Traismauer, Rechte und Banntaiding (1518)

1518 Dez. 8.

Erzbischof Leonhard von Salzburg urkundet, daß ihm seine Getreuen, Bürger Richter Rat und Gemeine seiner Herrschaft zu Traismauer vorgebracht haben wie si etlich mängl und beschwärung hetten so in iren alten pantäding nicht begriffen wären.

Auf ihr Bitten bestätigt und verneut der Erzbischo solch pantäding und rechtpuch wie folgt:

Vermerkt das pantäding und rechtpuch der herrschaft Träsmaur, wie das von alter her erkennt und gehalten wirdet.

Wir melden und erkennen  von ersten das unser gnedigister herr von Saltzburg oder seiner fürstl. gnaden hofmaister oder wen uns sein fürstl. gnad zu ainer obrigkait setzt, uns jerlich ze halten schuldig ist zwai pantäding, aines zu den weichnachten,  das ander zu sand Georgn  tag. und solln solch pantäding alweg vierzehen tag vor berueft werden. und .elcher hausgesessner  nicht zu dem pantäding  käm, der ist dem gericht zwenundsibenzig  pfening verfallen.

W. m. u. e. das unser gnedigister herr von Saltzburg oder seiner fürstl. gnaden hofmaister oder sein anwald zu dem pantäding  uns ainen richter zu setzen hat;  doch so soll derselb ain burger und in dem markt angesessen sein. alsdann wann  nun derselb richter gesetzt ist, sol derselb richter mit rath, wissen und willen der gmain ainen rath fürnemen. und derselb richter soll all wochenp ainen tag mit dem rath sitzen und rath halten all der herrschaft mängl und beschwärungen treulich zu .enden. si sollen auch alle verpot clag recht handln, thun und lassen, .ie dann das in andern märkten und stetten im lant Österreich sid, prauch und gewonhait  ist. doch wo vermelt richter und rate ainen aus der gmain  oder ander beschwärten,  derselb hat sich alsdann für gemelts unsers gn. h. v. S. oder gemelten seiner fürstl. gnaden hofmaister zu beclagen, daselbs si dann gegen demselben beschwärten  zu verhör steen und nach verhörung der sachen bed thail entschids gewartend  sein und alsdann demselben  geleben sollen, damit niemants  wider billichait nider getruckt oder beswärt .erde.

W. m. u. e. auch: wo uns iemand in solchen unsern gerichten gwalt oder ainicherlai irrung thät, so mügen und sollen wir unsers gn. h. v. S. hofmaister oder seinen anwald  darinn anruefen;  derselb ist uns schuldig bei unsern gericht und pantäding treulich hand zu haben.

W. m. auch u. e. das ain ieder unsern gn. h. v. S. die dienst zu rechter .eil und zeit wie von alter herkumen zu dienen schuldig ist. wer das aber nicht thät, den mag  eegemelts unsers gn. h. v. S. anwald oder der richter darumb straffen und zu wandl nemmen  zwenunddreissig pfenning.

W. m. u. e. a. das unser gn. h. v. S. zu Träsmaur  auch auf andern grünten  so darzue gehörn  gefürste freiung hat jar und tag umb  erbare sach. wer aber in frävel darauf reitt oder geet, ist das wandl ain herr zwaiunddreissig  pfunt, ain ritter zwainzig pfunt, ain rittermessiger zehen pfunt, ain burger, paur oder ain hauer fünf pfunt pfenning.

W. m. a. u. e. das niemants auf unsers gn. h. grünten zu greifen hat umb kainerlai sachen, es wär dann ain diebstall, ain malefitz oder ain schedlich man, den soll ain richter annemen;  und sover zu im bracht .irdt, das weißlich ist, das er ain schedlich man  sei, so soll in der richter zu Träsmaur  behalten an den dritten tag und sol in dann antworten an das gericht geen Khagran wie von alter herkommen  ist.

Kombt  aber ain streichender dieb auf unsers gn. h. v. S. grunt und wirdt gefangen, den sollö man dem lantrichter antworten  in das lantgericht .ie er mit gürtel umbfangen  ist, und das gestollen guet solle dem gericht zu Träsmawr  beleiben.

Wurd  aber der unsers gn. h. v. S. holden ainer oder aine zu ainem dieb und wurd begriffen auf den grünten, so soll denselben der richter gefenknusen und behalten an den dritten tag, darnach dem lantrichter enbieten und ime denselben antworten  in das gericht und dem lantrichter die hanthaft leihen, damit er in überwindt, und soll dann den richten, damit man hinfür sicher sei;  aber er soll die handhaft  herwider  geben. darumben soll man dem lantgericht von ieglichem hauß ain pfening geben.

