Unterwölbling, Rechte und Banntaidinge des Klosters Nonnberg (1494) [1612]

Panpuech der herrschaft Nider-Wölbling in Ossterreich under der Enß etc. aller derer freihait- und gerechtigkaiten, wie die das hochwierdige gottshaus auf dem Nunberg in Saltzburg diser orthen nach uralten gebrauch her zu geniessen hat, anno etc. 1491isten jarr.

Widerumb  verneuert und aus dem alten original nach der vitima umbgeschriben und durch des hochgedachten gottshaus anhangenden insigl becreftiget .orden  ist im 1612. jhar.

Die gueten ehrlichen leit sol alhie zugegen sein, nicht allain die Nunbergerischen angesessnen  underthanen  alhie zu Nider-Welbling sondern auch alle benachtperte und außlender  die under hochgedachter  herr- schaft Nider-Welbling felt oder iberlentgüeter und freie purkrechtstuck aigenthumblich inen haben, sie seien hoch oder nidern stants, die wollen vermerken meiner gn. frauen abbtessin des hochwüerdigen gottshauß Nunberg in Saltzburg etc. freihait und gerechtigkaiten, welche sie von des gottshauß wegen bei diser herrschaft Nider-Welbling in Ossterreich under der Enß etc. in ruebiger posess von villen röm. kais. auch kön. und des hochleblichisten haußs Ossterreich lantsfürsten confirmierter inen hat und jhärlich auf disen heutigen tag in dem gewehnlichen  panthätting verlesen .iert wie volgt:

Volgt erstlich zu verlesen der herrschaft gemerkt, wie weit sich dero freihaiten, gezirk und purkrechten  erstrecken, wie es dan aller orthen und ent ordenlich ausgemarcht ist:

Erstlichen, von  dem pächl so da rint aus dem  Mänhartsgraben zwischen  Ober- und Nider-Welbling hebt sich an die herrlichkait diser herrschaft Nider-Welbling, und werth ganz durch den Mänhartsgraben hinauf biß auf die Valbe haid, und gehet nach dem marksteig  der nach Mauttern gehet, und stosst der enden allenthalben an der Ober-Welblinger herrlichkait, und ist auch darzwischen  durch und durch vermarcht. darnach hebt sich an des Wolffgang  Flockhen holz, und ist iberall vergraben zwischen des gottshauß und seinem gehülzt, biß an den weeg der da ist zwischen des gottshauß und Hansen Speissers hölzer;  der genante weeg gehet ab und ab nach des Speisers hölzer auf die linke hant biß auf den steig der durch den Erdlgraben  gehn Hörfardt gehet, und derselbe spütz gehört zu der herrschaft Nider -Welbling gar biß die zwen  weeg zusamen gehen, und stosst der enden an die Sohnleithen. darnach  heben sich an der Maurer hölzer, und gehet diser herrschaft freihait und gehülz ganz auf den Roten weeg hinauß, und ober des weeges der Sohnleitten haben die Maurer nichts umb und umb  biß auf den Rotten weeg. darnach hebt sich an die Zueleithen  und gehet auf den rüdl hinumb  auch biß auf den Roten weeg, und der enden stosst des Pischoffs und Khaintzen Zaner hölzer an des gottshauß herlichkait. es sein auch ietzt gemelte hölzer mit aller herlichkait dem gottshauß Nunberg  underworfen. es stosst auch der enden auf den Roten weg Christian Speisers hölzer, die auch mit aller obrigkait diser vor oftgedachten herrschaft Nider-Welbling  underworfen sein, an dem Roten weeg. darnach gehet diser herrschaft freihaiten hinab nach dem Roten weeg underhalb des Pärtzlein gegen Meyrling werths biß in das Endtgäßl das da ligt an dem rechten fartweeg gehn Meyrling. darnach zwischen  der Nider-Welblinger und der Prandtner ist es ordenlich außgemarcht  biß an den acker bei der Hagenpruckh, und gehet darnach .ider herein biß in den halben weeg. von danen aus gehet es zu recht in die Flänitz neben  des Puchfelders wisen, und enderthalb der Flänitz hat die herrschaft alhie zwen flöck ligen bei dem steeg nach Khueffern, welche ietzo Jacob Pachmayr  zu Khueffern und  Michl Khyeperger  zu Noppendorff inen haben. und von dem benanthen  steeg gehet des gottshauß Nunberg herlichkait miten in die Flänitz so weit dero grünt wehren, gegen Stätzendorff werths. darnach stosst des gottshauß herlichkait allenthalben an der Abstorffer grünt biß auf den kürchpichl. daselbsten hinumb stosset die herlichkait an der Flädnacherin zu Äntzendorff grünt biß auf den steig der gehn Antzendorff gehet. und darnach haben die von Nider- und OberWelbling allenthalben grunt an einander biß in den Gaisgraben, doch ligen enderthalb  des Gaisgraben als auf ein juchart, gehört auch in des gottshauß  herlichkait, das stosst herauf biß in den kürchweeg. darnach geht es nach  dem kürchweeg  hinauf biß in das ehegestimbte pächlein. und  alle die in dem  benanten umbkraiß  und herrschaft Nider -Welbling lechen purgrecht  auch weingarten  und acker, welcherlai das sie haben, .ie solches genenth mag werden,  die sollen, so es zu fällen kombt, es sei gleich mit kauf- und verkaufen wexl oder dottfallen, alda bei diser herrschaft gruntpuech lechenschaft ersuechen. si sollen auch alle jhar zwai mall zu dem  recht gehn Nider-Welbling  komen, an s. Collmani  und s. Marxen tag;  und wer aus ehehafter noth persöhnlich nit darzue komen mechte, derselb soll dem richter alda bei ainem scheinpoten senden zwen pfening, und wen er das thuet so ist er dan nimer gebunden;  thet er aber das alles nicht und das iberfuer, wer der sei, edl oder unëdl, so ist er verfallen des wandls umb zwenundsibenzig pfening und darf auch weder lesen noch nichts einfüehren ohne des gerichts handen und willen.

