St. Ulrich (Wien), Bergrecht des Wiener Domkapitel (1446)

1446 nach Sept. 1.

Hie ist vermerkt des pergs recht in dem Langen und Kurczen Gsto{ess und inn Eckern auf der Schottenwisen dacz Sand Ulrich, und im Mitternhard, und in der Langen mass, das nun ist des erwirdigen capitls dacz sand Stephans kirchen zu Wien. actum anno domini 1446 post Egidii.

Von ersten, so meldent die erbern perggenossen das man alle jar zwai perktaiding su{ell haben, ains des suntags nach sand Jo{ergen tag, das ander des suntags nach sand Larenczen tag, und nach iedem perktaiding
über vierzehen tag ain nachtaiding.

Darnach meldent sie: allen den den ain pergmaister sagt zu dem ersten öder zu dem andern und auch zu dem nachtaiding und das der selben ainer nicht kumpt zu den perktaidingen, ausgenomen er bered sich dan eehafter not, der des nicht t*ut der ist wandels vervallen 12 den.

Darnach meldent si das man dann sol haben drei sprach und vier erber gesworner mann soll seczen zu vierern. der su{ellen alle jar zwen verkeret werden und zwen beleiben, und zwen ander seczen an ir stat. und die selbigen vier su{ellen an dem dritten tag nach dem perktaiding umbsu{enst an den perk geen und su{ellen da selbs besichten und beschawen wes do ain notdurft ist. und sol auch das obgenant capitel und di korherren als perkhern den selbigen hinaus geben ain flaschen mit wein und darzu ain prott.

Darnach melden si das ain ieglicher sol friden nach dem und dan die vierer kreuz aufseczent an dem dritten tag darnach. wer aber des nicht t*ut, der ist wandels vervallen nach ieglichem kreuz 12 den.

Darnach melden si: ob das were das ainer die kreuz mit frevel umbstiess oder mit frevel auszu{eg und wo{elt nicht friden, der ist wandels vervallen nach iedem kreuz, ob er des u{ebervarn wird mit der warhait, 72 den.

Und ob er aber nicht wolt friden, so sol der perkmaister friden und sol von iedem arbaiter nemen 12 den. und von iedem kreuz 12 den.

Darnach so meldent si: ob ainer die vierer widertrib und sprech si hieten nicht rechte march gestossen, es wer an marichen an greben und an wegen oder was des pergs notdurft ist, der ist wandels vervallen nach iedem kreuz dem perkmaister zu seinem tail 6 sol und 12 den. und dem gruntherren 10 tal. den.
ân alle gnad, und ieclichem vierer 4 tal. den.

Darnach meldent si das ain ieglicher nach sand Jorgen tag sol sein arbaiter weisen den rechten weg und steig durch die weingarten auf seinen rainen in und aus. wer aber des nicht tet, der ist dem pergmaister und den vierern von ieglichem arbaiter vervallen als vil er der arbaiter ¡1 hat 12 den.

* Darnach melden si das kainer ainer dem andern in seinen weingerten siczen sol mit seinen arbaitern. wer aber des nicht tet, der sol von ieglichem arbaiter dem pergmaister und den vierern vervallen sein zu wandel 12 den.

Darnach melden si das ain ieglicher der stain klaubt in seinem weingarten, der sol die stain nicht legen auf den rain, er sol sew austragen oder leg sew in seinen weingarten auf seinen grunt. wer des nicht tet, der ist vervallen dem pergmaister als oft er beclagt würdet 12 den.

Darnach meldent si das ain ieglicher wan er zuehawt mit der vastenhawem, das er seinen rain sol raumen mit reben und mit stecken. wer aber des nicht t*ut und ob es der nachtpawr clagt dem pergmaister, als oft er es clagt derselbig ist vervallen dem pergmaister 12 den.

Darnach meldent si das kainer ainer dem andern schaiten sol [eintragen] in seins nachtpawrn weingarten, weder mit reben noch mit stecken noch mit übersticken, in kainerlai schaiten. begreift in aber darüber der pergmaister oder die vierer oder auch ainer der in dem perg hat und beru{eft in, der ist wandels dem pergmaister vervallen 72 den.

Darnach meldent si das kainer ainer dem andern sein stigel sol aufprechen oder dorn fuder nemen seinem nachtpawrn zu schaden und im zu frumen oder abhacken. der ist wandels vervallen von dem gru{enn dorn 12 den. und von dem du{erren dorn 72 den.


Die ander sprach.

Darnach meldent si das nieman das wasser durch kainen rain laiten sol. als oft man das u{eberfu{er hinz ainem, der sol dem gruntherren vervallen sein 5 tal. den.

Darnach meldent si: wann zwen nachtpawrn ain stigel habent, die mag ain ieglicher nachtpawr aufprechen und wider zumachen in baiden ôn schaden, der ist darumb niemant nichts pflichtig.