W. m. u. e. a. das alle wändl unserm  gn. h. v. S. zuegehören. as aber ainem hofmaister  oder anwalt zuegehört, soll hofmaister  ainem richter den dritten pfening davon geben und volgen lassen. wo aber der hofmaister die zwen pfening wandl nachgäb  und ließ, so soll der richter den dritten pfening desselben wandl auch begeben und nachlassen.

W. m. a. unserm gn. h. v. S. seinen fürstl. gnaden alle jar ain stifttäding in der ersten vastwochen. und  darzue sollen komen  die mit dem metzen dienen.

W. m. a.: welcher unser ainer des hofmaisters in seinen nöten bedürfend ist, so soll er mit ime reiten oder raisen bei ainer sullnen auf sein seelbs zerung. er aber sein weiters oder verrer bedörft, der soll ime darumb thun;  doch soll er im darinn gnädig sein.

W. m. a. u. e. das niemand unsers gn. h. v. S. leüt gefenknussen lassen soll auf seinen grünten dann unsers gen. h. hofmaister oder richter.

W. m. a. das unsers gn. h. v. S. hofmaister unser kainen fahen noch gefenknussen  soll lassen umb wändl, si sein im dann erthailt in der schrann;  darnach soll er si vordern;  es wärn  dann sachen das ainer ungehorsam .är und zimblichen geboten nit geleben wolt.

W. m. a. das ain pluetrunß ist zu wandln sechzig pfening, ain lemb fünf pfunt, ain stainwurf  sechs schilling zwen  pfening, ain armbstschuß ain spieß ain hacken  sechs schilling zwen pfening. er ains heraus vordert von  seiner behausung,  sechs schilling pfening. er ainem  in sein haus lauft, als oft uber ain druschubl als oft fünf pfunt. er ainem sein hauß öffent, sein thür oder venster aufstößt ôn das gericht, der hat sich des gericht underwunden.

W. m. a. das niemand laistung haben sol auf unser gn. h. v. S. grünten ohn urlaub.

W. m. und haben  auch ein jerliche benante  steur. darumben  soll man unser kainen besonder steurn, er hab es dann sonderlich verdient.

W. m. u. e. a. unserm gn. h. v. S. auf allen seiner fürstl. gnaden grünten und güetern all fürfeng, vischwaid und auch wildpan auf wasser und auf lant. W. m. a. das ain ieder hausgnoß mag vischen am  pfinztag nach mittntag und am freitag vor mittag was  er selber ain mal essen mag. er soll ir aber nit verkaufen.

W. m. a. das alle verpot nicht lenger werden dann vierzehen tag.

W. m. a. das man alle jar schaffen soll leüt auf die feuerstet alle vier .ochen  zu beschauen. ob man  aber ainem  ain feur absagt und  die nit .endet,  soll man im die zunegsten  nider schlahen und der richter  soll das wandl von im nemmen zwenundsibenzig  pfening.

Es soll auch niemants hanif derren in stuben noch in öfen. irdt er aber begriffen, so soll er dem richter das wandl geben zwenundsibenzig pfening. beschäch aber ain prunst, so ist er schuldig zu wandl fünf pfunt pfening und mues den leüten allen iren schaden abtragen.

W. m. a. das niemants eintragen soll kainerlai sach weder  bei tag noch bei nacht, es sei dann sein aigen. er aber das uberfert und wirdt begriffen, sol er in bei dem richter verklagen und der richter soll den halten zu dem rechtn.

W. m. a. u. e.: ob ainer den andern. begriff an seinem schaden, mag er in uberobern, sol er in pfentn und die pfant dem richter antworten. mag er in aber nicht uberobern, dannoch sol er es dem richter kunt thun, das er gestrafft werde.

W. m. a. das man alle jar metzen emer viertail und ächterin fachten und hämen sol, das die gerecht sein.

W. m. a. das die pecken  sollen pachen  wie in andern stetten und markten gebreuchig  ist.

W. m. a. das kain müllner innerhalb der pruck sol warten auf malter dann die unsern gn. h. v. S. steurn und dienstper sein.

W. m. a. das die fleischhacker sollen schlahen bei der Traisen. und .ann  si ain kue schlahen, die sollen si ansagen, das die beschaut von den die darzue geschafft sein;  .urde aber ainer begriffen und nit ansagte, ist er dem  richter verfallen zu wandl zwenundsibenzig  pfenning und er sol alsdann das fleisch nit bei uns verkaufen, oder man sol in herter straffen.

