Herrschaften des Johann Septimius Herrn von Liechtenstein (Herrnbaumgarten), Weingartenordnung (c. 1580)

Ich Hanns Septimius herr von Liechtenstain von Niclspurg, herr auf Herrn-Paumbgarten etc. thue allen denen so in meinem gebiet weingärten haben, zu wißen: nachdem ich in glaubwürdige erfahrung kommen in was großem abfall das weingartpaw wegen der großen unordnung, unfleiß und untrew so bei paw deßelben gebraucht würdet kombt, sich mir aber von obrigkeit wegen, zue steur der billichait und gerechtigkeit, auch aufnemung meiner underthonen und meniclichen so under mir weingarten haben nutz, gebüren will gedachtz übl abzustellen und auch dißfalls billicheit, trew und vleiß zu befürdern und alles in richtige ordnung zu bringen: also hab ich deßen zu volziehung volgende mittl und weeg fürgenomben. ist derwegen hiemit an meine underthanen und meniclich so under mir iezt oder kunftig weingarten haben oder haben werden mein beger das si disem allem bei der pflicht damit si mir solcher grünt halben zugethon sein, mit vleiß nachkommen.

Und fürs erste so setz und ordne ich das uber iedes gepürg ein sonderbarer pergmaister, welcher ein erbarer aufrichtiger der weingartarbait kundiger mann so mit anderer weingartgepaw unbeladen seie, gesezt werde. der soll fürnemblich auf dise mein ordnung acht geben und die bei dem ait den er wie zue ent volgt schweren solle, hanthaben. demselben soll auch für sein bemüehung ie von ainem viertl weingarten deßen gebürgs darüber er gesetzt ist ain innwohner jährlichen ain creuzer, ain außwendiger, bürgknecht und innleit aber jährlich drei creuzer allzeit auf Michaeli raichen und geben. und solches gelt sollen die hüeter neben irem lohn den bergmaistern einzubringen schuldig sein. wo aber ainer ie dem bergmaister den lohn fürhalten wurde, so hat er macht demselben so lang die fexung zu verbieten biß er zufriden gestellt ist.

Auß den bergmaistern soll einer für einen obristen bergmaister uber die andern all gesetzt werden.

Und dieweil innhalt der alten bergthädingbüecher in allen pürgen freiung ist, wo dann hierwider ainer den andern uber ainen rain oder stigl flüchtig tribe und im nacheilete, so oft er im uber ein stigl nachkombt soll er allweg dem richter zue wandl sein 72 den und nit mehr.

Gleichwohl, wo ainer von seinem schuldner in ander weg uber beschehene clag nit bezalt werden möchte, so mag er ine vor dem bürg durch den richter mit allen seinen früchten verbieten. hielte alßdann derselb nit stark gehorsamb sonder zug fort, ist er verfallen 32 fl., und alß oft er verrer für ein stigl füere 5 sol 2 den, alles deß herren genad.

Die weingartarbait, als schneiden rebklauben vastenhawen stekenschlagen das jathawen binden heken und bogen anziehen panthawen abgipfeln und abraumen grueben und all andere dergleichen arbeit, soll ein ieder, so wol der so im selber alß der einem andern pawt, zue rechter zeit vleißig und trewlich verrichten.

Damit aber daßelb also beschehe, so sollen die bergmaister zue ieder arbeitzeit wochentlich zwier ein ieder sein gebürg mit allem vleiß durchgehen und so wol auf die welche inen selbs alß auf die so andern pawen sehen, damit si wie obgesezt ir arbait verrichten. finden si aber hierinnen mängl, da sollen si straks zue dem obristen bergmaister gehen ime die ubl arbeit anzaigen; der solle alsbalt noch zwen bergmaister zue sich nemben, hinauß gehen, die arbait besichtigen, und wo ers unrecht oder untrewlich befunde straks one alles ansehen der person nach glegenheit der ubeln arbait und deß verbrechens creuz schlagen und den verbrecher alßbalt durch gerichtz hant mit ernst dahin halten laßen damit er dem bergmaister so uber das selbig gepürg gesetzt ist die verfallen straff innhalt der creuz, alß nemblichen von iedem ein groschen, erlege. doch hat der macht dem die creuz geschlagen sind, im faal er ime unrecht beschehen sein vermaint, uberbeschaw an richter und burger zu begern; deren soll ime auch durch si, doch gegen erlegung durch den ungrechten deß bschawgelts, statt gethon werden. es soll auch der so also sein arbeit ubl oder zue unrechter zeit verricht (unangesehen das er dem bergmaister sein straff erlegt), nichtz weniger auch schuldig sein dem bawherren seinen schaden gnuegsamb nach erkanntnuß der bergmaister abzutragen. und soll iedes orts obrigkeit dem bergmaister und auch pawherren zue dem irigen alles ernsts verhelfen, es sei ob si auf deß so inen dermaßen was verwurcht, leib, guet oder bürgen stellen oder aber inen die vexung vorhalten so lang bis si zufriden gestellt sein.

