Ober-Waltersdorf, Bannpunkte (1732-1768)

Pannpuncten zu Ober-Walterstorff

Am ersten melden wür unsere löbliche kürchweihe bei unsern lobwürdigen gottshauß die man begehet am sonntag nach st. Jacobs tag zum schnidt. von demselben sonntag vierzehen tag vor und vierzehen tag darnach haben wür gefürste freiung umb ehrbahre sachen. wer die besuecht, der mag die genüeßen die bemelte zeit.

Item, wür melden auch das wür befreüt sein all die aigen ruck hie haben, das wür zu Sallenau und zu Neüdorff nur halbe maut geben.

Auch melden wür das zwischen hier und Tribeswünckhl in einem graben ein marchstain ligt, zu denselbigen stain soll ein richter den ubelthätter hinüber antworten wie er mit gürtl umbfangen ist und dem lantrichter zu Traiskürchen das ansagen; der soll ihn an der statt zu seinen handen nehmen. thuet er das nicht, so soll man den ubelthätter zum stain führen und an ein schmelchen anbinten. entrint er, so ist der hiesige richter entschuldiget. er soll auch dem lantrichter geben zum fürfank zweiundsibenzig pfenning.

Ob ain dieb hie zu fenknus gepracht wurd und der vermöcht sein nicht an seinem guet zu uberwinden, so soll die gmain den uberwinden, damit das pös aus dem gueten gereit wert.

Ob ain armer man auf den grünten in abnemen kämb und den grunt nimmer vermöcht und sagt dem richter auf, er sols aufnemen und darzue vom aigen pelaiten auf zwo meil. widersagt im der richter das, so nemb der armb man sein haußslüssl und werf dem richter uber sein thor in den hof, er ist damit ledig.

Auch melden wir das sich kain edlman hie under uns soll behausen oder niderlassen.

Es soll auch kain behauster man von kainem judn entlehen. ist er vormals under judn und setzt sich hie heuslich, so bezall er eilunt oder der richter soll im urlab vom aigen geben.

Es soll kain gesessner hie haben noch pawen oder kaufen zwai heuser, im sols auch kain richter aufgeben.

All die gueter die hie erblos werden sein der herrschaft verfallen.

Item, es soll niemant ob der gemain holz führen oder maißen, aber zu ainen paaren mag er sein nothdurft haimbtragen mit erlaubung. thuet er das ohne erlaubung, er soll nach ieden stam zue wandl geben zwölf pfenning und in des herrn straff stehen.

Auch melden wir das niemant soll velber abmaissen der nit ains aigen ist. stöst er aber velber auf der gemain mit des richter urlab, der mag ir geniessen. stirbt aber ainer oder zeucht von den grünten, so voligt es zue der gmain.

Stöst ainer velber und macht das loch nit zue und geschiecht schadt darvon, es sei an leuten oder viech, er soll den schadn puessen.

Ob sich begäb das ain geschrai wurt im dorf uber strasrauber oder dieb und man möcht dieselbigen zu fänknus ôn sleg nit bringen, wurt ainer derselbigen erslagen, so ist man niemant darumb schuldig zu antwortn.

Ob in der nacht iemant gwalt geschäch, es wär durch veintschaft oder dieb, beschreit er seinen nachpawrn und rueft umb hilf und derselb ist anhaim und thuet im nit beistant, er mag ain solichen nachpawrn furnemen und ansprechen als ainen der im gwalt gethan hat.

Auch melden wir das auf dem aigene alle gefärliche spill verpoten sein. uber vier groschen soll kain gesessner an ainem sitz verspillen.

In der freiung mag spillen wer da will in zuchten und ôn rumor.

Ob aber ain muetwiller käm und spill anput, mag der richter von des herren gelt nemen und verspillen, oder aber ain ander an seiner. stat dem er es bevilicht, 72 dn.

Als der richter last ansagen zum pangraben das man die raumen soll oder zu andern notturften der herrschaft oder der gmain, welich nit komen sein zu wandl 72 dn.

