Waidhofen an der Ybbs, Rechte im Urbaramt - Taidingsbüchel (vor 1543)

Vermerkt die recht so wir haben in dem urbarambt hie zu Waidhoven auf der Ybbs und von alter herkomen sein.

1. Item, von erst ist unser recht das wir die gemein einen ambtman setzen sollen im urbar hie zu Waidhoven  mit willen und wissen eines kastners unsers gnedigen  herrn bischof zu Freising. und derselb ambtman soll besitzn mit der gmain alle jar in dem gschloss oder wo es dem kastner gemaint  ist dreu ehafte täding. und die gemain mag haben in iedem täding drei sprach. und  dieselben täding sollen gehalten  werden  das erst am erichtag nach sand Jorgen tag, das ander soll gehalten werden  am erichtag nach unser frauen tag der dienstzeit, das dritt soll gehalten werden an erichtag nach liechtmessen. und soll der ambtman  die genannten  täding iedliches drei sonntag nach einander auf den pietpenken  ruefen hie zu Waidhoven,  zu Piberpach  und zu Sand Jorgen. und  der ambtman  soll den richterstab in der hant haben an stat unsers gnedigen herrn, und mag da richten alles das fur ein ersam geding kombt, des zu recht genuegsam ist. und pei den dreien täding sollen sein erbleut, vogtleut und die hausgenossen  all, welcher der herrschaft geniessen und entgelten will. o aber ainer aus unkhorsamigkeit nit da wär, der ist der herrschaft zu .andl 60 dn, dem ambtman 12 dn. o aber ain eehafte not ausredet das er nit da möcht  sein, der soll seinen scheinpotten haben  der in ausredt;  das soll dann zu recht erkennt werden ob der ursach genugsam  ist, das er des .andls vertragen sei, wie dann von alter herkomen ist.

2. Es ist auch unser recht: wo ainer zu dem andern in der herrschaft zuespruch  hat, umb weu  das ist, und er in mit recht furnemmen .ollt, soll ainer den andern von erst mit zwaien erbern hausgenassn  beschicken sich mit im in der guetigkeit zu vertragen. so ers thain will nach rath erber leut, so soll ers annemmen; wo ers aber nit thain wolt, mag er in mit recht darumben  anlangen. ist es uber 10 lib., so mag ainer dingen  auf unsern gnedigen herrn;  ist es aber hinder 10 lib., so soll es steen bei der gefelten urtl, wie von alter herkomen  ist.

3. Es ist auch unser recht: so ainer an der schrann sitzt und einer urtl gefragt wirt und wais der nit zu verantwurten,  mag sich ainer mit zwaien  peisitzern besprechen  und darnach die urtl verantwurten  wie si guet gedunkt.

4. Wir haben auch recht das sich anhebt das landgericht zu Nider-Mumlau miten in der Ybbs, und wert piß an den Haidgarten, und wert von demselben  Haidgarten pis an den Grebmgatern, und wert von demselben Grebmgatern  pis auf die mit der Wedlpruck  bei Aschpach,  und wert von derselben Wedlprugk pis an den Tanperg, und  wert von dem Tanperg pis an den Fryesnperg. und alle wildpant darinnen gehert herein unserm  gnedigen herrn zue. und der ambtman  soll dasselb landgericht uberreiten und ubergeen und soll schauen auf weg und steg;  .o er mangl vindt, die soll er wentn und straffen. und wann  ain ambtman  reitt oder geet in der herrschaft notturft, soll man  im von  hof geben  essen und trinken, dem ross hei und fueter. er soll auch schauen  wo ein schedliche persan, es sei frau oder man;  so soll er si nemen  und dem landrichter antwurten  wies mit gurtl umbfangen  ist, und der landrichter soll sich der understeen und richten ân des ambtman  guet und schaden, und was darauf geet das geet unsern gnedigen herrn an seinen gulten und ranten ab. o aber der ambtman  derselben persan nicht hentlingen mocht und im hulf not tät, da soll man  im peistand thain von hoff oder von den hausgenassen ; wen er darzu erfordert in der herrschaft, der soll im gehorsam sein. o aber ain schedliche persan ainem in sein haus käm und entrig im etwas, mag  ims derselb widerumb  nemen,  ist er dem landrichter nichts davon schuldig. und ob er aber ein solche persan fieng, soll ers dem ambtman  antwurten, und der ambtman  soll in der entänungen und dem landrichter uberantwurten wie vor gemelt ist. wo sich aber begäb das sich ain solche schedliche persan setzet oder weret, das[si]erschlagen .urt, so soll im der das thon hat 3 dn auf das mail legen, damit soll er gegen der welt gepuest und gericht sein und gescheh gegen gott .as recht sei. o  sich aber fuegte das ein solche schedliche persan fur recht gefurt wurt, so soll das recht besetzt werden mit sambt den burgern und hausgenassen, damit dem  rechten nachgegangen  wert, wie von alter herkomen  ist.

