Wart an der Pitten, Banntaiding zu dem Aichhof (17. Jh.)

Pantädingsbüechel uber deß Aichhoffs freiheit und gerechtigkeit.

Herr richter, seiet ihr gesessen daß pandäding zu hören und zu melden deß herrn Carl Pergers freiheit und gerechtigkait die zu dem Aichhoff gehört?

Item zum ersten, so vermeldt man daß alle die da zu dem pantäding gehören, die seint schuldig zu geben ein ieder von seinem hof 2 dn und von einem erb 1 dn. und wer zu solchem pantäding nit kumbt auß fravel oder verachtung ohne redliche ursach, der ist zu wandl erkennt umb 72 dn.

Dieselbige fürstliche freiheit die zu dem Aichhof gehort und von alters herkomben ist, wer dieselbig bricht, er sei edl oder unedl keinen außgenomben, der ist verfallen der herrschaft 32 pfund oder die rechte hant.

Dieselbige freiheit die hebt sich an am Englhartssein am Heyfeldt, von dannen uber daß Bunckhlfeldt gegen dem Zotlhof zue, von dannen aber zu der puechen bei dem Todten mann, von dannen hinauf die hofwißen gegen des Aichhofs, oberhalb neben des Klog hinauf gegen der Kaltmühl, von dannen auß biß nach Perlens pangart zum creuz, von creuz auß auf die lantstraß biß oberhalb Hütten zum Prungraben, von da auß auf dem Khoglgraben, von dannen auß auf daß Windthaa nach der wasserschait neben der Thonrädlischen freiheiten biß auf den Puechberger walt neben den Gleißenfelderischen freiheiten biß zum Thom und steg, vom steg auf die Fochniz, von Fochniz biß zum Englhartssein.

Welcher solcher freiheit nottürftig oder begehrent währ, der solle zu dem richter gehen der zu dem Aichhof gehört, solle die aufnemben umb 2 dn, so wierdt sie ihm verlichen von dem richter auf 14 tag. und so lang einer auf der freiheit wil bleiben, so soll er alle tag die freiheit widrumb aufnemben und bestehen von richter alß oft uber 14 tag mit 2 dn. wo aber einer nit lenger bleiben wolle, so soll der richter und sein gefert demselben nemben und sollen ihn dann beglaiden biß uber daß gemerk drei schrit, darnach geschech ihm wie gott will.

Aber solche fürstliche freiheit wierdt keinen morter dieb kirchenbrecher oder andern schedlichen leüten nit verlichen die grossen mallafizhandl auf ihnen haben. so aber ein solcher auf die grünt käm die zu dem Aichhof gehören, so soll der richter der zu dem Aichhof gehört demselben mit gefängnus annemben und ihme wol bewahren, und waß er bei ihm hat, dasselbig ist der herrschaft die zu dem Aichhof gehört verfallen. und so ihm der richter begrifen hat in dem lantgricht von Aspanng, so soll dann der richter von Aichhof dem lantgricht von Aspanng verkünden und zu wissen thun vor dem dritten tag mit ein gwißen potten. wo aber der richter so nachläßig währ oder saumig und dem lantgricht solches nit verkündet vor den dritten tag, so war er den lantgricht verfallen 32 pfund.

Wo aber der lantrichter vor dem dritten tag nit käm zu dem gemerk da man den schedlichen mann antwortt, so ist er der herrschaft die zu dem Aichhof gehört verfallen 32 pfund. Auf solches so solt der richter von dem Aichhof dem ubelthätter nemben mit seinen leüten und solt ihm fiehren zu dem Olholzgraben dabei daß gemerk ist, und der vorgenannte richter von dem Aichhof sol den gefangenen mann hinauß antworten mit 72 dn, so der lantrichter bei dem gemerk verhanden ist; so er aber nit verhanden ist, so ist der richter von Aichhof kein gelt nit schuldig zu geben. und so der vorgemelte richter von Aichhof nun bracht den gefangenen mann zu dem gemerk mit seinen leüten, soll er mit lauter stimb dreimal ruefen, lantrichter', so er verhanden ist, daß er nembe dem gefangenen zu seinem gwalt. wo aber der lantrichter nit verhanden ist, so soll der richter von dem Aichhof dem gefangenen menschen lassen bei dem gemerk anbünden [mit] drei rughalben an ein stecken und mit seinen leüten darvon gehen. so aber der gefangene darvon kämb und widrumb schadten thett auf grünten, so ist der lantrichter schuldig der herrschaft zu dem Aichhof 32 pfund und den leüten die da schaden haben genomben ihren schaden zu bezahlen.

