Göttweig, Rechte der Herrschaft Göttweig, der Schranne zu Furt und aller Gemeinden um den Göttweiger Berg (c. 1545)

Panteding auf Getweig.

Hie an dem gegenwurtigen  buech sind vermerkt und geschribn die recht der herschaft unser frauen gotßhauß zu Gotweig  und der schran zu Furtt und aller gemain gesessn umb den Götweirperg in der egenantn herschaft.

Von ersten melden wir in dem pantäding: alleß daß wir sagn oder reden, daß sprechen wir bei unserm aid.

Item, alle fräffl, wandl und fliessund wundn die umb den berg geschechent auf des gotshauß grunden, dieselben seind der herschaft Gotwei.

Item, es schollen auch alle die und auf des gotßhauß gründen behaust und gesessn sind, alles das mitleiden das daselbig aigen angeth.

Wir ruegen lund melden auch das alle die wändl die auf dem gemerk unser egenantn herschaft, als ver si gent und hernach beschribn und benant .erden, geschehent, die wandl sind alle der herschaft zu Gotweig.

Item, wir melden: wër daß auf dem guet säß ain dieb oder diebin, deß soll und mag sich des gotßhauß richter oder haubtman woll underwindn, und soll daß guet alleß beleibn der herschaft zu Götweig  und mit dem hopl oder kerper nach des gotshauß rechtn und freihaitn gehandelt .erden.

Geschech aber daß etwar einprech deß gotshauß  leutn und den verstull oder verstolln hiet, würden si in solher that begriffen und zu tod erschlagn oder erstochn, so soll im derselb wirt ainem  phening auf di .ündn  legen und er mag si woll begrabn in dem gemerkt und gegen dem gericht unentgolten des zu sein. ürdn si aber gefangen lebentig, so soll er si des gotshauß richter antwurtn, derselb soll nach dem haubtman  senden, und derselb soll sitzen und richtn in unser schrann zu Furtt und daß berecht werden an dem leben;  darfur soll man im geben auß dem dorfern bei dem perg von aim ieden hauß ain kreuzer und nit meer.

Ob aber ain küetzldieb oder kuetzldiebin ainem stull in seinem hauß und si damit begriff in dem gemerk  und purkfrid, das mag im derselb .oll nemen und si woll pessern mit schlegn und laufen lassn und des gegen der obrigkait Gotweig  unentgolten sein.

Wer  aber daß ain streihunder  dieb oder diebin auf des gotßhauß guet käm so si gestolen hietn und damit gefangen  wurden, die sollen dem gericht des gotshauß geantwurtt  werden und solln ferer ubersteen waß di landgerichtßordnung durch weiland kaiser Maximilian  hochloblicher gedächtnuß ilm land aufgericht vermögen.

Item, ob dienunts  volk stulen irem  herrnschaften hinder sechß schilling phening werd, daselb mögen ir herschaft woll von inen nemen und si darumbe  bessern und  des gegen der obrigkait und gericht unentgolten sein.

Item, wer  aber daß ainer oder aine lusnet an aines venster oder stiegen in aines hoff und si allso begriff lisnunde, der hauswiert soll im zu dreien mallen ruefen. meldet er sich, guet;  antwurtn si aber nicht und si darob ainicherlai abenteur oder geferligkait ubersten wurden,  so soll er solich zeitlich der herschaft Gotweig  anzaign, damit solhes ubl gestrafft und lusmär oder lüsmärin  woll und noturftig gepiesst werden.

Wer aber das des gotshaus leut ainer den andern schlüeg oder stech auf den tod, und kam doch mit dem leben von dan und in ain hauß, damit im die gottes êr widerfüer, oder uber nacht lebentig belib, so soll und mag in der richter der aigen herrschaft woll haissen bestättn in dem  freithoff, doch [das] zuvor das totenparrecht zu Furtt bei der schran uber in gehaltn .erde. käm  aber derselb erschlagn lebentig von dan nicht fuder in ain hauß, hat der der in erschlecht auf zwaiunddreissig  phund wert, dem soll di herschaft noch sein richter nicht zuesprechn.

Item, wer aines knechts oder diern auf dem guet, frau oder man, aufnimbt  uber ains willen dem si etwaß entragen habent, welherlai daß ist, di seind verfalln das wandl. urden  si aber auß dienstn getädingt, .er das uberfarn wiert der ist verfalln der herrschaft zu wandl zwen und sechs schilling phening.