Neben dem sollen auch bergmaister auf die hüeter ier vleißig aufsehen haben, damit si ir huet trewlich und vleißig verrichten.

Wurden si aber hierwider die bergmaister verdächtlich und nicht alles vleiß und ernsts verhalten, also das si irgents aines mit der straff verschonen oder sonsten nicht vleißig nachsehen wolten, befunde sich das bergmaister in den nägsten vier tagen die untrew arbait nicht wargenomben oder si wie obstehet nicht angezaigt hette, soll alsdann dem pawherren bevor stehen bei seinem weinzierl oder aber dem bergmaister seine schäden zu bekommen.

Es sollen auch die weinzierl schuldig sein, wie sie die bestant der zeit nach einander annemben das si auch also ieren pawherren ie von dem si den ersten bestant haben sein arbait am ersten verrichten und, sie haben ime dann sein arbait an ein ort gebracht, außer seinem willen keinem andern arbaiten.

Damit auch hierinnen den bergmaistern durch niemants kein irr beschehe oder aber si spöttlich und schmächlich gehalten werden, soll innen iedes orts obrigkeit gueten ruken ernstlich halten.

Und auf das ie diese ordnung umb sovil baß gehanthabt werde, so solle zue Poystorff der ratsfreunt ie drei und drei allezeit auf Georgii, Johannis und Laurenti iedes pürg mit vleiß durchgehen und alle arbait wie obstehet ob si trewlich und vleißig verricht nachsehen, und wie si es befinden mich oder meinen verwalter berichten.

Verrer soll auch kein bestantman seinem pawherren wann er nun die weingartarbait angefangen, er habe dann dieselbig völlig biß zue ent verricht, aufsagen oder von der arbait wider seinen willen abstehen. darob soll iedes orts obrigkeit mit ernst halten.

Dergleichen sollen auch die bstantleut schuldig sein iren pawherren die durch platzregen oder in ander weeg verschlembten grueben wider zu raumben, doch das sich der pawherr nach billichen dingen derwegen von newem mit seinem bestantmann vergleinche.

Wo einer einem arbaiter ain tagwerch hinauß lihe und derselb arbaiter ainem andern vor abdienung deß verglichenen gelts an die arbait gieng, so mag ime der welcher ime das tagwerch fürgelihen an der stigl oder vor einem vallthor wol fürwarten und ime die hawen ab der achßl nemen, derwegen ist er weiter niemants nichtz schuldig; und ist nichtz weniger der so die arbeit versprochen und nicht gehalten seinem schuldiger sein gelt widerzukeren oder aber abzudienen verbunden und noch darzue dem bergmaister zu wandl 12 den.

Wo auch einer dem andern ainen arbaiter auß dem weingarten nämbe oder sonsten abredet, der ist zu wandl 6 sol 2 den.

Und nachdem bißhero große staigerung mit dem taglohn wider die billicheit beschehen, so setze und ordne ich das hinfüro allezeit auf Johannis in weihennachten richter und burger zue Poystorff sich eines gebürlichen zimblichen taglohns, baides zur dörr und mit der speiß, nach glegenheit deß jahrs auf die weingartarbait vergleichen.

Wer alßdann ainem arbaiter mehr dann das gesetzt taglohn ist gäbe, der soll so oft ers thuet dem bergmaister zue straff 72 den verfallen sein. gegen einnembung solches taglohn soll ein tagwercher schuldig sein von Georgii biß Laurenti früe umb vier uhr in weingarten und vor siben uhr nit wider darauß zu gehen, ime auch zum mittagmal eßen und hawerrasten uber ein stunt nicht nemben.

