St. Pölten, Banntaidingrechte des Klosters auf seinen Gütern in und außer der Stadt (Anfang des 16. Jh.)

Hiehernach volgt das pannthäding und gerechtigkait so mein herr der brobst und das gottßhaus zu Sant Pölten in der stat daselbs und anderswo auf seins gotshaus grunten laut brief und sigl so sein wuerde daruber hat etc.

Seitemals die naturlich eigenschaft menschlicher verstäntnus ieden bericht, das der derselben herrschaft gesetz und ordnung darunder  er gesetzt ist, underthänig sein und soll derselben privilegi freihat recht und alt aufrechtlich herkomen, die gemainklich zufallen, wissen:  darumb sein etlich nutzlich erklerung auß den privilegien und freihaiten Sant Pölten gottshaus  gezogen von den fursten, kaisern und kunigen hochwurdiger  gedachtnus, davon die entsprungen sein, zu danksagunden lob und eren und den underthon  obgenants gottßhauß zu gebrauchen,  sovil dan zu täglicher ubung not sein, beschriben, darmit der unbillich gebrauch hingelegt und das panthäding  und gemain  recht so mein genädiger herr brobst und vermelts Sant Pölten gotshaus  in der stat zu Sant Pöltn und anderßwo  auf seinen grunten laut brief und sigl in furträglicher handlung meniklich geoffenwart werde, dermaß  in hernachvolgunter  weiß vorbedachtlich gesetzt hat, das sich ain ieder gemelts gotßhaus gerichtzzwang underworfen im rechten und in ander wög  wie not sein wirdet halten und darnach richten müg.

Item, von erst soll man  das täding alle jar an sand Phillip und on sant Jacobs  tag besitzen. und dasselb panthading  soll haben drei sprach und sein nachthading  uber vierzechen tag haben, ausgenomen  ob dem gotshaus  geschäft füerfüelen, alsdan mag man  das auf ainem andern bequamblichen tag anstöllen.

Item, wir melten: ob sich begäb das ainer mit klag käm an meines genädigen herrn brobst anwald und spräch ainem alf erb oder auf ander guet zue und begert rechtens, alsdan sol man dem oder denselben auf drei vierzechen tag, wie landsrecht ist, recht ergen lassen.

Item, wir melden  auch: ob das wär das ain streichunder dieb in der stat zu Sant Polten oder anderswohin  auf des gotshaus  grunt käm oder darauf begriffen wuert, und was er daselbs hinbringt, das ist er dem gotßhaus  verfallen und dem richter von iedem puessn oder von iedem pinkl zwenundsibenzig  phening, und  ob er viech rit oder trib, so wär er verfallen von iedem haubt zwenundsibenzig  phening zu wandl. und den dieb soll man unzt an den driten tag behalten und soll in darnach dem richter als er mit guertl umbfangen  wär oder ist antwurten. ist es außwendig der stat und des purkfridt, so soll man damit handlen und dem lantrichter in maß  wie ietz gemelt ist antwurten  und den dieb ôn des gotßhaus schaden richten.

Wir melden:  ob ain dieb ainem in sein gemach bräch  und derselb man schrier und rueft seinem nachtpawrn,  welch das gehort lhieten und ime nit zu hilf kämen, die sein von ir iedes haus zu wandl verfallen 72 den. und ob der dieb gefangen wurt, den soll man wie vor geshriben  stet antwurten.

Wir melden: ob sich begäb  das ainer auf des gotßhaus grunten erschlagen .urt  und das man  demselbigen der den erschlagen hiet nachkam, so soll im niemant nachkomen  den nur sein veint. und wer sach das er in ain haus  fluch und kam  davon, derselbig wiert ist niemants nichts phlichtig.

So melden wir das der ambtman  derselben frawen des der man gewesen  ist, unzt an den dritten tag zuespören soll;  er soll ir aber was ir notdurft ist essen und trinken heraus geben. und die fraw darnach sol zwölf phening  nemen  und die dem amptman fur in auf den tisch legen und die schlussel vordern;  gibt er irs so ist es guet, gibt er irs aber nit so sol die fraw haimb  geen und  selbs aufbrechen,  da rumb ist si nichts phlichtig.