Item, es soll auch kain peck fleischacker schenkn, der nit behaußt ist hinder der aigen herschaft nuer mit aigem rück, solich sein arbait nicht volbringen lassn noch gestattn als den andern. piech aber ain peck zu klain, ain fleischacker unrains fleisch fail hielt oder der weinschenkk pese maß geb, darumb soll si di herschaft pessern, wie dan des hansgraffn ambt vermag.

Auch  ruegen und melden wir: ob aines knecht oder sun ferrer verspillt oder ain leitgeb spilln ließ den er wert hiet ob der güertl, der ist zu .andl zwen und sechs schilling, und soll man im das sein widergebn.

Item, welher ainer der egenanntn  herschaft auf dem guet geseßn .ar und sich understuend seinen nachpern falschlich zu verratn oder haimlich zu verklagn, der soll an leib und guet gestrafft werden von der herschaft zu Gotweig.

Auch  soll ain iedlicher die zwai pantheding die man hat im jar besuechn, und besunderlich sol er sein bel der drittn sprach. elicher aber nit käm, der ist zu wandl zwenundsibenzig  phening.

Wer  rain oder marchstain auswirft oder ausreit, der ist zu wandl umb funf phund phening.

Wer  ainen uberzeunt  an seinem march, als oft ain steckn als oft zwenundsibenzig phening.

Item, wer unrecht steg oder weg macht oder geet zu schadn, der ist zu wandl zwelf phening.

Auch soll kainer der unserer herschaft ist nichts gefarlich spilln noch kartn laßn umb vill noch wenig. und wer das uberfuer, der wer der herschaft zu wandl fünf phund  phening und der spiller sechs schiling phening.

Auch soll kainer laistn noch in laistung gen ab dem guet noch darauf als von fründschaft wegen. er das daruber fuer, der wär zu wandl zwen und sechß schilling.

Auch soll kainer des andern parg werden ab der egenantn herschaft guetern, sonder es mag woll gestat werden auf dem guet mit unsers haubtman .illen. er daß ausschlieg, der wer umb das wandl.

Auch  ist zu merken. das aller willpan und vischwaid als fer der egenantn  herschaft zu Gotweig  grünt gend, darauf und weider hat niemant rechtlich nit zu schaffen;  und wen  man darauf begriff ân der herschaft .illen, der ist verfalln das groß frafflich wandl oder soll gestrafft .erden nach gelegenhait seiner verschuldung.

Item, ain stainwurf ist zu wandln umb  fünf phund phening.

Item, wer  ainen schlecht mit offner hant, soll nach inhalt kaiserlicher majestet landgerichtsordnung  gestrafft werden.

Item, rauft ainer den andern, soll gestrafft werden nach inhalt der that.

Item, wan ain armbrust wirt gespannen  mit gefär, ist das wandl fünf phund phening.

Item, wer fliessund wlunden macht, soll gestrafft werden nach gelegenhait der sachn.

Item, welicher frumen frauen ubl zuespricht oder auf ier eer redt geverlich, als oft ist er zu wandl zwen und sechs schiling.

Item, ob ainer auf den andern die in feindschaft stuenden frünt oder veint zu in lieden denselben zu beschedigen  und hieltenß zu solichem ubl, wer die wären, ist zu wandl zwen und sechß schiling.

Item, welher ainen auß seinem hauß fordert, thur oder venster aufstässet, ist das wandl zwen  und sechs schilling;  doch soll hierinn albeg die verachtung und das ubl geschatzt werden.

Item, welher umbsäß  wider gemainen nutz thät und nicht hielt waß die andern sein nachpaurn  betrachtigtn zu frum irer herschaft oder demselben aigen die zeit anligund wer und gewonhait hiet, als oft das ist ist er zu wandl zwenundsibenzig phening zusambt ainer leibstraff.

Item, alle die so auf des gotshauß gründen  sitzen und wärn halt ander leut holden, die gehorn in der herschaft Götweig  pantäding, und .aß si wandlß  thäten in demselben heusern, die gehoren der aigen herschaft gen Götweig zue.

Item, alle die wandl, wie die genant sein und sich verschulden, stend auf gnad.

