Steinakirchen am Forst, Rechte (1507)

Hie seint zu merken deß markts Steinnakirchen recht und was in deß markts daselbst gemerk deß purkfridts gehöeret, als er von alter herkommen ist; das merke arm und reich, wie man sie soll außlegen in einer ieden pantäding.

Von erst so soll der richter zu Stainnakirchen halten in iedem jar ain pantäding  allweeg umb  unser frawen tag der liechtmessen. das soll man vierzehen tag zuvor im markt zu Stainnakirchen pieten und verruefen.

Dann  alle die recht die da geschriben seint, die öffnet das rechtbuech an der geschwornen  büecher  statt, die man auß soll richten armen und reichen, und  unser herr von Regenspurg  zuvorderist, alß hernach  geschriben stehet.

Von  erst so gehet der purkfridt gen Geeßwanng  in den fuert, und in den Pidmesbach,  und  zum Frawen-falltor, und mitten in den fuert der Kleinen Erlauff, also, wann ein reitender auf dem roß sitzt, das ihme das .asser biß an die spooren geth.

Was  in die obgenanten  vier march kombt, welcherlai das sei, da hat kein lantrichter macht zu greifen, es sei mit salz eisen oder anderer wahr.

Wann  ein schödtlicher mann  in den purkfridt keme und beschriern .urd, so soll ain marktrichter ihne anfallen und fahen.

Wär  aber das ein landrichter ein schedtlichen oder malefitzischen mann im purkfridt wüsste, so soll er ihn an den marktrichter  fordern, da soll ihn der marktrichter unz an den dritten tag behalten;  alßdann soll ein landrichter kommen  und soll den richten an dem dritten tag;  darumben ist man  ihm schuldig sechzig pfenning  und dem züchtinger zwölf pfenning, und man gibt für ihn selbdritter ein mahlzeit.

Was  dann ein schedtlicher mann  in den markt  oder in den purkfrid bringt, das ist dann  deß marktrichters. und soll ihn mit sechs mannen .berfahren hie und beim Frawen-fallthor mit dem sibenden;  darnach so antwortet man ihn wie er mit güertl umbfangen  ist.

Wolte  aber ein landrichter darumb  zürnen, so soll man ihm dreimal ruefen. und ob er nicht käme, so soll man ihn anpinten mit einem seidensfaden; geschäch darüber  dem markt ain schaden von demselben, so soll man solchen bei dem landrichter suechen.

Wär es dan ain ander man den der richter, der ainen zu gefanknus prächt, der soll das recht dem richter und dem markt vergueten  als lang das er das recht hinz im verfurt. und hat auch kain landrichter in dem markt und purchfridt ze greifen umb  kainerlai sachen weder wenig noch vill.


Von dem  richter.

So ist auch des markts recht und von alter herkomen: ob ain richter ainem markt zu schwär wer, so haben die geschbornen  und die gemain das recht das si mit irs herren willen und oberigkait ze Pechlarn ainen andern setzen in dem jar, wen si wellen.

Man soll auch kainen der meines herren von Regensp urg ist, auf kainem panmarkt  verpieten noch alsbo, er soll dann dem richter und die obrikait zu recht setzen und klagen. und wo der meines herren ainer für den andern verpoten birt, da soll in der selbig durch des willen er verpoten ist, ausrichten und  ân schaden halten;  thet er deß nit, so soll in der richter darzu nöten und der pfleger zu Pechlarn.

Auch  sind das unsere recht das kainer in dem purkfridt soll verkaufen, es sei heuser wisen acker krautgärten etc., ân des richter und der  geschbornen  rath;  er soll es ee virzehen tag hinfailen und riefen. er aber das man die geschbornen  nit all gehaben  möcht, mag der richter zu im nemen wen er will, das der kauf bestett werd.

Auch offen und melden wir und sind auch unsere recht: wer unrains fleisch veil hat, als oft er das ainem geit als oft ist er ains fraflswandel vervallen dem gericht.

