Gloggnitz, Banntaiding der Probstei (16. Jh.)

Vermerkt das panntaiding, freihait und gerechtigkait des wirdigen gottshaus zu Gloggnitz.

Item, die freihait sollen zierlich gemeldet werden dreimall im jar in dem pantaiding: im ersten pantaiding am pfinztag nach sanct Geörgen tag oder in vierzehen tagen darnach, das ander taiding umb sanct Michaels tag vierzehen tag vor oder nach, das dritt taiding nach der liechtmeß.

Item, die ersten zwai taiding ist der richter von Neunnkhirchen mit dem brobst, und das dritt mit im selber. und alß oft zu iedem taiding gibt man dem richter zwen metzen habern.

Item, in den benannten taiding soll der brobst alweeg taidung haben drei tag vor.

Item, zum ersten so meldet man dem gottshaus zu Varmpach und auch zu Gloggnitz und dem ganzen convent gefüerste freiung bei fürstlicher peen und bebstlichem pann.

Die freihait des benannten gottshaus hebt sich an am steg am Mülbach und wert nach dem pach auf an Hartersteege, von Hartersteg auf geen furt, von furt unzt in den Haykogl, geen tall ab in den Teuffenpach, nach dem Teuffenpach ab auf die bruggen, von der pruggen ab enmitten in die Schwartzach, ab nach der Schwartzach in den Mülbach, vom Mülbach wider auf an den steeg.

Item, der freiheit mag sich ain ieder woll trösten umb erbar sach wer darauf geflohen kumbt, und soll die besteen mit zwaien pfenning.

Wer aber iemant der ainem oder meniger nacheilet und wolt der freiung nicht achten, der wär pueß darumben verfallen. ist er ain edelman und tröstet sich seines gewalts, der ist verfallen dem gottshaus ainen schilt gemallens golt, und hiet er des golts nicht so ist er verfallen zwaiunddreissig pfunt pfenning.

Wer er aber ain armer und wol sich trösten seiner armuet oder seins ubermuets und wolt sollicher freiung nicht achten, dem soll man hent und füeß in den gern legen und man ist dem lantgericht oder den freunten nichts darumb pflichtig.

Wer aber iemant der den gewalt tribe und kem nicht an des herrn gewalt und wolt das im fräfl thuen, der wer in des babst pann und des kaisers echtung, und kain geistlich mann soll den besteen so lang das er köme an der herren hult.

Item, man meldet auch das das genant gottshauß freis gejait hat auf allen seinen grunden ausgenummen rotwilt; und wer in das mit gewalt weret, der ist zwaiunddreissig pfunt pfenning verfallen dem landesfürsten ân genadt.

Item, ob ain schödtlich man oder weib, wie der genant wer, kem auf die gemelt freiung, wie man den darab förtigen soll. und ob im das lantgericht nachkem, der sol darab nit genommen werden, sonder des herrn richter oder ambtman soll den mit der hantwöhr damit er begriffen wierdet uber den steeg oder alßwo ab der freiung geantworten, do soll des brobsts ambtman dem lantrichter dreimall rüefen das er sich des underwint.

Wer aber das der lantrichter darinne saumig wer, so mag des brobsts ambtman dieselben person mitsambt der hantwör niderlegen und do pinten mit ainem rughalben das er des richter wart. lauft er davon und thuet iemant schaden, das ist lantrichter schuldig wider zu keren.

Item, alle wendl die innerhalb der tachtrauf gefallen, die gehören dem gottshaus zue.

Item, das gottshaus hatt vier höff: von erst der Eenhoff, der ander am Gruebhoff, der drit am Grasperg, der viert zu Perneben. dieselben höff sollen sein gefridt und sollen haben guete geheger und zeün. geschiecht in schaden hinein, den schaden sol man in abtragen und dem herrn geben zu wandl 60 dn.

Wär aber das si nicht fridten und schaden nemen, denselben schaden sollen si dulden und sint dem herrn wandl verfallen 60 dn.

Item, mer spricht man zu recht: ob iemant außwendig an die gehöger oder in die zeün holz hiet, ob sie die hofzeün, ir zeün oder gehöger nutzen solten? - Man spricht zue recht das ain ieder der höff inne hatt mag sten innerhalb an seinem zaun oder ghag, der sol haben ain schrothacken in seiner hant, und was er damit belangen mag darmit mag er seinen zaun bössern.

Mer spricht man zu recht das niemant vor ruegen noch clagen soll in dem lantgericht was dem gotshaus zuegehört. wer der wär und wolt das verschweigen oder verrer bringen, den hatt der herr darumb zu straffen an leib und an guet.

Ob iemant verkeret in eckern oder wüsen oder in hölzern die rain oder marchstain, es wer bei tag oder nacht, der wer darumb wandl schuldig bei dem tag 5 tal. dn, bei der nacht ist er ein dieb. dergleich auch umb pelzwei.

Ob ainer dem andern ain paum abschlecht den man zu nutz woll züchten mecht, der ist demselben verfallen zu wandl fünf pfunt pfenning oder die recht hant.

Vermerkt alle gerechtigkait so die Gloggnitzer haben und all andere die aus der vogtei sein und in das taiding gehören.

Item, von erst meldet man den benanten Gloggnitzern und ieren mittailen zu allen taidingen ainen freien tag für cristen und juden und zu allerlai daß man herbringen mag.