Darnach meldent [si]: ob ainer ain gr*ub austru{eg in seinem weingarten und dew mit reben wider ausfu{ellet, und wer im derselben reben austregt ee dan si mit erdreich beschu{ett wirdt, ain purd öder mengere, der ist vervallen dem pergmaister von iegleicher purd 12 den.

Darnach meldent si: wan die gr*ub zu mit erdreich beschu{ett wirdet, als oft man dan ainen begreift mit ainer purd reben, der ist vervallen dem gruntherren und dem pergmaister 6 sol 12 den.

Darnach meldent si auch das kainer dem andern sein zagelstöck
öder ander stöck aufheben sol. wa das hinz ainem ervarn wird, dem sol der pergmaister nemen alles das er umb und an hat und sol in antwrten dem statrichter als ainen schedlichen man. und ob er dem pergmaister zu stark wer und ru{eft er die nachtpawrn an, wer denn nicht kem zu dem ersten ru{ef oder zu dem anderm oder zu dem dritten, der sol wandels pflichtig sein dem gruntherren ôn alle gnad 10 lib. den.

Darnach meldent si: wer gra{eb aufhebt oder zagelstokch oder ander fru{echtig stöck, der ist vervallen dem gruntherrn und dem pergmaister 6 sol 12 den. und sol dann der pergmaister denselbigen da hin antwurten wo und er dann da pillichen hin ze antwrten ist.

Darnach meldent si: wer marichstain ausgru{eb oder ausw{erf in frevel, der ist wandels dem gruntherren vervallen 5 tal. den.

Darnach meldent si: wer marchstain seczen wil, es sei zu weg oder zu rainen, oder aber weingerten tailen oder scheczen wil, das sol mit dem pergmaister und den vierern geen. wer des nicht tett, der ist wandels vervallen dem gruntherren 6 sol 12 den.

Darnach meldent si das kainer ainer dem andern sein erdreich nicht nemen sol weder an dem rain noch aus seinem weingarten. wer aber des nicht tett und des dann ubervarn wirdet, der ist wandels vervallen dem gruntherrn 6 sol 12 den. und nach iedem kreuz dem pergmaister und den vierern 12 den.

Darnach meldent si: wer des pergmaisters und der vierer bedarf, der sol in ir gerechtikait geben. aber der daig der da vellig wirdet nach irer beschaw, der sol dem daigen sein g*ut herwider geben und sol aften des wandels vervallen sein dem gruntherren 72 den.

Darnach meldent si: wer der ist der mit frevel in den perg geet mit wêrhäfter wer, der sol wandels vervallen sein dem gruntherren 10 tal. den. und all die im des helfend aller irer were die si in den perg pringent, es sei harnasch swert armbst spiess etc. und ob es zu schulden kem das er dann die daigen nicht mo{echt behentligen, so sol er anru{efen all die daigen die er in dem perg mag gehaben; und wer der were der darinn nicht hilfleichen were, der ist vervallen dem gruntherren und auch dem pergmaister und den vierern nach dem ru{efen 72 den. wer aber das er zu dem dritten ru{ef nicht kem und sich darumb nicht mo{echt ausgereden eehafter not, der ist vervallen dem gruntherren 5 tal. den.

Darnach meldent si daz ain ieglicher sein wändelstat dem andern ungeirret lassen sol, es sei mit mist oder in dem lesen oder mit stecken oder mit ander notdurft. wer des nicht tet, der ist wandels vervallen dem pergmaister 72 den.

Darnach meldent si: wer aber das das ainer mit frevel die wendelstat innhiet und ainem andern nicht raumen wolt, so sol im der pergmaister sein g*ut in verpot legen als lang unz das er genüg tu{et nach des pergmaisters und der vierer rat was schaden beschehen ist.

Darnach meldent si das man kainen ungewendlichen graben nicht graben sol dem weg zu nahend oder das der weg davon geengt wrde. und wer [der] were der das u{eberfu{ere und ob iemant da von schaden neme, das sol er im widerkeren nach des pergmaisters und der vierer rat und sol darumb dem pergmaister und den vierern zu wandel vervallen sein 24 den.

Darnach meldent si das kaine in den weingerten nach sand Jorgen tag grasen gen sol noch auf den rain. und wan der pergmaister und die vierer oder wes der weingarten ist der aine begreift, so sol er ir das t*uch und die sichel nemen und sol das dem pergmaister antwurten, und das pfand sol der pergmaister ôn aines willen nicht ausgeben dem die scheden geschehen sint.


Die dritt sprach.

Darnach meldent si: wer ainem ainen gru{enn paum abschlecht öder ausgrebt, der ist vervallen dem pergmaister umb den gru{enn paum 72 den. und sol auch dem gn*ug t*un des der paum gewesen ist nach des pergmaister und der vierer rate. und umb den du{erren paum ist er vervallen dem pergmaister zu wandel 12 den.

Darnach meldent si das man hu{eter seczen sol nach des pergmaister und der vierer rat und mit ettlichen perggenossen, was man der gehaben mag.