Nun volgen hierauf alle freihait und gerechtigkaiten so in gemelten umbkraiß begriffen und nach ordnung  verlesen werden.

1. Erstlich wiert hierin vermeldt das alle jhar zwai panthätting bei diser herrschaft alhie sollen gehalten werden, das erste zu s. Marxen tag, das ander zu Collmani. darzue sollen komen alle obbenante so aigenthumbliche grünt under hochgedachter  herrschaft alda haben ohne ainicher ausflucht, bei vermeidung  obbenenter straff und peen.

2. Auch wirt gemelth das in des hochwüerdigen  gottshauß Nunberg ambthoff alhie gefüerste freiung ist jhar und tag umb erbare sachen.

3. Auch hat meiner  gn. frauen richter oder verwalther  alhie die schranen  alda zu besetzen und  daselbst zu richten umb  alle händl und .ändl was recht ist.

4. Er soll auch alles ernsts darob sein das meiner gn. frauen güeter alda stüft- und peülich underhalten  werden.

5. Auch wiert gemelt das der wiltpan meiner gn. frauen ist auf allen iren güetern, darauf niemant jagen noch voglfachen  soll ohne wissen und .illen des richters daselbs zu Nider-Welbling. uerde aber ainer dariber begriffen, der ist zu wandl verfallen fünf pfunt pfening ohn alle genad.

6. Es soll auch niemant kainerlai nichts eintragen weder bei tag noch nacht dan was sein ist. wiert er damit begriffen, so soll man in zu dem gericht antworten  zu dem rechten.

7. Man  soll auch alle jhar metzen viertl emer achtering hämen  und fächten also das si gerecht seien nach des aigens recht.

8. Was  die underthanen, es seien gleich in- oder außlender, von iren güetern steur oder dienst schuldig und phlichtig sein ze geben, die sollen sie außrichten bei dem gruntpuech und auf den gründen, oder man hat sie macht darauf zu pfenten.

9. Auch sein alle feurstett meiner gn. frauen der frauen abbtessin auf dem Nunberg,  die sie durch sich selbsten oder durch ir nachgesetzter verwalther ohne meniclichs iherung (auf nothwendige fähl) zu stüften und ze stern hat.

10. Es soll auch der richter alda ernstlich darob sein das alle feurstett alhie zu etlich mallen im jhar beschaut, damit dieselben verpessert .erden. und welchen aine abgesagt wiert und die iner vierzechen tagen nicht verwendt,  so soll man im dieselb nider schlagen und darzue  des ganzen wandls verfallen sein.

11. Es soll auch kain frembter oder außlender auf der mietstatt arbaiter gewünen  vor meiner gn. frauen leiten, die megen  sich vorher gewünen.

12. Es soll auch kainer dung oder fuetterei von dem aign alhie hinwëgk verkaufen oder vergeben, er soll sie vorherr der herrschaft oder den nachtpern  alhie anfailen, oder er ist des ganzen wandls darumben  verfallen ohn alle genad.

13. Es soll auch kainer, wer der sei, frembte wein herein füehren, es sei dan die eißereste notturft oder der burger willen. er diß dariber thuet, dem soll der richter alhie dieselben nemen  und soll darumben  niemants nichts verphlichtlich sein.

