Neusiedel auf dem Steinfelde, Bann- und Dorftaiding (1630)

Ambt Neusidl am Stainfeldt

Hiemit ist zu vernemben vorgedachten ambts Neusidl am Stainfeldt pann- und dorfdäting so am sonntag nach dem faschangtag verlesen und gehalten worden ist, auch noch iederzeit gepflegt wirdt zu halten, welche gerechtikait dem hochgebornen graffen und herrn herrn Hannß Balthasarn von Hoyoß graffen zu Guettenstain, freiherrn auf Stixenstain, röm. kais. maj. gehaimen rath, camerern, st. Jacobs orden de Espada rittern, in Ossterreich unter der Ennß lantmarschalken und generallantobristen etc. zuegehört.

Herr richter fragt die nachbaurn, obs vormahls auch also gehalten sei worden? - Antwort: jaa.

Redner: die pflanzsteigen im dorf und vom dorf auf und auf sein abgesagt alsbalt ihr fricht darauß komen, mag der richter sambt seinen vierern dieselben zeün an die seiten legen und die baumb abhacken, ist niemant nichts darumb schuldig. - Herr richter fragt. Auf diser viechtrüft, obe ainer zeün ungefahrlichen setzt und klatzen herauß keret, daran sich ein viech verlembet und schaden empfieng so ain viech das ander jagt, so vernimb an der nachbarschaft sag: er ist umb wandl. - Herr richter fragt. - Ich vernimb nach der nachbaurn einsag: und ist ein fravelwandl umb sechs schilling zween pfening dem herrn und auf welchen grünten solches geschicht, und ist dem den schaden schuldig zu bezahlen. - Herr richter fragt.

Die viechtrüft ietzt vermeldt zu der zeit der frücht von dem dorf auf und auf soll verfridt sein, damit man das viech ohn schaden und nachtl auf- und abkeren mag. und die Khattgassen ist der weeg abgesagt, soll ein gatter darfür sein.

Den von St. Gilgen wirdt ihr gerechtigkait dermassen gemeldt das si hinauf geen Urschendorff oder herab zu uns mügen halten und treiben wie sie verlust, doch ohne schaden.

Ob sich kriegsleuf zuetruegen oder sich ein dürr begab, so haben die von Neusidl die freihait das ihn durch Urschendorff und uber denselben viechtrüft vierzehen tag vor st. Georgi und darnach, so oft uns nath bschicht das wir in das Stainfeldt nit treiben kennen, unzt auf unsere grünt zu treiben macht haben, und soll der Urschendorffer viechtrüft auch verfridt sein damit man ohne schaden treiben kan.

So haben die Urschendorffer die freihait nach unserer viechtrift außzutreiben in die angezaigt Stainfeldt dienen sollen, so sollen sie es den von Neusidl wider haimbsagen. so soll es also gehalten werden: wo ain nachbarschaft, wir hinauf oder si herab treiben, so soll alweegen die außwendig hert nach der dorfmenig hert außtreiben und vorher wider eingetriben werden und oben zu Urschendorff und bei uns so nachbarlichen gehalten werden, damit das viechel nit durch einander komb. und da es sich begab das sich ein viech absetzet, in ain hauß einkamb, so soll ain nachbarschaft der andern solches treulichen behalten und morgens frue dem herter fürkern zu der hert, das wer ain guete nachbarschaft.

Bei dem freithoff vor dem prun hebt sich ein fahrtweeg und kombt in die Plattgassen uber der Urschendorffer grünt auß; der soll nit verbaut noch vergraben und ungewöhrt sein so wohl als die oben genant viechtrift.

Item, so geth ain farthweeg im dorf Neusidl biß auf die Bladtgassen; der soll auch unverbaut bleiben. wehr in aber verbaut, der ist umbs wandl.

Ob aber ainer so trutzig und faul wahr und den pflueg nit ubertragen wolt und den weeg also irren, ob ainer das schaden nambe, er fahr mitgmaisch, heü oder anderer frucht, der ist umb das wandl sechs schilling und den schaden zu bezahlen, hat gefrävelt.

Derselb weeg gehet aus nach der Zottlwisen und auf unsere grünt. der soll brait sein das drei reiten mügen und zween wißpaumb führen mögen und der mitter beede ort begreift.

Ain steig hebt sich bei der kirchen zu St. Gilgen, soll dreier schuech brait sein, uber den Platpüchel aus. wehr denselben irret, ist umb das wandl zwenundsibenzig pfening.

Bei Neusidl hinder den gärten hebt sich ain steig auf die Blattgassen werts. und ob ainer dise obbemelte zween steig rüth und hielt ain roß an der hant oder ains ihme hinden nachlief, der ist umb das wandl nach rechter clag umb zween pfening alß oft er sich lässt begreifen und den schaden zu bezahlen.

