der forster holzmaisser hat, so ist man in schuldig wein und pratt.

Item, ob ettwas in vergessung kem, so sol der herschaft nichts abgeschlagen sein und alles verricht werden nach altem herkumen.

Item, es ist unser gerechtigkait das ir zwen mit mist faren mögen uber die Zwirig vor sant Giligen tag.

Item, mer haben wir gerechtigkait zu faren an den Weißjockl vor sant Jorgen tag.

Item, wir haben drew faltar.

und wenn ainer wer der ains mit frävel zerhacket oder zerbrëch, ist er ainer vom adl so ist er verfallen zwaiunddreissig pfunt pfenning zu wandl, ist er ainer auß der gemain so sol er geben von ieder feurstatt 12 dn.

Item, wenn sich begäb das zwen an ander schluegen, geschiecht es auf der gassen ausserhalb der dachtropfen, so gehört das wandl dem herren am Puttnperg zue, geschiecht es aber in ainem hauß under den dachtropfen, so ist er das wandl verfallen dem herren des der grunt und solches hauß ist.

Item, wenn ainer auß der gemain holz abschlueg und hingäb ausserhalb vorwissen der fierer, der ist verfallen das wandl von ieder feuerstatt 12 dn.

Item, wenn regengewässer kem, so sol ein ieder nachpar fleiß haben damit er solches wasser ablait, das es seinem nagsten nit schaden thue. ist es aber zu feld in ainem acker, kan und mag er solches ablaiten und wenden
ân seines nachparn schaden, so mag er das thuen, wo nit, so sol er das wasser rinnen lassen. wurde aber ainer begriffen der das wasser auf seines negsten grunt laitet und im geschäch schaden dardurch, der wär das wandl verfallen 12 dn. welcher aber das verachtet, der sol geben fur iede feurstat 12 dn.

Item, wo ainer wär der ain behausung kaufet und wolt des geniessen und besäß es doch nit mit aigem rucken und wolt nichts davon thuen, dem sol es nit gestatt werden sunder er sol alles mitleiden wie ein ander mit seiner behausung thuen mueß. wenn aber ainer das nit thet und wolt solches verachten, so sol er das wandl geben 12 dn. hielt er solches nit, so wer er das frävelwandl schuldig von ieder feurstat 12 dn.

Item, ob ainem nachparn ein saw in ainen stadl kem und des der stadl ist wär unfleissig, bewaret seine thür oder thör nit und die saw het sich voll traid angeessen, so sol er die ân schaden und mangl herauß treiben. wurd ers aber beschädingen, so sol er nach erkanntnuß der fierer den schaden abtragen und bezallen.

Item, ob ainer selbs viech hat und wolt anders viech aufnemen an die halt, der sol es thuen mit vorwissen und willen der fierer und nachparn. wurde er aber solches nit thuen, so wer er umbs wandl 12 dn.

Item, ob in dem vorst ungefärlich ein feur außkem und brinnen wurd und der vorster umb hilf ruefet, so sol die ganz gemain auf sein und helfen retten als vil inen muglich ist. darumb gibt der vorster ainem zeugholz in das hauß.

Item, ob ein außlendiger der nit in der gemain zu Leyding wer wolt graben auf unser gemain und wasser laiten ân vorwissen der fierer und nachparn, der wer verfallen das wandl 5 tal. dn.

Item, wenn ainer auf seinen äckern oder grunden stain abklaubet, so sol derselb die stain nit auf ains andern grund oder wëg tragen oder werfen sunder dasselb seinem nagsten ân schaden thuen. wo aber ainer das uberträdt, so wär das wandl 12 dn. welcher aber das verachten wurde, der sol geben von ieder feurstat 12 dn.

Item, alle wändl wie in diser panzetl vermelt ist gehören dem edl vestn herren am Puttnperg zue als weit seine freihaiten weren auf Leidinger gemain.

Item, es hat der edl vest herr Hanns von Höchkhirchen röm. kun. maj. räntmaister in der Newstat und innhaber der vest Puttnperg zu besserung und furderung des gemainen nutz zu Leyding in disen gefärlichen zeiten mit verwilligung der ganzen gemain zu richter erwelt und gesëtzt den erbarn Mertt Zodl undersëssn der herschaft aufm Puttnperg. mer sind ime zu hilf und beistand zu fierern erwelt worden Wolfgang Rat des herrn N. von Stubnperg underthan, Lucas aufm Pichl des herrn Jorgen von Khungsperg holden, Jorg Hugnusser des herrn N. Ursenpeckhen underthan, Jacob Drembl des herrn Holtzl zu Khraniperg holden.

Beschehen am tag Petri et Pauli als man zalt nach der gepurt Christi unsers heiland tausent funfhundert und im sechßundvierzigisten jar.

Herrschaft
Pitten
Standort
Katzelsdorf | BH: Wiener Neustadt | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Gutsarchiv | InvNr.: Fasc. 13 Nr. 15 |
Herkunft / Fundort
Leiding | BH: Neunkirchen | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1546 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 80-83, Nr. 16 (Edition).

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