Hennersdorf, Banntaiding (1530)

Zum ersten, wann und durch wen das pantäding gehalten werden solle.


Erstlich so solle der richter zu Hennestorf alle jar järlich ungeverlich vierzehen tag vor sant Johanns tag in weinachtfeirtagen der herrschaft der vesten Leopoldstorf oder soverr die nicht anhaim wär derselben pfleger oder verweser zu Leopoldstorf sein gethane pflicht damit er von gerichts wegen verstrickt gewesen aufsagen und bitten, damit si das pantäding an obgemeltem sand Johans tag oder an ainem andern gelegnen feirtag darnach zu besitzen und zu halten furnemen, auch das dorf Hennestorff widerumb mit ainem teuglichen richter und vierern versehen und besetzen solle, wie von alter herkomen.

Das ain ieder nachpar bei dem pantäding sein solle.


Und zu demselben tag daran das pantäding gehalten worden, solle die gmain der herrschaft in zuchten und gehorsam bei einander warten, und wann die ankumbt ain ieder seinem nachparn ruefen, auch den selbst mit namen melden. welcher aber ôn erlaubnuß des richters oder eehafte not nicht da erscheinen oder aussen beleiben wurde, der ist wandelfällig umb zwenundsibenzig phenning.

Das richter und vierer erwelt und denselben dann die gmain gehorsam sei.


Darnach solle die gmain ainen richter durch ier maist oder merer waal und stimb, doch in gegenwurt und auf wolgefallen oder veränderung und verpesserung der herrschaft oder seiner anwäld erkiesen. so dann also der richter bestätt und angenomen, auch die aidsphlicht wie sich geburt gethan hat, so mag die herrschaft ain, der richter auch ain, dergleich die gmain auch zwen erber mannen aus in zu vierern anzaigen und erwellen, und so dieselben der herrschaft annemblich und glubt sint, so solle alßdann die gmain dem bestätten richter und den vierern in allen zimlichen sachen gehorsam und gewertig sein.

Zwen weiser furzenemen die der gmain notturft anbringen.


Nachmals so das pantäding gar verlesen, richter und vierer verordent und bestät sint, so solle und mag die gmain ain erbern mann aus in, dergleich ainen vierer zu weisern furnemen und erforderen, die der gmain nach irem bevelch als notturftig mängl und obligen auch des aigens gerechtigkait mögen im pantäding anzaigen oder clagen. dergleich wer da sonst märklich beschwärungen zu klagen hette, der werde auch gehört und die pilligkait darauf wie sich geburt gehandelt.

Das richter und vierer albeg die gerechtigkait handlen und ain ieder dem gericht gehorsam sei.


In all andern sachen solle der richter in seinem gebiet mit den vierern guete justicia und gerechtigkait halten und nach laut des pantäding auch was pillich und recht ist handlen, das ubl und unrecht straffen, auch die erberkait und gerechtigkait furdern und hanthaben, darunder niemant ansehen noch verschonnen sonder allain got und das recht vor augen haben, wie er dan söllichs under anderm swören und glubden solle. darauf auch meniclich dem dorfrichter gehorsam und bei tag und nacht gewertig sein solle; wer aber das nicht tädt und sich des gerichts in ungehorsamb setzen wurde, der hätte gefrävelt und ist in straff der obern hant gefallen nach gelegenhait des frävel an leib oder gut zu strafen.

Der vierer handlung und ambt.


Es sollen auch die vierer auf des richters bevelch treulich bei irem aid ainem ieden so des begert ain rechte und gleiche beschaw halten, rain, stain und march machen und setzen mugen, doch nuer in des aigens gebiet, und von ainer ieden beschaw nicht mer dann zwenundsibenzig phenning nemen und begern; ausgenomen ob si marchstain setzen oder mer dann auf ainen grunt in beschaw geen muesten, so sollen und mögen si fur ir gerechtigkait nemen von iedem grunt den si beschawen insonderhait zwenundsibenzig phenning und von ainem ieden marchstain zwelf phenning. ob si aber iemant hiewider in ir beschaw und ausmarchung frävenlich und ausserhalb ainer ordenlichen uberschaw, so die herrschaft der vest Leopoldstorf auf iemants anruefen und begern durch frembd leut oder vierer mag verschaffen und verordnen, widertreiben wollt, der ist als oft und dick das beschicht dem richters zu wandl verfallen zwenundsibenzig phenning und iedem vierer zwelf phenning.