Auch  ist des marktz recht das kain fleischacker fur den prun soll gen am marktag viech oder ander ding zu kaufen. er das uberfuer, der ist dem richter des wandels pflichtig zu geben zwenundsibenzgt  pfening.

Wir offenn und melden auch das die fleischacker den markt nimer nit ân fleisch sollen lassen. er das uberfuer, seind si dem richter das .andel nach ratt der geschb ornen vervallen.

Auch  ist des marktz  recht das zben gesetzt sollen sein uber das fleisch und zwenn uber das prodt. und ob das fleisch nicht gerecht wer, das man si darumb pessern soll;  und ob das prodt zu klain wer, das man si auch darumb  pessern soll nach erkantnus der geschbornen.

Auch  ist ain ieder richter des marktz  den fleischackern daselbs pflichtig, ob das wer das die fleischpenk abprennen, das er in si wider zu dach richt.

Auch  sollen die fleischacker den markt  zu ainer ietlichen zeit mit fleisch versehen. theten si des nit, soll si der richter darumb wandeln nach rath der geschwornen.

Auch ist des marktz recht das kain auser fleischacker nit fleisch verkaufen  soll in der wochen dan an dem pfinztag.

Auch mer offenn und melden  wir und ist des marktz recht das man soll alle pantäding die feuerstet beschauen, lnetzen und kandl und gebicht vachten. und wer nit gerechte mas und gebicht hat und nit guet feuerstet hat, den soll der richter darumb pe.ssern nach der purger ratt.

Wir offenn und melden auch:  ob das war das ain prunst auskam  in ainem  haus, do sich es erheben hat, so der wirt oder wirtin schreit und rueft das manigs retten mug  und di leut icht zu grossem schaden kämen, darumb  geit man dem  selbigen hausgesind  folle und ganze freium fur  all meniklich acht tag uber und uber, und auch fur das gericht.


Petreffund die pecken.

Es soll auch der richter und die geschwornen  das prodt peschauen, .ie dan das drait geth. darnach sollen die pecken  pachen das rechtlich ist, als di geschwornen erkant haben;  theten si des nicht, so soll der richter das prodt nemen  und soll es durch got geben oder wen es di geschbornen haisen geben.

Es sollen auch die pecken den markt ân prodt nit lassen nimer nit in der wochen. theten si des nit, so soll si der richter schwerlich darumb püessen.

Auch ist des markts recht das kain auser mit dem innern ainem in dem  markt gesessen  kain gemainschaft  mit kaufen noch  verkaufen soll haben.

Auch ist des markt recht das kain fragner soll fur das eck gen pel des Sennger  haus umb  kaufen oder verkaufen. er daruber uberfaren wurt, ist dem richter das wandel vervallen.

Wir offenn und melden auch: ob ain auflauf wurt in dem markt das ainem  richter zu schwär wär, so sollen all meins herren leut arm und reich auf sein mit dem richter und sollen im helfen wes er recht hat. er das versämbt,  der wär meinem  herren leibs und guetz vervallen ân alle genadt.

Wir  offenn und melden auch das man spilen hat verpoten uber ain pfunt. er hinuber läst spilen in seinem haus, als vill ist er dem richter vervallen und ist von dem leitgeben ledig.

Wir offenn und melden auch das kainer der meins herren, nit laisten soll auf truckem tisch im markt noch in dem purkfrit. als oft ainer das uberfert als oft ist er umb funf pfunt pfening meinem  genadigen herren.

Wir offenn auch: was presten man wais in meines herren markt und in seiner herschaft, wie die genant seint, das die geoffnet werden  in dem  pantäding. er das verschbig, des man  gewar  wurt, den soll der richter schwarlich darumb  straffen.

Auch  ist des markt  recht das man woll mag  gesetzen ain vails padt auf unser herschaft gueter, wo  das im purkfridt ligt und fueglich darzu ist.