Darnach meldent si: wan derselb hu{eeter geseczt wirdet in die hu{eet und das er die hüetseuln aufseczet, so sol er fürbasser nimer hawn. und sol auch von seinem aigen gu{et den hu{ettenpaum kaufen und sol dan den steen lassen unz er selber nidervellet. und wer der were der den hüttenpaum ausgru{eb oder abhacket, der sol gefrevelt haben und das wandel sol sein 6 sol 12 den.

Darnach meldent si wan der hu{eeter in oder aus gen sol. er sol ausgen vor der sunn aufgank und nicht haim geen unz dacz der sunn undergang ist. und sol auch kain weinper aus der hüet nicht tragen; wirdt er begriffen damit, so sol man in antwurten dem pergmaister.

Darnach meldent si das kaines hüeter weib noch diern zu im in die hüet nicht gee. auch sol der hüeter in die hu{eet tretten wan im der pergmaister und die vierer sagent. und sol auch der selb hüeter nicht gemainschaft haben mit den andern hüttern. und ieder hüeter sol nicht mer inn haben den ainen hu{ettpaum. und wer der stu{eck ains oder menigers nicht hielt, der ist dem pergmaister und den vierern wandels vervallen als oft er das u{ebergeet dem pergmaister 24 den. und iedem vierer 12 den.

Darnach meldent si das kain hüeter kain potting auf kainem rain in die weingarten nicht walgen sol, si sein gelesen oder nicht gelesen, darumb ist er wandels vervallen dem pergmaister und den vierern 72 den. und sol dann dem er schaden hat getan nach des pergmaisters und der vierer rate abtragen.

Darnach melden si: all die pergrecht pflichtig sind, die sullen das geben vor dem perg ob das ist das der pergmaister gegenwrtig ist. wer aber das daz er nicht da were, so sol er ims giessen in sein selbs assëch und sol im auch das seczen in seinen weingarten innerhalben seins frids. wer aber das im sein assëch damit zeprochen o{eder verlorn wird, so sol im das der pergherr wider keren nach rat der gesworn des pergs.

Darnach meldent si: wer das pergrecht mit frevel fuder fu{eret, der ist vervallen dem gruntherren 5 tal. den. und, dem pergmaister und den gesworn uber den perg iedem 6 sol 12 den. und das pergrecht dem gruntherren dennoch pflichtig voraus ze geben.

Darnach meldent si das die vierer gehorsam süllent sein zu ainer gemainen notdurft dem gruntherren und dem pergmaister. und wer sich mit frevel da wider seczet und in ehaftige not darinn nicht irret, der sol wandels vervallen sein 12 den.

Darnach meldent si: ob ainer ainen weingarten ainem pawt ôn seinen willen und in im mit frevel vorhielt und vor dem gruntherren beclagt wrde, der sol vervallen sein dem gruntherren 10 tal. den. ze wandel und iedem vierer für das frevel 6 sol 12 den. und dem pergmaister auch alsvil, und der grunther den selben weingarten in welchem paw und er in vindet disem antwurten und nichts pflichtig sein widerzukern was man darin gelegt und verpawt hat.

Darnach meldent si: ob ainer ainen weingarten urpaw ligen liess und nicht snit, so sol sich ain grunther des andern jars des grunts underziechen und pawn; doch ausgenomen ob iemant kem der rechter erb darzu were in jar und tag und weiset das nach des landes recht, den sol er das geniessen lassen und sein erb wider antwrten, in der mainung das er des g*ut das er dan darin gelegt hat unschadhaft beleib, und mit der vierer rate die u{eber den perg geseczt sind etc.

Darnach meldent si: ob ainem pergmaister ain weingarten zu reis gesagt wurde und sich der pergmaister des weingarten underzu{eg ôn des gruntherren willen und wissen, der sol gefrevelt haben und sol vervallen sein dem gruntherren mit leib und mit g*ut auf gnade.

Darnach meldent si: ain ieglicher man der in dem land ist und erb kauft oder freunt darzu wer oder im mit gescheft zupu{eret und in jar und tag nucz und gwer nicht empfieng, das selb g*ut ist dem gruntherren vervallen auf gnad. und ob ain man verkauft und im der verkaufer nicht vertigung t*un wölt, der sol wandels vervallen sein dem gruntherren 6 sol 12 den.

Es sol auch ain gruntherr ainen erben der ain rechter erb sei von vater und von mu{eter nucz und gwer seczen umb zwen den., aber von anerstorben und geschaftem g*ut sol man dem gruntherren geben 72 den.

Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Stadtarchiv Wien | InvNr.: Papierhs., Sign. 121, Nr. 18 | Seiten: 367a-369b |
Herkunft / Fundort
St. Ulrich | BH: Wien | Bundesland: Wien |
nähere Angaben
exaktes Datum: 1. September 1446 | Entstehung: 1446 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 4: Nachträge. Register. Glossar. (Österreichische Weistümer 11). Wien-Leipzig 1913, S. 124-129, Nr. 39 (Edition).

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