Weg steg gräben und feurstett järlich zu besichten.


Auch sollen die vierer järlich zu gelegner zeit geen auf all notfridenü weg steg graben und ander notturft zu veld und dorf, deßgleich all feurstet im dorf besichten und beschauen, und wo si alsdann mangel oder nachtail finden daselbst creuz aufsteken und schaffen wendung zue thuen. welcher das in vierzehen tagen den nägsten darnach nicht thät oder die creuz umbwerfen, auch welcher sein feursteet nit recht, ainem andern und ime selbst zu nachtail, geferde und schaden halten wurde, der ist als oft dem richter zwenundsibenzig und iedem vierer zwelf phenning zu wandl verfallen und thue dennocht nichts minder wendung wie sich geburt. thuet es ainer aber uber das noch nit, so solle ime die straff dupelt und zwispilt werden.

Marchstain vertilgen.


Welcher aber ainen oder mer marchstain ausgraben und vertilgen wurde ân rechtliche erkanntnuß oder ôn wissen und bevelch der obrigkait, der solle der herrschaft der vest Leopoldstorf von iedem marchstain zu peen verfallen sein funf pfunt und sechzig phenning, auch dem richter 72 dn, oder er werde darumb offenlich am leib gestrafft.

Ob feur auskäm, das ain iedes retten solle.


Ob im dorf feur auskäm, da got vor sei, so solle der dabei das feur auskumen drei tag freiung haben und nit weichen, auch von meniclich unbeschedigt beleiben biß zu verhör und erkanntnus der sach. und solle ein iedes mensch so da verhanden, mann weib knecht und diern, trewlich helfen retten und das feur dempfen. wer das aber uber des richters oder der gmain anruefen nicht thuen wolt oder sich an seinem feint in der prunst rechen und ain rumor anfahen wurde, der solle fänklich angenomen und an leib oder guet nach seiner verhandlung gestrafft werden.

Das aines ieden haus sein sichere freie wonnung sei.


Ein ieder hauswirt solle mit allem hausgesint so er in seinem haus hat frid und sicherhait haben. ob aber in oder sein gesint iemant mit worten oder werchen, mit schiessen stechen slegen wurfen oder dergleich angstigen und belaidigen oder den wiert aus seinem haus in gefärde und frävel fordern wurde, derselb soll nach gelegenhait seins verprechen an leib oder gut gestrafft werden.

Lusnen an aines andern haus.


Niemant solle auch dem andern an seinem hauß lusnen oder haimblich bei nächtlicher zeit in ains andern haus geen. wer aber das thuet, den solle der wiert desselben hauß vänklich zu dem richter bringen und mit ime handlen lassen was recht ist. kan er in aber nit zu dem richter bringen und widerfärt dem lusner oder dem so haimblich in das haus gangen von dem wiert oder seinem gesint icht laides, der wiert oder sein gesinde sollen niemant darumb was schuldig oder phlichtig sein.

Gotzlesterer.


Der gott den almechtigen, sein werde mueter die ewigen rainen magt Mariam oder die lieben heiligen lestert, schilt oder unert, der solle der herrschaft der vest Leopoldstorf uberantwurt werden mit ime nach seiner verschuldung zu handlen. wer aber aus zorn oder leichtfertiger gewonnhait mit got, bei seiner heiligen marter oder wunden oder mit ander uncristenlichen fluechen und scheltworten betretten und uberfaren wurdet, der solle zum ersten zwen tag im stock gefangen gehalten und gegen der herrschaft umb ain phunt phenning gepuest werden. wiert er aber zum andern mal uberfarn und betretten, so solle er vänklich angenomben und in stock verschmidt zechen tag mit wasser und prot gepuest werden. so er aber nachmals seiner gotzlesterung ie nicht absteen und damit noch weiter begriffen oder uberwisen wurde, so solle demselben das dorf verbotten und er darnach durch niemant mer einkomen mögen oder nidergelassen werden, und hiewider solle niemant verschonnt noch ubersechen sonder diser satzung laut ditz artigkls stragks gelebt werten. es soll auch ain ieder, wer der ist, der die gotzlesterung hört, solches dem richter offenbarn und von stund an anzaigen. welcher aber solches verschweigen und dem richter den gotzlesterer nit anzaigen und offenbaren wurde, der soll wie der gotzlesterer selbst darumb gestrafft werden.