Dagegen wo ein arbaiter einen lohn trewlich verdienete und ime derselb zue rechter weil und zeit nicht geraicht und geben wurde, das der arbaiter dem bergmaister uber den schuldiger claget, so mag der bergmaister wie obberiert dem arbaiter seinen lohn geben und soll entgegen der schuldiger verbunden sein dem bergmaister sein gelt und noch sovil darzue zuezustellen und der schuldiger, er habe dann den bergmaister gehörter maßen zufriden gestellt, ehe seinen weingarten nicht lesen oder andere frücht darauß einfexnen dörfen.

Verrer soll auch menniclich ainer den andern one schaden halten, sein stigl zuemachen und verfriden, damit zwai gespannte roß nit hinein mögen. thäte aber einer daßelb nicht, dardurch schaden beschehe, soll er schuldig sein den schaden dem er beschehen abzutragen und noch darzue dem bergmaister straff 72 den zu geben.

Nach s. Georgen tag soll auch niemant in gebaute weingarten grasen gehen. wer darwider thäte, ist dem bergmaister pfantmässig.

Dergleichen soll auch keiner kein hunt mit sich gen weingarten laufen laßen nach s. Lorentzen tag so lang biß das völlig lesen fürüber ist. wer hierüber betretten wurde, solle dem so in also findet drei creuzer verfallen sein. findet man aber ainen bei der nacht, ist derselbig in doppelter straff und noch darzue den schaden widerzukeren und zu bezalen.

Wo ein nachpar dem andern zue weingart ainen stok durch einen rain zug, geschähe es bei tag so ist er dem bergmaister verfallen sechß schilling 2 den, geschächs bei der nacht so ist er in deß herren genaden straff.

Wo auch sonsten ainer dem andern bei tag zu schaden in seinem weingarten gieng und darob begriffen wurde, derselb ist dem bergmaister zu wandl 6 sol 2 den; geschäch das aber bei der nacht, so ist er in deß herrn genaden straff und noch darzue dem der schaat beschehen denselben abzutragen schuldig.

Doch wo ain raisender durch ein gebürg gieng und rüefet dem hüeter dreimal und kunt in nicht errüefen, so mag derselb in ein weingarten gehen und ein weinber, 2 oder 3 und nicht mehr abbrechen, dieselben eßen und das warzaichen under den stok legen; wo dann der hüeter darüber käme, so ist er nichtz schuldig. nämb er aber mehr, würdet er pfantmäßig.

Also soll auch kainer dem andern seine pogen aufheben, sonder wer darwider betretten wurde soll alß dann der einem andern sein guet entfrembdet gestrafft werden. gleicher gestalt will ich auch verbotten haben das hinfüro, wie bißhero beschehen, niemants kainen weinsteken, er seie kurz oder lang, noch weinreben auß den bestantweingarten, wenig oder vil, trage. wo aber einer darüber erfahren, alß oft er sich hierwider vergriffen soll er dem bergmaister 6 sol 2 den verfallen und noch darzue dem so er also zu schaden gewesen den schaden abzutragen schuldig sein.

Es soll auch kainer kain weinbeer uber velt zu verkaufen ehe das lesen völlig volnbracht außtragen. wer darwider thäte, er trüeg wenig oder vil, so ist er halb dem anzaiger und halb dem bergmaister verfallen.

Wegen der weingarthüeter und huet soll es also gehalten werden: erstlich sollen allzeit auf Laurenti die hüeter bestellt und darzue guet er- bar vleißig und wolverhalten leut genomben werden. deren ieder soll auch alßbalt er die huet angenomben sein zaichen aufsteken, damit das man erkenn künn das er im pürg seie.

Verrer soll er sich also verhalten: zu rechter weil und zeit in sein gebürg und wider drauß gehen; beim fallthor zue seinen gesellen kommen und mit inen zum richter gehen; die huet aufs trewlichist und vleißigist verrichten; niemants zue weingarten schaden thuen oder seine frücht entragen laßen; auch ob das gepürg gar biß an drei weingarten abgelesen, derselben so wol hüeten als ob das gebürg noch ganz unabgelesen were.

Item, sollen si auch nit gestatten das man ungewonlich steig und stigeln zwerchs durch die weingarten oder auch sonsten mache, dardurch schaden beschehen möchte.