5. Es ist auch unser recht das man  soll dienen gen hof den osterdienst zwischen  den ostern und pfingsten. o  sich aber begäb das sich solcher dienst aufsparet, das man  damit wartet unsers gnedigen  herrn und der dienst damit firdig wurt, das man das gelt darfur soll geben, gibt ainer fur 10 air 1 dn und fur ein pfenbert käs 1 dn. man soll auch die herbsthannen  dienen zwischen  sand Bartlmes tag und sand Michels tag.

6. Item, die gens soll man dienen ongefärlich zu sand Mertten tag, und da gibt man dem ambtman von hof fur sein mue zwen  metzen haiden und ain gans.

7. Item, die faschanghennen  soll man dienen ângeferlich zwischen .eichnächten  und des faschangtag. o sich auch begäb das man  damit .arte auf unsern gnedigen  herrn und  solcher dienst dardurch  vierdig .urt, das man  das gelt darfur soll geben, gibt ainer fur ain hennen 2 dn und fur ein gans 4 dn.

8. Item mer, zu der dienstzeit zu unser frauen tag im herbst steet der pfenningdienst einem ieden 14 tag ungebandlt.

9. Item, mer soll man  dienen gen hof den schwaren traid zwischen des schnitt und der weichnachten.

10. Item, welcher aber habern dient, den soll man dienen zwischen der weichnachtn  und sand Jorgen tag. so ern aber vor ungewitter zu dem gschloss nicht möcht  pringen, stet es auch 14 tag ungewandlt.

11. Item, das marktfueter  soll gedient werden  zu sand Mertten tag, und stet 14 tag darnach ungewandlt. und  solcher getraid soll aller gemessen .erden mit gestrichner statmaß, das holz, eisen und traid geleich sei. und wer solchen traid dient in den kasten, der mag zwen oder drei metzn auß dem  sack in den metzn  schutn;  hat er aber mer, so soll ers auf den estrich schuten und  zwen haußgenassen  sollen mit wientschaufln  daruber sten und in den metzn  fassen und  der kastner soll nemen das streichscheit und das abstreichen auf das eisen so lang das er sein zall hat;  .as dann  der man ubrigs hat das er mit der wientschaufl auf mag fassen, das mag  er mit im tragen wo hin in verlust, wie dann von alter herkomen  ist.

12. Es ist auch unser recht: wann ain ambtman  will wolf jagen, und .elcher hausgenaß  das geschrai hört oder potschaft hat und lauft nit zue, hat der ambtman  gewald und die waidleit im den ofen nider zu schlahen oder geb dem ambtman  72 dn zu wandl. aidleuten ein rotwild, ist er gen hof darvon schuldig zu geben die vier leif und ain riedpraten, das ander ist des ambtman  und der waidleut. vächt er aber ainen wilden pern, ist er gen hof schuldig zu geben di recht pranken  und nicht mer. vacht er dann  ein wildschwein,  ist er gen hof schuldig zu geben die vier leuf, das ander gehert dem ambtman  und den .aidleuten  zu, wie dann von alter herkomen ist.

13. Item, in dem voglgaid hat ain ambtman  ain ort oder zwai befor, darumb soll er sein aufschauen haben. elcher aber das voglgaid begert auf seinen grunten, dem  soll man das lassen fur einen andern, wie von alter herkomen ist.

14. Es ist auch unser recht das ain ambtman  und die varster mit den hausgenassen  alle jar die vörst sollen beschauen. und wo man kolholz schlecht, das soll man alweg im andern jar aufarbatn;  .elchers aber nit thut, der ist der herrschaft 6 ß 2 dn, wie von alter herkomen ist.