Das kainer in unwillen frembd leut ins dorf bringen solle.


Ob ainer gegen seinem nachparn ain unwillen oder veintschaft trieg und demselben zuwider frembt leut in das dorf liet oder prächt mit gewerter hant, die solle der richter mit seinen nachparn annemen und ir weer oder waffen behalten und mit innen nach rate der gesworn vierer handlen, und solle den der si dar gebracht und geladen hat umb ain phunt phenning puessen und straffen.

Was dem richter und vierern zu schwär, der herrschaft anzuzaigen.


Sover aber dem richter und den vierern sollich obgeschriben oder ander sachen zu schwer und die nit genuogsam der notturft nach beratslagen kunten oder möchten, die sollen si an die herrschaft der vesten Leopoldstorf bringen und langen lassen und nach derselben beschaid und bevelch verrer verfaren und handlen.

Das der richter kain gesessen umb erber sach vahen soll.


Der richter solle auch kain nachparn oder gesessen mann oder fraw ausserhalb fravenlicher hendel umb erber sachen oder umb wändel nicht fenklich annemen, ausgeslossen er konnt oder mecht sonst ein mann oder frawen in ander wege nicht zu recht und pilligkait bringen. sonst solle der richter ain gesessen mann oder frawen zu verhör kumen lassen und nach ratt seiner mitgeschwornen und herkomen der sachen die pilligkait handlen.

Malefitzhandl.


Wurde aber sonst iemant umb dieberei, todtschlege oder ander sachen das malefitz betreffent beclagt und doch die tadt nit wissenlich oder offenbar wär sonder auf weisung, auch der beclagt oder antwurter in laugnen stuent, so solle nit allain der antworter so beclagt ist sonder auch der clager sambt ime vanklich angenumen und die sach durch den richter ôn verzug der herrschaft der vest Leopoldstorf angezaigt und verrer innhalt derseIben bevelch gehandelt werden.

Ob aber sach wär das ain ubltätter im dorf betretten oder iemant an malefitzischer that uberwisen und begriffen wurde, denselben solle der richter wolbewart mit allen dem das er bei ime hat der herrschaft vanklich geen Leopoldstorf antwurten, die waiß verrer wie sich geburt hierinnen zu handlen.

Das viech ôn schaden zu halten.


Ein ieder solle sein viech dem andern ôn schaden halten, auch ain nachpar den andern mit zeunen und in ander gepurlich weg verfriden. wer aber das nit thuet, auch wer seinem nachparn oder andern in wisen oder agkern zu schaden halten wurde oder das sein viech selbs zu schaden gieng, der solle sich mit dem der den schaden emphangen vertragen und an sein willen komen oder aber den schaden nach der vierer erkanntnuß widerkeren und sei als oft dem richter wandl fällig umb zwenunddreissig phenning.

Helt aber ainer sein viech auf seins nachparn oder ains andern grunten bei der nacht, so widerleg er den schaden und sei der herrschaft der vest Leopoldstorf zu wandl verfallen nach iedem haubt zwenundsibenzig phenning.

Das kain frembder auf die waid treiben solle.


Wo aber iemant frembder sein viech auf der von Hennestorf waid oder grunt wider iren willen treiben wurde, dem mögen si das viech phenden und ires schaden davon bekommen und solle derselb dem richter und den vierern zu wandl geben nach iedem haubt zwelf phenning.

Velber oder ander paum stimeln.


Kainer solle dem andern sein velber noch ander paum, fruchtbar oder unfruchtbar, stumeln oder abhauen. dergleich soll ainer dem andern an seinem zaun oder an seiner inaw mit nichte in kain weis nicht schaden zuefuegen bei vermeidung des wandls zwenundsibenzig phenning und widerkerung des schadens. es solle auch die felber oder ander behulz so auf der gmain wachsen kainer nit abslagen sonder sollen zu pesserung der weg gebraucht werden bei vermeidung obgemelter straff.

Das niemant dem andern in grunten zu nachent kom.


Dergleich solle auch niemant dem andern seinen frid oder rain aufheben noch ert von ainem frembden grunt nemen oder tragen. auch solle kainer dem andern mit ackern meien schneiden noch heifachen und sonst in den grunten zu nachent komen oder schaden thuen. wer aber in der ainem oder mer uberfaren wurdet, der thue nach der vierer erkanntnuß geburliche wendung und widerker ainem ieden sein schaden, werde auch darzue alß oft gepuest umb sechs schilling phenning.

