Enzenreut, Banntaiding (Anf. 16. Jh.)

Bantading zu Enntzenrewt das der herschaft Khranichperg zuegehört und der ersamen gemain daselbs, und das zu den zeiten des allerdurchleichtigisten grosmachtigisten herrn und landfursten kaiser Frideriehs bei gueter ordnung und rechten und alten herkomen bisher erhalten worden.

Allen denen die in das bandädig gehörn, den vor angesagt wirdet, und der richter die schrann mit den viern und den zwelfern besetzt hat, und wer zu der dritten frag nit da wër, der ist verfallen das wandel zwenundsibenzig phenningn der herschaft Cranichperg, allain in hindert dann gottes gewalt, herrn sorg oder scheffertig wasser.

Wer der wär der herein redet in die schrann ôn erlaubnuß des richters, der ist verfallen ain frävelwandel zwen pheningn und sechß schilling der herschaft Khranichperg.

Vermerkt die pinmerkt und freihait gehorunt zum schloß Cranichperg. die hebt sich an am Harderrain und geet auf die Laimbgrueben, von der Laimbgrueben auf den Wagram, vom Wagram an den Syrennpach auf die ober wagenleiß, und nach der wagenleiß auf Khottlach, von Khottlach aus gen Tänigkh zum marchstain, und vom Hertt in Sanndgruenbrun, und von Sanndgruenbrun nach dem Sirenpach einhin hunz an des Fruwirts rain, von des Fruwirts rain auf in den Lindpuchl, von dem Lindpuchl an des Wolffls rain auf der Rambs.

Ob ainer umb redlich ursach auf die freiung käm und wollt derselben geniessen, so mag ers besteen vom richter umb zwen phenning. wär aber sach das er das sloß Kranichperg ee mag eraichen, mag er die friung besteen umb 12 dn ain ganz jar. ob derselb aber der friung nicht lenger haben wollt, so mag er sich wider mit 12 dn abfreien, und so soll man im das gelait geben von dem sloß als weit ainer mit aim armbrost schiessen mag.

Wer der wär der die freihait verachten wollt, ist er ain edelman so ist er der herschaft Khranichperg verfallen ain schilt voll gemallens golt. als oft ainer mit im reitt oder geet, der ist auch 32 tal. dn verfallen.

Ob ain schedlich man auf die freiung käm, so sol man in ansagen zum schloß Khranichperg. ob man aber das sloß Khranichperg so gar balt nit beraichen möcht, so solln in die nachparn vachen. wo aber derselb entlief, so soll ain nachpar dem andern zu hilf schreien das man im nacheil. so dann ainer dem gesagt oder gerueft wer worden nit nachvolgen oder eilen wollt, so soll man in an die stadt nemen do dann der ander hingehort hiet, dann es wär ain zaichen das er dem schedlichen man darvan hiet wellen helfen. begreift man in aber, so soll man in mit allem dem damit man in begreift zu dem sloß Khranichperg antwurten, und ist alles zum selben sloß verfallen. und darnach soll man dem richter zu Neukhirchen ain gewisse bodschaft thun das er kom auf ain tag den man im bestimbt und genent hat, do woll man im antworten ain schedlichen man zu dem Sirembach. und soll dem richter mit im antwurten 72 dn. hat ers an seinem guet, so sol mans davan nemen; vindt mans aber an seinem guet nit, so soll man auf ainen hoff schlagen 4 dn und auf ain erb zwe pheningn bis man die suma zuwegen bringt. wär aber sach das der richter von Neukhirchen auf den bestimbten tag nit da wer, so sol man im drew mall ruefen. und so er nach den dreien schraien nit da war, so soll man den schedlichen man niderbinten mit dreien righalben, er bleib darnach lang oder kurz. so der schedlich man darvan kem, so ist der richter der herschaft Khranichperg verfallen hundert gulden, und was er weiter schaden thuet, denselben schaden allen sol der richter von Neukhirchen puessen; und ist also von alter herkomen.

Der Syrenpach hebt sich an in der Schwartzach, hat niemant darauf zu vischn dan die herschaft zu Khranichperg so weit der pach wert.

Die erbvogtholden die der herschaft Cränichperg zuegehören und dem pharrer zu Spitall den gruntdienst geben, wo dieselben holden dem pharrer von Spittall seinen gruntdienst nit zu rechter zeit und weil geben so soll er si verklagen der obrigkait zu Khranichperg, alsdann soll die herschaft von Khranichperg auß iedem hauß des den dienst zu rechter zeit nicht geben hiet denselben dienst herauß auf die gassen dem pharrer raichen, so hat der pharrer von Spittall nichts mer noch weiters an sie zu fodern und über sie zu gebieten.

