Baumgarten (Wien), Bergtaidingsbuch (1578)

1578 April 11.

Pergdaitungsbuch am untern guet zu Paumbgartten, datirt den 11. april 1578.

Wir Johann Casper von gottes gnaden bischove zu Wienn bekennen und thuen kunt meniglichen mit diesem brief: alß für uns erschienen sein die ehrbarn fürnehmen N. richter und gemain zu Paumbgartten am unternguet
[und] unß durch ein supplication fürgebracht waß massen innen durch daß ganze jahr, fürnemblich wan die gewöhnliche weingartarbeit angehet, mit verprechung des gebürgs recht und gewohnheit groser nachtheil und unordnung durch die berggenossen sowohl als durch daß ledige gesind, dan auch durch die außländischen gleichfals, als [die] in der nachbahrschaft daselbst zu Paumbgarten ligend haben, beschicht; und obgleich solche verbrecher und schädliche leüt oftermahlen mit glimpfiger beschaidenheit angeredet und gebetten werden männiglichen ohne schaden zu sein, so hab solches nit oder gar selten statt; derohalben gedachte angesessen zu Paumbgartten ein mehreren ernst fürzunemen gedrungenlich verursacht werden. batten unß demnach unterthäniglich, die weil daß bißthumb Wienn derselben orten, alß nemblich in den Obern und Untern Waidthausern auch in der Scheiben ordenliche gruntobrigkeit ist, dann so wollen wir gleichfahls die rieden Ober- und Unter-Pfaffenberg, die der pfarr St. Veit unser lehenschaft angehörig, in gleicher dieser unser aufgerichten ordnung begriffen haben, daß wir als gruntherr zu künftiger nachrichtung ain bergthaidung bewilligen und aufrichten wollen, damit sie sich desselben hinfüro behelfen und also gegen denen muetwilligen verbrechern ein gleiches recht gegen dem reichen wie gegem armen füg- lich halten und ergehen lassen möchten. wan wir dan solch ihr zimblichs begehren für billich und ein sondere nothdurft geachtet, in erwegung daß solches zu erhaltung gueter ordnung [dem] aigen zu guten angesehen, haben wir ihrem begehren nach angeregts bergdaitung verwilliget, welche von wort [zu wort] lautet wie hernach volgt:


Die erste sprach.

Zu merken daß die ehrbar nachbarschaft zu Paumbgartten auf dem unternguet haben angezaigt und verordnet daß man solle halten ein offen bergdating acht tag vor oder acht tag nach Unser lieben frauen himmelfahrt. darin sollen drei sprach gehalten werden. man soll auch vier ehrbare geschworne vierer machen. und wer denselben widerspricht, der ist zu pen verfallen dem gruntherrn von ieden vierer fünf pfunt pfennig.

Item, wer gesteckte creüz fräventlich außwirft, der ist zu pen verfallen von ieden creüz zwenundsiebenzig pfenning.

Es haben auch die ehrbarn berggenossen erkönt: welcher ein markstein außgräbt, daß man an die selb statt ein grueben mach und den thätter mit dem kopf unter sich darein thue, die grueben mit erdreich wider zufüll und in darin so lang lasse biß er sich selber ledig. wo ihme aber einer hülfe und daran begriffen oder überwiesen würte, deme soll der bergmeister den lantgericht als einen schädtlichen mann überantworten.

Welcher einen marchstein oder march one beisein und wissen der vier gschwornen setzt oder steckt, der ist zu pen verfallen von ieden stein oder march zwenundsiebenzig pfenning.

Welcher einen weingarten theilt one wissen des bergmeisters und der gschwornen vier, der ist zu pen verfallen von ieder persohn zwenundsiebenzig pfenning.

Es soll keiner daß wasser durch des anderen grunt laiten. welcher aber daß überführet, der ist als oft zu pen verfallen fünf pfunt pfenning.