Welich den andern verklagt vor dem geswornen richter und kombt ain tail dem nicht nach, der ist umb ain fräflichs wandl.

Welich gesessner unernwert leut aufhelt und das nit ansagt, stend in derselben straff.

Der ainen aus seinem haus ervordert, ist ain fräflichs wandl und 6 ß dn.

Wer dem andern verpotne wort zuesetzt in gegenwurt der geswornen, ist umb ain fräfflichs wandl.

All die die an unerbern sachen begriffen werden und hie behaust, sein der herrschaft verfallen leib und guet.

All die junkfrawen oder frawen notzogen uber iren willen, stet auf iren hals.

All die hie sitzen und wissentlich gestolln guet oder pluetigs gewant innemen oder innhaben, die sol man pessern an leib und an guet.

All die mannen die irer weiber nit zu gwalt haben, der herrschaft dem richter den gesworen nachreden mit verpotten worten, soll der richter baide fraw und man in sein straff nemen so lang unz si nach rat der viern gestrafft werden.

Ob iemant ainem an seinem venster oder thür lost, wirt sein der wirt gewar, ob er in durch die thür ersticht oder durch das venster, er ist niemant darumb kain wandl schuldig und sei er wer er well, zeuch er in auf die strassen und drei phenning leg auf den stich oder slag und laß in ligen.

Wer fräflich messer zukt auf der gassen oder in heusern, ist zu wandl 60 dn aus der schaid und 60 dn in die schaid.

Es soll kainer mit verpotner weer auf die gassen gen bei tag noch bei der nacht bei ainem fräflichen wandl.

Alle die haken messer tilitz swert oder stecher zum wein tragen, sullen die under iren leib legen und darauf sitzen oder dem wirt zu behalten geben.

Ob iemant den gesworen etwas zuesagt, das berueret gemainen nutz oder straff, und laugent derselb so daß man in zum andern mall fragt, er ist umb ain fräfflichs wandl.

All die anpawen, so sein nachpawrn ennhalb und dishalb gesät haben, soll er den mist furn auf seinen agker und den wagen ein und aus. wirt er uberfarn das er seinem nachpaurn uber die sat fert, als oft sol er zu wandl geben 72 dn.

Welicher dem andern uber sein gesätten aker mit ainem phlueg fert und hebt den phlueg nicht auf, ist zu wandl 72 dn.

Wer dem andern sein ärn von dem agker furt und im die nit widerumben antwort, ist zu wandl 12 dn.

Es soll auch kain sniter vom agker kain garb wegk ôn erlaubnuß tragen des dem er geschniten hat.

Wer dem andern sein traid und hei bei nechtlicher weil verstilt, bei wem man das erfindt den soll man richten als ainen schedlichen man.

All die lönn von den wägen stellen, die sullen den schaden püessen ob icht dardurch verwarlost wurt, und man soll im den vinger in das loch zwigken und soll mit im farn als ferr und er will.

Es soll kain richter fechten, slahen noch raufen sonder mit der gerechtigkait richten.

All die mit falscher wag und maß begriffen werden, als oft das beschiecht umb ain fräflichs wandl 2 und 6 ß dn.

So der ungelter kumbt und will beschawen die weinvaß in dem keller, so soll er in kain keller gen ôn willen des richters sonder der richter mit im.

Es soll auch niemant kain newung aufbringen.

In welichem hauß aigen fewr uber das dach ausscheint, zu wandl der herrschaft 1 pfund dn.

Alle die hangund meür haben, was schaden si den leuten beweisen, den soll der puessen des die maur ist.

Wir melden auch: ob sich begäb das iemant der geswornen zu beschaw not wurt thun und die darauf weist, welicher tail uberzeugt wirt der ist den gesworn schuldig ain viertl wein. begibt sich aber das baid tail in gleicher bschaw erfunden werden, so sollen die das virtl wein mit einander zallen.

Ob schreinphant zum richter werden gelegt, die soll man schätzen nach vierzehen tagen,

Silbrene oder eisene phant nach jar und tag, essunde phant soll man schätzen am dritten tag.