W. m. a.: was die gest von iren guetern und grünten steur dienst pflichtig sind zu geben, das solln si von den guetern raichen oder man soll si darauf pfentn. .W. m. a. das niemants wein, geistlich noch weltlich, heerfüren sol auf unsers gn. h. v. S. grünte zwischen sant Mertens tag und sand Georgn tag ôn notturft und ohn urlaub.

W. m. a.: ob ainer den andern zu tod schlueg auf unsers gn. h. v. S. grüntn und wird geschlagen, das man in noch lebendig in ain haus pringt und stirbt, so sol man in legen ân alles urlaub also sover er des freithofs .irdig ist der den todtschlag gethan hat. ird er begriffen auf den grünten, so sol in der hofmaister oder richter gefenknussen und innhalten zu dem rechten.

W. m. a.: ob unsers gn. h. v. S. holden ainer oder aine in ain inzicht, es wär  von todtschlegen von dieberei oder welcherlei inzicht das wäre, käm und kain handhaft  und gewisse tat do nicht wär, so sol sich derselb oder dieselb in unsers gn. h. v. S. schrann vor dem hofmeister oder richter und rat ausredn und sol in desselben ain kuntschaftbrief geben. .W. m. a.: was mutwiller oder übler auf unsers gn. h. v. S. grüntn  kämen  und unsers gn. h. v. S. leut umbtreiben und  anmutwillen wolten, und ob si sich der mutwiller  erwerten, und was si von inen erobern  sollen si dem richter antworten. und ob derselben mutwiller ainer oder meniger da erslagen wurd,  des sollen dieselben unsers gn. h. v. S. leut gegen allen gerichten unentgolten sein.

W. m. das unser gen. h. v. S. hat hie sein schrann. und darumb  sol der hofmaister und  richter haben ainen nachrichter, gefenknus  und bewarung zu den gefangen;  und sol niemants gen Arnstorf füern.

W. m. das ieder man von dem andern sol recht nemmen  und kainen für den andern verbieten ön red ze setzeln und ôn recht.
 . W. m. a.: wer frävelt, auch ander person zu rumor in sein haus oder sunst auf ander unsers gn. h. grünten ladet, der ist zu wandl von ainer ieden person die da rumort  fünf pfund pfening, dergleichen auch dieselben rumortn person selbs igliche auch fünf pfund pfenning.

W. m. das wir freie wal haben ab und auf die gueter zu faren ön alle irrung. aber wir sollen von erst zuestiften mit leuten die der herrschaft und den hausgnossen  nutzlich und gefelliklich sein.

W. m. a. das auf unsers gn. h. grüntn und guetern ausserhalb der herrschaft wissen und willen weder  edlmann noch andern nichts zu verkaufen noch auch ainicherlai gelt darauf zu leihen gestattet werden solle.

W. m. a. das kain hausgesessner  kain unsauber schedlich sach aus dem  hauß auf gassen oder weeg  noch ein den graben schüttn sol. ird aber ainer begriffen, so sol der richter das wandl von ime nemmen zwenunddreissig pfenning als oft das geschiecht.

Es sollen auch richter und rathe zu Traismaur kainen unsers gn. h. v. S. underthan venknussen  noch straffen ausserhalb seiner fürstl. gnaden oder seiner gnaden hofmaister wissen, willen und zuegeben.

Darauf so gebieten wir unserm getreuen Wolfganngen  Matseber  gegenwürtigem  und allen kunftigen unsern hofmaistern auch pflegern und ambtleüten zu Arnstorf und Traismauer .. .. das si die obgedachten unser blurger zu Traismaur und ir nachkommen bei solichen obvermelten artickln von unsern wegen vestiklich schermen  und hanthaben .. .. doch behalten .ir unß und unsern nachkommen   bevor solch artickl ze mindern ze meren zu verändern oder gar abzethuen, wie unß dann das nach gelegenhait und gestalt der leut not und guetbedunken  wirdet. .. urkunt des briefs mit unserm anhangunden  insigl besiglt, der geben ist in unser stat Saltzburg, am pfinztag nach sand Ambrosien  tag.. .. tausent fünfhundert und im achtzehenden jare.

Standort
Salzburg | BH: Salzburg | Bundesland: Salzburg | Eigentümer: Salzburger Landesarchiv | InvNr.: in Bd. 1 der Catenichl der privilegien, confirmationes und statuten der stette und merkt im stift Salzburg |
Herkunft / Fundort
Traismauer | BH: St. Pölten | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
exaktes Datum: 8. Dezember 1518 | Entstehung: 1518 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 220-225, Nr. 39/II (Edition).

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