Die viechtrift aus dem ambt Neusidl in das Stainfeldt wehrt biß an die Gwircht hinauß und hebt sich unten bei den zween stainen an, und soll biß an die strass hinaus doch prait sein und biß auf den Ungarweeg zwai joch praüt und ausserhalb dem Ungarweeg drei joch brait, biß in das Frey Stainfeldt widerumb an die Gewircht; so mag er auf und ab halten wie er kann und mag biß auf die brait lantstraß. darvon soll der halter das viech nemben für sich und keren piß an den Kherrbach, daselbsten auf ain stunt zu rasten und darnach widerumb herein kern, doch iedem ohne schaden.

Daß traitfelt oberhalb der viechtrift so man in das Stainfeldt treibt soll so weit sein als die Pinthegg innen hält, und unter der viechtrift also brait sein als der Würtacker lang ist, und soll ain jahr oben sein, das ander jahr unden, und verendert werden.

Wo es sich begab das im ainer verbaute oder mehr, geschach in ein schadt, wan man doch innen halten soll, so ist man ihm nichts schuldig zu bezahlen.

Die freihait deß dorfs.


Am ersten so ist in disem aigen freiung, derohalben [soll es] oben auch unten mit stainen außgeraint sein.

So sich begab das zween zwitrachtig und unains wurden in dem velt und ainer den andern jagte und der flichtig die rain nit erreichen kunde und doch ain huet oder warzaichen herein für den raiustain wurfe, der soll gefreit sein. ob sich aber begab das der demselben ain schaden bewiß und der freihait nit achten wolt, derselb ist wandl schuldig: ist er ein edlman so ist er umb zweenunddreissig gulden, ist er ein paßmann zehen gulden, ist er ein paursman fünf gulden, und den schaden abzutragen.

Ob es sich aber begab das ain frembter herzuekamb und als er davon gehört hett sich der freihait tresten wolt, und wehr ein schedlich man, derselb hat kain freiung nindert.

Ob iemant herein kamb und käme ainer nacher und saget, der ist ein solcher oder solcher' und funt sein guet bei ihm, soll sein guet freien mit zweenundsibenzig pfening, so soll ihme der richter sein guet [so ers] bei ihme gefreit hat wider zuestellen lassen und den schedlichen man gefenklichen annemben und wol bewahren, biß in den dritten tag behalten und in denselben drei tagen schicken nach dem lantgericht in die Neustatt.

Am dritten tag soll richter und ganz gmain zu Neusidl denselben schandlichen man nemben und ihme ainen peidl an halß henken und zweenundsibenzig pfening zu zeugnus, und sollen den hinauß antworten biß zu dem kurzen marchstain, alda der richter dem gericht auß der Neustatt zu dreimahl ruefen soll ob er verhanden sei. und ob der richter so saumbig und nicht verhanden wehre, so solle der richter den schedlichen man mit dreien rugghalbmen hent und füeß binden, er bleib lang oder kurz, ist der richter dem lantgericht nichts darumb schuldig.

Ob der richter nicht gegenwertig war und der also ledig wirdt, ainem oder mehr oder ainem ganzen aigen von solchem wegen schaden thet, es wehre an leib oder guet, ist der richter auß Neustatt verfallen der obrigkait zwaiunddreissig pfunt pfening und den schaden zu bezahlen.

Es hat auch die nachbarschaft zu Newsidl dise freihait: sollen von Wien aus umb alle andere notturft zum hauß ohne meniclichs irrung frei sein.

Mehr ist zu vernemben das die pflanzsteigen mitten in dem dorf, wan die fricht darauß komen, so sein sie alle abgesagt, das si sollen umbgelegt werden.

Auch ob es sich begab das ainer seinen früdt oder paumb stehen ließ und zween oder mehr unains wurden und sich ainer unter den paumb oder felber pucket und fürwartet und dem andern thail schaden beschach des der friden ist, oder der die freihait verachtet, ist zu wandl schuldig zwelf pfening und den schaden abzutragen.

Die reühen sollen alzeit vermacht und alweeg zween samentlich. ob es nit beschach, die sein umb ain fravelwandl zween schilling sechs pfening und den schaden zu bezahlen.

Ob zween krieghaftig in den heusern und auf die gassen herfürkamben und nicht fridlich lebten, und hebt ainer ain stain auf, er treff oder nit, ist er umb wandl fünf gulden. so er aber nit wurf sondern tregt in wider hin an die statt, ist niemant nichts darumb schuldig. - Herr richter fragt.

Der haggen oder kolben zugkt und schlegt, fünf gulden wandl und soll den schaden abtragen. wer mit ainer faust schlegt und den taumben nit in der faust hat, der ist wandl schuldig fünf gulden, sonst nichts.