Wir melden: ob sich begäb  das ain man  ainer fraw oder ainer diern ir eren beraubt uber iren willen, so soll si laufen mit gebunden  henden, mit gerauftem  har und mit zerbrochem  pentl und soll schreien und klagen allen iren freunten und aller creatur. und wo man in begreift, so soll man in richten das die fraw oder diern zwischen  dem haubt und dem  putreich durch gee, so ist ir ain gniegen geschechen. är aber das solich sach ainer frawen oder diern zu hand nach ostern geschach, und .an  si aufstuent lund das gewändl  schutet, umb sich sach ob es niemant gesechen hiet, und geschwig darnach stil unzt man das korn schneiden .olt, und lief darnach fur den richter und wolt darnach ir lait klagen, so ist derselb wer den schaden hat gethan zu wandl verfallen das er der frawen  oder diern umb  ain phening ain peitl kaufen und zwen phening darein legen soll, damit hat er sei ires schaden ergetzt.

So melden wir: ob man ainem  an seinem venster oder on seinem gemach  lusmet, des ainer innen wurt und  stäch heraus, mit wö das wär, und stäch in zu todt, so soll er heraus gon  und den todten hindan in den huefslag ziechen und soll im auf die wunden  ain phening legen, so ist er niemant nichts mer schuldig und hat in gepessert gegen dem richter oder gegen dem lantrichter.

Das ist die ander frag oder sprach:

Wir melden das ain ieder seinen dienst an dem rechten tag geben soll ee wen  sich tag und nacht schaidet. that er des nit, so ist er den ersten tag zu wandl verfallen zwöliff phening;  stet es aber vierzechen .tag], so ist er 72 dn verfallen zu wandl;  stet es aber drei vierzechen tag, so ist er zwen und sechs schilling phening verfallen, damit bestet es jar und tag;  stet es aber zwai jar, so ist er vier und zweliff ß den. verfallen;  stet es aber dreu jar, so ist er dem herrn des grunts verfallen. kumbt er aber und gibt dem herrn sein dienst und verricht sich mit im umb die väll und wändl, so soll in der herr guetlich aufnemen;  kumbt er aber nit, so mag der herr handlen  mit dem grunt und guet wie es im am pösten fueget.

Wir  melden: ob das war das ainer ain iman  hiet, die sollen bei ainem fewr kochen. und ob der iman  ain solcher man  wär und bracht unrechte war hinzue, von wen das war, und hielt das der wuert mit im und schwig darzue still, so sein si all bait als die dieb ze pessern. wer aber der wierte ain frumber man,  so soll er dem iman urlaub  geben und im sein guet heraus auf die gassen setzen, darumb  ist er nichts phlichtig.

Wir melden auch: ob das geschäch  das ainer mit ainem geladen armbst auf die gassen mit fravel lief, scheust er so ist er zu wandl zwen und sechs schilling phening. lafft er auf die gassen mit hanthafter wher, der ist 72 dn verfallen. ierft er aber mit ainer hagken  oder mit ainem stain, so ist er funf phunt phening zu wandl. zuckt er aber ain schwert oder messer, so ist er ze wandl 24 dn ôn schaden, mit schaden 72 dn. stösst aber ainer ainem in ain fenster, der ist zu wandl funf phunt  phening. lauft er im aber in das hauß uber das trischübl, alß oft er daruber lauft als oft ist er ze wandl funf phunt phening. schlecht aber ainer ainen mit der faust, der ist umb ain phunt phening. schlecht ainer ain mit der hant, der ist funf phunt phening  zu wandl. ob ainer ain rauft, von iedem finger ain tal. dn.

Ob ainer dem andern böse verbotene wort zuesetzt, der ist umb 72 dn zu wandl.

Wir melden: ob das geschäch  das ain fraw ain man uble unzimbliche .ort zuesetzt auf der gassen, so soll derselbig man irem man  klagen das si in hinfuron uberheb. kumbt aber die fraw mer mit pesen worten an in, schlecht er si daruber mit der hant, wohin  er si dan trifft, darumb ist er nichts schuldig. begäb sich aber das der frawen man herfur kämb und wolt sein weib rechen, so soll der ambtman  sew baide in den stogk schlachen und von iedem zu wandl nemen zwenundsibenzig  dn.

Wir melden: ob ainer kraut oder frucht lenger steen ließ wan vechsenzeit ist, so soll man sein schon unzt an den dritten tag, und nach dem dritten tag so soll derselb sein guet selber behueten. nam er des verrer schaden, von wem  das wär, so ist man nichts schuldig abzetragen.