Auch  ist zu merken  das kainer der aigen herrschaft holden kain guet entnemen  soll bei den juden oder fremdlingen sonder mit urlaub seiner herschaft  oder seines richterß. er das nicht hielt, der ist umb das groß wandl.

Item, wir ruegen und melden auch das der hoff zu Obern-Pergern gelegen  an dem  ort mit aller zuegehorung  gehört in di herschaft gein Götweig mit pantading und gericht und auch mit dem dienst.

Item, welicher sein hauß weingartn acker und paungartn  ausserhalb der herschaft wissen versetzt oder darauf von auswendigen  leutn zu nachtail der herrschaft Götweig und dem aigen darinn er sitzt etwaß endlechet und das mit gefär beschäch, sol gebiesst werden  am leib und verfalln sein sich umb das wandl zu vertragen.

Die march und grund.

Die march und grunt heb ent sich an zu Krustetn in der Prunnleutn doselbs im weg, und genn auf dem maiß in di Prunleutn, von derselben statt unz in Schwellgrabn nauhin  unter Götzpüchl für, vom Schwellgrabn unz an di Gockhndorffer,  nach dem Gockendorffern  unz an di Plesperger, von Plespergern unz an die Hophengrunt, von Hophengrunten auf den Wolffpüchl,  vom Wolffpüchl  auf die Rotenleutn, von der Ratnleutn auf der Rieder awen, von derselben stat auf die ecker so gehorund sind in der

Weinzurl gericht, daselbß von den eckern unz an di staudn dabei ain stain ist gesetzt worden etc., dan di staudn ist weckgefault.

Die Teurner hebt ir gemerk an bei der staudn und gelengt unz auf den Reichnsperg, vom  Reichnsperg  unz auf dem Intzesperg, vom Intzesperg auf di wegschaid gen Dörfflein.

Die Hörnnpacher hebent ir march an bei der egenanten wegschaid, und get unz auf den Diemhart, von dem Diemhart  unz auf dem Hangunden stain, von demselben stain unz auf dem Khogl  am marchstain, vom Khogl unz an die wegschaid zu Eckhendorf.

Eckendorffer hebent ir grunt an am marchstain auf den Khogl, und gend herab auf di Hardgaßn, von derselben gaßn unz an den Dietmanshoff, si gent auch auf den weg, derselb weg get unz auf di Hinderleutn und unz auf den kirchsteig da die Fuhinger herauf gend.

Obern-Fuchau. daselbs hebent si di grunt an in den See, und geend von den See unz an den rain, vom rain auf unz auf die umbkerstat, von der umbkerstat  unz auf die Pentzn, von denselb en ackern unz hinab in den Teuffnweg, auf der Prunnserstorffer weg, von Prunsesstorffer weg unz hinab in di gaßn zwischn den paidn peutn.

Talern hebent si die grunt an und gend an mitn an di prunrunsen, von der prunrunsn  unz in den Streitgartn, vom Streitgartn unz miten in di naufart, von der naufart an den Heckenpaum,  vom Heckenpäm  an den Khaschhoff in ganz land. doselbs habent si mer recht, das alle die daselbs segns habent und di andern die segensrecht habent, die sollen und mögen  füern von in und zu in weß si notturft haben, und darumb sind si kainen vörigen zu Mautern  nichts phlichtig;  aber die andern vischer die nicht segns  ?habent, die mügent selber mit ierm hausgesind von in und zu in gen markt gefarn, und dem vergen darumb  nichts phlichtig.

Zu Palld gend di grünt an den Wärtznstain,  vom Wärtznstain  herumb bis an des bischoffs von Passau guet, von demselben  guet unz mitn an die naufart, von der obrn gassn gend die grünt unz auf den leber, vom leber unz in den Khatzngrabn.

Paungartn. daselbs hebend  si die grunt an im Khatzngrabn,  und gend auf unz an di Fliesserin, von der Fliesserin unz auf den wassergrabn, von demselbn grabm  auf unz in di Hasnschartn,  von derselben stat unz auf des bischoffs peüntn, von derselbn peutn unz hinauf di Jung peuntn, von  der Jungn  peuntn  hinab unz auf di landstraß, nach der landstraß umbhin  unz auf die Mautinger  viechtrieft, nach der viechtrieft unz auf den Schaidweg,  den weg ab unz enmitn in den Sündlpach.