Das kainer dem andern sein eehalden abrede.


Welcher ainem andern sein ehehalten, arbaiter oder dienstleut abredet, der ist als oft das beschicht zu wandl verfallen vier schilling 1 phenning, und solle der richter dem so der ander den ehehalten oder arbaiter abgeredt widerumb in dienst und an sein arbait schaffen.

Das kainer dem andern in gefärde furwarten solle.


Ob sich begäb das ainer dem andern in gefärde furwarten wurde, der ist dem richter umb zwenunddreissig phenning wandelfällig. so er aber den dasigen dem er furgewart beschedigt, doch ân lemb- oder schamb. wunden, so ist er ime seinen schaden abzutragen schuldig und der herrschaft der vest Leopoldstorf zu pueß verfallen zwai phunt zwelf phenning.

Von rumor, raufen und weer zugken ôn das ainer den andern verwunt.


Welcher ain rumor anfacht oder derselbigen ain helfer ist, den andern rauft oder stosst oder ain weer rugkt uber den andern, der hat gefrävelt, gebe der herrschaft der vest Leopoldstorf zu straf sechs schilling und dem richter zwelf phenning.

Vom fridpot und fridnemen.


Es soll auch der richter, vierer und ain ieder nachpawr der bei anfang ainer rumor ist fried pieten und nemen. und so die andern nachpaurn erindert werden der rumor, sollen si zuelaufen, frid nemen und schaiden, auch die also rumorn und fechten mit glub vertricken sich fur den richter zu stellen. wo si aber solche gelub vo inen nit bekumen möchten, sollen die nachparn die rumorer annemen und zum richter fiern. welcher nachpar aber söllichs nit thät, der ist zu wandl verfallen der herrschaft zwenundsibenzig phenning, davon sollen dem richter gefallen zwelf phenning.

Wo auch zwen oder mer mit einander greinen und wörtlen, sollen die nachpaurn so darbei sein si darvon abweisen. wo aber solches gietlich nit sein möcht, sollen die nachparn inen zuesprechen und in gelubt nemen das kainer mit dem andern in ungiet nichts furnemen wölle. und welcher. sich solcher gelub setzet, den sollen die nachparn annemen und dem richter antwurten, der soll nach seinem verprechen an leib oder guet gestrafft werden. welcher dann sölich gelub nit halten und den dargegen er gelobt mit worten oder werchen belaidigen wurde, der soll der herrschaft der vest Leopoldstorf funf phunt und dem richter sechzig phenning zu straff verfallen sein. hat er des gelts nit, soll er am leib oder mit verpietung des aigen andern zu ebenpild als ain glubloser man gestrafft werden.

Lem- und schamwunden.


Schlecht oder macht ainer dem andern lemb-, scham- oder sonst tödtlich wunden, so ist der den schaden gethan dem beschedigten nach des richters und der vierer und so es von nöten aines arzt erkanntnus umb seinen schaden schuldig ergetzlikait und abtrag zue thuen und der herrschaft der vest zu Leopoldstorf von ieder wunden zu peen verfallen zwai phunt phenning. hat er aber des gelts nit und doch dem andern muetwilliger weiß sein schaden zuegefuegt, so werde er andern zu ainem ebenpilt und beispil am leib gestrafft wie recht ist. seind es aber slecht und nit lemb- oder tödlich wunden oder scheden, so kumb er an des belaidigten willen und geb der herrschaft zu wandl sechs schilling, dem richter zwelf phenning.

Glidt abslachen.


Beraubt aber ainer den andern seiner glider also das iemant ainem ain hant, finger oder ein ander glidt abslueg, so solle derselb an des beschedigten und belaidigten willen komen und gegen der herrschaft der vest Leopoldstorf verprochen haben umb zehen phunt phenning. hat er des gelts nicht, so werde zu im gericht wie recht ist: aug umb aug, hant umb hant.

Schuß und wurf.


Ob auch iemant ain puchsen, stachel oder armbrost wider ainen andern laden und aufspannen, doch nuer troen und nit abschiessen wurde, der solle gebuest werden der herrschaft umb sechs schilling und dem richter zu wandel geben vierundzwainzig phenning. scheust aber ainer ain puchsen oder stachel auf ain andern ab und fält, so mag er als ain manschlächter beclagt und darumb von der herrschaft gebuest werden. dergleich solle verstanden werden von den wurfen die mit bleikuglen, creuz- und perkhagken und andern verpotnen weren gefärlicher weis beschehen.

