Streithofen und Einsiedl, Gerechtigkeit (1450)

Hie ist ze merken die gerechtigkeit unser aigen zu Streytthoffen und Ainsidl.

1. Item, von ersten ist under gerechtigkait des aigen das wir alle jar sullen haben ain pandadingen am tag sancti Marci. darzu soll albeg unser genediger herr brobst von Herzogburckhe  oder wer des aigen [herr] darzu schicken sein anwalt oder scheinpoten;  beschech sein nit, so ist der richter und die vier da selbs nit schuldig zu pesetzen das pandadingen.

2. Item, es soll auch ein iedlicher, fraw oder man, nach toden aufenphachen inerhalb vier wochen. thet er sein nit, so ist wandl schuldig 60 dn. underwint  er sich sein aber durch sich selb ân willen ains richter, so ist er schuldig als oft ers tuet 6 ß 2 dn. und soll geben dem richter, davon er enpfachen soll, nach toden 1 dn, aber nach keufen aufzeenpfachen  oder abzelassen so ist er schuldig von 1 lechen 32 dn.

3. Item, es wurt begriffen in unsern aigen ain hainzogner diep der pei uns behaust wer, und wurt mit dieprei beschrirn oder begriffen, so soll der richter unsers aigen zu sant der gemain auf sein iedlicher auf sein zerung und den dieb antwurten;  und der richter soll dan das kunt thuen dem lantrichter, damit er sich sein underwinden  soll. auch soll mit gefüert .ern  alles das das er gestollen hat, und soll der lantrichter das gestollen guet wider ze losen geben dem da gestollen ist worden. und albeg für ein haupt soll er nemen 72 dn und nit mer. ist es aber ledigs gewant, als rock mantl, so soll er ze losen geben ein ieglich golier für 72 dn und nit mer.

4. Item, es käm ein streichunder dieb in unser aigen der do gestollen hiet küe, ros oder ander ding das im schedlich wer, und ainer käm im nach dem er den schaden hiet gethan, und vindt in in unserm aigen und frumbt den zu fachen durch unsern richter, so ist der richter den pflichtig zu fachen und den halten, doch also ob der dem dieb nachkumen well und das zu im pringen als zu ainen solichen schetlichen man;  und soll auch dem richter gar wol vergewissen mit frumen leuten, do der richter ein genüegen an hab;  .olt er aber sein nit vergewissen  daran ein genügen wer, so ist der richter nit pflichtig den in fenknuß halten. ist aber [das] der das zu im pringt und erweist das das zu kuntschaft genueg ist, so soll der richter unsers aigen den dieb halten dem der in zu fenknuß pracht hat 3 tag und nit lenger;  und in der zeit so soll der gen der in zu fenknuß pracht hat zu dem lantrichter auf sein zerung und dem lantrichter das zu wissen thuen. und wan der lantrichter kumbt, so soll unser richter den dieb hinauß füern zu dem valthor und soll in anpinten mit ainem schabpant und soll im in die hant geben ein messer das 1 dn wert sei oder 2; so soll dan der richter rufen zu 3 malen dem lantrichter und soll sprechen ,her, pint ich dir an ein schedlichen man. aber ich wil das zu im nit pringen noch erweisen'. .er aber das der lantrichter saumig wer in den sachen und gedekcht, ich hab nichts von dem dieb', und er entlief dem lantrichter und darnach absagen .urt dem aigen und schaden zuging, so ist der lantrichter zu wandl schuldig unserm genadigen herrn dem brobst von Herzogburckh 32 pf dn und der ganzen gemain denschaden abtragen. entlief aber der dieb dem lantrichter und käm hinwider in unser aigen und der lantrichter mit seinen chnechten wolt den freflich neben uns nemen, so soll auf sein der richter unsers aigen zu sambt mit der gemain  und soll den lantrichter wider hin auß dem aigen schlachen;  und was er von im schlecht, das sei ros oder harnisch, das ist verfallen meinem herrn. auch ist verfallen unserm herrn ein ieder solicher streichunder dieb alles das das ob der gürtl ist.