Alle die slahunde ros oder peissunt hunt haben, wem schad davon geschiecht, so man inn das eemals undersagt, die sollen den schaden puessen.

Ob iemant seine ros laufend werden, der sol den schaden puessen ob es iemant laidiget, es sein leut oder viech.

All die rainische ros haben, die sollen halten nach der hert.

All ungewöndlich weg und steg sein verpoten. wer darauf begriffen wirt, zu wandl 72 dn.

Alle die haufen machen auf die gassen, es sei mit ertrich oder holz oder grueben, die uber nacht stend, was schad davon geschiecht, zu wandl 2 und 6 ß dn.

All die panzaun, antlang und luken die man nicht pessert und schad dardurch beschiecht, den sol der püessen der es befriden sol, und umb ain fräflichs wandl.

Ob iemant dem andern zu nahent zeint, raint oder grebt, umb ain fräflichs wandl und nach iedem steken 12 dn.

All die dasing die der nachpawrn schaden zueschawen und nicht melden, sein umb ain fräflichs wandl.

Auf der gmain haben wir gras, da soll niemant auf män vor sand Jacobs tag. wer das thuet, ist umb ain fräflichs wandl.

Es soll auch niemants ab der gmain kain obs nemen vor sand Lawrentzen tag bei dem fräflichen wandl.

Auf erben so der herrschaft zuegehörn soll niemant frücht von tragen bei dem fräflichen wandl.

All die erb bestanden haben von herren handen und dienst davon geben, den soll niemant ôn ir urlab auf män, gras oder frucht von tragen, zu wandl 72 dn.

Auch melden wir die gerechtigkait hies das kain leutgeb kainer frawen ôn ires man will mer porgen soll dan 7 dn.

Es soll auch kain leutgeb oder nachpawr ungewuntens traid innemen noch pluetigs gwande, auch nichts darauf leihen. wirt bei iemant solichs guet erfunden, hinz dem sol man richten als hinz ainem schedlichen man.

So die nachpawrn in besamung sein, es sei auf hochzeiten, in herrengescheften oder gemain nutz und si zu dem leutgeben schiken, soll in der leutgeb ain wein schiken nach dem virtl gemessen nach der rechten maß, und versagt in der leutgeb, der pot sol die phenning auf die sarg legen und selbs heraus lassen. widerredt das der leutgeb, er soll im ains fürkomens sein vor dem geswornen richter und er ist niemant nichts darumb schuldig.

Ain leutgeb mag ainem hieigen dienstknecht als vill in lust geben. aber er soll im, ob sein not beschiecht ze phenden, kain ander phant nemen wen ob der gurtl. und vertreibt der leutgeb dem sein knecht, er soll im ain andern stelln. ob er das nicht thuet, so soll er im sein jar ausdienen und dem sein schadn abtragen und pessern.

Wer den metzen uber des richter willen uber nacht innhelt und vasziechzeug, zu wandl 12 dn als oft das beschiecht.

Auch melden wür das die gmain ein fischwaßer haben in solcher freiheit: der fischer mag sein zeüg darauf legen von der ersten fastwochen biß in antlaswochen, soll seinem zeüg dan widerumb weck tragen. die gemain mag neben seinem zeüg unten und oben wohl fischen. hebt er ihm aber ein reischen und wird des überzeügt, der ist umb ein sträfflichen wandl.

Der vischer soll haben ain rechten dienst der ain drittail ist aus ainer echterin.

Der vischer soll auch kainem frembden verkaufen, er ruef dan auf dem gries dreimall, kauf visch'. kombt niemant der kauft, so mag er verkaufen.

Es soll auch niemant kain gstetten nach vischen oder nach kreussen abgraben, auch kain visch verkaufn die man auf der gmain fächt, zu wandl 72 dn.

Der vischer soll ainem hie gesessen ain dienstgruntl verkaufen umb 18 dn, ain dienstphriln umb 8 dn, ain dienstkoppen umb 8 dn, ain dienstkresling umb 6 dn, ain dienstlaubm umb 4 dn.