Die obemelten erbvogtholden was si fur dienst und robat gen Cranichperg schuldig sint: ain ieder richter aus den obemelten erbvogten der soll von dem pharrer von Spitall zu sand Michels tag jarlich pringen gen Cranichperg ainhundert hulziner pecher, ainhundert hulzer schusseln, ain hulzn ampher, ain hulzen zeften. ist man vor etlichen jarn, vor den kriegsleifen mit dem pharrer von Spitall ains worden das er gueter pecher schussel ampfer und zeften geben soll und nachgelassen auf 50 pecher, schusseln, ain jar ain ampher, das ander jar ain zeftn. der ursach halben das man ims auf sölich 50 becher, schussel, ampher und zeften hat lassen, das er albeg geschickt hat nicht guetz und gruen holz das aufgangen ist und zu klain gebesen ist.

Die obemelten erbfogtholden gibt iedlicher an dem tag so man das bandadingn hat zu Enntzenrewt der herschaft geen Cränichperg zwe vogtpheningn; das ist also von alter herkomen.

Es ist auch derselben erbvogtholden ietlicher ain tag schuldig holz zu schlagen und ain ietlicher ain tag kraut zu hauen. mugen si ain tag nit zuhauen, das si den andern tag herwider komen; und ist also von alter herkumen.

Die obemelten erbfogtholden sint auch schuldig den weg zu machen in der Siren vom prugklin bis zu dem sloß Cranichperg. so si den gemacht haben, so sol man in in dem sloß geben ain supen und ain trunk.

Die gemelten erbvogtholden sind auch schuldig, so ain landßfuerst ain steuer auf seine urbarsleit schlecht, das si also mit schuldig sint zu steuern und dieselbigen steuer der herschaft gen Cranichperg antwurten und raichen sollen; so soll dieselbig herschaft Cranichperg dieselbn steuer antwurten und raichen dem landsfuersten.

Es hat auch ain pharrer von Spitall aus den 4 erbvogthofen zu Entzenreut mit willen und wissen der herschaft zu Khranichperg ain richter zu setzen und der der herschaft gefellig sei.

Ob ain richter oder sonst ain andrer ainen schedlichen man oder sonst ainen gefangen nachkäm und in mit gewalt und ân willen und wissen der herschaft von Khranichperg aus der freiung näm, der ist verfallen 32 tal. dn umb den frevel den er triben hat. und als oft ainer mit im geet oder reitt, ist auch umb 32 tal. dn der herschaft geen Khranichperg.

Auf den obgemelten erbvogtholden hat die herschaft Cranichperg all wandl in iren heusern zu nemen; und ist von alter herkomen.

Es ist auch ain ietlicher leitgeb der der neher bei dem sloß Khranichperg ist ungeltfrei.

Welicher auch zu Enntzenreutt an dem tag so man das bandading helt ain wein aufthuet, der ist 4 tag ungeltfrei.

Es hat auch kain ungelter kainen zu pfenten, er klag dann vor der herschaft und obrigkait zu Khranichperg.

Wer der ist der klaghaft auf die grunt käm, der sol klagen drei vierzehen tag, so sol im der richter ain genuegen thun mit phant oder mit pheningn. ist er aber ain gast außwendig lants, so soll man im ain genuegen tain am dritten tag. ist es ain schreinphant so sol es ligen drei vierzehen tag, ain eisenphant soll ligen jar und tag, essend phant soll ligen piß an dritten tag; das ist also und von alter herkomen.

All wurf, es seint hacken oder stain oder es sei was es well, so ist ain ietlicher von ainem wurf 5 tal. dn. hat er aber ain armbrost, er scheust oder nit oder slecht sonst mit dem armbrost, so ist er auch verfallen umb tal. dn. hat er aber ain spies und schlecht mit dem eisen so ist er umb 60 dn, slecht er aber mit dem schaft und hat das eisn in der hant so ist er umb 5 tal. dn. slecht er aber mit ainem schwert oder messer, zuckt ers auß so ist er umb 60 dn, slecht er aber mit schait mit allem so ist er umb 5 tal. dn.

Slecht ainer mit flacher hant, so ist er fellig umb 5 tal. dn. thuet er aber den daum in die hand hinein und mags weisen, so ist er fellig umb 72 dn.

Wer der war der sein zeun nit zu rechter zeit und weil verfridet und geschicht seinem nagsten schaden, so ist er schuldig dem seinem negsten den schaden zu bezallen, und als oft er ainen stecken geschlagen solt haben da ist er von ainem ieden stecken zu wandel schuldig 12 dn. und wann die zeit kombt nach sand Jorgen tag, so soll es alles gezeunt sein in dreien tagen.

Ob ainer sein vich nit bewart und gieng ainem andern zu schaden und er phent es, so soll er seinem nachparn podschaft tun. und er wär so stolz und woltz von im nit losen, so sol er dem vich ain stain in ain schaff wasser legen und ain schaub under das tach binden und davon essen lassen und trinkn. stirbt das vich so ist er im nicht schuldig zu bezalln, aber er ist dannoch schuldig seinen schaden abzutragen. kombt im aber das vich in seinen stadl der nit verfridet ist, so soll er das vich widerumb haim treiben, und so er dem vich nicht zu trinkn geb so ist er zu wandel 72 dn und dem andern sein vich zu bezallen.