Vermerkt auch wie sich ein ieder richter von Aichhof soll halten gegen dem lantrichter von Neukhirchen. ein richter von Aichhof solt sich dermassen mit allen gebrauchen wie mit dem lantrichter von Aspanng. denn daß gemerk haist der Englhartsgraben, da soll ein richter von Aich - hof ein ubelthätter dem lantrichter von Neukhirchen antworten so er in sein lantgricht gefangen hat.

Und so sich zuetrueg daß etwo ein gueter mann in gefehrlichkeit kämb mit einer unglickhaftigen gefehrlichkeit, gab der flucht zu der herrschaft freiheit des Aichhofs und mecht doch solche freiheit des Aichhofs nit erlangen und kam doch in dem gemerk und warf seines guets nur 2 dn wert in die freiung zu rettung seines leibs und guets, und so ihm ein lantrichter nachkäm, wolte nun verachten solche fürstliche freiheit, wolte ihm mit gwalt heraußnemben auß der freiheit, so ist ein lantrichter mit den seinigen zu roß der herrschaft des Aichhofs verfallen alß [oft] von einer [persohn] zu roß 32 pfund, ist er aber zu fueß mit den seinigen als oft von der persohn 15 pfund.

Item, mehr vermeldt man: welcher ein redt in daß pantaiding thuet derweil man daß vermeldt, der ist umb ein fravelswandl, umb 72 dn.

Mehr vermeldt man: so einer einem an ein fenster zuelost oder lauschet, so seiner der haußvatter innen wierdt oder ihn begreift vorn fenster, so soll er ihn weck heißen gehen, soll sprechen waß er da thue oder da zu schaffen hat. so er nit wil, erschlegt er ihn oder ersticht er in herauß zu todt, bracht von leben zum todt, so soll der wierth oder haußvatter ihn auß den dachtropfen ziechen und die waffen auf ihm legen und 3 dn, so ist der wierth weiter niemants nit darumben schuldig zu antworten.

Mehr vermeldt man: welcher stalhof oder stadl hat, die sollen zu rechter zeit verwahrt und verfridt sein. und so ein vieh darein kombt, aß sich zu todt, so ist derselbig deß der hof oder stadl ist daß viech schuldig zu bezahlen und verfallen ein fravelwantl 72 dn.

Doch solt ein ieder seine zeün zu rechter weil und zeit machen. so er aber daß nit thuet, so ein schaden bschicht, nach st. Geörgen tag, so ist er fravelswandl umb 72 dn.

Mehr: so einer seiner sau nit ein hüeter helt und daß sie ein schaden thatten, so ist er von einer ieden sau schuldig alß sovil ir sein 52 dn.

Mehr vermeldt man: so einer einen zu schaden helt mit seinem vich, so solts der pfenten daß er sein schaden begreift, und zu dem richter oder in sein hof dreiben, und soll dem daß vich ist beschicken daß er kumb und loß sein viech auß den schaden, warumben ern hat beschechen lassen, solt ihm den schaden beschauen, ist nach erkantnus gueter leüt sein schaden ab [zu] tragen. wann aber der nit kämb dem daß vich ist und verschmächts oder veracht es, vermaint er wierdt ihns woll außlassen, so ist er fravelswandl verfallen 72 dn.

Kumbt aber der dem das vieh ist, gibt ihm ein pfant pfeningwerde und begert sein vich und der ander wolt ihms nit geben, so ist er im wandl verfallen.

Mehr vermeldt man: welcher einem ein fruchtbahren paumb abschlueg oder abhacket, vertilget auf ein sein rein nachbaren wider dem, wo ein solcher begriffen wierdt, der ist umb ein fravelswandl, umb 72 dn.

Mehr vermeldt man: ob einer bei nächtlicher weil sein nachbaren oder sonst ein andern auf sein grünt zu schaden hielt, wo ein solcher begrifen wierdt, der ist zu wandl umb...

Mehr bekennt man: wann ein graserin begrifen wierdt die ein zu schaden gehet, die selbig ist im wandl.

Mehr bekennt man: wann daß wasser auf der Freßniz so klein ist, so solt es keiner auf- noch abschlagen, und so es aber einer thätt, der ist zu wandl verfallen der herrschaft.

Auch wierdt bekennt: so einer sein zeün oder khöger nit recht und woll vermacht und so ein viech ein darüber schaden thet und wolt darnach einer daß viech pfenten, so ist man den nit schuldig den schaden zu zallen, wen er hat sein grunt nit bewart.

Item, so einer ein beß vich hat der ihm nit wehren thet, springt uber alle zeün und käger, thuet sein negsten schaden, so soll er ein solchen uners vich verkaufen oder stell ein halter darzue.

Mehr wierdt erkent, daß die Mauthöff alle bödte haben ihr halt mit einander und haben ihr trenk an die Frechnizbrun, den Schaufelacker, hinwider zu dreiben auf ihr halt.