Stainaweg. doselbs hebent si die grunt an in deln Sundlpach,  und gend nach demselben  pach unz auf den Statznperg an di march, von denselbn marchen unz auf die Stellstat in den grabn, vom  grabm unz an des von Saltzburg grunt, von demselbn  grunden  unz an di markstain Welblinger holz.

Paunndorff. hebend si di grunt an an Welbinger  holz, unz an Zerperger grabn, von demselbn  grabn unz herab in di Flädnitz, von der Flädnitz herab unts an di mül zu Hertfart  da's der pach schaidet, von der mul  nach dem  guet so in Dietmanßhoff  gehört, herumb unz gen Eckendorff in die Hartgassn.

Auch  ist zu merken  von der Werder wegn, das dieselbigen ir grunt und march  anhebent  enmitn in der naufart, und gelangent neben des hoffs genant Götweirhoff zu Stain, von denselbn zwerchs uber an dem lebar als lang der werd. und ist darinn besunder gefreit kaiserliche freiung von kaiser Hainrichn. die rüegen besunderlich das niemand auf denselben gründen  nichts zu beschaffn soll habn der ain gast ist, es sei mit wilpan oder mit gejaid, ân der herschaft gunst und willen. si künden auch das .si] järlich das purkrecht von denselbn gründn  geben sullen irer herschaft gen Götweig  an aller man vaschangtag  ân verziechn;  .elher des nit thet in denselbn achtagen, derselbig ist wandlphlichtig zwenundsibenzig  phening.

Si ruegend auch: welher der wär dem daß wasser seinen grunt hinstiessn oder hinrünnen,  wie si das fuegt, und den dienst uber das davon raichet der obgenantn  herschaft, geschach dan von got das im dieselben grünt wurden  wider aufgeschit, derselben grunt mag er sich hinwider woll underwindn  und sein frumb damit schaffn, und ist darumb nichts phlichtig.

Auch kundns  das [si] in den dorfern so dan in das panthading  gehörent gen Gotweig  gelegn umb den perg, wie die gehaissn seind, sullen haben als oft ain dorf als oft ainen rechtn gepranntn  metzn und ainen gepranntn hämemer, damit zu gebn und auch zu nemben mit derselben maß, alswol der kaufer als der verkaufer. doch das der metz mit dem schwärm getraid gestrichen soll werden  mit dem  streichscheit auf dem  eisn desselben metzn;  und der habrn mit demselben metzn  sol nit also gestrichen sein sonder mit der hant geschwaift werden  ôn geverde. aber der emper sol ungeverlich mit dem most  gehambt  werden ubern hamnagl,  das ain .einkorn daruber schwimen mug;  aber mit wein, wan  das ist, soll der- selbig hamnagl mit dem wein geruert und gehambt  sein und nicht daruber. und wer des also nit hielt oder sein selbs metzn oder hambzuber furbaß hiet oder gewun, und nicht mit solher maß kauft verkauft geb oder näm, derselbig ist verfalln der herschaft zu Götweig  und seinem gericht das groß wandl.

Auch  melden  die Werder  das si von allem dem guet das in dem Werd  oder anderswo  wiert, all ir kaufleut und all ir knecht und diern, die fuern si frei uber Tuenaw  und herwider uber, und seind dem vergen nichts darumb  phlichtig.

Si melden auch mer:  het ainer den andern  erschlagn und kam an ains zulln aus dem Werd, er mag in fuern in den Wert und niemant nichts darumb  phlichtig sein.

Ob sich auch begeb das ain richter, ambtman, die fuerer oder nachparn ain handl, wie der war, guetlich mit einander vertrugn, so soll dasselb albeg in beisein des richterß oder ambtman bescheen;  derselbig richter oder ambtman solls dan ferrer der herrschaft zu Gotweig anzaign, damit alle ubl gestrafft und di frünkait gehait werde.

Nachmals  fragt ain richter.

Standort
Göttweig | BH: Krems | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Göttweiger Stiftsarchiv | InvNr.: Papierhs. (1545), Sign. A. XIX. 2. | Seiten: 1a-7a |
Herkunft / Fundort
Göttweig | BH: Krems | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1540 - 1550
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 368-375, Nr. 58/II (Edition).

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