5. Item, es wer das ein lantrichter zuespruch hiet zu unserm aigen und zig ainen dieberei und klagt dem richter uber denselbigen, so soll im der richter uber das selbig nemen guete gedecknüß  auf 14 tag. und kumbt dan der lantrichter aber zu dem richter mit klag als vor, ist der richter nit wol bedackt im darumb zu antwurten, so soll er im aber nemen 14 tag zu gedäcknuß,  als lang er wol bedackt wuert;  und darnach soll der richter dem lantrichter ein schran lassen besiczen außerhalb unser aigen. beweist der lantrichter das zu im das genueg ist, so soll er in nemen in der schran und den mit im füern;  beweist er sein aber nit und thuet dem unguetlich, so ist er meinem  herrn für wandl 32 pf dn und dem unsern sein schaden und scham abzetragen.

6. Item, wer das das unser haußgenossen  ainer wolt haben ein inman, so soll er in in seinem  hauß halten piß an den dritten tag und soll dan das lassen wissen dem richter. hat er des richter willen, so mag er in lenger behalten;  behielt in aber der wirt ân willen des richter und gieng der gemain schaden darauß, so ist der wirt schuldig den schaden zu puessen und zu wandl von iedem hausgenosse. ß dn. er aber das der wirt dieberei mit hiet mit dem inman, wie das genant wer, und den todt verschuldet, so soll der wirt einen sprüssel hocher gehangen  werden wen  der inman.

7. Item, wer der ist auß unserm aigen der des richter oder die vier bedurfe zu ainer gemainen notturft, das sei zu beschawen marchstain  rain stigl wismat gräben, wie das genant ist, und wan si das beschawen  und erkenen nach ir gewissen, und wer in darnach darumb wolt zureden und darin vermerken,  als oft er das thuet so ist er nach einem ieglichen hauß zu wandl  60 dn.

8. Item, geschäch  das das ainer mit seiner geselschaft und mit werhafter hant aufunser aigen kem und ungefueg trieb, wie das geschäch, das wer mit unsern ainem auß dem aigen oder mit ein fremden, ân klag des richter, so ist er schuldig zu wandl  als oft er das thuet von iedem haußgenossen 6 ß 2 dn, und als vil er mit im hat gehabt gesellen und helfer derselbig ieglicher besunder ist auch zu wandl 6 ß 2 dn.

9. Item, wer das das einer den andern frefflich auß seinem hauß vodert, so ist er zu wandl als oft er es thuet 6 ß 2 dn.

10. Item, wer das das einer dem andern frefflich ein venster oder glas pei tag oder nacht oder thüer aufstieß, so ist er zu wandl 6 ß 2 dn.

11. Item, wer das einer den andern jager, und der do flüchtig .er das der inlief in ains frumen man haus, kem im der nachgelaufen in das selbig haus, als oft er kumen ist uber ein druschübl als oft ist er zu .andl gesagt 6 ß 2 dn.

12. Item, wer das das ainer in fravel im aigen spannet und schuß einem zue und treff sein nicht, so ist er zu wandl 6 ß 2 dn. trifft er in aber und macht in plueten, so ist er zu wandl 2 pf dn. schueß er in aber zu todt, so ist er zu wandl 2 pf dn. spannt er aber und läst ab und schuest nit, so ist zu wandl 6 ß 2 dn.

13. Item, kem ainer in unser aigen mit ainem spieß in ain gassen und kert das wegß füer und stäch in nit, so ist er zu wandl 60 dn. sticht er in aber und macht  in plueten, so ist zu wandl 2 pf dn. schlecht er in aber mit dem stil, so ist er zu wandl 5 pf dn.

14. Item, es wer das einer den andern raufet und in das har viel mit ainer hant, so ist er zu wandl 5 pf dn;  fert er im aber in das har mit paiden henten, so ist er zu wandl 10 pf dn. schlecht er in aber mit der hant und gereckten vingern oder mit offner hant, so ist er zu wand. pf dn;  schlecht er in aber mit der faust, so ist er zu wandl 1 pf dn;  hat er aber den daum verschlossen in der hant und schlecht ainen, so ist er zu wandl 12 dn.

15. Item, es wer das einer ein stain aufhueb und prächt in uber die knie und wurf nit, so ist er 1 pf dn. irft er aber oder schlecht in damit, so ist er 5 pf dn. last er in aber wider nider vallen, so ist er zu wandl 1 pf dn.