15. Item, wo  aber ainer holz bedarf zu seiner notturft zu zimern oder sonst zu heuslicher notturft, da soll im ain varster  geben ein zimlich notturft und nit in ander weiß. o aber ainer hindan  sass an die verst, der soll nemen das hagmassig ist.

16. Es ist auch unser recht das hie der ambtman  im urbar einem pfleger gibt alle jar von dem Kolvarst 2 lib. dn, und der ambtman nimbt den Kolvarst ein, wie von alter herkomen ist.

17. Es ist auch unser recht: wann ainer mit tod abget in der herrschaft, so ist ainer zu tadnhaubt schuldig der herrschaft zu geben unzurutt di zauch das pest haubt darnach. das soll dann geschätzt werden nach rath des ambtman  und  der hausgenassen,  wie dann von alter herkomen ist.

18. Es ist auch unser recht: wo zwen umb erb mit einander tauschen die geleich sein, ist kainer der herrschaft nichts schuldig davon ze geben. gibt aber ainer dem andern auf, ist er von derselben auf[gab] der herrschaft schuldig zu geben wie von alter herkomen  ist.

19. Es ist auch unser recht: ob ainer ain erb verkaufet und ainer in der herrschaft belib, stet di fuderschied pei dem ambtman  und bei den hausgenassen. fert er aber auß der herrschaft, ist die fürderschied das zehent pfunt und auf genad, wie von alter herkomen  ist.

20. Es ist auch unser recht: wo ein vater einem kind gibt, ist er der herrschaft nichts schuldig;  ausgenomen  die vier höf und die zwen mairhof gibt ainer zu anlait 24 dn und zu abfart auch 24 dn, wie von alter herkomen ist.

21. Es ist auch unser recht das die neugueter di vom Walchen  herkomen sein der herrschaft schuldig sein zu geben von ainem hof zu abfart 4 ß dn und zu anlait auch 4 ß dn, und von ainem lehen zu anlait 60 dn und zu abfart auch 60 dn, und sein frei in kain täding zu gen, wie dann von alter herkomen  ist.

22. Es ist auch unser recht das wir haben freis erb und aigen zu versetzn zu verkaufen  zu vermachen  und zu geben wem  und wohin  ain verlust, doch der herrschaft ân entgeltnus an iren ränt und gulten, wie dann von alter herkomen ist.

23. Es ist auch unser recht das ainer in der herrschaft gibt zu anlait von ainem lehen 12 dn und von einem halbm lehen 6 dn und von ainer hofstat 3 dn, das gehert alles einem ambtman  zue, und gibt dem schreiber 2 dn einzuschreiben, wie von alter herkomen ist.

24. Es ist auch unser recht: wann  ainer dem  andern furwartet in der herrschaft, es wär zu holz oder zu feld, so er dann überwärt wiert ist er der herrschaft verfallen 32 lib. dn, wie von alter herkomen ist.

25. Es ist auch unser recht: wo ainer dem andern zu seinem hauß käm und erfarschet sein kaim, ist das wandl  der herrschaft 5 lib. dn.

26. Es ist auch unser recht: wann  ainer ein hacken aufzeucht und thuet damit schaden, auch des gleichen wierft ainer mit ainem stain, ist er ietz zu wandl der herrschaft 5 lib. dn, wie von alter herkomen ist.

27. Es ist auch unser recht: wo ainer den andern schlecht mit zugethaner hant, ist der herrschaft zu wand. lib. dn. schlecht er in aber mit flacher hant, ist das wandl der herrschaft 5 lib. dn.

28. Es ist auch unser recht: wo ainer ain schwert zucket und thut damit schaden, ist das wandl der herrschaft 60 dn und dem ambtman  12 dn. zuckt dann ainer ain messer und  thut damit schaden, ist das wandl 12 dn aus der schaid und 12 dn wider in die schaid. spannt dann ainer ain armst in frafl, scheust er darmit  und thuet schaden, ist er der herrschaft zu .andl 5 lib. dn;  thut er aber kain schaden, ist er der herrschaft nichts schuldig, als dann von alter herkomen  ist.

29.1 Es ist auch unser recht: so ainer ainen schlug mit ainem schtecken oder mit aillem spieß, ist von ir iedem der herrschaft zu wandl 6 ß und dem ambtman 12 dn, wie von alter herkomen ist.