Auch so haben des von Mänse  leut in dem markt zu Steinakirchenn die recht die wir haben in dem markt. darumb  seind si pflichtig zu geben ainem ieden richter im jar drei schilling virthalben pfening, und sullen zu dem pantäding  komen  als meines herren von Renngspurg  leut bei dem .andl.

Wir offen und melden auch das mein herr verpeut und der richter an seiner stat und verpoten hat all gelitznen  und alle lange messer und alle armprust. und wer si den tag heut  tregt in dem markt, der ist umb zwenundsibenzig  pfening,  und glitzen  messer sint voraus verloren.


Das seind die wandel.

Für ain totschlag funf pfunt.

Fur ain lem dritthalb pfunt.

Ain haimsuech,  als oft ainer in ain haus lauft uber ain drischschubel sechs schilling pfening, als oft heraus aber sechs schilling pfening.

Umb  pluetruns sechzig pfening.

Umb  ain pasler zucken sechzig pfening.

Umb  ain messer zucken zwelf pfening.

Umb  ain glitschen zucken sechzig pfening.

Umb  ain verschrottens gwant sechzig pfening.

Wann  ain wirt dem  anderm in das har felt, nach idem vinger als oft ers thuet ain pfunt pfening.

Rauft ain junger  knecht ain wirt, nach iedem  vinger ain pfunt pfening.

Wer ainen aus seinem haus vodert, das ist ain fravel.

Wer ainem an sein haus sticht, ist ain fravel.

Wer  ain fridware frauen ubel handlt oder schlecht oder pluetruns macht, der ist funf pfunt.

Wann  ain fraw ain man ubel handelt, die soll den pogstain tragen in dem markt vor aller meniklich.

Wann  ain fraw die andere  ubel handelt, die soll der richter vor horen, und weliche unrecht hat die soll auch den pagstain tragen.

Schlecht und rauft ain frau die andere, die soll aber den pogstain  tragen und darzue soll si der richter pessern nach der purger rat, als si genadt vindet.

Da ain gast in den markt kam und ain anmueten wolt, schlueg der meins herren in zu todt, so ist er dem richter nichts punden ob er es derzeugen  mag.

Schlecht der meines herren ainer den andrn zu todt, facht in dann der richter oder das gericht, kumbt  dan ainer der dem gericht guet ist umb  das wandel, so soll er in gen lassen;  kam aber der schreier, so soll er richten nach dem  rechten.

Ain potwandel zwenundsibenzig  pfening.

Ain panbandel zwelf pfening.

Wer sich phantz wert, sechzig phening.

Wer  sich des gerichtz unterzeucht, der ist vervallen was das gericht ain ganz jar tragen mag.

Wann  man das pantäding rueft und wer dan nicht darzue kumbt, der ist dem richter vervallen sechzig phening.

Welicher nachpauer der sein verschbeigt, derselb ist auch sechzig phening  vervallen.

Ain stainburf, wan ainer dem  andern zu wirft als oft ist er sechzig phening  vervallen.

Ain schutz mit ainem armbrust, wan ain pauer dem andern zuescheust, der ist funf phunt phening nach genaden.

Wer ain erbern knecht scheust, der ist zehen pfunt pfening.

Wann  ain ritter scheust, der ist dem richter und  meinem  herren zwaizig phunt phening vervallen.

Wann  ain dienstman  scheust, der ist vervallen dreigst phunt zu .andel.

Dieses pantädingpuech  aus ainem  alten pantädingpuech  von neuem transferiert und  machen  lassen anno domini tausent funfzehenthundert und in dem sibenden jar.

Standort
Steinakirchen am Forst | BH: Scheibbs | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Gemeindearchiv Steinakirchen | InvNr.: Papierhs. (16.-18. Jh.) | Seiten: 6a-18a |
Herkunft / Fundort
Steinakirchen am Forst | BH: Scheibbs | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1507 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 623-628, Nr. 91/I (Edition).

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