Waidhofen an der Ybbs, Rechte im Urbaramt - Bestätigungen des Ehhafttaidings durch den Stadtherren (1543)

a) 1543 Febr. 26.

Heinrich Administrator der Stifter Worms und Freising bestätigt seinen Untertanen im Amt Waidhofen a. d. Ipsire statut und satzung, so si ain eehaft täding nennen, kraft seiner ihm dort zustehenden obrigkeit, so daß diese Untertanen demgehorsamlich geleben und volg thun, daran si auch nichts hindern oder ausreden soll, si weren dann deshalben von uns oder unsern vorfarn sonderlich gefreüt und privilegirt;doch behält er sich und seinen Nachfolgern das Recht vor, dieses Ehhafttaiding zu erklären, zu mindern, zu mehren, dazu und davon oder gar abzutun.


Von burgerlichem gericht und gerichtspersonen. Tit. 1.

Erstlich sol ain ambtman  im urbar hie zu Waidhoven  von unsers gnedigen  herrn des bischoven zu Freising pfleger gesetzt und aufgenommen .erden.

Solcher ambtman  soll den richtstab in der hant haben an stat unsers gnedigen  herren, und mag da richten alles das fur ain ersam geding kombt, des zu recht gnugsam  ist.

Der ambtman  sol besitzen mit der gmaind  alle jar in dem schloß oder wo es dem pfleger oder castner gemaint  ist zwo eehaft täding. und die gemain mag haben in ieder täding drei sprach. und dieselben täding sollen gehalten werden  die erst am erichtag nach sand Geörgen  tag, die ander sol gehalten werden  am erichtag nach unser frauen tag der dienstzeit. und sol der ambtman  die genannten  täding iedliche drei sonntag nach einander auf den pietpenken ruefen hie zu Waidhoven  und Piberpach und zu Sand Geörgen.

Bei den zwaien tadingen sollen sein erbleut, vogtleut.. .. Schluß des Artikels = II 1, Art. 1, S. 692, 17 ff.; sodann = II 1, Art. 2.

So ainer an der schrannen  sitzt und ainer urtl gefragt wirdet und derselb der urtl nit verstendig, soll und mag ain ganzs geding in die sprach geen und darnach das urtl fellen und die vorig frag verantworten.

Von  malefitz und allerlai verprechen auch inquisition, straff und puess derselben. Tit. 2.

Das Folgende = II 1, Art. 4.

Ain ambtman  soll alle jar zwier, zu sand Geörgen tag und zu sand Michels  tag, in der herrschaft geen auf die mulbeschau  und soll zu ime nemmen  aus den hausgenossen  wer ime darzue taugenlich ist;  und ain pfleger soll auch iemand  von obrigkeit wegen zu solcher beschau verordnen und dabei haben.

Der Anfang des folgenden Art.= II 1, Art. 12, S. 694, 41-44(.... zu wandl) . aber nachdem  der groß und clain wildpan unserm  gnedigen fursten und herren von  Freisingen etc. zugehorig und  solcher wildpan  dem pfleger gelassen wirdet, und wie sich der pfleger und die waidleut mit einander derhalben ieder zeit vergleichen mögen, dabei soll es pleiben.

Das Folgende = II 1, Art. 14. 24. 25.

Welher uber den andern geverlicher weiß scharpfe wöre zugkt, als schwert  messer degen hellnparten  spieß oder dergleichen, oder so ainer ain armbrost  uber den andern spannet und damit nit schaden  thut, ist er der herrschaft sechsunddreissig pfenning zu pueß schuldig.

Wo aber ainer den andern mit solcher oder sonst allerlai wëre, als stecken stain kolben etc., doch ône pluetrunst, schlueg wurf schuss oder stiess, ist das wandl der herrschaft ain pfunt pfening und dem ambtman zwelf pfening. sind es aber offen pluetrunst, ist das wandl zehen schilling pfenning, von painschröten  sechzig und drei pfund pfening, von lemen sechzig und funf pfunt pfening, von abgeschlagen  glidern, als henden fuessen oder augen, von iedlichem glid sechzig und drei pfund pfening;  auch bei disem iedlichen dem ambtman  zwelf pfening. doch sol daneben dem  belaidigten die clag seiner schäden  oder interesse halben vorbehalten sein.

Desgleichen, wo ainer den andern mit feusten, henden oder fuessen schlueg, raufet oder stiess und kainerlai wëre in der hand hette gehabt, es hab gepluet oder nit, soll er gleicher maß gestrafft werden als der so ain mit ainer wëre ône pluetrunst belaidiget, wie oben gemeldet.

