Strengberg, Freiheit und Rechte bei der Herrschaftsschranne (Mitte des 16. Jhs.)

Vermerkt die urtail, freihait und rechten bei schran der herrschaft im  Strenberg in dem  thäding, wie hernach  volgt und  von alter herkommen ist.

Anfänklich  ist die herrschaft  gefreit vor allen lantgerichten, das kain lantrichter umb kainerlai mallefizhandl darein zu greifen hab, es sei umb  streichent oder angeseßen  dieb, si sein weß herrn si wellen, noch auch sonst umb kainer ander sachen.

Item, ob sich begäb  das ain angeseßner ain mallefizhandl verbräch der offenbar wäre, so soll in ain lantrichter an der herrschaft voggt oder verweser zu dreien vierzechen  tagen ervodern, zwai mahl  mintlich und das drit mahl schriftlich. dann so soll im der vogt oder sein anwalt uber drei tag hernach denselben  thätter zu recht stellen nach ordnung  der rechten, in schlechter wat wie er mit gürtl umbfangen  antworten, und ist im nichts mehr schuldig. die anligende güeter oder ander guet das nicht mit mallefiz begriffen bleibt den kindern oder erben;  .ähre es aber mallefizguet, so währe es den vogt verfallen und nicht dem lantrichter.

Item, ob ain lantrichter ain erfordert und nicht offenbar währe, dann so solt ain voggt oder sein anwalt nach dreien vierzechen tagen und dreien tagen denselben  bezichten mann  dem  lantrichter zu recht stellen. doch so soll sich derselb voggt oder sein anwalt vorhin an ime durch seinen nachbarn erkundt haben: währ er ein solcher, so soll man ime den antwurten  wie vor benent ist;  .urte aber solches an ime nicht erfunten, so ist ain voggt schuldig dem lantrichter darzue ze bringen und halten damit er im solchen schmach und schaden abtrage.

Item, ob ain streichender  dieb in die herrschaft kämbe  und  der lantrichter kämbe  ime nach, so soll er den unerfodert  des voggts oder seiner anwalt nicht fachen sonder der voggt oder sein anwalt, und solt im auch das verporg sein deß am dritten tag zu entthädingen, und im den antworten aucll wie oben gemelt, und ander all sein guet bleibt dem vogt.

Item, ob sich begäbe  das ain streichenter dieb in die herrschaft  kämbe und wurde  von der herrschaft anwalden  angenommen,  so soll man das dem lantrichter verkünden. darnach  am dritten tag soll er bringen .altpotten und frein und waß er darzue bedarf. so soll man im den antworten in schlechter watt wie er mit gürtl umbfangen,  und soll im denselben .stellen], ob er gehört in das lantgericht Walssee, zu der untern gatterseil an den burgfridt aufm Stremberg oder an den Hochen  steeg in das pächel zunegst bei der Ohrmihl gelegen;  .urde aber er in dem lantgericht Ennß  gefangen, so soll man  in den antworten  zu der gatterseil oben an dem burgfridt daselbs oder in den Englbach. und soll dem lantrichter dreimahl ruefen;  kombt er aber nicht uber solches beruefen, so soll man in zu aim steckenä an ain zwirnsfaden pinden;  reist er sich ab und lauft weg, so ist man iemant nichts mehr schuldig.

Item, und welcherlai auch ander todtfähl in der herrschaft beschechen, .ie die erdacht oder genent möchten  werden,  wehr dieselben von rechtens wegen  erheben solle. Niemant  anderer dann ain voggt oder sein anwalt.

Item mehr, ob sich aber begäbe das ainer oder mehr in der herrschaft ain todtschlag thätten oder beschäche, in welchem  lantgericht der fahl beschäche, so ist der thätter, ir seien ainer oder mehr, dem lantrichter von aim todtfahl nicht mehr dann zwen und sechs schilling pfening schuldig. die soll er in zueschicken durch drei frumb man. ob er aber die nicht nemen  wolt, so soll er die an ein stängl pinden und auf die pruck stecken das das mer hinein saag dann herauß, oder in ein düechel pinden und auf die prucken  legen und ain stain darauf, das es der wint nicht weeg  wähe, und  haben damit gefreit ir leib und guet vorm lantgericht, sonder sich mit der freuntschaft zu vertragen.

Item, ob aber der todtfahl auf der lantstrassen mitten im huefschlag beschache,  so soll man das wandl halbs gehn Ennß und aber halbs gehn Walssee  geben und sollen auch damit von baiden lantgerichten gefreit sein.

Item, ob ain lantrichter uber solches in der herrschaft vil anheben und ir weiß treiben wolten, ainen zeichen einer schult die er nicht verdient hiet, darumb  soll er sich ausreden mit dreien nachbarn bei ihren ehren und treuen das er solcher schult nicht verdient hab.

Item, ob sich aber ain lantrichter an solcher außredt nicht benüegen laßen wolt und im daruber weiter anstrengen wurde, so mag  er sich besterken mit andern;  und ob si den lantrichter vom leben zum todt bringen, so seint si nicht mehr schuldig dann das si drei pfening auf in legen, und seint des damit ganz und gar enprosten und in also gepüesst.

Item, es soll kain lantrichter nicht lenger in der herrschaft bleiben nur so lang das er ain mäßl wein trinkt auf dem roß, und soll den rechten fueß auß dem  steegraif thuen, und der wirth soll dem roß in den zaum greifen und halten.

Item, uber solche voran und hernach beriert articul, fürstlich gebott gab und freihait, darinen vor angerierte herrschaft von aim fürsten auf den andern begabt und gefreit ist, darumb geben si aim lantsfürsten diss lants desthalben  zur rechter bestättigung diser freihait zu seiner fürstlichen gnaden hanten in das rentmaisterambt  Steyer alle jahre an st. Georgen tag fünfzechen pfunt pfenning und darzue des negsten pfinztag nach s. Caterin^#ä tag auch jerlich sechs mutt habern ain mezen, 3 ß 20 dn sackloßung.

Item, und soll auch dasselb marchfueder  gemeßen  werden  an der Reinthaller maß zu Enß oder an unßern dienstmaß zu Achleutten.

Item, si sein auch aines ieden jahrs an demselben  tag so si das angezaigt marchfueder  gehn Ennß füehren, von demselben lantfürsten gefreit vor aller clag, verbott und feintschaft von haimet auß biß wider haimb an ir gewäre bei zwaiunddreissig pfunt pfening.

Standort
Seitenstetten | BH: Amstetten | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Stiftsarchiv Seitenstetten | InvNr.: Papierhs. (Mitte des 16. Jhs.) | Seiten: 1a-4b |
Herkunft / Fundort
Strengberg | BH: Amstetten | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1540 - 1560
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 828-831, Nr. 113/III (Edition).

Kategorien: Rechtsquellen | Taiding - Kloster | Taiding - Markt

<< zurück