Auch sollen die Wizmansberger treiben ihr viech an daß Kalte pründl und wider zuetreiben auf ihr halt.

Item vermeldt man: daß orth in Grundt hat sein trenk etwan gehabt an die Bitten, davon hat er geben jährlich 2 kr., aber er ist sein abgestanden.

Item, der Weeghof hat sein trenk an der Bitten, davon gibt er jährlich 2 kr.

Item, der Millhof an der Warth der hat sein halt allein und hat darauf zu treiben, aber in keiner gaßen zu halten.

Item, die Eybler an der Wartt die baben ihr halt mit einander und sollen ihr viech sambtlich bei dem Padtenweeg halten und daß treiben an die trenk und widrumb treiben auf ihr halt an den alten Gilbach.

Auch sollen die armen leut die zum Aichhof gehören daß zaunholz zu des herrn wißen nemben, so sie zeünen müeßen, auß des herrn holz mit willen und wissen des richters.

Item, die Poyer die haben ihr vieh zu treiben an die trenk an den Rottenweeg, an die Frechniz und wider zu treiben an die halt.

Item, die fischwait die da gehört zu dem Aichhof, die vermeldt man hie in dem pantäding: die hebt sich an von Gleißenfelder steg biß an den Raifbachgraben. und so etwo [einer] bei dem tag wierdt begrifen ohne willen und wissen der herrschaft, der ist in des herrn straf. so man aber ein begreift bei nachtlicher weil, so solt man ihm nemben sein garn oder zeug waß man bei ihm findt, und solt ihm annemben für ein schedlichen mann und fiehren zu dem richter.

Auch vermeldt man: einen iedlichen der einen seine kandl oder aßig. zerwierft, der ist dem wierth schuldig daß aßig oder kandl zu zallen und verfallen der herrschaft wantl. .. dn.

Item, so einem wierth gwalt und fravel geschäch von den gesten und er hilf begehrt von den die zur herrschaft gehören und sie daß widerreden oder sprechen, thätten den wiert kein beistant, die sint verfallen des wantls.

Item, wann ihrer zween mit einander kriegen und zeigens den richter nit an und verglichen sich vor mit einander ohne richters vorwissen und willen, so seint sie des wantl 32 dn.

Item, so einer ein schlegt mit ein stecken und hat daß meßer in der hant, so ist der wandl 5 pfund dn. so er aber sticht mit dem meßer, so ist der wantl. .. .

Item, so einer ein schlegt mit ein bloßen schwert, so ist er umbs wantl. .. ..

Item, schlegt einer ein mit außgestreckter hant ans wang oder zum haubt, so ist er verfallen in wandl... .

Hat er aber den daumen in der hant daß wissentlich ist, so ist er nichts schuldig.

Item, so einer ein wierft mit ein stein, der ist im wantl verfallen 5 pfund.

Zuckt er aber ein stein und legt im hinwider wo ern genomben hat, so ist er nichts schuldig.

Item, so einer ein scheust, so ist er verfallen im wantl 5 pfund. so er aber spannt und scheust nit, so ist er nichts schuldig.

Item, ein iedlicher der mit willen und wißen sein nachbaren oder ein andern ein reinstein außgrabt oder vertilget, so soll man die selbige grueben raumben und soll den selbigen mann ihn mit dem haubt in die grueb sezen und mit ertreich zueschidten, gott geb ihn geschech darnach wie gott will.

Item, so aber einer einem rainstain außackert oder sonst ohne alles gefähr außgrueb, so soll ers seinen negsten nachbaren anzaigen oder sagen, so solten si denselben mit fleiß hinein wider an sein alte statt sezen, so ist er nit schuldig. so er aber daß nit thuet und verschweigts, so ist er verfallen in wandl 5 pfund.

Item, ein iedlicher der sein zaun weiter sezt oder scheubt alß er ehe gestanden und die stain abklaubt ob einen acker oder ob sein grunt und wierft die auf eines andern nachbaren grunt, derselbig ist verfallen im wantl 72 dn.

Item, welcher der ist der in der herrschaft deß Aichhof gehört und seinem negsten oder nachbaren wasser zu schaden laitt daß ihm schaden geschicht, derselbig ist im wandl umb 72 dn.

Item, waß grünt und güeter zu dem Aichhof gehören, seint freie güeter aufzunemben und abzuziechen. zeucht einer ab auf eines andern herrn grunt, so soll er geben ganzen dienst zu abfreuen. bleibt aber einer auf der herrschaft die da gehört zu dem Aichhof, der ist schuldig halbe ablait zu geben.

Herrschaft
Aspang
Herkunft / Fundort
Aichhof | BH: Neunkirchen | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1600 - 1700
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 55-59, Nr. 11 (Edition).

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