Item, welcher bogen, zöglstöck oder ander weinstöck dem andern auß seinem weingarten außhebt, wan der begriffen, soll man in ganz abziehen und dem richter überantworten. und wo er dem bergmeister zu stark wirde und er seinen nachbahrn umb hülf anruffe, welcher dan auf daß erst, ander, dritt beruffen ime nit zu hülf käme, der ist der herrschaft zu wandl verfallen fünf pfunt pfenning.

Item, welcher dem andern einen baum, er seie fruchtbahr oder unfruchtbar, abhaut, als oft er daß thuet ist er zu pen verfallen sechß schilling zwölf pfenning.

Welcher mit gewerter hant, schwert, ainer prustbüchs oder spieß seinen feint sucht und in dem weingebürg beschädigen wolt, den soll man alß einen schädlichen mann fänglichen annnemben und dem bergrichter
überantworten, der mag waß er umb und an hat von ime nemen und im verer dem lantgericht als einen schädlichen mann überantworten.

Welcher von seinen weingarten die gruntdienst, bergrecht und dergleichen zinß in dreien jahren nit außricht, so ist alsdan derselb weingarten dem gruntherrn als vermant guet, doch auf gnadt, haimgefallen.

Welcher die gewöhnliche verfridung, gräben und zäun, zerbreche oder zu fast niedertruckt ime [zu guet], der nachbahrschaft und der ganzen gmain zu nachtail, daß die vier gschworne also erkennen mögen, derselbe ist den gruntherrn zu pen verfallen fünf pfunt pfenning und soll nicht minder den schaden in vierzehen tagen zu wenden schuldig sein, wo er daß aber nit thuet zweifache straff bezahlen.

Item, welchen der bergmaister vordert zu dem bergdatung, der soll selbst kommen oder seinen scheinpotten schicken. welcher darwider thuet, ist zu pen verfallen zwenundsiebenzig pfenning.

Item, es soll keiner stein oder reben auf die rein legen, und ein ieder berggenoß in der vasten nach dem grueben seinen rein abraumen welcher daß nit thuet, ist zu pen verfahlen zwölf pfenning.

Item, es soll ein ieder weinzierl seinen knechten untersagen daß sie in andere leüt weingarten nit sitzen, nidertretten oder ander ihr sach darein legen bei der pen von iedem arbeiter zwölf pfenning. wo er ihnen aber daß untersagt, ist er nichts schuldig.

Item, welcher weinzierl durch einen fremden weingarten gehet, als oft er daß thuet ist er für sich [und] einen ieden knecht so mit ihm gehet zu pen verfallen zwölf pfenning. gehet aber der weinzierl den rechten weeg und der hauer von der nahent wegen durch einen fremden weingarten, so ist alsdan derselb sein hauer zu pen verfallen zwölf pfenning.

Item, welcher in seinem weingarten bogen einlegt und ein ander hebt ihn die auf, der ist zu pen verfallen sechs schilling zwölf pfenning. sein aber dieselben bögen mit dem erdreich bedeckt, so soll man den der sie aufhebt dem bergmeister überantworten, der soll ihm waß er umb- und anhat abziehen und alßdan dem richter als einen schädlichen mann uberantworten.


Die ander sprach.

Item, welcher dem andern sein erdreich und mist aufhebt und nimbt, der ist zu pen verfallen fünf pfunt pfenning und nichts minders dem andern seinen schaden zu bezahlen schuldig nach rath des bergmeisters und der vier gschwornen.

Ein ieder weinzierl soll seinen hauer untersagen daß sie in ander weingarten nichts unsaubers werfen, legen oder thuen.

Welcher in dem lesen auf ein tag zum ersten auf eine gemaine wandlstatt kombt, der mag desselbigen tags darauf bleiben. hat er aber ein aigne wandlstatt, so mag man ihn wohl von der gemeinen wandlstatt treiben.

Item, wer ein düres gereüt abhaut [ihm] zu guet und seinem nachbarn zu schaden, der ist zu pen verfallen zwenundsiebenzig pfenning.

