Wallsee-Sindelburg, Freiheit des Pfarrhofes (1531)

Die freiheit des pfarrhofs Syndlburg.

Wann einer den andern erschlueg, darvor gott sein wolle, flieht er in dem pfarhof und begerth freiung, so soll ihm der pfarhof drei tag und drei nacht freiung geben, aber lenger nit.

Item, ein pfarrherr hat über seine holten recht zu sitzen im pfarrhof, auch recht nemben  und geben, wie sich dan gebüehren will.

Item, so ein außlender clagt über ein holden dem pfarer umb schulden oder anderß, so soll ihm der pfarer außrichtung thun und den anclager .üder  denselben beclagten holden die bezahlung in dreien tagen ehe die sonn undergehet  verschaffen.

Item, wan ein hold den andern beclagt umb schulden oder anderß, soll mit dem beclagten schuldner die bezahlung in drei vierzehen tagen zu erlegen verschafft werden.

Item, der pfarrer ist schuldig am erchtag nach dem fest der heiligen drei könig dag sein holden daß panthätting zu halten.

Item, mehr  ist pfarrer seinen holden an disem erchtag am panthätting ein mall von dreien richten zu geben schuldig, mehr auf iedem tisch 2 kandl wein, waß  sie aber hernach trünken sollen sie bezahlen;  auch der köchin in der kuchl ein verehrung geben nach ihrem dreuen und gueten .illen.

Item, wan  einer oder mehr holden an disem panthätting außblib und nit erschün, über dieselbe soll durch den herrn pfarrer bülliche straaf fürgenomen .erden.

Item, der pfarrer mag allweeg über daß ganze jahr feilen wein haben im pfarrhofe. darumb  ist er schuldig zu österlichen zeiten allen mentschen in der ganzen pfarr so sie zu gotteß tisch gehen, auch sonsten den opferwein .ber daß ganze jahr.

Item, eß soll auch kein holt gehn hof nichtß robothen, auch von derselben herrschaft nit darzue genöttet  werden, es geschäch  dan mit gebett und deß pfarrerß gueten willen.

Item, der pfarrer hat seine holden zu stüften und zu stören, wo sie nit füeglich und tauglich zu den güetern wahren.

Item, wan einer sein guet verkauft oder verwexlen wolt, so soll er solcheß mit vorwissen und bewilligung deß herrn pfarrerß thuen.

Item, wan  einer seinen kint ain guet mit wissen  und willen deß pfarrerß übergibt und daß daß kint dem  guet tauglich ist, ist der ablait nit mehr dan 15 kr. schuldlg, anlait auch 15 kr.

Bei welchem disem freiheitßarticl allein in absonderheit .oll zu observiren, daß selbiger in disem altem orginal alhie nur abcopierten urbario vor meiner alhiesigen ankonft, mir unwissent von wie langer zeit und von wem, selbigeß genzlichen durchstrichen und cassiert worden;  dessentweegen dan ich auch auf guet trauen und glauben bisdato gleichermassen nit observiert, auch auß mehrern  ursachen, weilen selbiger articl dem allgemainen lantßbrauch zuwüder  ist, dann in dem anderen neueren, erst in disem s^#äculo a. 1640. jahrß gleichmessig deß pfarhofß alda von dem alten umbgeschribnen  und etwaß weniger  beßer für die beschaffenheit ietzigen pfarhofß zeiten außgefüehrten  urbario nit begrifen und, sovil mir bewusst, von meinen negsten pfärlichen herrn antecessoren niehmalen in acht genomben  und in würdiger practicierung weder von der gnädigen alhie Nüdern-Walseeischen  schutz-, vogt- und lehenobrigkeit der pfarr Syndlburg  und pfarhofß alda grundunderthonnen, mir nit anderst auch wissent, niemallen wüdersprochen noch etwaß beschwerlicheß auf die genzliche observation solch- vorigeß freiheitarticl tringent eingewendt worden. sonsten gibt auch die vernunft und ist den rechten gemeß, daß die observation dises articls denen herrn pfarrer kein gnad noch freiheit sondern villmehr odios und sehr pr^#äjudicierlich .ere, hingegen  aber den mehr besagten pfarhofß underworfenen gruntunderthonen  desto mehrerß ein absonderliche grosse gnadt und freiheit gegeben were worden und anleit zu etwann lüstig und sehr pr^#äjudicierlicher practic den herrn pfarrern, daß ein ieder pfarhofßunderthon  von gott mit natürlichen ain oder mehrern leibßerben gesegnet in lebzeiten mit allen fleiß sein inhabent- aigenthomblicheß  guet seiner ainem kint, dieweilen in solchem fahl, wan voriger articl sein craft und giltigkeit haben solte, ein ieder herr pfarrer auf gebüehrlicheß anhalten der underthonnen  umb  den obrigkeitlichen consens nit woll verantwortlich,  solchen consens ihnen underthonnen verwaigern  und abschlagen kunt: nach gefallen ohne gefallen  der pfarrlichen gruntobrigkeit geraicht zecheteß pfunt und also mit weniger  abstöttung 30 xr. der obrigkeit übergeben kunte. elcheß alleß ich gleichwoll nit verhalten sondern gehorsambist referiren sollen.

Item, wo aber einer sein guet ainen andern verkauft oder übergibt, so ist man den herrn pfarrer den zechenten  pfening zu ablait schuldig, und anleit 15 kr.

Sie sollen auch ihre heuser wesentlich und peulich halten wie sich gebüehrt, zu velt und  dorf am wismath  an acker an zeunen, auch  die .eeg vleißig allenthalben, damit man bei der gmain unclaghaft sei.

Item, waß einer wüder den andern hat, daß mag er auf heuntigen tag mit recht clagweiß ersuechen.

Standort
St. Pölten | BH: St. Pölten | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Diözesenbibliothek | InvNr.: Urbarium von pfarrhof Sindlburg (Papierhs., 17. Jh.) |
Herkunft / Fundort
Wallsee-Sindelburg | BH: Amstetten | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1531 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 821-823, Nr. 112 (Edition).

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