Umb todtschlege.


Ob sich begäb das ainer im dorf erslagen oder entleibt wurde, so solle der todt körper bei dem gericht biß auf beschaw und verrer bevelhe der herrschaft behalten werden; und sover der tätter oder manschlechter begriffen wurde, darinn der richter sambt der gmain allen vleiß furwenden soll solchen tätter zu ereilen und ergreifen, und alßdann denselben ôn verzug der herrschaft wol verwart gen Leopoldstorf antworten, wie voran in ainem artigkl vom malefitz vermelt und begriffen ist.

Gestolen guet.


Verfecht iemands, es sei ain gast oder inwonner, im dorf gestolen guet und mag mit erbern leuten oder durch ander glaubwirdig urkunt und anzaigen beibringen und weisen das söllich gestollen und empfrembt guet, wie das namen hat, sein gewesen sei, so mag er dasselb freien mit zwenundsibenzig phenning die er dem richter zu furfang geben solle, und der richter solle ime alßdan sein guet ân irrung zuestellen und widerfarn lassen. ist aber die empfrembt habe so leicht und nicht zwaier phunt phenning wert, so laß sich der richter fur den furfang beniegen mit vierundzwainzig phenning.

Wie lang der richter ainen gefangen auf aines andern clage halten solle.


Kumbt iemant zum richter der bei ime ainen im dorf last annemen oder verpieten, so solle ime der richter sagen das er ime den nach des aigens gerechtigkait zum ersten auf des clagers kostung nicht lenger dann drei tag sei schuldig zu halten. kumbt also der clager in den dreien tagen und thut zu ime sein clag, so handl der richter mit den vierern auf clag und antwurt was pillich und recht ist. kumbt aber der clager nicht, so laß er den gefangnen oder verpotnen ledig.

Clag umb schulden.


Wiert ainer im aigen umb wissenlich oder anhellig schulden beclagt, so solle der richter dem glaubiger oder clager bezallung verschaffen. soverr aber der schuldner nicht gelt hette und doch der glaubiger ime nicht lenger porgen wolt, so sollen richter und vierer ime von dem schuldner durch phand und pfenwart ein beniegen thuen. stet aber der antworter so beclagt ist sölcher schulden in laugnen und wirt der von dem clager doch uberwisen, so werde er von der herrschaft gebuest und gestratft umb ain phunt und geb darzue richter und vierern zwenundsibenzig phenning.

Viechherter.


Ob der viechherter nit zu rechter zeit ein- oder austreiben oder das vich iemant zu schaden halten wurde, so solle er darumb von niemant anderm dann dem richter und den vierern gestrafft, auch darzue gehalten werden damit disem der sclhaden emphangen vom halter ain widerlegung gethan werde. ob in aber ainer selbs schlachen, stossen oder straffen wurde, der solle wandelfällig sein umb drei schilling sechs phenning.

Die rumorer und muetwilliger zu straffen, auch des richters aufpot gehorsam zu sein.


Begäb oder erhueb sich indert im aigen, auf der gassen, in heusern oder bei ainem failen offen wein ein rumor und lerman, so soll der richter mit den nachparn und vierern und wen er gehaben mag komen, die anfenger, rumorer und muetwiller vänklich annemen und diselben swärlich straffen. wurde aber der richter iemant aufpieten und zu ime erfordern, wer das wär, niemant ausgeslossen, es sei vom veld im dorf heusern oder auf der gassen, durch in selbst oder seinen poten, wie das käm, und der ime nit gehorsam sein noch zu ime kumen wollt, den solle er albeg als oft das beschäch straffen gegen der herrschaft umb ain phunt phenning. hat er aber des gelts nit, so pueß er in acht tag im stock.

Straff umb fravel, und die wändl zu verraiten.


Der richter soll und mag ein ieden frävel straffen mit sechs schilling zwelf phenning, davon bleiben ime die zwelf phenning. und die sechs schilling, auch all ander väll und wändl die ime dem richter oder den vierern hierinn nicht mit sondern ausgedruckten worten gelassen und zuegestimbt sint, die solle der richter der herrschaft gen Leopoldstorf verraiten oder erlegen. doch steen alle wändl bei gnaden, die dann ie zu zeiten nach gelegenhait und herkomen der sachen und personnen wol erwegen und bedacht werden sollen.