14. Auch solt kain leitgeb ungesottens gahrn, pluetigs gewant  oder ungewundens thrait zu pfant nemen.

15. Es soll auch kain leitgeb kaines hausgenossen diener porgen noch pfenden dan was er ob der güertl hat, und  nit das messer. thet ers aber dariber, so sol er seinem herrn die schäden  ablegen und der richter solt denselben leitgeben darumben  nach billichkait straffen.

16. Auch soll man  kainem  außlender meiner  gn. frauen behauste grünt alhie verleichen dieselben in anderer herrn güeter und herrschaften zu fexnen.

17. Der richter oder verwalter soll hie die gefänknus  haben und kainen (ausser malefitzpersohnen) ferner antworten ohne mërklichen handl.

18. Es soll auch niemant meiner gn. frauen leit und andere auf den gründen anfallen oder vanknussen  dan der richter oder sein anwalt. oder .er sich des gerichts underwindet,  der ist meiner gn. frauen oder irem richter zu wandl verfallen als recht ist.

19. Ein ieder man soll recht von dem andern nemen  alda zu Nider-Welbling, und man  soll kainem für den andern verpüeten ân zu red setzen des richters.

20. Ein verpott soll nicht lenger dan vierzechen tag wehren.

21. Auch soll ein ieder man freie wahl haben auf und ab zu fahren auf meiner gn. frauen grünten;  er soll zuvor zuestüften mit ainem der der herrschaft und den hausgenossen  nutz und gefellig sei.

22. Und soll auch kain anders gericht umb  wändl anfallen, si sein im dan erthailt an der schranen mit frag und urtl.

23. Auch soll niemant ainiche laistung auf meiner gn. frauen grünt haben ohn des richters und der hausgenossen  bewilligung.

24. Wier melden auch und ist meiner gn. frauen recht das wier all ir dienstthrait gehn Mauttern sambt allem pawwein antworten sollen.

25. So ainer den andern an seinem schaden begriff und kan in derselbige iberkomen, so soll er in pfenden  und dem richter die pfant antworten, der soll darnach richten.

26. Auch sollen die pecken neben Hörtzogburg  pachen. theten si das nicht, so soll man in das proth nemen und diß armen leiten geben.

Nun  volgen die rumorwändl  nach der herrschaft recht.

27. Item, von ainem schwert- oder mësserzucken  so ohne schaden ist 12 dn. item, von ainer pluetrunß 60 dn. item, von aim lemb 5 pf dn.

28. Item, von aim armprost  spieß hacken aufvadern  stainwuerf ist das wandl 6 ß 2 dn.

29. Item, wan  ainer in eines andern hauß lauft, als oft er iber ain thrüschibl kumbt  so oft ist er zu wandl  verfallen ohn alle genad 5 pf dn.

30. Wan  man ainem sein hauß, thüer oder fenster aufstesst, der hat sich des gerichts underwunden, darumb  soll er auch ernstlich gestrafft .erden.

31. Uns  soll auch der richter alles gewalts vor sein, damit unser gnedige fraw und ire leit bei recht verpleiben.

32. Auch soll kainer gest oder leit laden auf meiner gn. frauen grünt oder güeter wider  das verpott in frävel, oder er ist nach iedem man zu .andl verfallen 5 pf dn, und iedlicher die da geladen sein auch umb fünf pf dn ohn alle genad.

33. Wan ain muetwiller geritten oder gegangen auf meiner gn. frauen grunt und poden käme  und wolten die meiner gn. frauen leit gwalt thain oder anmuethen, und ob man sich der nicht erwëhren [mecht] und wuerd ir ainer oder meniger erschlagen, des weren meiner gn. frauen leit gegen allem gericht unentgolden.

34. Und was man  von denselben muetwillern erlesen mecht, es wer armbrost schwert panzer roß oder welcherlai das wer, das soll man dem richter antworten.

35. Wer auf meiner gn. frauen güeter und grünt zu frävel reidt oder gehet, der ist zu wandl verfallen ist er ain lantherr 32 pfunt pfening, ain ritter 20 pf dn, ain rittermessiger 10 pf dn, ain pauer oder hauer 5 pf dn, als oft ains speer lang als oft so vill wandl.

36. Obs geschäch das ainer meiner gn. frauen iren leiten oder irem richter oder aber irem guet gewalth thain wolt, wer das sech und nit zuelief und hulf den wenden, den soll der richter schwärlich darumb straffen ahn leib und guet ohn alle genad.