Wir melden  das ain ieder dem ambtman gehorsam sein soll. und .an er in ervordert, so soll er komen;  tät er des nicht, darumb ist er ze .andl 72 dn.

Das ist die drit sprach:

Wir melden  das ain ieder hausgenoß bei dem  panthading sein soll. er das nit thuet, ist zu wandl umb 72 dn.

Wir melden das ain ieder sein gräben ramen und sein pannfridt vor sant Jorgen tag machen  soll. er das nit thuet, der ist zu wandl umb zwenundsibenzig phening.

Wir melden das ain ieder sein fewrstat bewaren und  ôn schaden halten soll. er aber das ain fewr zu ainem auskäm, so soll derselb beleiben und retten und damit es nit verrer kom umb  hilf ruefen, und soll unzt an den dritten tag fridsam sein. ob im aber iemant lait thet, der war zwaiunddreissig  phunt phening zu wandl  verfallen. er aber das zwen veintschaft gegen  einander hieten und komen  bei dem fewr zusam  und .olten das daselbs also enden, die sein ze wandl verfallen zwaiunddreissig phunt phening;  hietz aber ainer on dem guet nit, so sall man in an dem leib pessern.

Wir melden: ob ainer auf des gotßhaus grunten zuesprüch hiet, ist derselb im lant und vordert ers in jarsfrist nit, so hat er sein gerechtigkait verlorn.

Wir melden: ob ainer ain stegken auf die gaßen  fur ain zimer verrer dan die dachtropfen vallen schlueg, der ist ôn klag zweliff phening und mit klag zwenundsibenzig  phening zu wandl verfallen.

So melden wir: wöliche fraw den aschn auf die gassen schütt, die ist umb zwöliff phrning. und wer das siecht und verschweigt, der ist auch zu wandl zwoliff phening verfallen.

Wir melden das unser halter bei dem viech sicher sein soll. hiet er aber icht veindschaft gegen ainem, der soll in auf dem velt und an der gemain  dienst nit angreifen. schlecht er in aber, so ist er zwenundsibenzig phening  zu wandl. lauft der herter  wegk, so soll er der gemain ain halter bestöllen oder das viech selber halten.

Wir melten: wer ôn willen und wissen unser und des gotßhaus  anwäld sich anvogt, der ist leibs und guets verfallen.

Es soll auch dhainer des gotßhaus holden auf laistung geen. elcher darin fallig wuerde, der ist umb zwenundsibenzig phening zu wandl verfallen.

Es soll kainer fur ains andern herrn holden porg werden. er das uberträt, der ist zu wandl funf phunt phening verfallen.

So melden wir das ain ieder des gottshaus holt sein gut zu dorf und velt bei dem wandl  funf phunt phening stiftlich und pewlich halte.

Es soll kainer sun noch knecht haben die angevogt sein. elicher solliches uberfaren wurt, der ist funf phunt phening zu wandl verfallen.

So soll auch kainer frembt knecht  oder ander leut uber den dritten tag aufhalten. elcher das tat, der ist zu wandl ain pllunt phening verfallen.

Wir melden: welcher in unsern hölzern und walden maist ôn unser  und unser anwält willen, der ist von iedem stam sechzig phening zu .andl verfallen.

Wir melden: welcher ain grunt aus ainem guet das von genantem Sant Polten gotshaus zu lechen ruert, ôn urlab versetzt, wan das beschiecht, alsdan so ist derselb grunt benantem gotshaus verfallen, und derselb der den satz durch seinen kauf inne hat, der ist zu wandl sechs schilling zwen phening verfallen.

Wir melden: welcher bei dem panthäding nit erscheint,  der ist zu .andl  verfallen zwenundsibenzig  phening.

Wir melden: welcher der vorgemelten stugk, punkt und articl ains oder mer uberfuer, den hat mein herr der brobst oder sein anwalt an leib und guet ze pessern.

Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichisches Staatsarchiv | InvNr.: Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Handschriftensammlung B 69 | alte InvNr.: Kod. 1105 | Seiten: 1a-5a |
Herkunft / Fundort
St. Pölten | BH: St. Pölten | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1500 - 1510
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 271-278, Nr. 44/I/1 (Edition).

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