Dergleichen sollen si weder weinbeer pfersich noch nuß verkaufen oder auch most machen; und darzue keiner seinem potten der ime eßen zuetrüege ins pürg nicht laßen sonder zue ime umb die speiß fürs pürg komen; ime auch weder weinbeer nuß noch pfersich geben oder nemben laßen.

Für solches ist man schuldig ainem hüeter ain innwohner von einem viertl ain kreuzer, ain außwendiger aber 10 den zu geben, und solches soll dem hueter vor dem weingarten bezalt werden. thate es ainer nicht, so mag in der hueter darumben woll pfenden.

Es stehet auch den Poystorffern bevor: dieweil si alle freiung haben dieselben zu lesen wann si wellen, auch gemainclich ehe das rechte lesen fürgenomben würdet mit dem lesen und verkaufung deß mosts beschehen thuet, so soll ein ieder wohin der zehent gehörig sich bei den zehentern anmelden, damit neben demselben maisch underschlaif verhüet werde. wann dann hernach das völlig lesen fürgenommen, soll es wie ietzvermeldt mit anzaigung deß maisch, damit der zehent genomben werden möchte, gehalten werden.

Disem und allem anderm so zue aufnemung deß weingartpaw auch gemainem nutz und frommen tauget, sollen meine unterthonen und auch andere so under mir weingarten haben mit allem vleiß und trewen nachkommen.

Doch behalt ich und meine erben unß bevor dise ordnung zu mindern, zu mehren oder gar zu verkern, auch die straffen so ich wie zu sehen ir ettlichen glassen wider an uns zu nemben.

Und damit meniclichen dise meine ordnung und satzung kunt und unverborgen seie auch sich ein ieder darnach zu richten habe, so will ich das, wann hinfüro ein frembder weingarten under mir kauft, ime alßbalt vor aufgebung deß weingartens dise ordnung durch die bergmaister fürgehalten werde und er derselben nachzukommen anglobe; alß lang einer das nicht thete, solle ime der weingarten nicht aufgeben werden.

Ich will auch verrer das hinfüro jährlichen zwier, als Georgii und Laurenti oder wo es denselben tag unwetterlich were den negsten sontag hernach, an dem gewonlichen ort das pergthading offentlich gehalten werde. da soll neben verrichtung anderer pergthädingssachen dise mein ordnung offentlich verlesen werden und vor verlesung durch den gewohnlichen ruef meniclich darzue verkündet werden; wo dann einer uber den beschehenen ruef, außer sonderer ehehaften, außblibe, ist er dem richter verfallen 12 den. alda sollen bei dem perkthäding die berkmaister wie obvermeldt auch fürbringen wen si biß dieselb zeit hero diser meiner ordnung zuwider befunden und wie auch sonsten diser ordnung gelebt werde, welches alßdann verrer die perkthaidingsleut mir warer fürbringen sollen.

Der ait welchen ain ieder pergmaister wann er zue seinem ambt antritt thuen oder wo er in gethan darauf bei den bergthadingsleuten vergreifen solle: Ich N. schwere zue gott dem allmächtigen: nachdem ich durch ein ersambe burgerschaft und ganze gemain zue Poystorff zue einem bergmaister fürgenomben bin, das ich demselben ambt meinem besten verstant, vleiß und vermügen nach nachkommen, alles das so mir gebüert vleißig volnziehen, sonderlich aber damit die weingartarbait zu rechter zeit trewlich und vleißig verrichtet werde nachsehen, auch ob der weingartordnung alles vleiß und ernsts halten und hanthaben und alles anders thuen will so seiner genaden und einer ersamen burgerschaft auch gemain und meniclichen zue aufnemung deß weingartpaw am nutzlichisten sein würdt, wie sich das meinem ambt nach gebürt, verrichten will, als wahr mir gott helf.

Deß zue urkunt und mehrer bewehrung meines entlichen willen und mainung hab ich Hannß Septimius herr von Liechtenstain von Niclspurg auf Herrenpaumbgartten etc. dise weingartordnung mit meinem hiefürgetrukten pettschaft und aigner hantunderschrift verfertigt.

Standort
Wien? | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Familienarchiv Liechtenstein | InvNr.: Papierhs. (Ende des 16. Jhs.) |
Herkunft / Fundort
Herrnbaumgarten | BH: Mistelbach | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1575 - 1585
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 4: Nachträge. Register. Glossar. (Österreichische Weistümer 11). Wien-Leipzig 1913, S. 199-204, Nr. 61 (Edition).

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