Verpotne unerliche wort.


Gibt ainer dem andern verpotne wort und schilt in unpillicher weis an seinen eren, der richter solle in darzu halten damit er dem den er unpillich an seinen eren verletzt oder beschedigt durch ainen widerruef oder zum wenigesten ain fruntlich abpitten abtrag zu ergetzligkait seiner eern thue, also: hat ainer seinen nachparn oder ein andern offenlich gescholten und geschmächt, so bitte er ime söllichs offenlich wider ab ine des umb gottes willen zu verzeihen; ist es aber in ainem winkl oder haimblich beschehen, so solle das abpitten auch dergleich oder alain vor dem richter beschehen; und geb der dem andern unrecht gethan hat zu wandl ain phunt und dem richter zwenundsibenzig phenning. ob aber zwen gleicher weis an einander verpotne wort gäben und beschäch doch ân grunt, alain aus zorn neit trunkenhait oder dergleich ursachen, so heb der richter und die vierer die injuri und verpotnen wort gegen einander auf und mach die partheien zu frunten oder gebiet in bei einem peenfal fride und straff ieden tail umb ain phunt, davon solle er haben zwenundsibenzig phenning. allso solle es auch mit den frawen die in dergleich vällen beclagt gehalten werden, oder aber wo es von nötten sollen si fur die geltstraff den pokstain tragen.

Verharrung auf ainer zicht.


Verhart aber iemant gegen ainem anderm auf ainer zicht die eer, leib oder guet betrift oder berurt, oder erbeut sich der zu weisen und man aber in disen weitleufigen sachen kainen kurzen gruntlichen verstant hie setzen oder geben kan, so handl der richter hierinn nach laut des artigkls der voran von malefitzhendlen begriffen ist, auch nach ratt der rechtverstendigen oder so es not nach bevelch der herrschaft der vest Leopoldstorff.

Umb droliche wort.


Wer recht und die pilligkait nicht leiden und der herrschaft, der gemain oder sondern personen drölich sein wurde, den solle der richter mit anzaigung und beweisung seiner tröung der herrschaft gen Leopoldstorf fanklich antwurten mit ime da verrer zu handlen wie sich geburt.

Maß und wag.


Wer sich im aigen valscher maß und wag, darauf richter und vierer ir fleissig aufsehen haben sollen, gebrauchet, der solle als oft umb funf phunt und sechzig phenning gebuest werden, davon die sechzig phenning dem richter gefallen sollen.

Spil.


Alle verdächtliche unzimbliche spil umb gelt oder wert und sonderlich zu nächtlicher zeit sollen verpotten sein. begreift aber der richter hiewider iemant an unzimlichen oder scholderspil, so solle und mag er den spilern das gelt oder wert darumb si spilen aufheben und si darzu nach gelegenhait der sachen straffen. doch mögen die nachparn iezuzeiten umb ein kreuzer, zwen, oder umb ein fruntliche zeche wol kurzweilen.

Uber pierglogkenzeit nicht zu sitzen.


Niemant solle zu nachts uber pierglockenzeit sitzen, wein geben noch ôn redlich ursach auf der gassen geen, nemblich im sumer nit uber neun und im winter nit uber acht ur. wer aber hiewider verprechen und ubertretten wierdet, den solle der richter, es sei wiert oder gast, darumb zu handen der herrschaft straffen umb zwenundsibenzig phenning, davon sollen ime zuesteen albeg zwelf phenning.

Ain kirchmaister zu setzen und von der kirchen guet raitung zue thuen.


Es sollen auch richter und vierer alle jar in weinachtfeirtagen der herrschaft ainen nachparn zu Hennestorf der zu ainem kirchmaister teuglich sei anzaigen. und soverr derselbig der herrschaft gefellig und zu kirchmaister angenomen und gesetzt wierdet, so solle er der kirchen weingarten treulich pawen, auch andere kirchengueter trewlich handlen. er soll auch alle jar in weinachtfeirtagen in beisein der herrschaft oder derselben anwält und aines pharrer zu Hennestorf aller sachen erberige raitung thuen. und was allso die kirchen uberschuß hat, soll zu nutz derselbigen und merung des gotzdienst angelegt werden.

Die nit angesessen oder nit mit der gmain mitleiden haben kain hantierung zu treiben.