Item, die vier gschwornen sollen nach dem bergdädung ân alle belohnung, allein zu hanthabung des berggerichts auf die pürgen [gehen], dieselben nothdürftiglich besehen an wegen wandlstetten gräben und dergleichen nothdurften, wo sie also mangl und unrecht arbeit funden, dasselb aufstecken. soll man alßdan die schäden und mängl in dreien tagen darnach wenden. welcher aber solchen schaden nit wendet, so soll und mag alßdan der pergmeister alßdan denselben wenden, wo er eines arbeiter bedarf zwen nehmen; und der so den schaden zu rechter zeit nit gewent soll dieselben bezahlen und nichts weniger nach iedem arbeiter zu pen verfallen sein zwölf pfenning.

Item, alle lucken an zeinen, gräben und steiglen sollen in dreien tagen nechst nach gehaltener beschau der gschwornen vierer widerumb zugemacht werden. welcher aber daran saumig wird und der pergmeister dieselben zumachen liesse, soll der ungehorsamb in die straff und besoldung geben und bezahlen wie oben vermeldet ist.

Item, es soll niemant nach Laurenti tag in den weingarten auf derselben rein graßen. wer aber darüber befunden wird, den soll man die sichl und tuech nemben und daß dem pergmeister überantworten.

Welcher dem andern sein weinstecken, pand oder anders stilt, den soll man dem pergmeister überantworten, welcher ihm waß er umb und
[an] hat abziehen und verer dem lantgericht alß einen schädlichen mann
überantworten soll.

Item, welcher dem andern zu nahent raint, daß pergmeister und die gschwornen darüber geführt sollen werden [und] erkennen, der soll dem andern den schaden abtragen sambt bezahlung der beschau.

Item, welcher dem andern unter seinem rein sein weinstock in des anderen weingarten ziecht, den soll man alß schädlichen mann fenklich annemben und dem richter überantworten.

Es soll niemand überstickl die länger dan ainer daumellen auß den weingarten in sein hauß tragen. welcher aber daß übertrit, der ist als oft zu pen verfallen zwölf pfenning.

Item, welcher dem andern weinstock entfrembt, den soll man als einen übelthätter gefänglich annemen, und hat iedermann gewalt hant an ihm zu legen.


Die dritte sprach.

In dieser sprach haben die perggenossen virgenomen daß man soll hüeter der weingarten setzen und denselben befelchen wie sie sich halten sollen. und solches soll beschehen durch die pergmeister mit wissen und willen der perggenossen und vier gschwornen.

Item, die hüeter sollen tretten in die huot nach befelch der pergmeister und sollen angelüben ihr huet treülich zu verrichten, wie von alter löblich herkomen. und ein ieder hüeter soll in seiner huet allein hüeten und nicht gesellschaft oder frauen an sich henken. er soll auch sein leibs nothdurft mit ihme in die huet tragen, darin tag und nacht hüeten und darauß nit gehen. und alß oft der pergmeister in die huet kombt, in rufft und nit findt, so ist der hüeter zu pen verfallen zwölf pfenning. und wann der hüeter einen menschen in einen schaden ergreift, den soll er dem bergmeister überantworten, der mag ihn waß er dan [umb] und an hat abziehen und verer dem richter überantworten.

Item, man soll von einen ieden viertl weingarten dem hüeter für tag- und nachthuet geben zwölf pfenning.

Die hieter sollen mit allem fleiß auf die lößkörner ihr aufmerken haben und dieselben nit lößkörnen lassen. wo sie aber deß wurten überfahren, und daß sie solche lößkörner den perkmeister nit überantworten, so soll man den hüeter an ihrer statt straffen.

Welcher hüter durch den perkmeister oder durch die perkgenossen alß unfleissig gespüret und gefunden wird, den mag man zu hand urlauben
ôn alle belohnung.

Wo einem in seinem weingarten ein schadt beschehe und der hüeter verschwig den, oder des der weingart ist würde solches schadens ehe dan der hieter gewahr, so soll der im dem schaden ablegen. wo aber der hüeter ime zuvor den schaden anzeigt, so ist er nichts schuldig.