30. Es ist auch unser recht: ob ainer ain totschlag tät im landgericht, ist das dotnwand. ß 12 dn. und soll das gebm vor dem driten tag mit einer guetn gewissn;  .elchers aber nit thut, der ist der herrschaft verfallen 32 lib. dn, wie dann von alter herkomen ist.

31. Es ist auch unser recht: wann  ainer einen totschlag in der stat tät und fluch hinein in das gschloß auf den fuerhof oder gar hinein, so soll er furstenliche freiung haben und  niemant sol im nachkomen mit nichte auserhalb einer verhör pei 32 lib. dn, als von alter herkomen ist.

32. Es ist auch unser recht: wann ain abruch geschiecht von landgerichts .egen,  soll der ambtman  seinen tail dapei haben nach rat der hausgenassen.

33. Es ist auch unser recht das man von dem Grainsfuert zu andern landgerichten pfenning zu sand Merten tag einem ambtman  sollen geben 4 ß guter Wiener dn, und die von Holnstain geben 4 lib. und 24 dn. und der ambtman  soll das selb gelt antwurten gen Steir auf das gschloß einem kastner, und soll der ambtman  ein quittung herausnemen,  wie von alter herkomen  ist.

34. Es ist auch unser recht: wann  sich zwen mit einander entzwaieten das si ainer beschaw  bedurften und begereten aines ambtman, .elcher ungerecht wird ist das pschawrecht  dem ambtman  24 dn schuldig zu geben. tuerfen si aber der herrschaft darzu von hof, ist das pschaurecht 60 dn und dem ambtman  12 dn, wie von alter herkomen ist.

35. Es ist auch unser recht: wann  ainer rainstain ausgrueb  oder rainpaum  abhacket oder march verkeret und das er uberwäret wuret, ist das wandl der herrschaft 5 lib. dn, wie von alter herkomen ist.

36. Es ist auch unser recht: wann zwen gemainschaft in ainem veld mit einander haben, soll ainer dem andern wartn mit der etzung 14 tag. thuet aber ainer dem andern schaden, der soll im abgelegt werden  nach rath der nachpaurn. o sich aber ainer nicht daran kern wolt und nichts .enten wolt, damit seinem nachpaurn  schaden geschäch, mag er sein viehel das den schaden  thut woll einthain ân schaden, und solts darnach dem andern verkunden  das er sein viehel ausnem, und der schad soll beschaut .erden durch die nachpaurn  und nach irem rath abgetragn  werden. o aber ainer so stolz wär  und solches nit thain wolt, so soll der dem der schad geschehen  ist darnach dem ambtman  verkunden  und der ambtman soll sich des viechs understen  an stat der herrschaft, und dem soll der schad geerbt werden nach rath der hausgenassen, wie von alter herkomen ist.

37. Es ist auch unser recht das der ambtman  zu Holnstain alle jar her gen Waidhoven  an die Zucht soll antwurten vierhundert  fueder holz zwischen sand Michels tag und sand Mertn tag, und sollen sein die zwen tail waicher und der dritt tail herter witt. und der hieig ambtman  soll den witt annemen  mit der pschau, dass die recht leng und gross hab. es soll auch  der ambtman  von Gesting heraus antwurten  darzu alweg am drittn jar 20 schilling schintlseiten, wie von alter herkomen  ist.

38. Es ist auch unser recht: so ainer ein mull oder sag pauen wolt, soll man im das vergunen, doch das es der herrschaft ân schaden sei.

39. Es ist auch unser recht das ain ambtman  alle jar in der herrschaft soll gen auf di mullpschau, und soll zue im nemen aus den hausgenassen .er im darzu teigentlich ist. und ein pfleger soll auch seinen pottn darpei haben.

40. Item, mer gibt man ainem varsprechern fur sein mue das er der gemain vormunt  ist zwai fartl hei.

Standort
München | Eigentümer: Bayrisches Hauptstaatsarchiv ? | InvNr.: Hochstift und Domkapitel Freising | alte InvNr.: "Freising Stadt u. Fürstent." Fasz. 379, Konv. "Waidhofen Amt, Jurisdiktionsinstanzen" |
Herkunft / Fundort
Waidhofen an der Ybbs | BH: Waidhofen an der Ybbs | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1530 - 1543
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 692-698, Nr. 105/II/1 (Edition).

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