Die ledigen gesellen und ander frawen und mann die nit angesessen oder mit der gmain als inwoner in allen obligen und sachen mitleiden haben, sollen sich kainerlai hantierung im aigen gebrauchen weder mit schenken, wein hinein fuern oder anders, nichts ausgenomen, alain das ploß tagwerch arbaiten.

Von metzen.


Es sollen auch bei dem richter vier gerecht metzen sein Wienner maß, zwen trait- und zwen habermetzen; darmit soll ain ieder nachpaur recht und getrewlich messen. welcher aber den metzen uber nacht in seinem haus behielt uber des richter erlaubnus, der ist zu straff verfallen zwelf phenning.

Die gassen sauber zu halten.


Es soll auch ain ieder nachpaur die gassen sauber halten sovil muglich ist vor seinem haus und nichts unsaubers auf die gassen weder schitten, fieren noch tragen, auch ôn vorwissen des richter und vierer vor seinem haus nit höcher dann vor andern heusern anschitten. welcher das uberfert, ist zu wandl verfallen der herrschaft sechzig und dem richter zwelf phenning.

Das kainer fur den andern paw.


Es soll auch kain nachpar sein haus fur des andern nachparn hauß pawen oder in ander weeg dem anderm zu nachtail pawen. wo aber ainer des beschwer zu haben vermaint, sollen richter und vierer daruber beschaw halten und das uberpaw oder nachtailig paw abschaffen.

Das man frauen und kindern nit porgen solle.


Kainem kint, knaben oder madlein solle niemant ân seins vattern oder versprechers willen und wissen porgen oder peiten bei verlierung des so ime ainer porgen thuet. dergleich solle kain leitgeb ainer frawen
ôn ires manns wissen und willen nit mer porgen dann zwelf phenning. porgt er ir aber mer, der man solle das zu bezallen nit schuldig sein noch der leitgeb mit clag darumb gehört werden.

Nicht wein porgen auf ettliche phant.


Die leitgeben sollen auf hawen krampen weinmesser und auf das so zu dem phlueg gehört nicht mer porgen dann vier phenning. dergleich sollen si gar nichts porgen noch peiten auf pluetige phant, ungewunten trait, roch oder ungesotten garn noch auf verschniten tuecher. welcher leitgeb aber hiewider thuet, der ist als oft zu wandel verfallen drei schilling, dem richter zwelf phenning.

Das niemant schedlich leut beherbergen und furschieben soll.


Niemant im aigen oder dorf solle schedlich leut weder mit irem leib oder guet beherbergen, behausen noch denselben furschub thuen. wiert aber iemant des uberwisen und uberfarn das er sollichs wissenlich thuet, gegen demselben werde gericht als zu dem tätter oder schedlichen menschen selbß gericht werden sollte, doch nach ratt und bevelch der herrschaft der vest Leopoldstorff.

Falsche zeuknuß.


Wer ausserhalb des aids vor gericht uber sein nägsten falsche zeuknus gibt, der solle zu kainen eeren mer gebraucht werden und darzue zu peen verfallen sein funf phunt, dem richter sechzig phenning. aber ain falscher mainaidiger zeug solle der herrschaft gen Leopoldstorf uberantwurt und an leib oder guet gebuest werden.

Keuf umb grunt.


Es solle auch kainer kain grunt, weder behauste gueter, halbe noch ganze lehen oder uberlent ôn wissen und willen der herrschaft nit verkaufen sonder solichs ieder zeit mit wissen der herrschaft und in beisein richter und vierer thuen, damit der kauf und grunt halben nit irrung entstee sonder dieselben bei dem gruntpuech ordenlich gefertigt werden mugen.
wer aber hiewider thät der solle zu wandl verfallen sein zwenundsibenzig phenning, und solle auch der kauf der also ân wissen der herrschaft beschicht kain kraft haben.

Kainerlai grunt so in die behausten gueter gehören zu verkaufen.


Desgleichen solle auch kainer kain grunt, es sein wisen agker krautgärten noch anders so in die behausten gueter gehörn und geordent sein, ainziger weis von einander nit verkaufen bei verlierung des grunts so ainer allso verkaufen wurde und darzue die straff nach gelegenhait aines verprechen der herrschaft vorbehalten.

Gueter in jarsfrist zu emphachen.