Wer mit ainem spieß schlegt, der ist verfallen zweenundsibenzig pfening und den schaden abzutragen.

Schwert so zwo schneiden haben, zweenundsibenzig pfening.

Tusacken, auch messer, wëhr damit schlegt, aus der schaiden umb zwelf pfening wandl verfallen und in die schaiden zwelf pfening.

Ob ein voller mensch oder wehr der wer die fenster einschlueg und also polderet und der würt meldet sich und sprach,wehr bist du, gehe hinwek', und er schwig still und wolt nit weck sonder ie vester anhielt, und der wirt statthaft wurde und den entleibet, so soll er den für das hauß hinaußziehen und legen auf die prust drei pfening, so hat er den gegen der welt gebüest.

Oben im dorf haben die von Neusidl bei des pfarrers hoff stätts ain freie außgeraumbte gassen zu dem pach. auch ist umb dieselben ohrt bei dem Alber ain graben dardurch die lacken abrinnen mag, sollen die zween derselben negstbehausten güeter inhaber selben raumen und zwo daumb-eln dief und zwo eln weit machen. wo es nit beschach ist ieder zwelf pfening zu wandl schuldig, geschahe ainem ain schadt, denselben zu bezahlen.

Item, spant ainer ain stahl und thuet ain polz darauf, er treffe oder nicht, ist er umbs wandl fünf gulden. lest ers aber ab, ist er nichts schuldig.

Der Khrautgartbach soll achtag vor st. Georgen tag und nach geraumbt werden. thuet ainer das nit, ist zu wandl vier kreizer.

Felber stossen: dreier schuech brait vom pach hindan setzen. wo das nit beschicht, so soll der richter denselben ziehen und an die seiten legen; will er wachsen oder nit, das geschehe.

Das wasser so zu Urschendorff auß dem prun kombt oder auß der maur heraus felt soll ungeirrt sein, auch die felber drei schuech weit vom pach hindan gestossen werden. wo das nit beschicht, der es überschreit der ist umbs wandl zween pfening und sechs schilling, der es gar abschlegt und sich ein schadt verrer begabe dardurch, umb zween pfening und sechs schilling und den schaden zu bezahlen. der richter mit sambt den vierern sollen eilent besuechen wo der mangel oder die schult ligt; wo es befunden, ist der wandlhaft.

In iedem hauß ist sondere freihait als weit der tachtropfen wehrt. auf der gassen ist die freihait des herrn von Hoyoß: ob ainer herein geloffen kamb, der mag die freihait mit zwelf pfening aufnemen von ainem ieden richter, der soll im fristen damit er zur antworth komb. so ihm aber der tag zu eilent wurt und in den acht tagen zu antwort nit komen kunt, so mag er sich nach vierzehen tagen zu clag stellen damit er zur antworth kome, dan er waiß sich grecht.

Stainfeldt der von Neusidl ist frei drei pau; darnach wehr ehe kombt ist zu zehent das dreissigist schuldig ligen zu lassen.

Da etwan ain kauf beschahe ohne vorwissen meines genedigen herrn oder derselben pfleger und richter, es sei umb hauß oder andere gruntstuk, derselbe kauf soll kain craft haben sondern beede tail nach billichen dingen gestrafft werden.

Item, vor st. Georgen tag soll ein ieder im dorf seine garten befriden damit ihme von leüten und viech kain schaden beschicht. und ob ainer oder mehr mit zeünen zu weit fuhr der nachbarschaft und den strassen zu schaden und schmellerung, der ist wandl verfallen sechs schilling zween pfening und seinem nachbarn den schaden abzutragen. im fahl aber derselbig noch darüber nit nachlassen sondern den zaun stehen ließ, stett das wandl bei der obrigkait gnadt und ungnadt.

Der Balthauser paur hat ein freien weeg hinden auß und ein und mag ihms niemants wehren.

Von der hert wegen: soll ain hert enthalb abhin gehen und die ander herenthalb außgehen.

An st. Georgen tag soll der richter und die geschwornen feüerstett und rauchfang besehen. und ob ein offen oder gwölb zu schwach wehre, soll er disen mit einem schlegl so er mit tregt drei straich geben; felt er so ist er nichts darumb schuldig, bstet er so ist er guet. verrer sehet euch umb, fürrer.

Herrschaft
Rothengrub, Besitzer: Hoyos
Standort
Horn | BH: Horn | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Familienarchiv Hoyos | InvNr.: Perg- und panndating der vesten und herrschaft Rottengrueb | Seiten: 80a-100a |
Herkunft / Fundort
Neusiedl am Steinfeld | BH: Neunkirchen | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1630 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 1: Das Viertel unter dem Wiener Walde (Österreichische Weistümer 7). Wien-Leipzig 1886, S. 129-134, Nr. 26/1 (Edition).

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