Wer der wär der ainem zaun zerplosset das er stecken außriß oder lucken machet, als oft er ainen stecken emplost als oft ist er verfallen 12 dn und dem ander seinen schaden abzutragen.

Wen ainer ainem an seinem venster lost und er wirt sein innen und fragt in hinauß was er da zu schaffen hiet und er wolt sich da nit melden gegen im und sticht in hinauß zu dot und zeucht in aus dem tachtropfen und legt auf in 3 dn, so hat er in dann gegen der welt gepuesset.

Wer der wär der ainen fruchtparn baum oder pelzer ausgrueb bei nëchtlich weil und zeit, den soll man halten und anemen fur ainen schedlichen man. thuet ers aber bei dem tag, so ist er der herschaft verfallen tal. dn und den paum zu bezallen.

Wann ainer ain rainstain oder markstain vertiligt oder ain mark in aim holz, thuet ers mit gefär so ist er verfallen 5 tal. dn und als oft er ainen verwirft.

Welicher der wär der den viern oder zwelfern nachredet, der selbs an dem pandäding gesessen ist, fur ieden zwen und sechs schilling dn. wann es aber ain frau tätt, so ist si umb zwen und sechß schilling und soll den pachstain tragen wie dann ir recht ist.

Ob ainer wär under den viern oder zwelfern, wer der wär der uber in ain wandel verschwig, so ist ainer als vill schuldig als der ander.

Wer da fravenlich rauft in ainem wirtzhauß und zerpricht im sein assach, der ist verfallen zwen und sechß schilling phening zu wandel und dem wiert sein assach zu bezalln; und ist also von alter herkomen.

Wer der wär der nach sant Jorgen tag graset in dem sweren trait und begriffen wiert, der allewegen von ainem wittel 12 dn zu wandl verfallen ist.

Alle die wandel die geschehen under dem tachtropfn, die gehorn den herrn zue des die grunt sint, aber ausserhalb des tachtropfen gehorn si all gen Cränichperg.

Wan ainer sein vich nit austreiben wolt mit den andern nachparn, so soll man im schlagen ain steckn fur sein hauß und soll sein vich nit herauß treiben. pricht er aber den stecken fuder, so ist er wandelfellig umb zwen und sechß schilling.

Wann ainer west sperbergestell auf der herschaft holzer, freihait, und wielt fuer, pringt es nit gen hoff an und verderbt sie, wo man in begreift soll man in fueren under denselben paum und im die augen ausprechen, damit er dem herrn fuerter sein federspill nit mer verderb.

Wo ain unfridt außkam, so mugen alle die die in das pantading gehoren zu Entzenreut ir vich treiben gen Cranichperg zum sloß und da drei tag bei dem schloß an der wait beleiben lassen. wo si aber lenger wolten beleiben, so sollen si der herschaft Cranichperg willen darinnen haben. wo si aber nit bleiben wolten, mugen sie mit irem vich hinziehen wo si wellen.

Es sind auch alle die gen Enntzenreut in das pandading gehoren, zu Schadwien Aspanng Neukhirchen was sie zu notturft in ire heuser kaufen mautfrei. wo in aber ain mautner an den dreien stetten nit glauben wolt, sollen sie im ain phant lassn und der herschaft Khranichperg anbringen, so soll die herschaft auf ir gemelte freihait in ir phant ledig machen.

Wer der wär der in den panwalden ôn erlaubnus ainen stuppaumen abschlieg, der ist verfallen 5 tal. dn. hackt er aber ainen paum ab den er mit dem gipfel zu der erd pringen mag, als oft ist er umb 1 tal. dn. tregt aber ainer ain purt uber die achsel herauß und wiert beschriern, der ist verfallen 12 dn.

Welicher in die gemainen holzer gieng uber ains erlaubnus und willen des das holz ist, der ist das wandel verfallen wie for geschriben stet; und ist also von alter herkomen.

Vermerkt die fierer zu Enntzenrewt: N. N., die der herschaft zu Cranichperg gelobt und geschworn haben und der ganzn gemain die gerechtigkait nit zu verschweigen. und wo aber die vierer etwas verschwigen der herschaft Khranichperg und wo man solichs weislich uber sie innen wiert, hat sie ain herschaft zu Cranichperg darumb zu straffen an leib und an guet.

Vermerkt die obrigkait und die gerechtigkait, des von alter herkomen ist, ains gejaits das zu Khränichperg gehort, damit das sloß Kranichperg begabt ist worden durch die fuersten von Ostereich, das ganz Kherrt abzujagen und umb den Puttenberg umb und umb. so sol man in den jegern am Puttenwerg vom gschloß geben ain suppen und den hunden ir speis; und das ist ain alts herkomen.

Herrschaft
Kranichberg
Standort
Wien | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Österreichisches Staatsarchiv | InvNr.: Finanz- und Hofkammerarchiv, NÖ Urbare Nr. 36 | Seiten: 1a-6b |
Herkunft / Fundort
Enzenreith | BH: Neunkirchen | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1500 - 1510
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 202-297, Nr. 55 (Edition).

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