16. Item, wer das das ainer den andern  mit ainer hacken wurf, so ist er zu wandl 5 pf dn;  drot er im aber und kert die schneit füer und thuet im nit, so ist er umb 60 dn;  trifft er in aber mit der schneit und macht in pluetrunß, so ist er zu wandl 2 pf dn;  schlecht er in aber mit dem .r, so ist er zu wandl 5 pf dn. auch soll niemant, sei kunt oder front, an dem feiertag pei im tragen ein hacken;  begreift aber der richter pei einem ein hacken an dem  feiertag, so ist er zu wandl 12 dn. er aber das ainer ein hacken an ainem werchtag mit im zu wein trueg, wie der genant ist, so soll ims der wirt nit lenger lassen nur als lang er mag außtrinken ein pfenwert wein lund nit lenger;  .olt er sich aber eins wirt setzen und im die hacken nit lassen, so ist er zu wandl nach iedem haußgenosse. ß 2 dn.

17. Item, ziecht ainer ein swert aus der schait und mainet ainen zu schlachen und schlecht in doch nit, so ist er 60 dn. schlecht er in aber und macht in pluetrunß, so ist er zu wandl 2 pfdn. schlecht er in aber mit palg und mit swert, damit das das swert auß der schait nicht kumbt, das haist ein lasterschlag, so ist er zu wandl 1 pf dn.

18. Item, es soll auch kein haußgenoß unsers aigen einer dem andern geben verpotne wort. als oft er das thuet und das zu im weislish wurt so ist er zu wandl 60 dn.

19. Item, es soll auch kain hauswirtin mit der andern kriegen und pöse wort geben. geschäch es aber und wolt davon nit lassen, so ist si zu .andl 60 dn. aber von erst soll es dem richter geklagt werden  durch sei oder iren man;  und welicher tail den schuldig ist und der wirt wolt das seim weib nit weren, der soll geben das wandl als oben gemelt ist. wer aber das ein hausfraw  ainem hausgenossen  geb pöse wort auf der gassen oder anderhalb und wolt sich davon nit massen, so soll der hausgenoß das irem man klagen;  mag sei aber ir man davon nit ziechen und thuet si das mer, so mag ir derselb dem si das thuet mit zuegethaner hant ein schlag zu dem haupt geben als einer andern huebscherin und ist zu wandl 12 dn.

20. Item, auch soll kain verratter pei uns wonung haben wie der genant .är, das sei zu unser herschaft oder sein richter oder zue mauter oder zolner oder ungelter;  und welicher der wer, dem sol unser herschaft auß dem aigen urlab geben und ist verfallen der herrschaft leib und guet.

21. Item, es soll ein ieder nachpawer  seinem nachpawern  zu nagst pei im trewlich außfriden was  im den von recht zuepuert, das ainem von dem andern nit schaden peschech. elicher aber das nit thät, der soll dem andern den schaden abtragen wes er sein schaden näm, und ist schuldig zu wandl 60 dn. er soll auch als hoch friden das der fridt ainem mittern man an die agsel müg  gen;  .er aber das sich ainer hocher wolt friden und .olt setzen auf denselbigen fridt ein zuesatz und wurt darin der fridt oder zaun umbzogen  durch ein solichen zuesatz, so ist derselbig dem  andern den schaden abzetragen und der herschaft schuldig das wandl 60 dn als oft er das thuet.

22. Item, es wer das ain fewer außkäm,  und wär ainer under uns der nit retten wolt oder zuelaufen und sprech ,es berüert mich nit und ist ferr von nleinem hauß, der ist zu wandl von ieglichem hauß 6 ß 2 dn, außgenomen er wer nit anhaim oder krankt, das er nit mocht geretten, so ist er nichst schuldig. er aber das ainer sein guet außtrueg und pesorget es .urt im verprinnen, und käm ainer und hueb das selbig guet auf und trueg es haim oder an anderer stat und gäb das nit wider und wurt daruber begriffen mit warhait, so ist er zu puessen als ein ander dieb, als oben gemelt ist. wär aber das ainer oder aine findt dasselbig guet unter dem  usel oder schabpaß zuhant  oder darnach, soll darselbig guet wie es genent ist .n verziechen tragen werden  zu dem  richter und sol dan derselbig sprechen, es sei fraw oder man, ,das guet hab ich funden, ich wolt es gern .idergeben, west ich wes es wer'. gäb aber derselbig richter das guet nit .ider nach dem als er es enphangen hat und wurt darnach damit begriffen, so soll er es puessen mit leib und guet.