Es soll auch ain ieder so ain behaust guet oder ander grunt kauft oder ererbt, sover ine kain genuegsam ursach nit verhindert, in jarsfrist die gwer darumb emphachen. wo ers aber ân söllich rechtmessig ursach nit thäte, der soll zu wandel verfallen sein 72 dn, sechzig der herrschaft und 12 dn dem richter. wo aber ainer uber zwai jar ôn redlich ursach verzug, so mag die herrschaft die grunt einziehen.

New weg und steig.


Wer new weeg oder steig durch agker, wisen oder paungarten macht die von alter her nicht gewesen seint, dem solle es durch das gericht verpoten werden und darauf meniclich des absteen. auch ist derselb als der erst verprecher strafmessig umb sechs schilling und dem richter umb vierundzwainzig phenning.

Unvogtbar verwaister kinder guet.


Der richter und die vierer sollen in allweg irer nachparn und inwoner verlassne unvogtbare und verwaiste kinder, sover die anders nit nachent frunt haben, mit leib und guet trewlich bewaren, innhaben und mit gerhaben versechen. ob aber ettlich frunt verhanden und der kinder begerten, so mögen si die kinder sambt irem guet denselben nägsten und angesessnen frunden, doch mit ainer gwarsami nach der herrschaft ratt und bevelch einantwurten, damit si erzogen, auch in ir erblich anerstorben guet biß zu iren beschaidnen vogtbarn jarn treulich erhalten oder angelegt werden mög. wo aber hiewider aus schulden und nachlässigkait des richters und der vierer ettwas gefärlichs gehandlt das solchen verwaisten kindern zu schaden oder nachtail raichet, so mögen si, ir erben und frunt solchen schaden bei in suochen wie recht ist und sind richter und vierer darumb in der herrschaft straff gefallen.

Vleischhagker.


Kumbt ain vleischhagker der sich in das aigen oder dorf setzen und sein hantwerch da treiben wollt, der solle es thon mit der herrschaft auch des richters und der gmain willen, und solle das aigen mit guetem vleisch versechen, dasselb auch den inwonern umb ainen zimblichen phenning aushagken und geben, inmassen dann das vleisch in andern umbligenden flecken, märkten und dorfern und in sonderhait in der stat Wienn ausgehagkt und verkauft wierdet und nicht in anderm oder höchern wert. die gemain solle ime auch zu seinem vich so er da bei in im aigen niderschlecht und verkaufen oder außhagken will, ein waid auszaigen oder aber ime dasselb vich zu anderm der gemain viech zu treiben, auch auf gemainer waid zu halten vergonnen.

Fragner.


Ob ain fragner im dorf wer oder dahin kämb, der solle sein waar und phennwart ainem ieden so des begert umb ainen zimlichen phenning geben, darzue ine der richter und die vierer halten mögen, die ime auch kains furkaufs gestatten sollen. wo er aber hiewider uberweist oder uberfaren oder die leut mit seinen phenbarten beschwären und ubersetzen wurde, so sei er als oft das beschicht zu wandl verfallen zwenundsibenzig phenning, davon dem richter volgen sollen zwelf phenning.

Valsche arbait.


Wer untrew valsche arbait thuet in agkern oder sonst, der solle darumb seines anclagers willen begreifen und ime seinen schaden abthuen, auch deßhalb vanklich angenomen und nach rate und bevelch der herrschaft an leib oder guet gestrafft werden.

Beschlus.


Beschließlich soll die gmain zu Hennestorff in allen furfallenden ausgaben und mitleiden die gemain betreffent under einander ain pillichen und zimblichen anschlag machen, damit sich des pillicher weis niemant zu beschwärn hab; dann ein ieder solle des andern purden treulich helfen tragen und alle die so des aigens geniessen mit der gmain auch zimblich mitleiden haben. auch mögen die von Hennestorf sich in all andern sachen so hierinn nicht vermelt nach gemainem gueten lantsbrauch richten und halten, wie sich geburt oder wie inen von der herrschaft beschait gegeben und bevolhen wirdt, mit merung, minderung und verenderung diser ordnung nach notturft oder eraischung der sachen und zeit, alles treulich und ungeverlich.

Herrschaft
Leopoldsdorf
Standort
Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichisches Staatsarchiv | InvNr.: Haus-, Hof- und Staatsarchiv, NÖ Akcten, Fasc. 2 |
Herkunft / Fundort
Hennersdorf | BH: Mödling | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1530 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 604-621, Nr. 103 (Edition).

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