Ob ainer ain todtschlag thät im lantgericht, so soll und mag derselb   seine gueter auf ain jar lang mit funf schilling sechs pfening freien, aber nit den leib. und wie er alsdann straffper wirdet oder sein soll, es sei mit der herrschaft oder fruntschaft, der soll seinem verprechen  nach gestrafft .erden.

Item, so ainer rainstain ausgrueb  oder rainpaumb  abhacket  oder mark  verkeret und solchs unwissend  that, ist das wandl  der herrschaft funf pfund pfening. beschehe es aber böslicher und geverlicher weiß, so soll der thätter darumb  peinlich an dem leib nach geverlicheit grösse gestalt und gelegenhait der sachen und  der persone  nach rath gestrafft .erden.

Das Folgende = II 1, Art. 36. .Von  dienst, schuld und purde der underthanen  gegen der herrschaft. Tit. 3.

Den osterdienst, air und käß, soll man alle jar dienen gein hoff, doch mit der beschaidenheit das [si] solch käß und air zu gelegner zeit, wann man der notturftig und erfordert, dienen sollen. o aber sich das verjäret, soll es in der herrschaft gefallen steen das gelt darfur wie es zu der selben zeit gultig gewesen  zu nemmen.

Die herbsthennen  soll man dienen zwuschen  sand Bartlmes tag und sand Michels tag.

Das Folgende = II 1, Art. 6.

Die faschanghennen  soll man dienen ungeverlich zwischen  weichnachten und des faschang tag. es steet auch bei ainem pfleger oder castner die wal er nemme  die hennen oder das gelt wie si gultig sind.

Das Folgende = II 1, Art. 8-11. 16. 17.

Es sollen auch  furterhin die teüsch umb  grund oder gueter mit aines pflegers vorwissen, damit niemand  ubereilt werde, beschehen, auch die fuderschid darvon der gestalt genomen  werden, nemlich:  wo zwen umb erb mit einander tauschen die gleich seind, ist kainer der herrschaft nichts schuldig davon zu geben;  gibt aber ainer dem anderen auf, ist er von derselben aufgab der herrschaft schuldig zu geben wie von alter herkomen ist.

Ob ainer ain erb verkaufet und ainer in der herrschaft plib, sol die fuderschid von ainem pfleger gemessigt werden. fert er aber aus der herrschaft, ist [er] di fuderschid das zehend pfunt auf gnad, wie von alter herkomen ist, zu geben schuldig.

Wo  ain vater ainem  kind ainen grund zu kaufen oder ubergibt, der sol zu fuderschid der herrschaft nicht schuldig sein;  ausgenomen  die vier höf und die zwen mairhöf gibt ainer zu anlait vierundzwainzig  pfenning und  zu abfart auch vierundzwainzig  pfening, wie von alter herkomen ist.

Die newgueter  die von dem Walhen  herkomen,  sind der herrschaft schuldig zu geben von ainem hof zu abfart acht schilling pfening und zu anlait auch acht schilling pfening, und von ainem lehen zu anlait sechzig pfening und zu abfart auch sechzig pfening, und seind frei.

Das Folgende = II 1, Art. 23. 33. 34. 37.

Von freiheiten, vergunstigungen  und genieß der underthanen. Tit. 4.6

Das Folgende =  II 1, Art. 13. 15.

Auch  sollen die underthanen  in der herrschaft Waidhoven  macht  haben freis erb und aigen zu versetzen zu verkaufen zu vermachen  und zu geben wem und wohin  ainen verlust, doch  das solhe veränderung  mit vorwissen aines ieden derselben zeit pflegers oder castners beschehe, auch unserm  gnedigen fursten und herren an irer furstlichen gnaden rent und gulten unvergriffen. o  es aber hierüber beschehe, so soll es kain craft haben und unwurklich  sein. auch soll der pfleger in allbeg darob sein das die gueter sovil muglich nit zerrissen werden.

Das Folgende = II 1, Art. 38. 40.

.. .. Geben und geschehen  zu Freisingen, montags  den sechsundzwainzigisten des monats  februarii im funfzehenhundert  dreiundvierzigisten jare.

(Hängendes Siegel des Ausstellers.)

Standort
Seitenstetten | BH: Amstetten | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Stiftsarchiv Seitenstetten | InvNr.: Orig. Perg. |
Herkunft / Fundort
Waidhofen an der Ybbs | BH: Waidhofen an der Ybbs | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
exaktes Datum: 26. Februar 1543 | Entstehung: 1543 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 698-702, Nr. 105/II/2a (Edition).

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