Ein hüeter der in ein leithauß kumbt soll nit mehr dan ein seitl wein trinken. wo er aber wolt sitzen, so soll ihm der leitgeb weiter keinen wein geben; thuet er eß, ist er zu pen zwölf pfenning verfallen. wo aber der hüeter in mehr offen tafern gieng und nit an einer statt bleiben, alß oft er daß thuet soll er desselbigen tags zu pen verfallen [sein] ain schilling pfenning.

Eß soll auch kein hüeter wan er in daß aigen gehet weinbeer, pfersich oder andere frucht wan die zeitig sein nit mit ihm tragen. wo er die aber in ein hauß eintragt und die ainwohner solches verschweigen, sollen sie in gleicher straff mit dem hüeter sein.

Welcher freventlich daß pergrecht von dem berg hinweg führet ohn des pergmeisters willen, wo er den begriff in dem berg mag er ihm dasselb auß dem vaß nemen, ist er aber auß dem pergrecht, zweifach zu bezahlen, und dem gruntherrn umb den frävel fünf pfunt pfenning auch zu bezahlen sein.

Eß soll ein ieder in seinem weingarten vor dem lesen den weeg abraumen. welcher aber daß nit thuet, der ist zu pen verfallen zwenundsiebenzig pfenning. wo aber der pergmeister daß thuet, ist er demselben für einen arbeiter zwei taglohn zu bezahlen schuldig sambt der pen die oben begriffen ist.

Welcher einen fremden weingarten ohne recht und befelch des rechten herrn list. der hat zwier gefräfelt und ist dem gruntherrn daß lesen und darzu zehen pfunt pfenning verfallen, dem pergmeister fünf pfunt pfenning und einem ieden der gschwornen vier ain pfunt pfenning.

Welcher dem andern sein lößgschier, es sei potting trettschaff oder putten, auß seinem weingarten oder hauß ohn seinen willen nimbt, der ist dem bergmeister zu pen verfallen sechß schilling zwen pfenning und dem andern seinen schaden abzutragen schuldig.

Wan ein frau graß oder weinplätter-grasset von den weingarten trägt, soll es der hüeter beschauen ob sie nit darin weinbeer tragt, und sovern sie sich solcher beschau verwidert, so soll er sie dem pergmeister
überantworten.

Welcher leser oder leserin, puttentrager oder mostler, jung oder alt, weinpeer verborgen in lößschäffern putten kleidern, in den gräben, weinblättern, bei denen zeinen oder wo sie die verlegen, damit sie dieselben mit ihn haimb tragen, wo die also begriffen, sollen sie dem richter alß schädliche leüt überantwortet werden. wo sie aber den weingartherrn oder seinen gewalthaber darumb bitten, der mag in aines oder zwei weinbeer schenken und geben.

Diese puncten und ordnung deß pergtaitungs so hierinen beschrieben haben wir den obbemelten angesessenen zu Paumbgartten gnädiglichen zugestelt und zu mehrer urkunt unser bischöfflich innsigl daran henken ¡2 lassen und unß mit aigner hant unterschrieben, iedoch mit vorbehaltung unß und unseren nachkomen, hierinen begriffen perkdätung iederzeit, alß oft es unß und unsern nachkommen von nöthen und für guet angesehen wirdt, zu ändern, zu mindern und zu mehren, darzu und darvon zu thuen; alles treülich und ungefährlich. -Geben in unsern bischöfflichen hoff, den ailften tag aprilliß, nach Christi geburt fünfzehenhundert und in achtundsiebenzigsten jahre.

Johann Caspar bischove zu Wienn.

Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichisches Staatsarchiv? | InvNr.: Allgemeines Verwaltungsarchiv, Landwirtschaft, Forst- und Domänendirektion Wien |
Herkunft / Fundort
Baumgarten | BH: Wien | Bundesland: Wien |
nähere Angaben
exaktes Datum: 11. April 1578 | Entstehung: 1578 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 4: Nachträge. Register. Glossar. (Österreichische Weistümer 11). Wien-Leipzig 1913, S. 106-111, Nr. 35/I (Edition).

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