37. Schliege aber ainer auf meiner gn. frauen grünt ain zu todt und .uert der geschlagen also lebentig in ein hauß gethragen  und stuerb daselbst, so soll man in ohn alle erlaubnus legen, ist er des freithofs wierdig.

38. Der den thodschlag thuet oder gethan hat uud wuert auf meiner gn. frauen grunt und poden begriffen, so soll in des gerichts anwalt alda anfallen und halten zu dem rechten und auf den grünten iber in richten und mit zwaien iber in sagen, und  soll in den dem lantrichter zu der Haggenpruckh antworten  und daselbs mit dem dritten iber in sagen und richten, damit seinem widerthail genueg bescheche.

39. Und ist er meiner gn. frauen hindersaß gewesen, so ist sein guet meiner gn. frauen verfallen auf genad.

40. Auch die in iberwinden, die sollen dem gericht darummen thain als si statt an ime fünden.

41. Schlecht aber ainer ainen zu todt und kombt darvon, und hat sein hausfrau 30 pf dn zu verpfenden, so soll im das gericht nit nachstellen, er wuert dan von seinen feinden beschrieren, so soll man richten iber in.

42. Kombt  er aber mit den freunden ab, so soll er mit dem gericht auch abkomen.

43. Dan mit dem lantrichter soll er auch abkomen, oder er wuert in vordern, so müesst  man im darumb genueg thain.

44. Wolt er aber nindert abkomen  und het sein hausfrau oder sein freunt 30 pf dn verpfentlich oder hat er selbsten sovill, so ist er meiner gn. frauen 20 pf dn und dem richter 10 pf dn verfallen.

45. Kombt  meiner  gn. frauen underthan  ainer in ain zicht, es wer umb todschleg  oder diebstall, und doch kain gewisse indicia da wer, so soll er sich darumb  außreden in der schran alda zu Nider-Welbling  vor dem richter oder seinem anwalt, der soll im dan seinen prief geben.

46. Wuert  meiner gn. frauen holden ainer zu ainem  diep und wuert auf den gründen  begriffen, so solle in das gericht alda zu Nider-Welbling anfallen und behalten unzt an den thritten tag und in der zeit solches dem lantrichter entpüeten, und an dem vierten tag daselb zu Nider-Welbling mit zwaien iber in richten und dan dem lantrichter zu der Haggenpruckh antworten, daselbs mit dem  dritten iber in richten. auch  sol man dem lantrichter von ieclichem hauß 2 dn geben.

47. Und alle die güeter so er under meiner gn. frauen hat, die sein der herrschaft verfallen nach genaden.

48. Wolt man ainen in die acht bringen, das soll vor dem lantrichter und auf dem lantgericht geschechen.

49. Es soll kain lantrichter meiner gn. frauen in ir dorf zu Nider Welbling reiten wie er alda zu schaffen hat, er soll sein pfert vor dem dorf ahn einen zaun pünden und soll zu fuessen hinein gehen und nicht lenger alda pleiben biß er umb ein pfening wein trinkt. er soll auch kainen gewalt in dem aigen threiben ohne des richters willen. und soll auch kainen darin fachen, er soll in an den richter vordern  oder an seinen anwalt.

50. Wer  nicht seine dienst und purgrecht zu rechter stüftzeit gibt, der ist zu wandl verfallen 60 dn, und sovill vierzechen tag er die versützt so oft ist es 60 dn;  steht es aber hiemit jhar und tag an und kombt er hieriber bei der herrschaft umb obgemelte wändl ab, so ist sein grunt wider ledig. thuet er aber das alles nicht, so soll sich die gruntherrschaft des grunt oder purgrechts underwinden, das ist ir dan ledig verfallen.

51. Item, wo ainer den andern in rain und mareh ibergreifen thuet, der ist verfallen des wandls 72 dn.

52. Item, wer weeg und gräbn vor seinen gründen nit raumen thuet, ist gleichsfals dises wandls verfallen.

53. Auch soll ein ieder seine grünt mit zeinen und anderer notturft in guetem fridt halten.

54. Auch wiert  verpothen das kainer unehrliche  leit alhie aufhalten soll.

55. Auch  soll kainer den andern  mit ehrrüerigen worten  nicht schenden noch schmechen,  und ist die peen darauf von iedem pesen wort 72 dn. sein die wort vill, ist des wandls desto mehr.

Standort
Herzogenburg | BH: St.Pölten | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Stiftsarchiv Herzogenburg | InvNr.: Abschrift (Anfang des 17. Jhs.) |
Herkunft / Fundort
Unterwölbling | BH: St. Pölten | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1494 - 1612
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 402-408, Nr. 61/II (Edition).

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