Man meldet in auch drei sprach. und wer nit kumbt zu der ersten und zu der andern, der ist nichts völlig, aber zu der dritten ist er das wandl schuldig 60 dn auf genadt. dergleichen die andern umbsessen die in die vogtei gehören sint berechtent mit den Gloggnitzern.

Man meldet in auch ein freies aigen, mit allen dem freilichen zu handlen was man darbringt mit verkaufen und kaufen ôn alle irrung allerlai arbeit. und wer der wär der das irren wolt, der were verfallen ainem landesfürsten zu peen zwaiunddreissig pfunt pfenning und dem herrn in seine pösserung.

Item, man meldet den Gloggnitzern ain freies wasser, das do weret vom marichstain in der Speckh als ferr die zu Neinkhirchen haben; und dabei ainen freien steig durch wüsen gerten äcker dreier schuech brait, und ob ain paum in dem weg steet so mag man aussen umbhin gen zwaier schuech brait; und ainen freien perg am Gentz; und den dritten stam an dem Sembring.

Und das ist die erst sprach. und umb das alles geben sie in die vogtei getrait hüener air und pfenning mit aller gerechtigkait als die von Neinkirchen haben.

Item, zu der andern sprach meldet man den Gloggnitzern das sie haben freihait in ieren heüsern, so si ir thier verspörren, das sie dan niemant belaidigen soll noch losen an ieren fenstern.

Wär aber das ainer gesehen oder gehört wuerd losen an ainem fenster oder an der want, den soll man fragen was sein thuen sei. antwort er güetlich, er wierd aufgenommen; schweigt er aber stil, so mag man in fuder haissen geen. thuet er das williclich, des geneust er; wierd er aber über solches geschossen, gestochen oder geworfen, das tregt im niemant ab und dem gericht ist man nichts schuldig noch auch den freunden. kombt aber ainer ainem gestigen in sein haus, so mag man in fragen was sein suechen sei. antwort er gietlich, er wierdt in gueten aufgenommen; stellt er sich aber zu weer, so mag sich der wiert nit schmehen lassen und rueft zu im wen er gehaben mag und berett sein hausehre; und schlecht ainen zu tott, so geantwort er den mit hanthab für den dachtropf und legt drei pfenning auf den leichnamb und sagt das dem fromen poten an, der soll das an das lantgericht bringen.

Item, ob man ainem aus seinem haus trueg wellicherlai das dieblich wär, es wärn knecht oder diern oder innleit, das soll niemant von in einnemmen. wer aber solch guet von inn einnemme, so wär gleich zu puessen der heller als der steller.

Die dritt sprach.

Das der richter zu Neinkirchen sol haben zu Gloggnitz rechte gerichtmaß zu wein und getrait. wer der maß bedarf der auf der vogtei gesessen ist, dem soll man sie leichen umbsunst was under zehen metzen gemessen wierdet, und was er darüber müsst soll er seinen willen darumb haben. und hölt ainer den metzen über nacht inne, so ist er darumben das wandl verfallen.

So meldet man auch ein freie straß durch das velde. und der wege soll haben zwo wagnweit und das ain knecht zwischen der wegen gehn mag. und wer das irret, es were mit vergraben oder wie das beschehe, der ist zu wandl verfallen sechs schilling und zwen pfenning und wer des schaden neme demselben den abzulegen.

Und wer daruber ferrer aus dem wege fuer, den mag man darumb pfenden und den schaden an in ervorderen. wolt er aber das verachten, so mag man in darumb nacheilen und in darumb aufhalten an zwingstötten als lang unz er genueg thue.

Item, man meldet in auch mit sambt allen andern so in der vogtei sein des landesfürsten: mautfrei zu der Neunstatt, zu Neünkhirchen und zu Aschpang was sie kaufen zu notturft in ire heüser. wolt sein iemant nit achten und si darumb pfenden, sollen sie alßdan pfant setzen und das bringen an den richter zu Neinkirchen oder an ainen anwalt des landesfüersten, der soll in die pfant lösn. und ob im das der richter nicht löset, so soll man es bringen an den brobst hie zue Gloggnitz, der dasselb an den richter bringen soll. ob aber ainer maut gebe und verweg sich aines helbling oder pfenning und achtet die gerechtigkait so ring, der wär zu wandl verfallen dem richter zu Neünkirchen zwenundsibenzig pfenning und in des herrn straffung.

Item, ob sich ain vogtholt under marktzeit zu Neinkirchen leibsnott wëren muest, der ist zu wandl nicht mer schuldig dan ain burger daselbs.

Mer meldet man zu recht das kainer ainer den andern oder ainen für den andern ôn clag verbieten soll, ausgenummen seinen rechten gweer und selbstholden.

Mer meldet man das die Gloggnitzer sein berechtent mit denn zu Neunkirchen als die zu Neinkirchen mit den zu der Neustatt, in massen wie von alter ist herkommen.

Herrschaft
Gloggnitz
Standort
Gloggnitz | BH: Neunkirchen | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Schlossarchiv | Seiten: 2a-6a |
Herkunft / Fundort
Gloggnitz | BH: Neunkirchen | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1500 - 1600
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S.298-302, Nr. 56/1 (Edition).

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