Auch mag ain ieder gemainer man der hie gesessen ist auf dem pach vischen mit ainem zugangl.

Ob die gstetten völlig rinnt, mag ain ietlicher nachpaur vischen mit ainem peer und statrechen ôn der vischer irrung.

Wer ainem vischer reischen hebt ôn sein erlaubnus, der ist umb ain fräflichs wandl.

All die dem wasserlauf zu nahent steken, zeinen oder velber stossen und das nit wenden ee man si fur den richter vordert, die sein umb ain fräflichs wandl.

Auch melden wir das der mülner soll haben ain metzen der von Träskirchen gen Padn mit rechter maß gewert.

Er soll auch haben ain müllmässl der zwaiunddreissig an ain metzen gent, daran soll er sein maut nemen.

Er soll auch haben s. v. einen saupeern in seiner pflegung, der soll unter der gemainde hertviech getriben werden, und [welcher] nachbahr [den] zu seinen s. v. schweinvich verlanget, solle den daselbsten in der mühl abhollen laßen.

Eß solle auch kein hausgeseßener sein malter an andere örther führen.

Wär aber sach das der mülner in gefär furgenomen wurt und des uberweist das er mer dan die recht maut genomen hiet, er soll sten in der herrschaft gesworen straff.

Es soll auch der müllner nicht weiter vischen dann als ferr er von dem vachsteg auf oder ab mit ainer pillen gewerfen mag.

Auch melden wür daß zwischen der mühl und des Hannsen Hegner ein gaßen soll gehen, daß zwei geröther an einem pflueg beruet ein und auß mag gehen. und alß oft sie den weeg nicht raumen seint sie umb ein sträfflichen wandl.

Auch melden wir das zwischen des Poplitzer und des alten Grafen ain gassen soll gen, das zwai gereder an aim phlueg beruebt aus und ein mugen gen.

Als oft man die pantaiding besitzt soll der müllner darzue geben zwen laib prot.

Alles gejait ist hie verpoten. begäb sich aber das die nachbawrn zu dem vaschang kurzweilen giengen oder ritten umb ain hasen und den in eren undereinander verzeren, der ist niemant umb schuldig. wer aber haimlich hasen vächt und die verkauft oder haimlich isst, ist dem herren fur ain hasen verfallen ain mut habern.

Ain ietlicher nachpawr mag füchs piber eltes mäder dächs und swein vachen auf unsers herren grunt.

Wür wollen auch melden: wan ein nachbar, haußgenoß oder ein manmäßiger mit einem knaben oder mit kinder spilt bei tag oder nacht, wo er begriffen wird, so soll er gehen in meiner herrn straff und beßerung und soll dem richter geben 72 dn ohne alle gnad so oft alß das geschicht.

Wür wollen auch melden: alle den jenigen, sie seint jung oder alt, die sich zusammen vorsprechen und erkantliche werk treiben außerhalb der freüntschaft und deß pfarrers, es seint dorfkinder oder dienstleüt, so man sie begreift an solchen sachen, so soll ieder thail den herrn geben ain thaller zu vall und sollen gehen in des herrn straff und urlaub haben (von aigen oder dorf).

Dieweil [sich] im aigen drei vaas wein auf den ganter befinden, so soll man kein außwendigen wein, er sei im Teutschen oder ungarisch, herein laßen bei verliehrung deßelbigen wein und des herrn wandl.

Daß kein haußgeseßener keinen inholt oder frembde persohnen, wie es nahmen haben mag, ohne erlaubnus des richters und geschwornen aufnehmen [soll] bei straff deß herrn wandl.

Herrschaft
Traiskirchen
Landgericht
Traiskirchen
Standort
Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichische Nationalbibliothek | InvNr.: Cod. 15.158 (Suppl. 2120) |
Herkunft / Fundort
Oberwaltersdorf | BH: Baden | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1732 - 1768
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 407-409, Nr. 75 (Edition).

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