23. Item, es sullen all unser fewerstet 3 mal im jar beschawt werden. und wem sie abgesagt wirt, der soll das wenden  under vierzechen tagen;  thet er sein nit, so ist er zu wandl 60 dn als oft im das gesagt wiert. beschech aber iemant schaden  daraus, so ist er schuldig den selbigen schaden abzetragen, wie er genant ist, und ist schuldig zu wandl nach iedem haußgeno. ß 2 dn.

24. Item, es soll ein ieder der bei uns ist, fraw oder man, wol bewaren sein stigl mit zufriden zu sumerzeit die weil das trait auf dem velt stet, damit er kainen besundern außgang soll haben pei tag oder nacht. thet er sein nit nach  solicher unser gerechtigkait, so ist er dem richter zu wandl al tag 12 dn als lang pis er die selbig stigl zuemacht.

25. Item, es soll ein ieder auß unserm aigen oder wer den grunt hat under unser herschaft, wan man korn oder habern schneiden ist, ab dem velt gen weil man den tag kennen mag. er aber das ainer, wie der genant .er, begriffen wurt pei der nacht oder zu mittag under den schobern ân recht, rettlich 2 außzueg und begriffen wurt mit warer that, damit er seine schober wolt meren mit seines nachpawrn guet, der soll das puessen als ein ander dieb.

26. Item, es sol niemant roß oder kue bei dem tag auf unser trait schlachen oder halten. urt er daruber begriffen, so ist er zu wandl dem richter und hüeter 12 dn und soll den schaden puessen dem er widergangen ist. beschäch  es aber pei der nacht und hiet das mit willen gethan als ausfundlich wurt, so soll er das puessen als ein nachtdieb.

27. Item, es soll kain fraw oder dirn oder junkfraw grasen gen sein nachpawern  oder iemant andern  zu schaden, wie das genant wurt. beschäch es aber, so soll der hueter der dan gesetzt ist von uns, das grastuech nemen  und sichel, und der schaden soll beschawt werden, und darnach soll dem selbigen ein genüegen geschechen  dem  der schaden widergangen ist.

28. Item, welicher der wer der uber ainen auß unserm aigen klagen .olt, es wer von geltschult oder erbguet wegen, der soll das von ersten thuen unserm  richter;  und wil im der selbig ân recht nichst geben, so soll der richter dem anklager zu wissen thuen das er soll klagen 3 vierzechen tag, und soll das recht vergwissen dem  richter mit 32 pf dn;  .är aber das der anklager das recht dem richter nit wolt vergewissen, so ist der richter im nichst schuldig ze thuen.

29. Item, welicher ainer auß unserm  aigen wär der ainem ein waffen lich damit ain anderer, wie er genant wär, geschlagen wurt, der selbig sol das puessen nach willen unser herschaft, ob das ist das sein wil dapei gewesen ist und  das zu im erweist  wurt das er die waffen auf in gelichen hiet.

30. Item, es soll ein iedlicher leitgeb auß seinem hauß  die rechte maß geben. auch soll er niemant porgen auf ungesottens garn und auf gewundens trait;  .elicher das uberfaren wurt, der ist der herrschaft zu .andl 60 dn.

31. Item, auch sullen alle wandl, das sei groß oder klein, bei genaden sein als si oben begriffen sint.

32. Item, ein ieglicher leitgeb zu Streythoffen  soll im panthadigen anpringen  was unfueg in seinem hauß geschechen  ist von wegen  seiner gest oder von andern leuten. thät sein aber der leitgeb nit und wolt es verschweigen,  so ist der leitgeb als so vil schuldig zu wandl als dan der recht schol, wie das genant wurt.

33. Item, ob ein schlechter edlman gewalt trib in unserm aigen, wie das genant wer, der ist zu wandl der herrschaft 10 pf dn. ist er aber ein her, so ist 32 pf dn.

34. Item, ob sich ainer des gericht widersetzet, wie das wer, der ist zu wandl 6 ß 2 dn.

35. Item, ob ainer dem  andern sein zaun umbriß oder zehacket, der ist zu wandl 6 ß 2 dn.

36. Item, ob ainer dem andern ein schlachten paum  abhacket, so sol man  im die hant auf dem stock abschlachen  oder er geb der herschaft 5 pf dn. grueb er in aber auß und tregt in fueder, soll er es puessen als ein anderer dieb.

Herkunft / Fundort
Streithofen | BH: Tulln | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1450 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 153-158, Nr. 25 (Edition).

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